Erwacht an einem schönen Morgen ein reicher Müller ob dem Stillstehen des großen Mühlrades. Der brave Mann eilt hinab in den Mühlraum, um nach der Ursache der Störung zu sehen. Da findet er auf dem großen Rade eine schön gezimmerte Kiste und in derselben drei wunderhübsche Kindlein, zwei Knaben und ein Mädchen. Dieselben trugen goldenes Haar und ein gülden Sternlein auf der heitern Stirne. Der Müller rief seine Frau herbei, die bei dem seltenen Anblicke die Hände vor Verwunderung über den Kopf zusammenschlug, und da die beiden Leutchen ohne Kinder waren, beschlossen sie, die fremden als ihre eigenen zu pflegen und zu erziehen. So vergieng manches Jahr des Friedens, und die Kleinen wuchsen fröhlich und kräftig heran zur großen Freude der guten Pflegeeltern.
Als aber die Knaben ins zwanzigste Jahr kamen, da glaubte der Müller ihnen die volle Wahrheit sagen zu müssen, und er erzählte ihnen, wie er sie gefunden und daß sie nicht ihre, der Müllersleute, eigene Kinder seien. Die Geschwister verlangten aber zu wissen, von wannen sie kämen und wer ihnen Vater und Mutter sei, und sie bedrängten mit ihren Fragen den gutmüthigen Alten gar sehr, der ihnen endlich sagte, sie sollten die Burg aufsuchen, wo das Vöglein sei, das die Wahrheit erzähle; dort würden sie die gewünschte Auskunft erlangen. Und als der frühe Morgen kam, ritt der jüngere der beiden Knaben, ungeachtet aller Bitten und Thränen der Pflegeeltern, auf des Müllers