Suche

Märchenbasar

Tritt ein und lass dich verzaubern

Hier dreht sich alles um die phantastische Welt der Märchen und davon bekommst du jede Menge geboten. Über 4000 klassische und sehr viele brandneue Märchen warten auf dich.

Märchenbasar-Trenner

Inka-hAma, Affenkopf

Einmal lebte Einer vom Stamme der Sioux an einem Bergsee, Inka-hAma genannt, der weder eine Frau besaß noch Kinder, mit denen er hätte tändeln können; der ein alternder Mann war und dessen Fähigkeiten zum Kriegshandwerk zu wünschen übrig ließen; dem nicht vergönnt gewesen, im Kampfgeschrei zu sterben. Daher war seine Seele umdunkelt von Schwermut, desgleichen sein stolzes Herz von Schatten erniedrigender Tatenlosigkeit. Statt des Wildlederwamses, der Perlenstickerei, des hohen Adlerfederschmuckes hing ihm ein Bergziegenfell um seinen Leib. Ihn hatten die Stammesbrüder dem Fischerhandwerk zugewiesen. Bei rotem Himmel, bei rotzuckenden Blitzen hatte Inka-hAma, der Fischer, sein Netz ausgeworfen. Hinter den Bergen in der Ebene hörte er im tönenden Donner das Schlachtgeheul der feindlichen Schwarzfüße widerhallen. Stück für Stück drangen die Feinde vor; das letzte Weideland, der letzte Acker ging verloren, nichts als unfruchtbares Steingebirge blieb den Sioux. Heftig erzitterte der Fischer in Ungeduld und Sorge. Im Geiste warf er sich den Verhaßten entgegen, den Rivalen mit den mondbemalten Gesichtern. Er, der Rufer der Felsen, der Rufer der Ebene ritt an der Spitze der Tapfersten, die auf dem Rücken der vierhundert Silbergäule des Stammes dahinflogen und feuerte sie durch wildes Schreien an. – Ein furchtbarer Donnerkeil fuhr in sein Netz. Der indianische Fischer zog es aus dem Wasser; keine Masche war zerrissen; nur Schweres hing in ihnen – ein Kasten aus Sandelholz. Dieser zerbrach. Etwas Graues, Lebendes sprang heraus. Ein schreiender Affe saß dem Sioux an der Brust. – „Ich, ‚Ikibi‘ komme zu Dir!“ – „Ich danke!“ erwiderte Inka-hAma, „Ikibi, hörst Du das Hyänengeheul der Schwarzfüße? Willst Du zugeben, daß die edlen, sonnenbronzenen Sioux verbluten, von den Pfeilen dieser Hunde durchbohrt sterben? Soll der Stamm der Sioux in Schande untergehen?“ – „Schnitze eine Maske, die meinem Kopfe, meinem Gesicht gleicht!“ – Inka-hAma, der Fischer nahm ein großes Stück Kork, zog ein Messer aus dem Gürtel und versuchte den Kopf des Affen zu schnitzen. Es ging – Ikibi führte das Messer. Der Affe stieß die Augenlöcher in sein Abbild und umrandete sie. Dann bestrich er die fertige Maske mit roter und schwarzer Erde, setzte zu beiden Seiten große Büschel grauen Haares an und preßte das verzerrte Schreckgesicht Inka-hAma vor die Stirn. – „Geh zum Berge Otasquaw und lege dich in den weißen Sand, bis die Wölfe kommen. Siebenhundert männliche Tiere mit breitem Rückenkamm schickt dir der Prophet Maorie. Wenn sie alle versammelt sind, ziehe mit ihnen gegen die Feinde der Sioux, gegen die schmutzig-gelben Schwarzfüße, die wie Nattern zischen. Geh!“ befahl der Affe Ikibi. – Als der Körper Inka-hAmas vom weißen Sand des Berges Otasquaw silbern glitzerte, wie die eisigen Gletscher der Felsen, erschienen siebenhundert Wölfe mit roten Mäulern und roten Augen. Im Kampfe mit den verhaßten Schwarzfüßen waren die Sioux bis an das Felsgebirge zurückgegangen; die ganze Ebene war übersät von ihren Toten. Der „Wandelnde Berg“ warf seinen Kopfschmuck hinter sich, schlang ein rotes Tuch um seine Augen und erwartete den Tod. – „Sie sollen nicht sagen, daß sie den Häuptling der Sioux töteten!“ – Die Schwarzfüße erneuerten die Kriegsmalerei ihrer Gesichter.

Weiterlesen »

Gefällt dir das Projekt Märchenbasar?

Dann hinterlasse doch bitte einen Eintrag in meinem Gästebuch.
Du kannst das Projekt auch mit einer kleinen Spende unterstützen.

Vielen Dank und weiterhin viel Spaß

Skip to content