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Die Feen besuchten zuweilen in der Dämmerung und in mannigfachen Verkleidungen die Hütten in Nordwales, um den Charakter der Bewohner zu prüfen. Wenn sie nicht gut aufgenommen wurden, so gieng es denen, die sie beleidigt hatten, fortan sehr schlecht. An einem Abend nun saß Morgan ap Rhys allein in seiner Hütte am Kamin, schmauchte sein Pfeifchen und trank dazu sein Gläschen Bier in aller Gemüthlichkeit. Da klopfte es bescheiden an die Thüre und – nachdem Morgan: »Herein!« gerufen hatte – traten die Feen, als Bettler verkleidet, ein. Sie baten um etwas Eßen, da sie sehr arm und bedürftig seien. Morgan gab ihnen, was er hatte, Käse und Brod, und die Feen – die er freilich nicht dafür ansah – packten es in ihren Quersack. Darauf sagten sie ihm, er solle sich Etwas wünschen und sie wollten es ihm zum Lohn für seine Wohlthätigkeit gewähren. Da Morgan ein großer Liebhaber der Musik war, so wünschte er sich eine Harfe – und kaum gesagt, so stand schon die Harfe vor ihm und die Feen – die er nun freilich dafür erkannte – waren verschwunden.
Da kam seine Frau und einige Nachbarn herein und Morgan, um zu zeigen, was er bekommen hätte, fieng an auf seiner Harfe zu spielen. Aber kaum, daß der erste Ton heraus war, so war auch schon die ganze Gesellschaft auf den Beinen – hast du nicht gesehn – fiengen sie an zu tanzen, als ob sie den Verstand verloren hätten, sprangen bis an die Decke, schlenkerten die Beine weit aus und setzten über Tisch und Stühle weg. Dabei schrien und flehten sie unabläßig, Morgan solle aufhören zu spielen – aber der alte Spaßvogel harfte so lange, bis ihm selber die Finger weh thaten, und da hörten auch die Tänzer auf zu springen und sanken todtmüde nieder. Von der Zeit an wollte Keiner mehr zu Morgan ins Haus gehn, denn Alle fürchteten sich vor der Harfe, die er immer spielte, wenn er zu viel getrunken hatte; und da dieß sehr oft geschah, so war Niemand sicher vor ihm. Und da galt keine Ausnahme. Greise, alte Weiber, Mädchen, Kinder – Einer wie der Andre mußte tanzen, sobald er die Harfe hörte. Die Gegend, wo Morgans Haus stand, ward zuletzt ganz verrufen, und die Nachbarn hätten gern ihre Häuser losgeschlagen, wenn nur Einer gewesen wäre der sie hätte kaufen mögen.
Da, eines Morgens, nachdem Morgan am Abend zuvor zum großen Verdruß seiner Nachbarn, sein Unwesen auf der Harfe wieder getrieben hatte, war sie plötzlich verschwunden. Man glaubte, die Feen hätten sie ihm wieder genommen, da sie das Unheil, das er damit anrichtete, gesehen und Mitleid mit den armen Nachbarn bekommen hätten.
Da kam seine Frau und einige Nachbarn herein und Morgan, um zu zeigen, was er bekommen hätte, fieng an auf seiner Harfe zu spielen. Aber kaum, daß der erste Ton heraus war, so war auch schon die ganze Gesellschaft auf den Beinen – hast du nicht gesehn – fiengen sie an zu tanzen, als ob sie den Verstand verloren hätten, sprangen bis an die Decke, schlenkerten die Beine weit aus und setzten über Tisch und Stühle weg. Dabei schrien und flehten sie unabläßig, Morgan solle aufhören zu spielen – aber der alte Spaßvogel harfte so lange, bis ihm selber die Finger weh thaten, und da hörten auch die Tänzer auf zu springen und sanken todtmüde nieder. Von der Zeit an wollte Keiner mehr zu Morgan ins Haus gehn, denn Alle fürchteten sich vor der Harfe, die er immer spielte, wenn er zu viel getrunken hatte; und da dieß sehr oft geschah, so war Niemand sicher vor ihm. Und da galt keine Ausnahme. Greise, alte Weiber, Mädchen, Kinder – Einer wie der Andre mußte tanzen, sobald er die Harfe hörte. Die Gegend, wo Morgans Haus stand, ward zuletzt ganz verrufen, und die Nachbarn hätten gern ihre Häuser losgeschlagen, wenn nur Einer gewesen wäre der sie hätte kaufen mögen.
Da, eines Morgens, nachdem Morgan am Abend zuvor zum großen Verdruß seiner Nachbarn, sein Unwesen auf der Harfe wieder getrieben hatte, war sie plötzlich verschwunden. Man glaubte, die Feen hätten sie ihm wieder genommen, da sie das Unheil, das er damit anrichtete, gesehen und Mitleid mit den armen Nachbarn bekommen hätten.
[Julius Rodenberg: Märchen aus Wales]