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Tommy Grimes war manchmal ein artiger und manchmal ein schlimmer Junge; wenn er aber ein schlimmer Junge war, dann war er auch schon ein sehr schlimmer Junge.
Seine Mutter pflegte ihm oft zu sagen: »Tommy, Tommy, sei schön artig und geh‘ nicht allein auf die Straße, sonst wird der Mister Miacca kommen und dich holen.«
Wenn Tommy aber ein ungezogener Junge war, so gieng er doch allein auf die Straße. Eines Tages war er kaum um die Ecke gekommen, als auch schon Mister Miacca ihn packte. Er that ihn mit dem Kopf nach unten und den Füßen nach oben in einen Sack und nahm ihn mit nach Hause.
Dort angekommen, zog er ihn aus dem Sack hervor, stellte ihn hin und betastete seine Arme und Beine.
»Du bist ein bischen zähe,« sagte er, »aber ich hab‘ nichts anderes zum Abendessen, und beim Kochen wird sich’s schon geben. Aber meiner Treu, jetzt hab‘ ich das Gemüse vergessen, und ohne Gemüse wirst du mir nicht schmecken. Sally! Du, Sally, komm‘ her!« rief er seine Frau.
Sie kam aus dem anderen Zimmer und fragte: »Was willst du, mein Schatz?«
»Ah, ich hab‘ da einen kleinen Jungen fürs Abendessen mitgebracht,« sagte Mister Miacca, »und ganz das Gemüse vergessen. Bitte, gib auf ihn acht, während ich es hole.«
»Schon recht, lieber Mann,« antwortete Frau Miacca, und Mister Miacca gieng.
Da sagte Tommy Grimes zu Frau Miacca: »Isst Mister Miacca immer kleine Buben zum Nachtmahl?«
»Größtentheils,« sagte Frau Miacca, »wenn die kleinen Jungen schlimm sind und ihm in den Weg laufen.«
»Und haben Sie sonst nichts als Bubenfleisch? Keinen Pudding?« fragte Tommy.
»Ach, ich esse Pudding so gern!« antwortete Frau Miacca, »aber unsereins bekommt nicht oft Pudding zu sehen.«
»Meine Mutter macht gerade heute einen Pudding,« sagte Tommy Grimes, »und ich bin davon überzeugt, dass sie Ihnen ein bischen davon gibt, wenn ich sie darum bitte. Soll ich schnell hinlaufen und ihn holen?«
»Du bist wirklich ein braver Junge,« sagte Frau Miacca, »aber bleib‘ nicht zu lang‘ aus und komm‘ nur ja rechtzeitig vor dem Abendessen zurück!«
Tommy machte sich eiligst aus dem Staube und war froh, so leichten Kaufes davonzukommen. Eine Zeitlang war er so brav, als man sich’s nur wünschen konnte, und gieng nie allein auf die Straße. Aber es war so schwer, immer artig zu sein, und so gieng er eines Tages wieder allein um die Ecke. Der Zufall wollte, dass in demselben Augenblick wieder Mister Miacca vorbeikam; der packte ihn, that ihn in seinen Sack und nahm ihn mit nach Hause.
Dort angekommen, ließ er ihn aus dem Sack, und als er ihn näher betrachtete, sagte er: »Aha, du bist der junge Herr, der mir und meiner Frau neulich einen so schlimmen Streich gespielt und uns um unser Abendessen gebracht hat. Na, das wird nicht wieder vorkommen. Heut‘ werd‘ ich selber auf dich acht geben. Da, kriech‘ unter das Sofa, ich werde mich draufsetzen und warten, bis das Wasser zu sieden beginnt.«
So musste denn der arme Tommy Grimes unter das Sofa kriechen, und Mister Miacca setzte sich drauf und wartete, bis das Wasser zu sieden begann. Und sie warteten und warteten, aber das Wasser wollte nicht kochen, und endlich wurde Mister Miacca ungeduldig und sagte: »Du, dort unten, ich will nicht länger warten. Steck‘ dein Bein heraus, sonst läufst du mir am Ende wieder davon.«
Tommy steckte ein Bein heraus, und Mister Miacca nahm ein Hackmesser, hackte es ab und warf es in den Topf.
Plötzlich rief er: »Sally, liebe Sally!«
Aber niemand antwortete. Da gieng er ins nächste Zimmer, um zu sehen, wo Frau Miacca blieb. Rasch kroch Tommy unter dem Sofa hervor und rannte zur Thür hinaus. Denn er hatte Mister Miacca statt seines Beines ein Sofabein hingehalten.
So kam er glücklich nach Hause und nie wieder gieng er, so lange er klein war, allein auf die Straße.
Seine Mutter pflegte ihm oft zu sagen: »Tommy, Tommy, sei schön artig und geh‘ nicht allein auf die Straße, sonst wird der Mister Miacca kommen und dich holen.«
Wenn Tommy aber ein ungezogener Junge war, so gieng er doch allein auf die Straße. Eines Tages war er kaum um die Ecke gekommen, als auch schon Mister Miacca ihn packte. Er that ihn mit dem Kopf nach unten und den Füßen nach oben in einen Sack und nahm ihn mit nach Hause.
Dort angekommen, zog er ihn aus dem Sack hervor, stellte ihn hin und betastete seine Arme und Beine.
»Du bist ein bischen zähe,« sagte er, »aber ich hab‘ nichts anderes zum Abendessen, und beim Kochen wird sich’s schon geben. Aber meiner Treu, jetzt hab‘ ich das Gemüse vergessen, und ohne Gemüse wirst du mir nicht schmecken. Sally! Du, Sally, komm‘ her!« rief er seine Frau.
Sie kam aus dem anderen Zimmer und fragte: »Was willst du, mein Schatz?«
»Ah, ich hab‘ da einen kleinen Jungen fürs Abendessen mitgebracht,« sagte Mister Miacca, »und ganz das Gemüse vergessen. Bitte, gib auf ihn acht, während ich es hole.«
»Schon recht, lieber Mann,« antwortete Frau Miacca, und Mister Miacca gieng.
Da sagte Tommy Grimes zu Frau Miacca: »Isst Mister Miacca immer kleine Buben zum Nachtmahl?«
»Größtentheils,« sagte Frau Miacca, »wenn die kleinen Jungen schlimm sind und ihm in den Weg laufen.«
»Und haben Sie sonst nichts als Bubenfleisch? Keinen Pudding?« fragte Tommy.
»Ach, ich esse Pudding so gern!« antwortete Frau Miacca, »aber unsereins bekommt nicht oft Pudding zu sehen.«
»Meine Mutter macht gerade heute einen Pudding,« sagte Tommy Grimes, »und ich bin davon überzeugt, dass sie Ihnen ein bischen davon gibt, wenn ich sie darum bitte. Soll ich schnell hinlaufen und ihn holen?«
»Du bist wirklich ein braver Junge,« sagte Frau Miacca, »aber bleib‘ nicht zu lang‘ aus und komm‘ nur ja rechtzeitig vor dem Abendessen zurück!«
Tommy machte sich eiligst aus dem Staube und war froh, so leichten Kaufes davonzukommen. Eine Zeitlang war er so brav, als man sich’s nur wünschen konnte, und gieng nie allein auf die Straße. Aber es war so schwer, immer artig zu sein, und so gieng er eines Tages wieder allein um die Ecke. Der Zufall wollte, dass in demselben Augenblick wieder Mister Miacca vorbeikam; der packte ihn, that ihn in seinen Sack und nahm ihn mit nach Hause.
Dort angekommen, ließ er ihn aus dem Sack, und als er ihn näher betrachtete, sagte er: »Aha, du bist der junge Herr, der mir und meiner Frau neulich einen so schlimmen Streich gespielt und uns um unser Abendessen gebracht hat. Na, das wird nicht wieder vorkommen. Heut‘ werd‘ ich selber auf dich acht geben. Da, kriech‘ unter das Sofa, ich werde mich draufsetzen und warten, bis das Wasser zu sieden beginnt.«
So musste denn der arme Tommy Grimes unter das Sofa kriechen, und Mister Miacca setzte sich drauf und wartete, bis das Wasser zu sieden begann. Und sie warteten und warteten, aber das Wasser wollte nicht kochen, und endlich wurde Mister Miacca ungeduldig und sagte: »Du, dort unten, ich will nicht länger warten. Steck‘ dein Bein heraus, sonst läufst du mir am Ende wieder davon.«
Tommy steckte ein Bein heraus, und Mister Miacca nahm ein Hackmesser, hackte es ab und warf es in den Topf.
Plötzlich rief er: »Sally, liebe Sally!«
Aber niemand antwortete. Da gieng er ins nächste Zimmer, um zu sehen, wo Frau Miacca blieb. Rasch kroch Tommy unter dem Sofa hervor und rannte zur Thür hinaus. Denn er hatte Mister Miacca statt seines Beines ein Sofabein hingehalten.
So kam er glücklich nach Hause und nie wieder gieng er, so lange er klein war, allein auf die Straße.
[Anna Kellner: Englische Märchen]