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Es war einmal ein Pfarrer, der war ein solcher Grobian, daß er schon von weitem, wenn ihm auf der Landstraße jemand zu Wagen entgegengefahren kam, zu schreien anfing: »Macht Platz! Macht Platz für den Pfarrer!« Als er eines Tages wieder so ging, kam der König daher. »Platz! Platz!« schrie er schon von weitem. Aber der König fuhr, wie es ihm paßte, und fuhr eilig, so daß diesmal der Pfarrer ausweichen mußte, und als der König neben ihm war, rief er ihm zu: »Morgen kommst du zu mir aufs Schloß, und wenn du mir nicht drei Fragen beantworten kannst, die ich dir stellen werde, so mußt du zur Strafe für deine Hoffart den Pfarrersrock ausziehen!«
Das klang anders, als es der Pfarrer gewohnt war. Schreien und lärmen und sich vor Hoffart selbst nicht mehr kennen, das konnte er wohl; aber verständig Rede und Antwort stehen, das war nicht seine Stärke. Da ging er zum Küster, von dem die Meinung ging, er sei im Oberstübchen besser bedacht als der Pfarrer. Zu ihm sagte er, er traue sich nicht ins Schloß zu gehen, denn »ein Narr kann mehr fragen, als zehn Weise antworten!« sagte er und brachte den Küster dazu, an seiner Stelle hinzugehen. Der Küster machte sich auf, mit des Pfarrers Talar und Krause angetan. Der König empfing ihn draußen im Hausgang mit Krone und Zepter und war so prächtig angetan, daß er nur so leuchtete und glänzte.
»Nun, bist du da?« fragte der König. Ja, freilich sei er da.
»Jetzt sag mir zuerst«, sagte der König, »wie weit ist es von Osten bis Westen?« – »Eine Tagesreise«, sagte der Küster. »Wieso?« fragte der König. »Nun, die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter und bringt das schön in einem Tag fertig«, sagte der Küster.
»Schön«, sagte der König, »aber jetzt sag mir, wieviel bin ich wohl wert, so wie ich hier stehe?«
»Nun, Christus wurde auf dreißig Silberlinge geschätzt, da darf ich dich wohl nicht höher als neunundzwanzig schätzen«, sagte der Küster.
»Ja freilich«, sagte der König, »aber da du so über alle Maßen klug bist, so sag mir auch, was ich jetzt denke?«
»Ach, Herr König, du denkst wohl, der Pfarrer stehe vor dir, aber da irrst du dich gewaltig, denn ich bin der Küster«, sagte er.
»So fahr doch gleich nach Hause und sei Pfarrer, und der Pfarrer soll Küster sein!« sagte der König, und das geschah auch.
Das klang anders, als es der Pfarrer gewohnt war. Schreien und lärmen und sich vor Hoffart selbst nicht mehr kennen, das konnte er wohl; aber verständig Rede und Antwort stehen, das war nicht seine Stärke. Da ging er zum Küster, von dem die Meinung ging, er sei im Oberstübchen besser bedacht als der Pfarrer. Zu ihm sagte er, er traue sich nicht ins Schloß zu gehen, denn »ein Narr kann mehr fragen, als zehn Weise antworten!« sagte er und brachte den Küster dazu, an seiner Stelle hinzugehen. Der Küster machte sich auf, mit des Pfarrers Talar und Krause angetan. Der König empfing ihn draußen im Hausgang mit Krone und Zepter und war so prächtig angetan, daß er nur so leuchtete und glänzte.
»Nun, bist du da?« fragte der König. Ja, freilich sei er da.
»Jetzt sag mir zuerst«, sagte der König, »wie weit ist es von Osten bis Westen?« – »Eine Tagesreise«, sagte der Küster. »Wieso?« fragte der König. »Nun, die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter und bringt das schön in einem Tag fertig«, sagte der Küster.
»Schön«, sagte der König, »aber jetzt sag mir, wieviel bin ich wohl wert, so wie ich hier stehe?«
»Nun, Christus wurde auf dreißig Silberlinge geschätzt, da darf ich dich wohl nicht höher als neunundzwanzig schätzen«, sagte der Küster.
»Ja freilich«, sagte der König, »aber da du so über alle Maßen klug bist, so sag mir auch, was ich jetzt denke?«
»Ach, Herr König, du denkst wohl, der Pfarrer stehe vor dir, aber da irrst du dich gewaltig, denn ich bin der Küster«, sagte er.
»So fahr doch gleich nach Hause und sei Pfarrer, und der Pfarrer soll Küster sein!« sagte der König, und das geschah auch.
[Norwegen: Klara Stroebe: Nordische Volksmärchen]