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Jiraiya war der Sohn eines Daimio im östlichen Japan; dieser sein Vater, Fürst einer großen Provinz, hatte einen erbitterten Krieg gegen einen benachbarten Daimio zu führen, welcher ihn schließlich in einer großen Schlacht besiegte und erschlug, alle seine Krieger tötete oder in die Flucht trieb und das ganze Erbe Jiraiyas an sich riß. Dieser war gezwungen, als Flüchtling die väterliche Provinz zu verlassen.
Tief ergrimmt über sein Schicksal, floh Jiraiya weiter und weiter in finstere Wälder. Er wußte nicht, was er beginnen sollte; er vermochte sich nicht zu entschließen, Dienste bei einem anderen Fürsten zu nehmen, da er ein Prinz von Geblüt war. Da er nun nichts auf der Welt mehr besaß, um sein Leben zu fristen, und dabei ein unerschrockener, starker Krieger war, so faßte er den Entschluß, sich von Straßenraub zu nähren, und so setzte er sich in den Bergen von Etschigo fest und ward einer der gefürchtetsten Räuber, die es gab. Es war aber die Gegend voll von seinesgleichen, und als die übrigen Räuber erkannten, daß Jiraiya unstreitig der kühnste und verwegenste unter ihnen allen war, so kamen sie zu ihm und baten ihn, ihr Oberhaupt zu werden. Jiraiya willigte ein und wurde in der That ein Räuberhauptmann, wie es einen mächtigeren nie gegeben hatte.
Er fühlte sich nun nicht mehr unglücklich über sein Schicksal, sondern er lebte der gewissen Hoffnung, daß er mit der Zeit Mannschaften und Geld genug bekommen würde, um gegen seinen mächtigen Feind, den Mörder seines Vaters, einen erfolgreichen Kampf zu unternehmen, und zu diesem Zwecke häufte er Schätze auf Schätze.
Nun lebte in demselben Gebirge in einer tiefen Höhle ein Eremit Namens Senso-Dojin, der ein Freund von Jiraiyas Vater gewesen war und seine Zuneigung auf den Sohn übertrug. Dieser Eremit trieb aber Zauberei und war namentlich im Besitze eines sehr wichtigen und mächtigen Zaubers, des sogenannten Froschzaubers oder, wie es im Japanischen heißt, Gamano-jutsu. Mit Hilfe dieses Zaubers vermochte Senso-Dojin sich und andere Menschen in riesengroße Frösche zu verwandeln, die dann mit Leichtigkeit unerkannt und wohlgeborgen jedes Gewässer durchschwimmen konnten oder auch am Ufer saßen und den Menschen auflauerten und viele andere außerordentliche Dinge zu stände brachten. Der Eremit, der sehr stolz auf den Besitz dieses merkwürdigen Zaubers war, konnte sich desselben doch nicht so von Herzen freuen, wie er wünschte, denn es war damit eine große Unannehmlichkeit verknüpft, welche ihn gar nicht seines Lebens froh werden ließ. Es gab nämlich im nämlichen Gebirge eine bösartige große Schlange, Orotschi genannt, die auch zauberkundig war und die Kraft besaß, Senso-Dojins Froschzauber zu vernichten. Sie haßte den Eremiten und trachtete ihm unaufhörlich nach dem Leben, und da sie ihm nicht anders beizukommen wußte, so nahm sie Menschengestalt an und umschlich sehr oft seine Höhle. Der Eremit war in beständiger Angst vor dem Thun und Treiben seiner Feindin, so daß er nur selten seine Höhle zu verlassen wagte. Endlich kam ihm der Gedanke, Jiraiyas Hilfe in Anspruch zu nehmen. »Wir können beide uns nützen,« sprach er zu ihm. »Du erhältst meinen Froschzauber, den ich dir schenke, damit du durch seine Hilfe dich an deinem Feinde rächest, welchen du sonst doch schwerlich besiegen könntest, denn er ist sehr mächtig; und dafür schaffst du mir meinen Feind, die Schlange fort und befreiest mich von ihren gräulichen Nachstellungen. Ach, ich bin überzeugt, daß sie mich trotz aller Vorsicht erwischen und fressen wird. Deshalb hilf mir und tödte sie mit menschlicher Kraft und menschlichen Waffen.«
Jiraiya hörte diese Worte mit vielem Vergnügen und nahm ohne Zögern den Vorschlag an. Ungesäumt empfing er den Froschzauber; dann aber zog er, der Tapferste unter den Tapfern, sofort gegen den bösen hinterlistigen Feind des Eremiten aus. Orotschi, die Riesenschlange, welche keine Ahnung von der Gefahr hatte, die sie bedrohte, und sich deren nicht versah, wurde alsbald von der Hand des Helden Jiraiya erlegt. Ein Pfeil durchbohrte sie und machte ihrem tückischen Treiben ein Ende.
Der Eremit Senso-Dojin war damit freilich aus aller Gefahr befreit, aber Jiraiya kam nicht so gut davon. Er hatte sich in eine böse Lage gebracht und büßte beinahe das Leben ein. Die Angehörigen der Schlange nämlich konnten den Tod der großen Zauberin nicht verschmerzen und sannen auf Rache gegen Jiraiya. Und wie das Schlangengelichter ein kriechendes, hinterlistiges Geschlecht ist, so kamen sie nicht in offenem Kampfe zu zu Jiraiya, sondern bereiteten heimtückisch einen Trank aus Schlangengift, den sie ihm eines Tages beizubringen wußten. Er, ahnungslos, trank die Schale und wurde auf der Stelle zum Tode krank. Sicherlich hätte er sterben müssen, wenn ihm nicht abermals wunderbarerweise durch einen Zauber geholfen wäre.
In der Nähe wohnte eine Jungfrau mit Namen Tsunade, die bereits viel von Jiraiya gehört hatte, denn das Volk ehrte ihn als einen Tapferen. Diese Jungfrau hatte von einem alten Manne, einem Freunde ihres Vaters, den berühmten heilkräftigen Schneckenzauber erlernt, der gegen den Schlangenzauber und namentlich gegen das Gift der Schlangen schützt. Die Jungfrau war deshalb auch beim Volke sehr beliebt und hatte großen Ruhm, denn weit und breit nahm man ihre Hilfe in Anspruch, sobald jemand von einer Schlange gebissen war. So hatte sie schon viele Menschen vom Tode errettet. Sie hörte nun, daß der tapfere Jiraiya an Schlangengift sterben müsse. Sofort machte sie sich auf den Weg und eilte zu ihm; sie kam auch nicht zu spät. Jiraiya ward durch sie gerettet und stand bald wieder kräftig und gesund auf seinen Füßen. Zum Danke für ihre Hilfe nahm er Tsunade zum Weibe; diese war sehr glücklich, den berühmten Krieger Jiraiya zum Gatten bekommen zu haben, und zog fortan stets mit ihm und verließ ihn nie.
Jetzt aber war es Zeit, daß Jiraiya seine eigentliche Lebensaufgabe löste und endlich gegen seinen eigenen Feind zog, der ihn aus dem Hause und dem Reiche seiner Väter vertrieben hatte. Er legte die Rüstung an und nahm seine Waffen zur Hand; dann versammelte er die Seinen und zog gegen die feindliche Burg. Dieselbe war von einem breiten, tiefen Wassergraben umgeben, über den keine Brücke führte. Dies war Jiraiya stets als größtes Hindernis erschienen, wenn er daran dachte, den Mörder seines Vaters zu bekriegen; denn Schiffe wurden von den Mauern des Schlosses beobachtet, und deren Bemannung hätte den Pfeilen unmöglich standhalten können, welche vom Schlosse her auf sie geschossen wären. Heute lachte Jiraiya über den breiten Graben; er war ja im Besitze des Froschzaubers, der ihn in den Stand setzte, samt allen Genossen ungesehen durch die Fluten zu gelangen. Dann konnte er nach kurzem Kampfe den überraschten Feind schlagen, Rache für seinen Vater üben und für sich selbst zurücknehmen, was ursprünglich und von Rechts wegen sein Eigenthum war. Überglücklich in diesem Gedanken und von Kampfeslust beseelt, zog Jiraiya aus; allein es kam ganz anders, als er geglaubt. Der Schlangentrank, der ihm freilich vermöge Tsunades Hilfe an Leben und Gesundheit keinen Schaden gethan, ward ihm dennoch verderblich, denn er hatte die Kraft des Froschzaubers gebrochen.
So stand Jiraiya wuthschnaubend vor der Burg seiner Väter, und als er dennoch den Kampf wagte, war der Erfolg – wie bei der Übermacht seines Gegners vorauszusehen – ein sehr schlechter. Überall geschlagen, mußte er abermals flüchten und auf seine Rache für immer verzichten.
Mit dieser Erkenntnis war auch seine Lust am Kampfe und am fröhlichen Kriegerleben dahin. Er fand keinen Gefallen mehr daran und zog sich in tiefe Einsamkeit in die Berge zurück, wo er fortan bis zu seinem Tode mit seiner Frau und seinem alten getreuen Freunde lebte.
Tief ergrimmt über sein Schicksal, floh Jiraiya weiter und weiter in finstere Wälder. Er wußte nicht, was er beginnen sollte; er vermochte sich nicht zu entschließen, Dienste bei einem anderen Fürsten zu nehmen, da er ein Prinz von Geblüt war. Da er nun nichts auf der Welt mehr besaß, um sein Leben zu fristen, und dabei ein unerschrockener, starker Krieger war, so faßte er den Entschluß, sich von Straßenraub zu nähren, und so setzte er sich in den Bergen von Etschigo fest und ward einer der gefürchtetsten Räuber, die es gab. Es war aber die Gegend voll von seinesgleichen, und als die übrigen Räuber erkannten, daß Jiraiya unstreitig der kühnste und verwegenste unter ihnen allen war, so kamen sie zu ihm und baten ihn, ihr Oberhaupt zu werden. Jiraiya willigte ein und wurde in der That ein Räuberhauptmann, wie es einen mächtigeren nie gegeben hatte.
Er fühlte sich nun nicht mehr unglücklich über sein Schicksal, sondern er lebte der gewissen Hoffnung, daß er mit der Zeit Mannschaften und Geld genug bekommen würde, um gegen seinen mächtigen Feind, den Mörder seines Vaters, einen erfolgreichen Kampf zu unternehmen, und zu diesem Zwecke häufte er Schätze auf Schätze.
Nun lebte in demselben Gebirge in einer tiefen Höhle ein Eremit Namens Senso-Dojin, der ein Freund von Jiraiyas Vater gewesen war und seine Zuneigung auf den Sohn übertrug. Dieser Eremit trieb aber Zauberei und war namentlich im Besitze eines sehr wichtigen und mächtigen Zaubers, des sogenannten Froschzaubers oder, wie es im Japanischen heißt, Gamano-jutsu. Mit Hilfe dieses Zaubers vermochte Senso-Dojin sich und andere Menschen in riesengroße Frösche zu verwandeln, die dann mit Leichtigkeit unerkannt und wohlgeborgen jedes Gewässer durchschwimmen konnten oder auch am Ufer saßen und den Menschen auflauerten und viele andere außerordentliche Dinge zu stände brachten. Der Eremit, der sehr stolz auf den Besitz dieses merkwürdigen Zaubers war, konnte sich desselben doch nicht so von Herzen freuen, wie er wünschte, denn es war damit eine große Unannehmlichkeit verknüpft, welche ihn gar nicht seines Lebens froh werden ließ. Es gab nämlich im nämlichen Gebirge eine bösartige große Schlange, Orotschi genannt, die auch zauberkundig war und die Kraft besaß, Senso-Dojins Froschzauber zu vernichten. Sie haßte den Eremiten und trachtete ihm unaufhörlich nach dem Leben, und da sie ihm nicht anders beizukommen wußte, so nahm sie Menschengestalt an und umschlich sehr oft seine Höhle. Der Eremit war in beständiger Angst vor dem Thun und Treiben seiner Feindin, so daß er nur selten seine Höhle zu verlassen wagte. Endlich kam ihm der Gedanke, Jiraiyas Hilfe in Anspruch zu nehmen. »Wir können beide uns nützen,« sprach er zu ihm. »Du erhältst meinen Froschzauber, den ich dir schenke, damit du durch seine Hilfe dich an deinem Feinde rächest, welchen du sonst doch schwerlich besiegen könntest, denn er ist sehr mächtig; und dafür schaffst du mir meinen Feind, die Schlange fort und befreiest mich von ihren gräulichen Nachstellungen. Ach, ich bin überzeugt, daß sie mich trotz aller Vorsicht erwischen und fressen wird. Deshalb hilf mir und tödte sie mit menschlicher Kraft und menschlichen Waffen.«
Jiraiya hörte diese Worte mit vielem Vergnügen und nahm ohne Zögern den Vorschlag an. Ungesäumt empfing er den Froschzauber; dann aber zog er, der Tapferste unter den Tapfern, sofort gegen den bösen hinterlistigen Feind des Eremiten aus. Orotschi, die Riesenschlange, welche keine Ahnung von der Gefahr hatte, die sie bedrohte, und sich deren nicht versah, wurde alsbald von der Hand des Helden Jiraiya erlegt. Ein Pfeil durchbohrte sie und machte ihrem tückischen Treiben ein Ende.
Der Eremit Senso-Dojin war damit freilich aus aller Gefahr befreit, aber Jiraiya kam nicht so gut davon. Er hatte sich in eine böse Lage gebracht und büßte beinahe das Leben ein. Die Angehörigen der Schlange nämlich konnten den Tod der großen Zauberin nicht verschmerzen und sannen auf Rache gegen Jiraiya. Und wie das Schlangengelichter ein kriechendes, hinterlistiges Geschlecht ist, so kamen sie nicht in offenem Kampfe zu zu Jiraiya, sondern bereiteten heimtückisch einen Trank aus Schlangengift, den sie ihm eines Tages beizubringen wußten. Er, ahnungslos, trank die Schale und wurde auf der Stelle zum Tode krank. Sicherlich hätte er sterben müssen, wenn ihm nicht abermals wunderbarerweise durch einen Zauber geholfen wäre.
In der Nähe wohnte eine Jungfrau mit Namen Tsunade, die bereits viel von Jiraiya gehört hatte, denn das Volk ehrte ihn als einen Tapferen. Diese Jungfrau hatte von einem alten Manne, einem Freunde ihres Vaters, den berühmten heilkräftigen Schneckenzauber erlernt, der gegen den Schlangenzauber und namentlich gegen das Gift der Schlangen schützt. Die Jungfrau war deshalb auch beim Volke sehr beliebt und hatte großen Ruhm, denn weit und breit nahm man ihre Hilfe in Anspruch, sobald jemand von einer Schlange gebissen war. So hatte sie schon viele Menschen vom Tode errettet. Sie hörte nun, daß der tapfere Jiraiya an Schlangengift sterben müsse. Sofort machte sie sich auf den Weg und eilte zu ihm; sie kam auch nicht zu spät. Jiraiya ward durch sie gerettet und stand bald wieder kräftig und gesund auf seinen Füßen. Zum Danke für ihre Hilfe nahm er Tsunade zum Weibe; diese war sehr glücklich, den berühmten Krieger Jiraiya zum Gatten bekommen zu haben, und zog fortan stets mit ihm und verließ ihn nie.
Jetzt aber war es Zeit, daß Jiraiya seine eigentliche Lebensaufgabe löste und endlich gegen seinen eigenen Feind zog, der ihn aus dem Hause und dem Reiche seiner Väter vertrieben hatte. Er legte die Rüstung an und nahm seine Waffen zur Hand; dann versammelte er die Seinen und zog gegen die feindliche Burg. Dieselbe war von einem breiten, tiefen Wassergraben umgeben, über den keine Brücke führte. Dies war Jiraiya stets als größtes Hindernis erschienen, wenn er daran dachte, den Mörder seines Vaters zu bekriegen; denn Schiffe wurden von den Mauern des Schlosses beobachtet, und deren Bemannung hätte den Pfeilen unmöglich standhalten können, welche vom Schlosse her auf sie geschossen wären. Heute lachte Jiraiya über den breiten Graben; er war ja im Besitze des Froschzaubers, der ihn in den Stand setzte, samt allen Genossen ungesehen durch die Fluten zu gelangen. Dann konnte er nach kurzem Kampfe den überraschten Feind schlagen, Rache für seinen Vater üben und für sich selbst zurücknehmen, was ursprünglich und von Rechts wegen sein Eigenthum war. Überglücklich in diesem Gedanken und von Kampfeslust beseelt, zog Jiraiya aus; allein es kam ganz anders, als er geglaubt. Der Schlangentrank, der ihm freilich vermöge Tsunades Hilfe an Leben und Gesundheit keinen Schaden gethan, ward ihm dennoch verderblich, denn er hatte die Kraft des Froschzaubers gebrochen.
So stand Jiraiya wuthschnaubend vor der Burg seiner Väter, und als er dennoch den Kampf wagte, war der Erfolg – wie bei der Übermacht seines Gegners vorauszusehen – ein sehr schlechter. Überall geschlagen, mußte er abermals flüchten und auf seine Rache für immer verzichten.
Mit dieser Erkenntnis war auch seine Lust am Kampfe und am fröhlichen Kriegerleben dahin. Er fand keinen Gefallen mehr daran und zog sich in tiefe Einsamkeit in die Berge zurück, wo er fortan bis zu seinem Tode mit seiner Frau und seinem alten getreuen Freunde lebte.
[Asien: Japan. Märchen der Welt ]