Einmal erwachte der Knecht mitten in der Nacht und konnte nicht wieder einschlafen, dadurch wurde er gewahr, daß seine Herrin etwas aus dem Tiegel nahm, sich den Bauch einschmierte, rittlings den Feuerhaken bestieg und durch den Kamin flog. Da wunderte sich der Knecht, und er erkannte, daß sie eine Hexe war. Weil ihn aber die Neugier packte, was es wohl mit diesem Tiegel auf sich habe, stand er auf, schnallte den Säbel um, bestrich sich ebenfalls mit der Salbe, setzte sich auf einen Feuerhaken und flog ebenso wie der Frau durch den Kamin davon. Ehe er sich’s versah, was geschah und wohin die Reise ging, landete er auch schon an einem Ort voller aufgeputzter Gäste. Es fand ein Ball statt, man vergnügte sich, aß Gebäck und andere Speisen und bewirtete auch ihn mit Gebackenem. Er aß sich satt und füllte obendrein die ganze Tasche mit dem Backwerk, das dort gereicht wurde.
Wenig später begannen sich alle Versammelten um irgendetwas zu zanken und auszuschelten, packten einander bei den Köpfen und schlugen aufeinander ein. Unter ihnen erkannte er auch seine Herrin. Da mischte er sich unter die Raufenden und fuchtelte solange mit dem Säbel herum, bis er seiner Bäuerin die Hand abgeschlagen hatte.
Über ein Weilchen wurde es ganz dunkel, alle stoben auseinander und machten sich auf den Heimweg, nur der Knecht, der keine Salbe zum Einschmieren mitgenommen hatte, blieb allein an diesem Ort zurück. „Was fange ich hier an?“ dachte er bei sich, „nun ist guter Rat teuer, ich muß wohl oder übel nach Hause wandern.“
Da machte er sich also auf die Strümpfe und lief und lief. Hatte er zuvor, als er auf dem Feuerhaken geflogen kam, im Handumdrehen den Weg zurückgelegt, so mußte er nun ein ganzes Jahr wandern, bis er endlich zu Hause anlangte. Als er eintraf, fragte ihn der Bauer: „Wo hast du dich so lange herumgetrieben?“ „Ach seht, Herr, ich war hier und dort, und darum bin ich so lange unterwegs gewesen“, log er. „Wartet, Bauer, ich hab Euch Backwerk mitgebracht, seht nur, wie gut es ist!“
Er langte in die Tasche, als er aber hineinschaute, da war alles voller Pferdeäpfel.
Er warf sie fort und spuckte aus, weil er auch von diesem Unrat gegessen hatte. Dann aber sah er nach der Hausfrau, die krank im Bett daniederlag. „Was ist Euch?“, fragte der Knecht. „Ich bin krank“, antwortete sie. „Aber was fehlt Euch?“ „Was geht’s dich an, ich bin eben krank!“ Aber der Knecht sah, daß sie unter dem Federbett den Arm verbarg, an dem die Hand fehlte. Da ging er zum Herrn und erzählte ihm alles, was er in jener Nacht erlebt und gesehen hatte. Es bekümmerte den Hausherrn sehr, daß er eine Hexe zur Frau hatte. Heimlich tötete er sie, trug sie in die Nacht hinaus und verscharrte sie in einer Grube, so daß niemand wußte, wo sie geblieben war.
Quelle: Kozlowski, K., a.a. O.,
Czersk/Warszawa