1
(1)
Es wurde einmal ein Knabe in die Apotheke geschickt, um ein Nichts im Wasserl zu holen. Er fürchtete den Namen der Arznei zu vergessen und sagte daher auf dem Wege immer vor sich hin: »Nichts im Wasserl – nichts im Wasserl.«
Einige Fischer, die am Weg saßen und seine Worte hörten, wurden darob überaus zornig, gaben ihm eine Anzahl Ohrfeigen und sagten, er müsse nicht sagen: »Nichts im Wasserl«, sondern: »Einen nach dem andern.«
Der Bub merkt sich das, besonders wegen der Ohrfeigen, und sagte nun immerfort: »Einen nach dem andern – einen nach dem andern.« Bald kam er an einem Haufen Leute vorbei, die zusahen, wie einer gehängt wurde. Er ließ sich nicht irremachen und wiederholte fleißig dabei: »Einen nach dem andern.« Die Leute, die das hörten, verwiesen ihm seinen Mutwillen und sagten: »Du mußt sagen: ‚Gott tröste die arme Seel‘!’«
Der Bub ließ sich nicht zweimal warnen und sagte in einem fort: »Gott tröste die arme Seel‘ – Gott tröste die arme Seel‘.« Mit diesen Worten ging er seines Weges, und es begegnete ihm bald ein Schinder mit einem krepierten Roß. Dieser ward zornig über den Buben wegen seiner gottlosen Rede und prügelte ihn tüchtig durch.
Dann gab er ihm Weis‘ und Lehre und sagte: »Du mußt sagen: ‚Das Sauleder stinkt.’« Der Bub merkte sich die Worte, besonders wegen der Prügel, und sagte nun immerfort: »Das Sauleder stinkt – das Sauleder stinkt.« Da kam des Weges ein Herr mit einer schönen Frau am Arm, und als der die Worte des Buben hörte, wurde er krebsrot vor Zorn, wichste ihm mit seinem Stock ein paar Ordentliche auf und gab dann neue Weis‘ und Lehr, indem er sagte: »Du mußt sagen: ‚Das ist ein schönes Ding.’«
Der Bub merkte sich die Worte, besonders wegen der Streiche, und sagte immerfort: »Das ist ein schönes Ding – das ist ein schönes Ding.« Sein Weg führte ihn an einem Schusterhaus vorbei, an dessen Fenster der Meister gerade Schuhe nagelte. Wie dieser den vorbeigehenden Buben ein um das andere Mal sagen hörte: »Das ist ein schönes Ding«, wurde er neugierig und schaute zum Fenster hinaus. Während er die Augen anderswo als bei der Arbeit hatte, schlug er sich einen Nagel in den Finger. Deshalb wurde er über den armen Buben zornig, lief hinaus und haute ihn tüchtig durch.
Der Bub getraute sich nun nimmer zu sagen: »Das ist ein schönes Ding«, und weil ihn der Schuster auch nichts anderes dafür gelehrt hatte, so hatte er gar nichts zu sagen, und er wußte nicht, was er in der Apotheke verlangen sollte. Er kehrte also um und schleunte sich nach Hause zurück zu Vater und Mutter. Diese verlangten von ihm die Arznei, und weil er keine mitgebracht hatte, so ging die Musik aufs neue los, und der Bub bekam Schläge, daß sich ein Stein über ihn hätte erbarmen mögen.
Einige Fischer, die am Weg saßen und seine Worte hörten, wurden darob überaus zornig, gaben ihm eine Anzahl Ohrfeigen und sagten, er müsse nicht sagen: »Nichts im Wasserl«, sondern: »Einen nach dem andern.«
Der Bub merkt sich das, besonders wegen der Ohrfeigen, und sagte nun immerfort: »Einen nach dem andern – einen nach dem andern.« Bald kam er an einem Haufen Leute vorbei, die zusahen, wie einer gehängt wurde. Er ließ sich nicht irremachen und wiederholte fleißig dabei: »Einen nach dem andern.« Die Leute, die das hörten, verwiesen ihm seinen Mutwillen und sagten: »Du mußt sagen: ‚Gott tröste die arme Seel‘!’«
Der Bub ließ sich nicht zweimal warnen und sagte in einem fort: »Gott tröste die arme Seel‘ – Gott tröste die arme Seel‘.« Mit diesen Worten ging er seines Weges, und es begegnete ihm bald ein Schinder mit einem krepierten Roß. Dieser ward zornig über den Buben wegen seiner gottlosen Rede und prügelte ihn tüchtig durch.
Dann gab er ihm Weis‘ und Lehre und sagte: »Du mußt sagen: ‚Das Sauleder stinkt.’« Der Bub merkte sich die Worte, besonders wegen der Prügel, und sagte nun immerfort: »Das Sauleder stinkt – das Sauleder stinkt.« Da kam des Weges ein Herr mit einer schönen Frau am Arm, und als der die Worte des Buben hörte, wurde er krebsrot vor Zorn, wichste ihm mit seinem Stock ein paar Ordentliche auf und gab dann neue Weis‘ und Lehr, indem er sagte: »Du mußt sagen: ‚Das ist ein schönes Ding.’«
Der Bub merkte sich die Worte, besonders wegen der Streiche, und sagte immerfort: »Das ist ein schönes Ding – das ist ein schönes Ding.« Sein Weg führte ihn an einem Schusterhaus vorbei, an dessen Fenster der Meister gerade Schuhe nagelte. Wie dieser den vorbeigehenden Buben ein um das andere Mal sagen hörte: »Das ist ein schönes Ding«, wurde er neugierig und schaute zum Fenster hinaus. Während er die Augen anderswo als bei der Arbeit hatte, schlug er sich einen Nagel in den Finger. Deshalb wurde er über den armen Buben zornig, lief hinaus und haute ihn tüchtig durch.
Der Bub getraute sich nun nimmer zu sagen: »Das ist ein schönes Ding«, und weil ihn der Schuster auch nichts anderes dafür gelehrt hatte, so hatte er gar nichts zu sagen, und er wußte nicht, was er in der Apotheke verlangen sollte. Er kehrte also um und schleunte sich nach Hause zurück zu Vater und Mutter. Diese verlangten von ihm die Arznei, und weil er keine mitgebracht hatte, so ging die Musik aufs neue los, und der Bub bekam Schläge, daß sich ein Stein über ihn hätte erbarmen mögen.
(mündlich aus Kramsach)
[Österreich: Ignaz und Joseph Zingerle: Kinder und Hausmärchen aus Süddeutschland]