0
(0)
Vor vielen Jahren wohnte ein böser Mann in einer Sennhütte und brachte daselbst wie die andern Hirten mit seinem Vieh den Sommer zu. Er war jähzornig und übermütig, und einen armen Jungen, der bei ihm diente, quälte er auf jede erdenkliche Weise mit schwerer Arbeit, rauhen Worten und grausamen Schlägen.
Eines Tages trug er ihm ein Geschäft auf, zu welchem der Knabe nicht genug Kräfte besaß; da geriet er in solchen Zorn, daß er ihn ergriff und mit dem Kopf in den Kessel tauchte, worin er eben die Milch sott, um sie zu scheiden. So starb der Knabe, und der Senn warf den Leichnam in den Wildbach; daheim aber sagte er: »Der dumme Bube muß von einem Fels herabgestürzt sein; denn er ist fortgegangen, um die Geißen zu melken, und nicht wieder zurückgekommen.«
Nun vergingen viele Jahre; das Gebein des Knaben hing ungerächt an einem Felsen des Wildbaches; und von Zeit zu Zeit, wenn eine stärkere Welle vorbeirauschte, nahm sie eins von den Knöchlein mit fort, spielte eine Weile damit und ließ es dann etwa an einem einsamen Ufer liegen. Einmal traf es sich aber, daß im Tal Kirchweih war, wobei es lustig zuging und der böse Sennhirt von Wein, Musik und Tanz betäubt war, so daß er alle Demut und Vernunft von sich tat und in seiner Sündentorheit wild dahin taumelte.
Es war ihm drinnen zu heiß; drum ging er an den Bach hinaus, der eben von einem starken, warmen Regen angeschwellt stärker als sonst vorüberrauschte, kniete daran nieder und zog den Hut ab, um sich Wasser zu schöpfen. Er trank aus, was hineingelaufen war; auf dem Grunde aber fand er ein weißes Knöchlein, das steckte er auf seinen Hut und ging so in den Saal zurück. Da fing das Knöchlein auf einmal an zu bluten; und man wußte nun, wohin der Knabe gekommen war; das Fest nahm schnell ein Ende und der Bösewicht wurde bald hernach auf den Richtplatz geführt.
Eines Tages trug er ihm ein Geschäft auf, zu welchem der Knabe nicht genug Kräfte besaß; da geriet er in solchen Zorn, daß er ihn ergriff und mit dem Kopf in den Kessel tauchte, worin er eben die Milch sott, um sie zu scheiden. So starb der Knabe, und der Senn warf den Leichnam in den Wildbach; daheim aber sagte er: »Der dumme Bube muß von einem Fels herabgestürzt sein; denn er ist fortgegangen, um die Geißen zu melken, und nicht wieder zurückgekommen.«
Nun vergingen viele Jahre; das Gebein des Knaben hing ungerächt an einem Felsen des Wildbaches; und von Zeit zu Zeit, wenn eine stärkere Welle vorbeirauschte, nahm sie eins von den Knöchlein mit fort, spielte eine Weile damit und ließ es dann etwa an einem einsamen Ufer liegen. Einmal traf es sich aber, daß im Tal Kirchweih war, wobei es lustig zuging und der böse Sennhirt von Wein, Musik und Tanz betäubt war, so daß er alle Demut und Vernunft von sich tat und in seiner Sündentorheit wild dahin taumelte.
Es war ihm drinnen zu heiß; drum ging er an den Bach hinaus, der eben von einem starken, warmen Regen angeschwellt stärker als sonst vorüberrauschte, kniete daran nieder und zog den Hut ab, um sich Wasser zu schöpfen. Er trank aus, was hineingelaufen war; auf dem Grunde aber fand er ein weißes Knöchlein, das steckte er auf seinen Hut und ging so in den Saal zurück. Da fing das Knöchlein auf einmal an zu bluten; und man wußte nun, wohin der Knabe gekommen war; das Fest nahm schnell ein Ende und der Bösewicht wurde bald hernach auf den Richtplatz geführt.
[Schweiz: Otto Sutermeister: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz]