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Drei arme Brüder gingen hinaus in die weite Welt, um Schätze zu suchen und trennten sich vor den Thoren der Stadt. Der Aelteste gelangte in ein ödes Gebirg, wo er eine Fee fand, die ihn in ihren Dienst nahm. Diese bewohnte ein marmor’nes Schloß auf granitenem Grunde.
Als ein Jahr verflossen war, sagte die Fee zum ältesten der drei Brüder: »Ich muß fort und komme eine lange Zeit nicht. Inzwischen aber bist du der Hüter meines Schlosses und dir übergebe ich die drei goldenen Schlüssel zu den drei verschlossenen Zimmern.« Das Zimmer rechts und das Zimmer links darfst du öffnen, nicht aber, so dir dein Leben lieb ist, das Zimmer in der Mitte, in welchem alle Herrlichkeiten der Welt liegen. Sprach’s und verschwand. Und der junge Mann öffnete die Thüre links und erschaute des rothen Goldes die Fülle. Dann öffnete er die Thüre zum Zimmer rechts und wich zurück, geblendet von smaragdenem Glanze. Vor der Thüre in der Mitte aber blieb er bebend stehen, den Kampf kämpfend zwischen Pflicht und Neugierde. Die letztere siegte; er öffnete das Thor und ihn umblitzte in unbeschreiblicher Pracht alle Herrlichkeit der Welt. Kaum aber hatte sein Auge gesehen, was zu sehen dem Menschen nicht vergönnt, da fühlte er seine Glieder erlahmen und erkalten und er verwandelte sich in einen schwarzen Marmorstein.
Nach Jahr und Tag kam der zweite Bruder des Weges gegangen, trat ebenfalls in den Dienst der Fee, erhielt die drei goldenen Schlüssel, ließ sich aber auch von der Neugierde verleiten, öffnete das mittlere Thor und ward zu einem grünen Marmorstein. Zuletzt erschien der jüngste Bruder im Schlosse und nahm, wie seine Vorgänger, Dienst bei der Fee, erfüllte aber alle Bedingungen, öffnete die Thüre links, öffnete die Thüre rechts und ließ das Thor in der Mitte verschlossen. Da stund die gütige, anmuthstrahlende Fee vor ihm, legte die Hand auf sein Haupt und vor ihm erschloß sich in blendendem Schimmer die Herrlichkeit der Welt. Die Fee berührte dann den schwarzen und grünen Marmorstein mit einer Ruthe, gab den verzauberten Brüdern ihre frühere Gestalt wieder und hieß die drei sich mit Schätzen beladen und gehen. Das thaten die Brüder und giengen dankend von dannen. Als sie aber das Antlitz zurückwendeten, war vom Schlosse nichts mehr zu sehen und wo sich die stolzen Hallen aufgethan, stund eine schwarze Felsenwand.
Als ein Jahr verflossen war, sagte die Fee zum ältesten der drei Brüder: »Ich muß fort und komme eine lange Zeit nicht. Inzwischen aber bist du der Hüter meines Schlosses und dir übergebe ich die drei goldenen Schlüssel zu den drei verschlossenen Zimmern.« Das Zimmer rechts und das Zimmer links darfst du öffnen, nicht aber, so dir dein Leben lieb ist, das Zimmer in der Mitte, in welchem alle Herrlichkeiten der Welt liegen. Sprach’s und verschwand. Und der junge Mann öffnete die Thüre links und erschaute des rothen Goldes die Fülle. Dann öffnete er die Thüre zum Zimmer rechts und wich zurück, geblendet von smaragdenem Glanze. Vor der Thüre in der Mitte aber blieb er bebend stehen, den Kampf kämpfend zwischen Pflicht und Neugierde. Die letztere siegte; er öffnete das Thor und ihn umblitzte in unbeschreiblicher Pracht alle Herrlichkeit der Welt. Kaum aber hatte sein Auge gesehen, was zu sehen dem Menschen nicht vergönnt, da fühlte er seine Glieder erlahmen und erkalten und er verwandelte sich in einen schwarzen Marmorstein.
Nach Jahr und Tag kam der zweite Bruder des Weges gegangen, trat ebenfalls in den Dienst der Fee, erhielt die drei goldenen Schlüssel, ließ sich aber auch von der Neugierde verleiten, öffnete das mittlere Thor und ward zu einem grünen Marmorstein. Zuletzt erschien der jüngste Bruder im Schlosse und nahm, wie seine Vorgänger, Dienst bei der Fee, erfüllte aber alle Bedingungen, öffnete die Thüre links, öffnete die Thüre rechts und ließ das Thor in der Mitte verschlossen. Da stund die gütige, anmuthstrahlende Fee vor ihm, legte die Hand auf sein Haupt und vor ihm erschloß sich in blendendem Schimmer die Herrlichkeit der Welt. Die Fee berührte dann den schwarzen und grünen Marmorstein mit einer Ruthe, gab den verzauberten Brüdern ihre frühere Gestalt wieder und hieß die drei sich mit Schätzen beladen und gehen. Das thaten die Brüder und giengen dankend von dannen. Als sie aber das Antlitz zurückwendeten, war vom Schlosse nichts mehr zu sehen und wo sich die stolzen Hallen aufgethan, stund eine schwarze Felsenwand.
(In Surrhein bei Somvix erzählt)
[Rätoromanien: Dietrich Jecklin: Volksthümliches aus Graubünden]