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Die beiden Buckligen

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Es waren einmal zwei Bucklige, zwei gute Kameraden, aber einer buckliger als der andere. Arm und elend waren sie, ohne einen Heller. Einer von ihnen sagte: »Ich will ein wenig herumstreifen, denn hier gibt’s nichts zu essen, man stirbt Hungers. Ich will sehen, ob ich mein Glück machen kann.« – »Geh nur immer! Wenn du dein Glück machst und zurückkommst, will auch ich sehen, ob ich’s machen kann.« – Dieser Bucklige also macht sich auf den Weg und geht fort. Als er ein großes Stück Wegs zurückgelegt hat, findet er einen Platz, wo ein Markt war, wo alles, von allen Sorten verkauft wurde. Einer verkaufte da Käse. Er sagte: »Essen Sie den Parmigianino«. – Der Bucklige, der aus Parma war, glaubte, es gelte ihm und er, der Parmesaner, sollte gegessen werden. Er flüchtet und verbirgt sich in einem Hof. Als er eine Stunde dort geblieben war, hört er ein Kettengerassel, ein greuliches, und den Ruf: »Samstag und Sonntag!« – Drei oder viermal. Der arme Bucklige fügt hinzu: »Und Montag.« »O Gott,« sagen die Stimmen, »wer ist der, der unsern Chor gestimmt hat?« – Sie suchen und finden den armen Buckligen in seinem Versteck. – »O, ihr Herren,« sagt er, »ich bin hierher gekommen nicht um etwas böses zu tun, wissen Sie!« – »O, und wir sind gekommen, Dich zu belohnen. Du hast unseren Chor in Ordnung gebracht. Komm mit uns!«
Sie setzen ihn auf einen Tisch und nehmen ihm den Buckel ab. Dann behandeln sie ihn, heilen die Wunde und geben ihm zwei Säcke voll Geld. »Jetzt,« sagen sie, »kannst du gehen.« – Er bedankt sich und geht, ohne den Buckel.
Als er nach Parma kommt, wo er her ist, schau, da kommt der andere Bucklige. »Ist das nicht mein Freund? Aber wie? Der hatte ja einen Buckel. Höre mal, du bist nicht mein alter Kamerad, so und so!« – »Ja,« sagt jener, »ich bin’s.« – »Sage mal, warst du nicht bucklig?« – »Ja, aber sie haben mir den Buckel abgenommen und mir zwei Säcke voll Geld gegeben. Nun will ich dir erzählen, warum. Ich«, sagt er, »kam an jenen Ort« – (er sagt ihm, wo es war, mir hat er’s nicht gesagt, und so weiß ich’s nicht) »und hörte ausrufen: Essen Sie den Parmigianer, essen Sie den Parmigianer! – Ich kriegte große Angst und versteckte mich« (er sagte ihm auch, wo) »in einem Hof, so und so. Und,« sagt er, »nach einer gewissen Zeit höre ich ein Kettengeklirr und den Ruf: Samstag und Sonntag! von einem Chor. Nach zwei oder drei Wiederholungen sagte ich: Und Montag! Da kamen sie und suchten und fanden mich und sagten, ich hätte ihren Chor in Ordnung gebracht und sie wollten mich belohnen. Sie holten mich, nahmen mir den Buckel ab und gaben mir zwei Säcke voll Geld.« – »O Gott!« sagte der andere Bucklige, »da will ich auch gehen, weißt du.« – »Geh nur, armer Kerl, geh, geh, geh! Addio, Addio!«
Er macht sich auf den Weg und geht und kommt auch an den Ort, und wo sein Kamerad gesagt hat, versteckt er sich, genau an dieselbe Stelle. Nach einer gewissen Zeit hört er plötzlich Kettengeklirr. Samstag und Sonntag! – singt ein ganzer Chor, und ein anderer: Und Montag! Der Bucklige, nachdem sie das drei oder viermal gesungen hatten, ruft: »Und Dienstag!« – »Wo ist der,« sagen sie, »der unseren Chor verdorben hat? Wenn wir ihn finden, reißen wir ihn in Stücke.« – Nun denkt, dieser arme Bucklige, sie schlagen und hauen auf ihn ein, was sie nur können, dann setzen sie ihn auf denselben Tisch wie seinen Gefährten. – »Nehmt diesen Buckel,« sagen sie, »und setzt ihn ihm vorn hin!« – Sie nehmen den Buckel des andern und heften ihn an die Brust des Ärmsten, dann jagen sie ihn mit Schlägen fort.
Er kehrt nach Hause zurück und findet den Freund. »Um Gotteswillen!« ruft der, »ist das nicht mein Freund? Ei was! er ist es nicht, denn er hat auch vorn einen Höcker. Aber gib mir Bescheid,« sagt er: »Bist du nicht mein Freund?« – »Freilich,« antwortet der weinerlich. »Ich wollte meinen Buckel nicht und muß nun meinen und deinen tragen, und bin noch dazu elend verprügelt worden, siehst du’s nicht?« – »Komm nur!« sagte der Freund, »komm nach Hause, wir wollen einen Bissen essen, und beruhige dich!« – Und so ging er jeden Tag und aß einen Bissen bei dem Freund, und endlich, denk‘ ich, werden sie gestorben sein.

[Italien: Paul Heyse: Italienische Volksmärchen]

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