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Es waren einmal ein König und eine Königin, die hatten keine Kinder. Eine alte Frau weissagte ihnen, sie hätten die Wahl zwischen einem Sohn, der das väterliche Haus auf Nimmerwiedersehen verlassen, und einer Tochter, die den Eltern verbleiben werde, wenn es ihnen gelinge, sie bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahre gut zu behüten, ohne dass sie etwas von der Außenwelt zu sehen bekomme. Sie gaben sich mit der Tochter zufrieden, und wirklich brachte die Königin bald darauf ein Mädchen zur Welt. Der König ließ einen unterirdischen Palast errichten, wo das Mädchen aufwuchs und erzogen wurde, ohne von der Welt etwas zu ahnen. Als jedoch sein achtzehntes Lebensjahr heranrückte, hatte es seine Erzieherin nach wiederholten Bitten endlich dazu gebracht, dass sie ihm ein Pförtchen öffnete, das zum Garten führte. Es war ganz bezaubert von der Sonne, von den Farben und Blumen.
Eines Tages erging es sich wieder im Garten. Da schoss auf einmal ein riesiger Vogel auf das Mädchen herab, packte es und trug es mit sich fort durch die Lüfte, bis er es auf dem Dach eines Bauernhauses niedersetzte. Zwei Bauern, Vater und Sohn, sahen von ferne etwas in der Sonne glitzern, und als sie sich näherten, entdeckten sie auf dem Dach die Königstochter mit einer Krone aus Brillanten auf dem Haupt. Erstaunt kletterten sie über die Dächer zu ihr hin; das Mädchen erzählte ihnen ihre Geschichte und bat sie flehentlich, es herunterzuholen. Die guten Bauern kamen seinem Wunsch gern nach und führten es in ihr Haus, wo sie es den fünf Bauerntöchtern zur Gefährtin gaben. Anfangs lebten sie vom Verkauf der Brillanten, doch mit der Zeit gingen diese zu Ende.
Die Königstochter, die den armen Leuten nicht zur Last fallen wollte, sagte zur Frau des Bauern, die es jetzt Mutter nannte: „Ich bitte dich, geh zu der Königin des Landes und lass dir etwas für mich zum Sticken geben.“ Die Königin, um die Bäuerin loszuwerden, schickte dem Mädchen ein grobes Stück Leinwand. Als ihr die Bäuerin die fertige Arbeit überbrachte, hatte das Mädchen das Tuch mit so herrlichen Stickereien verziert, dass sich die Königin vor Staunen nicht fassen konnte, und sie schickte dem Mädchen zwei Goldstücke. Auch sandte sie ihm einen anderen Lumpen; wieder brachte die Bäuerin ihr eine Handarbeit zurück, die allerseits Bewunderung erregte. Um sie auf die Probe zu stellen, ließ sich die Königin ihre Verwunderung nicht anmerken und sandte dem Mädchen zusammen mit den zwei Goldstücken einen alten Rock. Als aber die Bäuerin auch diesen schön gestickt zurückbrachte, wollte die Königin um jeden Preis wissen, wie jene zu den Handarbeiten kam, die unmöglich aus den Händen einer Bäuerin stammen konnten.
Die arme Frau redete ihr ein, ihre Tochter sei im Kloster bei den Nonnen erzogen worden, doch die Königin wollte es nicht glauben. Schließlich bestellte sie die ganze Aussteuer für die Hochzeit ihres Sohnes bei ihr. Der Prinz, dem seine Mutter diese Geschichte erzählt hatte, wollte das Milchmädchen gern kennen lernen. Er suchte es auf und leistete ihm Gesellschaft, während es über seine Arbeit gebeugt saß, und da er ein rechter Tölpel war, fiel er dem Mädchen lästig. Eines Tages, ehe er sich’s versah, gab er ihm einen Kuss. Da durchbohrte ihm das Mädchen, ohne sich lange zu besinnen, mit dem Pfriem das Herz.
Der Vorfall ließ sich nicht verheimlichen, und das arme Mädchen kam vor Gericht, das aus den Töchtern des Königs bestand. Die Älteste verurteilte es zu lebenslänglichem Gefängnis, die zweite zum Tode, die dritte zu zwanzig Jahren Gefängnis, die jüngste aber, die das weichste Herz hatte und die Missetäterin in ihrem Innern entschuldigte, verurteilte sie nur zu acht Jahren, doch sollte sie zusammen mit dem Leichnam des Königssohnes in einen Turm gesperrt werden, so dass sie ihn ständig vor Augen hatte und Reue über ihre Tat empfand. Der Vorschlag der Jüngsten wurde angenommen, und diese flüsterte dem Milchmädchen ins Ohr, sie werde ihm schon beistehen und helfen. Und sie hielt Wort. Als das Mädchen im Turm gefangen saß, brachte sie ihm jeden Tag die erlesensten Speisen.
Drei Jahre waren vergangen, seit die unglückliche Gefangene in der Einsamkeit schmachtete. Da erblickte sie eines Tages in der Luft den Vogel, der sie geraubt hatte; dieser schüttelte die Federn und ließ zehn tote junge Vögel zu ihren Füßen niederfallen. Das arme Mädchen konnte sich gar nicht darüber trösten, dass das Tier nicht nachlassen wollte, es zu verfolgen und zu peinigen. Doch zwei Tage darauf erschien der Vogel von neuem und ließ sich zu den Jungen herab, bestrich sie mit einem Kraut, das er mitgebracht hatte, und siehe da, alle zehn Vögelchen erwachten wieder zum Leben und flogen davon. Das Mädchen verstand sogleich, was der Vogel es hatte lehren wollen. Doch so sehr es auch suchte, es fand auf dem Boden auch nicht einen einzigen Halm von diesem Kraut.
Zwei Tage später erschien der Vogel wieder und warf ein ganzes Bündel von dem Kraut zu ihren Füßen. Erfreut lief das Mädchen zum Leichnam des Königs und bestrich ihn damit von oben bis unten, so dass der Tote allmählich aus seinem Schlaf erwachte und die Augen aufschlug. Insgeheim ließ das Mädchen die jüngste Tochter des Königs rufen, und als die Prinzessin die Gefangene aufsuchte, bereitete diese sie auf die unerlaubte Nachricht vor.
Nun beschlossen sie gemeinsam, dass der König im Turm bleiben solle, bis das Milchmädchen ihre Strafe verbüßt habe. Und damit es den beiden Gefangenen an nichts fehle, sandte ihnen die Schwester täglich alles, was ihr Herz begehrte, und als der König um eine Gitarre bat, ließ sie ihm sogar eine Gitarre bringen. Die beiden Liebenden verbrachten nun die Abende mit Gitarrenspiel und Gesang.
Neben dem Turm aber befand sich der Palast des Vizekönigs. Als dieser das Spielen und Singen vernahm, beschwerte er sich bei den Schwestern über die Gefangene. Darauf stellten sie das Milchmädchen zur Rede; es leugnete jedoch alles ab. Und da der König wieder wie leblos auf seinem Totenbett ausgestreckt lag, verließen sie es im Glauben, es sei allein. Doch Spiel und Gesang tönten weiter. Der Vizekönig, der es nicht mit ansehen mochte, dass sich eine Gefangene vergnügte, ordnete an, das Mädchen solle in ein anderes Gefängnis überführt werden.
Die Gefangene beriet sich nun mit der guten Schwester des Königs, was sie tun sollten, und als die Wachen kamen, um sie abzuholen, verließ sie den Turm am Arme des Königs. Bei diesem Anblick geriet alles in Verwirrung. Doch der Königssohn erklärte sogleich, er wolle das Milchmädchen heiraten. Und so geschah es.
Die drei ältesten Schwestern konnten es nicht verwinden, ein Milchmädchen zur Schwägerin zu haben, und hörten nicht auf, dieses zu sticheln und zu hänseln.
Da beschloss das Mädchen, ihnen einen gehörigen Denkzettel zu erteilen. Es bekundete eines schönen Tages, es wolle sich für einige Zeit nach Hause begeben, und fragte, was sie ihnen mitbringen solle. „Mir eine Flasche Milch“, sagte die Älteste; „mir Quarkkäse“, die zweite; „mir einen Kranz Knoblauch“, die dritte. Das Milchmädchen brach auf und besuchte seinen königlichen Vater, der es erfreut in die Arme Schloss, nachdem er es so lange vergeblich im unterirdischen Palast gesucht hatte.
Nach geraumer Zeit kehrte das Milchmädchen in einer prächtigen Kutsche zu seinem Gatten zurück. Die Prinzessinnen konnten es sich nicht erklären, wie ihre Schwägerin zu einer solchen Kutsche kam. Wie groß war aber erst ihre Überraschung, als sie die Geschenke zu Gesicht bekamen: Die Milchflasche war aus Silber und Gold gefasst; der Quarkkäse war ebenfalls aus Silber und mit Brillanten und kostbaren Steinen durchsetzt; und der Knoblauchkranz war ein wahres Kleinod der Goldschmiedekunst.
Aber auch die vierte Schwägerin war nicht vergessen worden, die einzige, die stets gut und liebevoll zu ihr gewesen war. Für sie hatte die Königin ihren jüngsten Bruder mitgebracht, der während ihrer Abwesenheit geboren worden war, und gab ihn der Schwägerin zum Gatten. Und so waren alle glücklich…Und lebten fröhlich und zufrieden.
Nur mir war nichts davon beschieden.
Eines Tages erging es sich wieder im Garten. Da schoss auf einmal ein riesiger Vogel auf das Mädchen herab, packte es und trug es mit sich fort durch die Lüfte, bis er es auf dem Dach eines Bauernhauses niedersetzte. Zwei Bauern, Vater und Sohn, sahen von ferne etwas in der Sonne glitzern, und als sie sich näherten, entdeckten sie auf dem Dach die Königstochter mit einer Krone aus Brillanten auf dem Haupt. Erstaunt kletterten sie über die Dächer zu ihr hin; das Mädchen erzählte ihnen ihre Geschichte und bat sie flehentlich, es herunterzuholen. Die guten Bauern kamen seinem Wunsch gern nach und führten es in ihr Haus, wo sie es den fünf Bauerntöchtern zur Gefährtin gaben. Anfangs lebten sie vom Verkauf der Brillanten, doch mit der Zeit gingen diese zu Ende.
Die Königstochter, die den armen Leuten nicht zur Last fallen wollte, sagte zur Frau des Bauern, die es jetzt Mutter nannte: „Ich bitte dich, geh zu der Königin des Landes und lass dir etwas für mich zum Sticken geben.“ Die Königin, um die Bäuerin loszuwerden, schickte dem Mädchen ein grobes Stück Leinwand. Als ihr die Bäuerin die fertige Arbeit überbrachte, hatte das Mädchen das Tuch mit so herrlichen Stickereien verziert, dass sich die Königin vor Staunen nicht fassen konnte, und sie schickte dem Mädchen zwei Goldstücke. Auch sandte sie ihm einen anderen Lumpen; wieder brachte die Bäuerin ihr eine Handarbeit zurück, die allerseits Bewunderung erregte. Um sie auf die Probe zu stellen, ließ sich die Königin ihre Verwunderung nicht anmerken und sandte dem Mädchen zusammen mit den zwei Goldstücken einen alten Rock. Als aber die Bäuerin auch diesen schön gestickt zurückbrachte, wollte die Königin um jeden Preis wissen, wie jene zu den Handarbeiten kam, die unmöglich aus den Händen einer Bäuerin stammen konnten.
Die arme Frau redete ihr ein, ihre Tochter sei im Kloster bei den Nonnen erzogen worden, doch die Königin wollte es nicht glauben. Schließlich bestellte sie die ganze Aussteuer für die Hochzeit ihres Sohnes bei ihr. Der Prinz, dem seine Mutter diese Geschichte erzählt hatte, wollte das Milchmädchen gern kennen lernen. Er suchte es auf und leistete ihm Gesellschaft, während es über seine Arbeit gebeugt saß, und da er ein rechter Tölpel war, fiel er dem Mädchen lästig. Eines Tages, ehe er sich’s versah, gab er ihm einen Kuss. Da durchbohrte ihm das Mädchen, ohne sich lange zu besinnen, mit dem Pfriem das Herz.
Der Vorfall ließ sich nicht verheimlichen, und das arme Mädchen kam vor Gericht, das aus den Töchtern des Königs bestand. Die Älteste verurteilte es zu lebenslänglichem Gefängnis, die zweite zum Tode, die dritte zu zwanzig Jahren Gefängnis, die jüngste aber, die das weichste Herz hatte und die Missetäterin in ihrem Innern entschuldigte, verurteilte sie nur zu acht Jahren, doch sollte sie zusammen mit dem Leichnam des Königssohnes in einen Turm gesperrt werden, so dass sie ihn ständig vor Augen hatte und Reue über ihre Tat empfand. Der Vorschlag der Jüngsten wurde angenommen, und diese flüsterte dem Milchmädchen ins Ohr, sie werde ihm schon beistehen und helfen. Und sie hielt Wort. Als das Mädchen im Turm gefangen saß, brachte sie ihm jeden Tag die erlesensten Speisen.
Drei Jahre waren vergangen, seit die unglückliche Gefangene in der Einsamkeit schmachtete. Da erblickte sie eines Tages in der Luft den Vogel, der sie geraubt hatte; dieser schüttelte die Federn und ließ zehn tote junge Vögel zu ihren Füßen niederfallen. Das arme Mädchen konnte sich gar nicht darüber trösten, dass das Tier nicht nachlassen wollte, es zu verfolgen und zu peinigen. Doch zwei Tage darauf erschien der Vogel von neuem und ließ sich zu den Jungen herab, bestrich sie mit einem Kraut, das er mitgebracht hatte, und siehe da, alle zehn Vögelchen erwachten wieder zum Leben und flogen davon. Das Mädchen verstand sogleich, was der Vogel es hatte lehren wollen. Doch so sehr es auch suchte, es fand auf dem Boden auch nicht einen einzigen Halm von diesem Kraut.
Zwei Tage später erschien der Vogel wieder und warf ein ganzes Bündel von dem Kraut zu ihren Füßen. Erfreut lief das Mädchen zum Leichnam des Königs und bestrich ihn damit von oben bis unten, so dass der Tote allmählich aus seinem Schlaf erwachte und die Augen aufschlug. Insgeheim ließ das Mädchen die jüngste Tochter des Königs rufen, und als die Prinzessin die Gefangene aufsuchte, bereitete diese sie auf die unerlaubte Nachricht vor.
Nun beschlossen sie gemeinsam, dass der König im Turm bleiben solle, bis das Milchmädchen ihre Strafe verbüßt habe. Und damit es den beiden Gefangenen an nichts fehle, sandte ihnen die Schwester täglich alles, was ihr Herz begehrte, und als der König um eine Gitarre bat, ließ sie ihm sogar eine Gitarre bringen. Die beiden Liebenden verbrachten nun die Abende mit Gitarrenspiel und Gesang.
Neben dem Turm aber befand sich der Palast des Vizekönigs. Als dieser das Spielen und Singen vernahm, beschwerte er sich bei den Schwestern über die Gefangene. Darauf stellten sie das Milchmädchen zur Rede; es leugnete jedoch alles ab. Und da der König wieder wie leblos auf seinem Totenbett ausgestreckt lag, verließen sie es im Glauben, es sei allein. Doch Spiel und Gesang tönten weiter. Der Vizekönig, der es nicht mit ansehen mochte, dass sich eine Gefangene vergnügte, ordnete an, das Mädchen solle in ein anderes Gefängnis überführt werden.
Die Gefangene beriet sich nun mit der guten Schwester des Königs, was sie tun sollten, und als die Wachen kamen, um sie abzuholen, verließ sie den Turm am Arme des Königs. Bei diesem Anblick geriet alles in Verwirrung. Doch der Königssohn erklärte sogleich, er wolle das Milchmädchen heiraten. Und so geschah es.
Die drei ältesten Schwestern konnten es nicht verwinden, ein Milchmädchen zur Schwägerin zu haben, und hörten nicht auf, dieses zu sticheln und zu hänseln.
Da beschloss das Mädchen, ihnen einen gehörigen Denkzettel zu erteilen. Es bekundete eines schönen Tages, es wolle sich für einige Zeit nach Hause begeben, und fragte, was sie ihnen mitbringen solle. „Mir eine Flasche Milch“, sagte die Älteste; „mir Quarkkäse“, die zweite; „mir einen Kranz Knoblauch“, die dritte. Das Milchmädchen brach auf und besuchte seinen königlichen Vater, der es erfreut in die Arme Schloss, nachdem er es so lange vergeblich im unterirdischen Palast gesucht hatte.
Nach geraumer Zeit kehrte das Milchmädchen in einer prächtigen Kutsche zu seinem Gatten zurück. Die Prinzessinnen konnten es sich nicht erklären, wie ihre Schwägerin zu einer solchen Kutsche kam. Wie groß war aber erst ihre Überraschung, als sie die Geschenke zu Gesicht bekamen: Die Milchflasche war aus Silber und Gold gefasst; der Quarkkäse war ebenfalls aus Silber und mit Brillanten und kostbaren Steinen durchsetzt; und der Knoblauchkranz war ein wahres Kleinod der Goldschmiedekunst.
Aber auch die vierte Schwägerin war nicht vergessen worden, die einzige, die stets gut und liebevoll zu ihr gewesen war. Für sie hatte die Königin ihren jüngsten Bruder mitgebracht, der während ihrer Abwesenheit geboren worden war, und gab ihn der Schwägerin zum Gatten. Und so waren alle glücklich…Und lebten fröhlich und zufrieden.
Nur mir war nichts davon beschieden.
Quelle:
(Märchen aus Italien)