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Die Geschichte vom Affen

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Einstmals genas eine Frau eines Kindes, das war ein Affe. Und als es größer geworden war, sagte es zu seiner Mutter: »Mutter, sei doch so gut und bringe mir immer eine Matte mit aus dem Hause heraus, wenn ich mich hier hinsetze, um mich zu sonnen.« Die Mutter antwortete und sagte: »Gut, mein Junge, aber jemand, der wie du einem Affen gleicht, der sollte sich nicht an einer Stätte zur Schau setzen, wo so viele Leute vorbeigehen.« Er antwortete: »Dem mag wohl so sein, Mutter, aber das macht nichts.«
Jeden Morgen brachte die Mutter eine Matte nach unten, legte sie auf die Erde, und dann setzte sich der Junge darauf. Eines Tages machte es sich, daß gerade die älteste Königstochter an der Stätte vorüber zum Baden ging, wo der Affe saß. Da meinte der Affe: »Hä! Wie wär’s, wenn die Prinzessin mich heiratete?« Und er ging zu seiner Mutter und sagte: »Mutter, sei doch so gut, und frage einmal die Prinzessin, ob sie mich vielleicht heiraten will.« Die Mutter erwiderte: »Pfui, Junge, was bildest du dir denn ein! Sie wird doch niemanden nehmen, der nicht wie ein Mensch aussieht! Und zum andern: Können so arme Menschen wie wir eine Königstochter heiraten? Das geht nicht, mein Junge, wir wollen uns doch nicht lächerlich machen, laß dich dadurch nicht kränken, mein Junge.« Aber der Affe drängte doch weiter und sagte: »Wie dem auch ist, Mutter, versuch’s nur, ich glaube, sie will doch.«
Die Mutter ging also hin. Als sie in den Palast des Königs kam, fragte sie den König: »Herr König, mich schickt mein Sohn, der Affe, und ich soll fragen, sagte er, ob Ihr damit einverstanden seid, wenn er um die Hand Eurer ältesten Tochter bittet.« Der König antwortete: »Gut, aber fragt das Mädchen selber, ob es will oder nicht.« Die Mutter des Affen fragte nun das Mädchen und sagte: »Prinzessin, mich sendet mein Sohn, der Affe, und läßt Euch fragen, ob Ihr seine Frau werden wollt.« Die Prinzessin versetzte: »O pfui! Wer wird sich denn mit einem Affen verheiraten! Und wenn ich bis zu meinem Tode keinen Mann bekomme, ich werde niemals einwilligen, einen Affen zu heiraten, ich nicht, versteht Ihr wohl! Aber fragt doch meine andern, meine jüngeren Schwestern, ob von denen eine will, wir sind neun Mädchen.« Die Mutter befragte die acht anderen Mädchen, nur die Jüngste willigte ein.
Als die Jüngste ihr Jawort gegeben hatte, kehrte die Mutter des Affen heim und erzählte ihrem Sohne, was sie erlebt hatte. Darauf sagte der Affe zu seiner Mutter: »Mutter, bring mich heute abend zu meiner Verlobten, wir wollen zusammen ausgehen und auf ihrem Badeplatz baden.« Als es Abend geworden war, brachte sie den Affen zu seiner Braut. Die Prinzessin nahm sie mit Freuden in Empfang. Und der Affe sagte zu seiner Verlobten: »Wenn du damit einverstanden bist, gehen wir zusammen aus und baden auf deinem Badeplatz.« Die Prinzessin antwortete: »Dann komme nur mit.« Und so gingen sie fort.
Als sie auf dem Badeplatz waren, zog der Affe seine Hülle aus, und nun sah die Prinzessin, daß der Affe ein glänzender Prinz war. Nach dem Bade zauberte der Affe Gewänder und sagte:

»Hokuspokus! Erscheint sofort ihr Gewänder,
Seid schöner als Königsgewänder,
Erscheint auch ihr Prinzessinnengewänder!«

Sofort war alles zur Stelle, was der Affe gezaubert hatte; sie kleideten sich an und begaben sich nach Hause. Wo sie vorüberkamen, wunderten sich die Leute, daß der Affe solch ein wunderschöner, prächtiger Prinz geworden war, auch der König war bei ihrem Erscheinen sehr erstaunt, einmal, weil der Affe so ganz anders aussah, dann weil sie so schöne Gewänder anhatten. Der König sagte zum Affen: »Herr Affe! Wann soll die Hochzeit sein?« Der Affe antwortete: »Übermorgen, Herr König, denn erst will ich uns noch ein Haus verschaffen.«
Der Affe zauberte wieder und sagte:

»Hokuspokus! Verwandle dich häßliches Haus
Und werde ein prächtiges Haus,
Werde schöner als des Königs Haus,
Und habe auch alles Gerät in dir!«

Sofort ging der Zauber in Erfüllung. Am dritten Tag fand dann in aller Pracht die Hochzeit statt.
Darnach sagte der Affe zu seiner Frau: »Ich muß nun eine Reise machen, damit deine älteren Schwestern dir nun nichts mißgönnen, mußt du folgendes tun: Wenn sie dich bitten, mit an den Strand zu gehen, um zu schaukeln, dann nimm eine Betelnuß und ein Ei mit, und wenn ihr dann schaukelt, und sie schieben dich mit Gewalt in die See, dann zerbreche schnell das Ei und lege es oben auf die Betelnuß. Dann kommt ein Hahn heraus. Und wenn der kräht, dann höre ich es.« Darauf fuhr der Affe ab.
Während der Affe auf der Reise war, luden die Schwestern die Affenfrau ein, um am Strande zu schaukeln. Sie hatten aber heimlich untereinander abgemacht: »Wenn die Frau des Affen schaukelt, dann stoßen wir sie mit aller Kraft in die See, daß sie ertrinkt.« So geschah es auch. Als die Frau des Affen schaukelte, stießen sie sie mit aller Gewalt in die See, so daß sie in die Tiefe geschleudert wurde. Sie zerschlug aber schnell das Ei, legte es auf die Betelnuß, und da krähte der Hahn. Kaum hatte der Affe den Hahnenschrei vernommen, eilte er auch schon heim; und wie er ankam, sah er seine Frau ruhig zusammen mit dem Hahn auf der Betelnuß sitzen. D’rauf nahm er seine Frau, steckte sie in einen Korb und begab sich nach Hause. Bei seiner Ankunft war die älteste Königstochter schon da. Er fragte sie: »Wo ist meine Frau?« Das Mädchen antwortete: »Ich bin doch deine Frau, zweifelst du etwa daran?« Der Affe sagte: »Ist das auch wahr?« Es antwortete: »Gewiß!«
Nun begab sich der Affe zum König und fragte: »Ist die Frau, die sich in meinem Haus befindet, wirklich meine Gemahlin?« Der König antwortete: »Ja«. Der Affe sagte darauf zum König: »Ist das auch wirklich wahr?« Der König erwiderte: »Wenn sie es nicht ist, Affe, dann wollen ich, meine Frau und die andern Schwestern deiner Gemahlin bei dir Sklaven werden, wenn sie es aber ist, dann sollst du in Stücke zerhackt werden.« Nun ließ der Affe den Korb, worin er seine Frau gesteckt hatte, öffnen; die Prinzessin kam heraus und stellte sich vor den König und seine Töchter hin. Und am selben Tage wurden der König, die Königin und ihre Töchter die Sklaven des Affen. Der Affe aber wurde König.

[Paul Hambruch, Malaiische Märchen aus Madagaskar und Insulinde, Märchen der Welt]

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