0
(0)
Der Löwe und der Schakal kamen einstmals überein, daß sie auf Jagd gehen und die Beute miteinander teilen wollten, damit sie für sich und ihre Familien für die Regenzeit einen guten Vorrat hätten.
Da der Löwe von den beiden bei weitem der beste Jäger war, so schlug der Schakal vor, daß sie sich in die Arbeit teilen wollten. Der Löwe sollte jagen, während der Schakal mit seiner Frau das Erlegte in die Höhlen schleppte, das Fleisch zubereitete und trocknete. Es verstünde sich von selbst, fügte der Schakal hinzu, daß er die Frau des Löwen und seine Kinder reichlich mit Nahrung versehen würde.
Auf diesen Vorschlag ging der Löwe ein, und die Jagd begann.
Nachdem er eine überaus reiche Beute an Wild aller Art gemacht hatte und längere Zeit von den Seinen abwesend gewesen war, kehrte er heim. Schon auf dem Wege freute er sich auf die Mahlzeit, welche ihn dort erwartete. Zu seinem Staunen fand er sein Weib und seine Kinder dem Hungertode nahe. Der Schakal hatte ihnen stets nur armselige Brocken von seinem Überfluß gegeben und sich immer damit entschuldigt, daß das Jagdergebnis wider Erwarten schlecht sei. Inzwischen aber schwelgte seine eigene Familie.
Der Löwe war wütend. Sofort trabte er los, schwur dem nichtswürdigen Schakal und seinen Angehörigen einen sicheren Tod, wann und wo er sie treffen würde.
Der Schakal hatte sich inzwischen schon auf alles vorbereitet. Er war mit allem, was er sein eigen nannte, auf einen hohen Felsen gegangen, zu dessen Spitze nur ein äußerst schwieriger, geheimer Pfad führte.
Als der Schakal den Löwen sah, rief er ihm sofort von seiner sicheren Höhe einen freundlichen »Guten Morgen, Onkel!« zu. Der Löwe aber brüllte ihm mit weithin donnernder Stimme zu:
»Wie kannst du es wagen, mich Onkel zu nennen, du frecher Schurke, nachdem du dich so schamlos gegen meine Familie benommen hast!«
»O Onkel, Onkel, wie kann ich dir das alles erklären!« jammerte der Schakal. »Das scheußliche Weib, dies gräßliche Geschöpf!«
Bumm! bumm! bumm! hörte der Löwe, als der Schakal mit einem Stock auf eine getrocknete Tierhaut schlug und seine Frau ein klägliches Geheul anstimmte, als wäre es ihr Rücken, der die Schläge bekam; auch die kleinen Schakals stimmten ein.
»Das Scheusal!« schrie der Schakal immer wieder. »Es ist einzig und allein ihre Schuld! Ich schlage sie tot! tot! tot!«
Schließlich war der Löwe so gerührt durch das entsetzliche Geheul, welches er oben auf dem Felsen hörte, daß er den Schakal bat, mit seiner Züchtigung innezuhalten. Da lud der Schakal den Löwen ein, doch zu ihm heraufzukommen, um bei ihm zu essen. Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, die steile Höhe zu erklimmen, erklärte der Löwe, er müsse es aufgeben.
Der Schakal aber, der stets Rat wußte, war auch jetzt in keiner Verlegenheit. Er schlug vor, seinen Onkel an einem langen Riemen hinaufzuziehen. Der Löwe stimmte zu, und die ganze Schakalfamilie zog aus Leibeskräften. Als der Löwe halb in die Höhe gezogen war, wurde der Riemen zerschnitten, so daß der Löwe mit großem Geräusch in die Tiefe fiel und sich arg verletzte. Wiederum schlug der Schakal auf die Tierhaut, daß es weithin tönte, schalt seine Frau, daß sie ihm solch alten, schlechten Riemen gegeben habe, und diese, wie ihre Kinder heulten so kläglich, daß der Löwe nicht anders konnte, als sie bedauern.
Darauf rief der Schakal seiner Frau zu, sie solle ihm diesmal einen schönen, starken Riemen aus Büffelhaut reichen, der jedwedes Gewicht würde halten können.
Dieser wurde hinuntergelassen und der Löwe in die Höhe gezogen. Schon war er so weit, daß er gerade über den Rand des Abgrundes in die gefüllten Fleischtöpfe sehen und das Fett riechen konnte, als wiederum der Riemen zerschnitten wurde. Diesmal sauste der Löwe mit solcher Macht auf die Erde, daß er mehrere Minuten bewußtlos liegen blieb.
Als er wieder zu sich gekommen war, rief der Schakal ihm mit wehleidiger Stimme zu, er fürchte, alle Versuche, den lieben Onkel bei sich oben zu haben, seien vergebens; doch könnte man nicht, fragte er freundlich, ein schönes, zartes Bruststück vom Elentier braten und ihm hinunterwerfen? Der Löwe, dem alle Glieder schmerzten, und der überaus hungrig war, ging auch hierauf ein und wartete gierig auf den Leckerbissen. Inzwischen machte der Schakal einen Stein glühend rot, legte Fett darum und gab ihm den Anschein eines schön gebratenen Stückes Fleisch.
Als der Löwe dies sah, öffnete er seinen großen Rachen, so weit er konnte, und der Schakal warf ihm die glühende Masse mit wohlgezieltem Wurf hinein. Wenige Augenblicke darauf war der Löwe tot. Natürlich herrschte große Freude bei der Schakalfamilie auf dem Felsen.
Da der Löwe von den beiden bei weitem der beste Jäger war, so schlug der Schakal vor, daß sie sich in die Arbeit teilen wollten. Der Löwe sollte jagen, während der Schakal mit seiner Frau das Erlegte in die Höhlen schleppte, das Fleisch zubereitete und trocknete. Es verstünde sich von selbst, fügte der Schakal hinzu, daß er die Frau des Löwen und seine Kinder reichlich mit Nahrung versehen würde.
Auf diesen Vorschlag ging der Löwe ein, und die Jagd begann.
Nachdem er eine überaus reiche Beute an Wild aller Art gemacht hatte und längere Zeit von den Seinen abwesend gewesen war, kehrte er heim. Schon auf dem Wege freute er sich auf die Mahlzeit, welche ihn dort erwartete. Zu seinem Staunen fand er sein Weib und seine Kinder dem Hungertode nahe. Der Schakal hatte ihnen stets nur armselige Brocken von seinem Überfluß gegeben und sich immer damit entschuldigt, daß das Jagdergebnis wider Erwarten schlecht sei. Inzwischen aber schwelgte seine eigene Familie.
Der Löwe war wütend. Sofort trabte er los, schwur dem nichtswürdigen Schakal und seinen Angehörigen einen sicheren Tod, wann und wo er sie treffen würde.
Der Schakal hatte sich inzwischen schon auf alles vorbereitet. Er war mit allem, was er sein eigen nannte, auf einen hohen Felsen gegangen, zu dessen Spitze nur ein äußerst schwieriger, geheimer Pfad führte.
Als der Schakal den Löwen sah, rief er ihm sofort von seiner sicheren Höhe einen freundlichen »Guten Morgen, Onkel!« zu. Der Löwe aber brüllte ihm mit weithin donnernder Stimme zu:
»Wie kannst du es wagen, mich Onkel zu nennen, du frecher Schurke, nachdem du dich so schamlos gegen meine Familie benommen hast!«
»O Onkel, Onkel, wie kann ich dir das alles erklären!« jammerte der Schakal. »Das scheußliche Weib, dies gräßliche Geschöpf!«
Bumm! bumm! bumm! hörte der Löwe, als der Schakal mit einem Stock auf eine getrocknete Tierhaut schlug und seine Frau ein klägliches Geheul anstimmte, als wäre es ihr Rücken, der die Schläge bekam; auch die kleinen Schakals stimmten ein.
»Das Scheusal!« schrie der Schakal immer wieder. »Es ist einzig und allein ihre Schuld! Ich schlage sie tot! tot! tot!«
Schließlich war der Löwe so gerührt durch das entsetzliche Geheul, welches er oben auf dem Felsen hörte, daß er den Schakal bat, mit seiner Züchtigung innezuhalten. Da lud der Schakal den Löwen ein, doch zu ihm heraufzukommen, um bei ihm zu essen. Nach verschiedenen vergeblichen Versuchen, die steile Höhe zu erklimmen, erklärte der Löwe, er müsse es aufgeben.
Der Schakal aber, der stets Rat wußte, war auch jetzt in keiner Verlegenheit. Er schlug vor, seinen Onkel an einem langen Riemen hinaufzuziehen. Der Löwe stimmte zu, und die ganze Schakalfamilie zog aus Leibeskräften. Als der Löwe halb in die Höhe gezogen war, wurde der Riemen zerschnitten, so daß der Löwe mit großem Geräusch in die Tiefe fiel und sich arg verletzte. Wiederum schlug der Schakal auf die Tierhaut, daß es weithin tönte, schalt seine Frau, daß sie ihm solch alten, schlechten Riemen gegeben habe, und diese, wie ihre Kinder heulten so kläglich, daß der Löwe nicht anders konnte, als sie bedauern.
Darauf rief der Schakal seiner Frau zu, sie solle ihm diesmal einen schönen, starken Riemen aus Büffelhaut reichen, der jedwedes Gewicht würde halten können.
Dieser wurde hinuntergelassen und der Löwe in die Höhe gezogen. Schon war er so weit, daß er gerade über den Rand des Abgrundes in die gefüllten Fleischtöpfe sehen und das Fett riechen konnte, als wiederum der Riemen zerschnitten wurde. Diesmal sauste der Löwe mit solcher Macht auf die Erde, daß er mehrere Minuten bewußtlos liegen blieb.
Als er wieder zu sich gekommen war, rief der Schakal ihm mit wehleidiger Stimme zu, er fürchte, alle Versuche, den lieben Onkel bei sich oben zu haben, seien vergebens; doch könnte man nicht, fragte er freundlich, ein schönes, zartes Bruststück vom Elentier braten und ihm hinunterwerfen? Der Löwe, dem alle Glieder schmerzten, und der überaus hungrig war, ging auch hierauf ein und wartete gierig auf den Leckerbissen. Inzwischen machte der Schakal einen Stein glühend rot, legte Fett darum und gab ihm den Anschein eines schön gebratenen Stückes Fleisch.
Als der Löwe dies sah, öffnete er seinen großen Rachen, so weit er konnte, und der Schakal warf ihm die glühende Masse mit wohlgezieltem Wurf hinein. Wenige Augenblicke darauf war der Löwe tot. Natürlich herrschte große Freude bei der Schakalfamilie auf dem Felsen.
[Afrika: Märchen und Sagen, der afrikanischen Neger, ein Hottentottenmärchen]