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Die Füchsin und der Igel

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Es war einmal ein Igel und eine Füchsin, die begegneten einander zur Herbstzeit, und da sprach die Füchsin zu dem Igel: »komme mit, wir wollen in den Weinberg und Trauben stehlen.« Der antwortete: »nein, ich fürchte mich vor den Fallen, die sie dort aufgestellt haben.« Die Füchsin aber sagte: »habe keine Furcht, du kommst nicht zu Schaden, denn ich weiß drei Säcke voll Listen.« Sie gingen nun zusammen hin und fraßen sich satt, als sie aber wieder wegwollten, fing sich die Füchsin in einem Eisen. Da rief sie: »hilf mir, Igel, ich bin in die Falle geraten!« und dieser sprach: »so laß nun deine Listen aus den Säcken, damit sie dich lösen.« Die Füchsin aber sprach: »ich bin über einen Abgrund gesprungen, und da sind mir alle meine Listen hineingefallen; weißt du denn gar keine?« Der Igel erwiderte: »ich weiß deren zwei; die eine ist, daß du dich, wenn der Bauer kommt, tot stellst, und die andere, daß du dabei tüchtig furzest. Da wird er glauben, du stänkest schon, und wird dich wegwerfen, und so kommst du davon.« Da machte es die Füchsin, wie ihr der Igel geraten, und als der Bauer herbeikam und fand, daß der Fuchs bereits stinke, da warf er ihn vor den Weinberg und so kam er davon.
Ein anderes Mal fragte die Füchsin wiederum den Igel, ob er mit ihr in den Weinberg gehen und Trauben essen wolle? und da er das erste Mal so gut durchgekommen war, so ging er auch dies Mal mit. Als sie sich nun satt gegessen hatten und wieder fort wollten, da fing sich der Igel in der Falle und nun rief er: »hilf mir, Frau Maru, ich bin in die Falle geraten. Laß deine Listen los und löse mich aus der Falle.« Die Füchsin erwiderte: »ich bin wieder über einen Abgrund gesprungen und da sind mir alle meine Listen hineingefallen.« Der Igel sprach: »da ich also sterben muß, so verzeihe mir meine Sünden.« Da sagte die Füchsin: »verzeihe mir alle meine Sünden gegen dich, und möge dir auch Gott verzeihen.« Darauf bat sie der Igel: »komme näher heran, wir wollen uns noch einmal umarmen, weil wir so lange mit einander gelebt haben.« Da kam die Füchsin herbei und sie umarmten sich, und der Igel sprach: »du sollst mich aber auch auf den Mund küssen.« Das tat die Füchsin. Der Igel aber packte ihr die Zunge mit seinen Zähnen und hielt sie so lange fest, bis der Bauer kam, und als dieser sah, wie der Igel die Füchsin gepackt hatte, da lachte er, schlug die Füchsin tot und ließ den Igel laufen.

[Griechenland: Johann Georg von Hahn: Griechische und Albanesische Märchen]

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