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Blümchen, Blondchen, Goldhaar

2.5
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Vor langer Zeit lebte eine alte Frau. Die Armste sehnte sich sieben Jahre nach Linsen und konnte sie nicht auftreiben. Und als sie die Linsen bekommen hatte, hatte sie keine Zwiebel, und als sie die Zwiebel hatte, besaß sie kein Öl, und als sie das Öl bekommen hatte, hatte sie kein Wasser. Deswegen wurde sie böse und sagte: „Ach, herrjeh, der Arme wollte heiraten, da waren keine Trommeln da.“

Schließlich aber hatte sie alles beisammen. Eines Tages nahm sie den Kochtopf und stellte ihn mitten in den Bach. Der Sohn des Königs kam daher und wollte sein Pferd tränken. Als das Pferd den Kochtopf sah, scheute es und wollte nicht trinken. jener wurde wütend, gab dem Kochtopf einen Tritt und verschüttete die Suppe. Als das die vielgeplagte Alte sah, verwünschte sie ihn und sagte: „O weh! So wie ich sieben Jahre lang mir die Linsen gewünscht habe, so sollst du dir sieben Jahre lang das blonde, langhaarige Blümchen wünschen.“

Sobald der Sohn des Königs das vernommen hatte, suchte er der Reihe nach die Länder auf, durcheilte sie und suchte das blonde, langhaarige Blümchen. Drei Monate lief er und fand sie nicht. Nach diesen drei Monaten kam er in ein Land und fragte: „Befindet sich hier nicht zufällig das blonde, langhaarige Blümchen?“ – „In diesem Lande wohnt sie“, sagte man ihm. „Wo ist ihr Haus? Führt mich dorthin.“
Sie führten ihn weit, weit. Als er ankam, betrachtete er das Haus, eine Treppe war nicht da. Wie sollte er hinaufgelangen? In der Nähe sah er einen Baum, auf den stieg er und schaute sich um. Als er sich noch umschaute, kam eine Drakin, stellte sich unten ans Haus und rief: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, laß herab die Haare dein, daß ich hinauf- und hinabsteigen kann.“
Da trat ein schönes Mädchen heraus, ließ ihre Haare herab, und die Drakin stieg hinauf. Nach kurzer Zeit kam ihr Bruder und rief: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, laß herab die Haare dein, daß ich hinauf- und hinabsteigen kann.“
Aus dem Fenster schaute wieder das schöne Mädchen heraus, ließ ihre Haare herab, und ihr Bruder stieg hinauf. Sie aßen und tranken, und danach stiegen ihre Mutter und ihr Bruder wieder hinab. Als der Sohn des Königs sah, daß sie fortgegangen waren, stieg er vom Baum, ging nah ans Haus und rief: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, laß herab die Haare dein, daß ich hinauf- und hinabsteigen kann.“
Als sie das hörte, ließ sie wieder ihre Haare hinab, und der Sohn des Königs stieg hinauf. Sobald er oben war, sagte er ihr, daß er sie zur Frau nehmen wolle. Und sie antwortete ihm: „Und ich nehme dich zum Mann. Aber wo soll ich dich jetzt verstecken? Daß nur nicht gerade meine Mutter kommt und dich hier oben findet, denn dann wird sie dich fressen.“ Sie wickelte ihn in die Bettdecke und steckte ihn in die Truhe. Dann scheuerte sie alles, damit das Haus nicht nach Menschen röche.

Als es Abend wurde, kam ihre Mutter und rief: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, laß herab die Haare dein, daß ich hinauf- und hinabsteigen kann.“ Sie ließ ihre Haare hinab und die Mutter stieg hinauf und begann gleich zu schnüffeln und sagte: „Es riecht nach Menschen.“ Ihre Tochter erwiderte: „Du wirst einen gefressen haben, und deshalb hast du den Geruch in der Nase.“
Am nächsten Morgen war die Mutter kaum fort, da ließ sie ihn aus der Truhe heraus. Dann besprachen die zwei, daß sie fliehen wollten. Aber in diesem Hause konnten alle Dinge sprechen. Damit sie nun nicht ausplauderten, daß die beiden fortgezogen waren, machten sie sich dran und banden allen den Mund, und dann gingen sie weg.
Kaum waren sie fort, kam die alte Drakin zum Haus. Sie ruft, sie ruft noch einmal: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, laß herab die Haare dein, daß ich hinauf- und hinabsteigen kann. “ Niemand antwortet.
Als niemand sich sehen ließ, fing sie an zu klettern und stieg hinauf. Noch einmal ruft sie: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, wo bist du?“ Allen Dingen war der Mund gebunden. Nur den Mörser hatten sie vergessen und hatten ihm nicht den Mund gebunden, und aus seiner Ecke antwortete er: „Gestern kam des Königs Sohn, und sie hat ihn versteckt gehalten, und nun sind sie zusammen fortgezogen.“
Als die Drakin das hörte, war sie wie verrückt vor Wut. Sie hatte in ihrem Stall einen Bären. Sie ging hin, nahm den Bären, bestieg ihn und folgte ihnen nach. Sie trabte und trabte ein langes Stück Wegs und holte die anderen ein.
Das Mädchen hatte ihre Kämme und ihr Handtuch bei sich. Als sie sah, daß ihre Mutter kam, warf sie den weiten Kamm weg, und er wurde ein Gebüsch, das die Drakin nicht durchdringen konnte. Der Bär zerrte hier und trampelte da, und mit tausend Mühen öffnete er einen Weg, und sie drangen hindurch. Sie trabte und trabte und holte die anderen wieder ein.
Als die beiden sahen, daß die Drakin sie eingeholt hatte, warf das Mädchen den engen Kamm weg, und aus ihm wurde ein noch viel dichteres Dornengebüsch. Bis der Bär das entwirrt hatte, waren die beiden ein gutes Stück weitergekommen. Der Bär drang wieder hindurch, trabte und trabte und holte sie ein.
Als die beiden wieder sahen, daß sie sie eingeholt hatten, warf das Mädchen das Handtuch weg, und das wurde ein Meer. Die arme Mutter Drakin weinte und flehte ihre Tochter an zurückzukommen. Die aber hörte nicht auf sie, sie wollte ihren Mann nicht verlassen.
Als die Drakin merkte, daß sie ihre Tochter nicht überreden konnte, wandte sie sich zu ihr und sagte: „Du, meine Tochter, hast mich, deine Mutter, verlassen und bist ihm gefolgt, aber warte, ich will dir sagen, was er dir antun wird. Er wird dich dort, wohin ihr jetzt kommt, auf einen Baum steigen lassen unter dem Vorwand, er wolle seine Mutter zu dir bringen, damit sie dich freundlich einhole, und seine Mutter wird ihn küssen, und da wird er dich vergessen und eine andere nehmen. Aber du mußt von dem Baum herabsteigen und dorthin gehen, wo Brot für die Hochzeit geknetet wird, und du mußt tun, was du kannst, um ein Stückchen Teig zu bekommen und daraus zwei Vögelchen zu machen, und mußt sie hinschicken, daß sie an seinem Fenster sitzen und ihn aufwecken, damit er an dich denkt.“

Wie die Mutter ihr gesagt hatte, so geschah es ihr. Als sie nahe an das Schloß des Königs kamen, ließ er sie auf einen Baum steigen. Dort saß sie und saß und merkte schließlich, daß niemand kam, um sie einzuholen, und sie war sehr betrübt. Da verwandelte sie sich in eine Zigeunerin und ging zum Backofen. Dort sah sie, daß viele Brote gemacht wurden, und fragte: „Wofür wollt ihr so viele Brote backen?“ Sie antworteten: „Des Königs Sohn will Hochzeit halten, und für die Hochzeit backen wir.“ Sie versuchte es hier, sie versuchte es da, sie stahl schließlich ein Stückchen Teig, sie formte zwei Vögelchen und schickte sie zum Fenster des Königssohns, und sie ging wieder zurück und stieg auf denselben Baum.
Die Vögelchen saßen nun am Fenster und fingen an, eines mit dem andern zu reden: „Weißt du wohl noch, wie du drei Monate gerannt bist und das blonde, goldhaarige Blümchen gesucht hast? “ ? „Ich weiß es nicht mehr“, sagte das andere. „Weißt du noch, wie du kamst und auf den Baum stiegst und, als meine Mutter gegangen war, riefst: „Blümchen, blondes Goldhaar mein, laß herab die Haare dein!“ und ich ließ die Haare hinab, und du stiegst hinauf, und ich wickelte dich in die Bettdecke?“ – „Ich weiß es nicht mehr.“
„Weißt du noch, wie meine Mutter kam und wir aßen, und als ich sie hinausgeleitet hatte, holte ich dich aus der Truhe, und wir flohen zusammen? Und als sie dann ins Haus kam und sah, daß ich nicht da war, stieg sie auf den Bären und holte uns ein? “ – “ Ich weiß es nicht mehr.“
„Weißt du denn noch, wie ich den weiten Kamm fortwarf, und er wurde ein Gestrüpp, und der Bär zerriß es mit seinen Zähnen, und sie holte uns wiederum ein?“ – „Ich weiß es nicht mehr.“
„Weißt du noch, wie ich auch den engen Kamm fortwarf, und er wurde ein noch viel dichteres Dornengestrüpp, und wieder drang sie hindurch und holte uns ein, und später warf ich das Handtuch fort, und es wurde ein Meer, und sie konnte nicht hindurch?“ – „Ich weiß es nicht mehr.“
„Weißt du denn noch, wie du mich auf einen Baum steigen ließest, und du gingst fort und wolltest mit Wagen kommen, um mich einzuholen, und deine Mutter küßte dich, und du schliefst ein und hattest mich vergessen.“ – „Oh, ich weiß es, ich weiß es, ich weiß es genau.“ Des Königs Sohn hörte dies alles; denn von Anfang an war er wach gewesen. Zuerst verstand er nicht, was die Vögel sagen wollten, aber dann kam ihm plötzlich alles wieder in den Sinn. Schnell machte er sich auf zum Baum, holte Blümchen und feierte Hochzeit, die währte vierzig Tage und vierzig Nächte. Auch ich war dort, und des Königs Frau kredenzte mir Wein in drei goldenen Bechern.

Griechisches Volksmärchen

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