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(2)
Der eigentliche Name des Abu Nuwasi war Muhamed. Sein Vater war Abdallah, ein Richter Harun Alraschids. Als sein Vater eines Tages erkrankte, rief er seinen Sohn herbei und sprach zu ihm: »Ich vermache Dir, mein Sohn, falls ich sterben sollte, folgendes: ›Werde nicht Richter noch Vezier bei einem Könige, gehe stets Deinen eigenen Angelegenheiten nach.‹«
Die Krankheit erfasste seinen Vater, den Richter Abdallah, sehr, so dass er dem Tode nahe war. Als sein Sohn Muhamed hörte, dass sein Vater im Sterben läge, ging er hin und versammelte eine Menge Kinder um sich und schlug eine dicke Stange in die Erde. Dann nahm er einen herabgefallenen Zweig einer Kokospalme und befestigte diesen oben auf der Stange. Nun schuf er ein Kameel, indem er Kokosfasern nahm und sie über dem Zweige ausbreitete, welcher auf der Stange befestigt war. Er kletterte hinauf und sprach zu den Kindern: »Dreht diesen Zweig.« Sie drehten ihn rund, so dass das Ganze das Aussehen eines Kameels hatte, welches an der Ölmühle ging.
Alsbald kamen Leute, welche ihm die Nachricht brachten: »Dein Vater Abdallah wird sterben, er liegt ohne Besinnung.« Die Antwort, welche er jenen Leuten gab, lautete: »Abu Nuwasi kennt nur seine eigenen Angelegenheiten und zwar hat ihm das sein Vater, der Richter Abdallah, vermacht.«
Als sein Vater gestorben war, wurde ihm die Nachricht gebracht: »Dein Vater ist gestorben.« Seine Antwort war: »Abu Nuwasi hat seine eignen Angelegenheiten, das geht ihn nichts an.« Sie liessen ihn auf seinem Kameel von Kokosbaum sitzen, gingen weg und sagten: »Der ist verrückt geworden.« Um die Mittagszeit begruben sie seinen Vater.
Als Abu Nuwasi erfuhr, dass die Leute zum Begräbnis auf den Kirchhof gegangen seien, ging er zur Moschee. Es war niemand in derselben. Er begab sich in den hintern Raum daselbst und setzte sich nieder. Er ging nicht eher heraus, sondern blieb drinnen, bis die Leute zum Beten kamen. Alle Leute beteten, Abu Nuwasi allein betete nicht; er ging eben seine eigenen Wege. Als das Gebet beendigt war, verliessen die Leute die Moschee.
Auch Abu Nuwasi kam heraus und begab sich sofort zum Sultan Harun Alraschid und sprach zu ihm: »Verheirate mir Deine Tochter, damit ich sie zur Frau mache.« Der Sultan war tief gekränkt und sprach: »Schämst Du Dich nicht, mir zu sagen, dass Du meine Tochter heiraten willst? Denn ich weiss, wenn ich Dir meine Tochter gebe, wirst Du auch bei ihr schlafen, und wenn Du das thust, wirst Du sie auch zur Frau machen, das war nicht nötig, mir zu sagen, daher gebe ich Dir meine Tochter nicht.« Und er weigerte sich, ihm dieselbe zu geben.
Des Sultans Vezier Djaafari hörte nun, dass Abu Nuwasi die Sultanstochter heiraten wollte, dass der Sultan sie aber verweigert habe. Djaafari begab sich zum Sultan, überredete ihn und sprach: »Verheirate dem Abu Nuwasi Deine Tochter und verzeih‘ ihm, was er gesagt hat.« Auf das Zureden seines Veziers Djaafari hin gab ihm schliesslich der Sultan seine Tochter.
Nachdem Abu Nuwasi dieselbe geheiratet hatte, lebte er lange Zeit, ohne mit ihr vertraut zu werden, er ass und schlief allein. Einige Leute fragten den Abu Nuwasi: »Warum schläfst Du nicht mit Deiner Frau zusammen? Man möchte doch wissen, ob es noch eine junge oder schon erwachsene Frau ist!« Abu Nuwasi erwiderte: »Ich fürchte mich, die Tochter des Sultans zur Frau zu machen.«
Als jene Leute die Worte des Abu Nuwasi vernahmen, gingen sie zum Sultan und sprachen: »Die eigentliche Hochzeit ist noch nicht gefeiert, denn Abu Nuwasi fürchtet sich, Deine Tochter zur Frau zu machen.« Da gab der Sultan seine Einwilligung und sie ward seine Frau.
Nach vierzig Tagen etwa, als sich die Frau wohl fühlte, wollte er ein Doppelspiel mit ihr treiben. Da schickte sie Nachricht zu ihrem Vater, dem Sultan, und teilte ihm ihre Angelegenheit mit Abu Nuwasi mit. Dieser liess Abu Nuwasi herbeirufen und fragte ihn: »Ist es wahr, was Du Deiner Frau anthun wolltest?« Abu Nuwasi gab es zu. Da sprach der Sultan: »Verlass‘ mein Kind!« Er liess sie alsdann dort bei ihrem Vater zurück.
Abu Nuwasi rief nun seinen Sklaven herbei und sprach zu ihm: »Bringe meinen Esel her!« Der Esel kam. Abu Nuwasi sprach weiter: »Bringe auch die Tragekörbe.« Er schnürte dieselben auf und begab sich zu einer Lehmgrube. Dort belud er nur eine Seite der Tragekörbe mit Lehm. Die Leute sprachen zu ihm: »Abu Nuwasi, bist Du von Sinnen, die Tragekörbe nur auf einer Seite zu beladen?« Er erwiderte ihnen: »Ich fürchte den Sultan, den Esel gleichmässig zu beladen; wenn er das erfährt, lässt er mich schlagen.«
Jene Leute gingen hin und sagten dem Sultan: »Abu Nuwasi gräbt Lehm, um ihn weiter zu schaffen, und den vollen Tragkorb hängt er nur auf eine Seite.« Der Sultan liess Abu Nuwasi rufen und sprach zu ihm: »Bist Du denn ganz von Sinnen, Abu Nuwasi? Wie kommt es, dass Du den Lehm auf eine Seite lädst? Was ist das für eine Sitte? Wo hast Du gesehen, dass einseitig beladen wird?« Abu Nuwasi antwortete dem Sultan und sprach: »Du hast es mir früher ja selbst verboten und gesagt: ›Das schickt sich nicht.‹ Du warst Schuld, dass mich meine Frau verliess, wie kommt es nun, dass Du jetzt zu mir sagst, ich solle beide Seiten beladen? Du weisst doch, dass diese Dinge schwerwiegend sind.« Der Sultan sprach: »Hole Dir Deine Frau wieder,« So gab er seine Tochter ihrem Manne zurück.
Die Krankheit erfasste seinen Vater, den Richter Abdallah, sehr, so dass er dem Tode nahe war. Als sein Sohn Muhamed hörte, dass sein Vater im Sterben läge, ging er hin und versammelte eine Menge Kinder um sich und schlug eine dicke Stange in die Erde. Dann nahm er einen herabgefallenen Zweig einer Kokospalme und befestigte diesen oben auf der Stange. Nun schuf er ein Kameel, indem er Kokosfasern nahm und sie über dem Zweige ausbreitete, welcher auf der Stange befestigt war. Er kletterte hinauf und sprach zu den Kindern: »Dreht diesen Zweig.« Sie drehten ihn rund, so dass das Ganze das Aussehen eines Kameels hatte, welches an der Ölmühle ging.
Alsbald kamen Leute, welche ihm die Nachricht brachten: »Dein Vater Abdallah wird sterben, er liegt ohne Besinnung.« Die Antwort, welche er jenen Leuten gab, lautete: »Abu Nuwasi kennt nur seine eigenen Angelegenheiten und zwar hat ihm das sein Vater, der Richter Abdallah, vermacht.«
Als sein Vater gestorben war, wurde ihm die Nachricht gebracht: »Dein Vater ist gestorben.« Seine Antwort war: »Abu Nuwasi hat seine eignen Angelegenheiten, das geht ihn nichts an.« Sie liessen ihn auf seinem Kameel von Kokosbaum sitzen, gingen weg und sagten: »Der ist verrückt geworden.« Um die Mittagszeit begruben sie seinen Vater.
Als Abu Nuwasi erfuhr, dass die Leute zum Begräbnis auf den Kirchhof gegangen seien, ging er zur Moschee. Es war niemand in derselben. Er begab sich in den hintern Raum daselbst und setzte sich nieder. Er ging nicht eher heraus, sondern blieb drinnen, bis die Leute zum Beten kamen. Alle Leute beteten, Abu Nuwasi allein betete nicht; er ging eben seine eigenen Wege. Als das Gebet beendigt war, verliessen die Leute die Moschee.
Auch Abu Nuwasi kam heraus und begab sich sofort zum Sultan Harun Alraschid und sprach zu ihm: »Verheirate mir Deine Tochter, damit ich sie zur Frau mache.« Der Sultan war tief gekränkt und sprach: »Schämst Du Dich nicht, mir zu sagen, dass Du meine Tochter heiraten willst? Denn ich weiss, wenn ich Dir meine Tochter gebe, wirst Du auch bei ihr schlafen, und wenn Du das thust, wirst Du sie auch zur Frau machen, das war nicht nötig, mir zu sagen, daher gebe ich Dir meine Tochter nicht.« Und er weigerte sich, ihm dieselbe zu geben.
Des Sultans Vezier Djaafari hörte nun, dass Abu Nuwasi die Sultanstochter heiraten wollte, dass der Sultan sie aber verweigert habe. Djaafari begab sich zum Sultan, überredete ihn und sprach: »Verheirate dem Abu Nuwasi Deine Tochter und verzeih‘ ihm, was er gesagt hat.« Auf das Zureden seines Veziers Djaafari hin gab ihm schliesslich der Sultan seine Tochter.
Nachdem Abu Nuwasi dieselbe geheiratet hatte, lebte er lange Zeit, ohne mit ihr vertraut zu werden, er ass und schlief allein. Einige Leute fragten den Abu Nuwasi: »Warum schläfst Du nicht mit Deiner Frau zusammen? Man möchte doch wissen, ob es noch eine junge oder schon erwachsene Frau ist!« Abu Nuwasi erwiderte: »Ich fürchte mich, die Tochter des Sultans zur Frau zu machen.«
Als jene Leute die Worte des Abu Nuwasi vernahmen, gingen sie zum Sultan und sprachen: »Die eigentliche Hochzeit ist noch nicht gefeiert, denn Abu Nuwasi fürchtet sich, Deine Tochter zur Frau zu machen.« Da gab der Sultan seine Einwilligung und sie ward seine Frau.
Nach vierzig Tagen etwa, als sich die Frau wohl fühlte, wollte er ein Doppelspiel mit ihr treiben. Da schickte sie Nachricht zu ihrem Vater, dem Sultan, und teilte ihm ihre Angelegenheit mit Abu Nuwasi mit. Dieser liess Abu Nuwasi herbeirufen und fragte ihn: »Ist es wahr, was Du Deiner Frau anthun wolltest?« Abu Nuwasi gab es zu. Da sprach der Sultan: »Verlass‘ mein Kind!« Er liess sie alsdann dort bei ihrem Vater zurück.
Abu Nuwasi rief nun seinen Sklaven herbei und sprach zu ihm: »Bringe meinen Esel her!« Der Esel kam. Abu Nuwasi sprach weiter: »Bringe auch die Tragekörbe.« Er schnürte dieselben auf und begab sich zu einer Lehmgrube. Dort belud er nur eine Seite der Tragekörbe mit Lehm. Die Leute sprachen zu ihm: »Abu Nuwasi, bist Du von Sinnen, die Tragekörbe nur auf einer Seite zu beladen?« Er erwiderte ihnen: »Ich fürchte den Sultan, den Esel gleichmässig zu beladen; wenn er das erfährt, lässt er mich schlagen.«
Jene Leute gingen hin und sagten dem Sultan: »Abu Nuwasi gräbt Lehm, um ihn weiter zu schaffen, und den vollen Tragkorb hängt er nur auf eine Seite.« Der Sultan liess Abu Nuwasi rufen und sprach zu ihm: »Bist Du denn ganz von Sinnen, Abu Nuwasi? Wie kommt es, dass Du den Lehm auf eine Seite lädst? Was ist das für eine Sitte? Wo hast Du gesehen, dass einseitig beladen wird?« Abu Nuwasi antwortete dem Sultan und sprach: »Du hast es mir früher ja selbst verboten und gesagt: ›Das schickt sich nicht.‹ Du warst Schuld, dass mich meine Frau verliess, wie kommt es nun, dass Du jetzt zu mir sagst, ich solle beide Seiten beladen? Du weisst doch, dass diese Dinge schwerwiegend sind.« Der Sultan sprach: »Hole Dir Deine Frau wieder,« So gab er seine Tochter ihrem Manne zurück.