Niemand kan sich mehr genau daran erinnern, wie es eigentlich kam, daß der schwarze Bär Wakini den starken grauen Grisly Wakinu besiegte.Die schwarzen Zottelbären behaupten, daß Wakini sich gerade an einer Ameisen speise gütlich tat, als Wakinu herangetrottet kam und mit seiner Pratze dreist in den Vorrat fuhr…..Und da waren sie auch schon aneinandergeraten und balgten und rauften sich, daß die grauen und schwarzen Zotteln in alle Windrichtungen flogen. Wakini war zweifellos im Recht, denn kein Tier darf einem anderen ungestraft die Beute streitig machen.Wakinu hatte also seine verdiente strafe erhalten. Aber noch viel schlimmer war, daß er wie jeder besiegte Krieger für immer aus seinem Stamm ausgeschlossen wurde. Wakinu klagte und jammerte zum Steineerweichen, aber die Gestze im Indianerland sind unumstoßbar.Er ging, wohin ihn seine Füße trugen, er durchwatete die altvertrauten Bäche, sah wehmütig in die Wipfel der krummästigen Kiefern, auf die er so oft geklettert war, und nahm dann auch noch von den lezten bekannten Tal Abschied.Da er vor Tränen den Weg nicht gut sah, merkte er gar nicht, daß er dem Lande des Schnees zuwanderte. Plötzlich fiel er in eine große Schneewehe.Nur mit Mühe und Not konnte er sich herausarbeiten, rieb sich die Augen und hielt Ausschau.Weit und breit war nichts zu sehen als weißer, spurenfreier Schnee.
„Es wird gewiß nicht mehr lange dauern, und ich werde auf eine Spur stoßen“, tröstete sich der Bär und trottete weiter. Sein aschgrauer Pelz war nicht wiederzurekennen. Schnee und Eis hatten ihn in einen dicken, weißen Mantel verwandelt. Aber davon ahnte Wakinu nichts.Er ging und ging, bis er in eine Gegend kam, in der tief, eiskalte Nacht herrschte.Weit hinter ihm verebbte das Toben des Sturmes, er hörte nichts mehr, als das Geräusch seiner eigenen Tritte auf gefrorenem Schnee. Über ihm funkelte still und starr der nächtliche Himmel, und an der Stelle, wo das Land des Schnees in die Himmelkuppe hineinstieß, zeichnete sich eine breite, weiße Spur ab.Da begann Wakinu zu laufen, seine Füße berührten kaum den Boden, so lockte ihn die glänzende, nach oben führende Spur.Ein letzter Sprung…….Er schwebte über der Erde, schüttelte den Schnee vom Pelz und fühlte sich leicht, federleicht.Immer höher und höher stieg er.
Zur gleichen Zeit erblickten die Tiere, die die Nacht im Freien verbrachten, zum erstenmal eine breite, weiße Bahn am Himmel, und darauf – den grauen Bären! – „Wakinu hat die Brücke der toten Seelen gefunden und wandert nun in die Ewigen Jagdgründe“, sagte Wakini der schwarze Bär. Und so war es.Der Grisly wanderte tatsächlich nach oben. Das einzige, was von ihm übrigblieb, ist der weiße Schnee, den er von seinem Pelz geschüttelt hat, und der noch heute mattglänzend am Himmel liegt.Seht ihr ihn?
Die Bleichgesichter reden zwar von der Milchstraße, aber jede Rothaut weiß, daß dort der Weg in die Ewigen Jagdgründe führt und daß es der Weg ist, den der Bär Wakinu gegangen ist.
Quelle: Märchen des Stammes der Shoshoni.