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Für drei Schillinge

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(1)
Es war einmal ein Soldat, welcher dem Könige acht Jahre gedient hatte. Dann erlaubte man ihm, nach Hause zu reisen. Das war recht schön; aber es war doch nicht so überschwänglich schön, denn als er seine Abrechnung verlangte, waren nur drei Schillinge für ihn da; das war alles, was er zu gute hatte, und die erhielt er, und damit reiste er ab. Er war trotzdem gutes Muthes, er schwenkte seinen Stock, und er trällerte und sang, daß es von den Hügeln widerklang.
Als er nun fürbaß ging, begegnete ihm eine alte Frau, die ihn um einen Schilling bat. »Ich habe freilich nur drei Schillinge,« sagte er, »aber ob ich drei habe oder zwei, das kommt ungefähr auf dasselbe hinaus.« Und so gab er ihr einen von seinen Schillingen. Er war noch nicht weit gekommen, als ihm wieder eine alte Frau begegnete; – es war dieselbe, aber das merkte er nicht. – »Guten Tag und Gottes Friede!« sagte sie. »Dank!« sagte er. »Ach, gieb einer armen Frau einen Schilling, um Gottes willen!« sagte sie. »Ich habe freilich nur zwei Schillinge,« sagte er, »aber ob ich zwei oder einen habe, das bleibt sich ziemlich gleich.« Und so gab er ihr den zweiten Schilling, und sie dankte, und er ging weiter. Er war erst eine kurze Strecke weiter gewandert, da begegnete ihm wieder eine alte Frau; aber daß es dieselbe sein könnte, welche seine zwei Schillinge bekommen hatte, fiel ihm gar nicht ein. »Guten Tag und Gottes Friede, Väterchen!« sagte sie. »Dank, Mütterchen!« sagte er. »Du kannst wohl nicht einen Schilling entbehren für eine arme alte Frau?« sagte sie. »Doch, einen Schilling habe ich just,« sagte der Soldat, »und ob ich einen oder keinen habe, darum bin ich eben so reich.« So erhielt das alte Weib den Schilling, und sie dankte und humpelte fort.
Der Soldat ging jetzt weiter; seine Tasche war leicht, aber sein Sinn war eben so leicht; er besaß jetzt nur die alten Kleider, die er auf dem Leibe trug, und seinen alten Tornister, den er auf dem Rücken trug. Der war auch leicht genug, denn es waren nur ein geflicktes Hemd und ein paar gestopfte Strümpfe darin. Er strich seinen Bart und nahm ein Priemchen Kautabak, dann schwenkte er seinen Stock, und er trällerte und sang, daß es von den Hügeln widerklang.
Dann kam er in einen Wald; und wer anders begegnete ihm da, als dieselbe alte Frau, der er all seine Schillinge gegeben hatte! Sie saß dort am Rande des Weges und grüßte ihn: »Guten Tag, Väterchen! Hast du Zeit, ein Wörtchen mit einer alten Frau zu plaudern?« – »Ja, wenn es dir Vergnügen macht,« sagte er, »so habe ich nichts dabei zu versäumen. Aber worüber kannst du mit mir zu sprechen haben?« – »Hättest du nicht Lust, drei Wünsche zu thun, welche dir erfüllt würden?« frug sie. »Ja, das könnte mir schon passen,« sagte der Soldat. »So wünsche denn!« sagte die Alte. Der Soldat besann sich nicht lange auf seine Wünsche, sondern war gleich bereit, und so wünschte er sich denn zuerst Gottes Gnade und Freundschaft; sodann wünschte er, daß sein Tornister niemals verschleißen möchte; und der dritte Wunsch endlich war, daß alles, was er sich in seinen Tornister wünschte, dort hinein kommen müßte, und daß alles, was einmal darin wäre, auch darin bleiben müßte, bis er es wieder hinaus wünsche. »Es soll geschehen, wie du es wünschest,« sagte die Alte; »und nun Ade und Glück auf die Reise!« »Dank!« sagte der Soldat, und er ging weiter; aber an die Wünsche dachte er nicht in der ersten Stunde; er meinte, das sei nur Spaß und Altweibergeschwätz.
Aber als er fürbaß schritt, kam ihm doch in den Sinn, wie angenehm es hätte sein können, wenn es Ernst mit den Wünschen gewesen wäre. Er war jetzt auf eine Haide hinaus gekommen, wo nur Sand und Haidekraut und Stein an Stein war. Und als er nun so hingeht und an jene Wünsche denkt, rennt er wider einen großen Stein. »Ach, lägest du in meinem Tornister!« rief er aus. Aber kaum hatte er das gesagt, als der Stein schon im Tornister lag, und in demselben Augenblick flog er hintenüber und kam auf den Kopf zu stehen, denn der Stein war schwerer, als daß er ihn tragen konnte, obschon er sonst ein starker Lümmel war. Der Soldat ward ganz verwirrt im Kopfe durch den Purzelbaum, und es dauerte ein Weilchen, bis er seine Gedanken zu sammeln und zu begreifen vermochte, wie er in diese Lage gekommen war; aber so bald er sich darauf besann und den Stein wieder aus dem Tornister hinaus wünschte, lag derselbe auf dem Felde, und er kam wieder auf die Beine. Jetzt hatte er also gefühlt, daß es mit den Wünschen kein Trug sei, und er nahm sich daher vor, hinfort besseren Gebrauch von seinen Wünschen zu machen.
Nun hatte der Soldat an diesem Tage einen tüchtigen Marsch gemacht, so daß er hungrig zu werden begann, und als er zu einem Edelhofe kam, der am Wege lag, dachte er: »Dort mußt du hinein gehen und sehen, ob du ein wenig zu essen bekommen kannst.« Er ging also in die Küche, und dort traf er die Haushälterin, die gerade im Begriff war, Butterbrod zu schneiden. Da bat er sie um ein wenig zu essen. Aber sie antwortete, das Essen werde hier im Hause so knapp zugetheilt, daß niemals ein Bissen übrig sei, wenn jeder das Seine haben solle; sie könne ihm daher nichts geben, so gern sie auch wollte. Aber der Gutsherr sei in seinem Zimmer nebenan; es sei ja möglich, daß er ihm ein wenig Essen vergönne oder ihm einen Zehrpfennig gebe. Wenn der Soldat es wünsche, wolle sie ihm den Weg zeigen. Das nahm er mit Dank an, und so kam er zur Thüre des Gutsherrn und klopfte an.
Der Herr saß gerade drinnen und zählte sein Geld. Vor ihm auf dem Tische stand ein irdener Hafen, der voll von lauter Goldgeld war, und auf der Diele neben ihm stand ein eisenbeschlagener Kasten, der voll blanken Silbergeldes war. Der Soldat klopfte also an die Thür, und der Gutsherr, welcher glaubte, daß es ein Bauer sei, der ihm Pachtzins bezahlen wolle, rief sehr vergnügt: »Herein!« Aber als er hörte, daß es jemand war, der ihn um etwas bat, ward er so wild wie ein Deutscher und schrie: »Will er machen, daß er hinaus kommt!« Der Soldat ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern machte gleich Rechtsumkehrt und ging wieder auf die Landstraße hinaus. Er war freilich Hals über Kopf aus dem Zimmer des Gutsherrn hinaus geeilt, aber er hatte die Augen bei sich gehabt, und er hatte daher sowohl den irdenen Hafen mit dem Goldgelde wie den eisenbeschlagenen Kasten mit dem blanken Silbergelde gesehen.
Als er nun eine gute Strecke Weges von dem Hofe entfernt war, sprach er bei sich: »Da hast du dich selbst angeführt, mein lieber Mann! Du hättest mir vorhin etwas von deinem vielen Gelde geben sollen.« Und damit wünschte er alles Goldgeld aus dem irdenen Hafen in seinen Tornister. Schwapp! sagte es, und da war es schon. »Es wäre auch nicht so übel, etwas von dem Silbergelde zu haben,« dachte der Soldat, »aber ich will mir doch nicht mehr wünschen, als ich tragen kann;« und so wünschte er sich ein Viertelmaß von den Speciesthalern des Gutsherrn. Schwapp! sagte es wieder, da waren auch sie im Tornister. »Dachte ich mir’s nicht, daß du dich selbst angeführt hättest!« sagte der Soldat, und dann ging er weiter, bis er zu einer Stadt kam.
Dort ging er in das beste Wirthshaus, und da es um die Mittagszeit war, setzte er sich gleich zu Tische, und er hatte einen solchen Wolfshunger, daß er gewaltig tief in die Schüsseln langte. Die feinen Herren, welche mit am Tische saßen, blickten verstohlen auf den simplen Gesellen, und sie schmunzelten und flüsterten einander zu, als sie sahen, wie er dem Essen zusprach. Als sie nun aufstanden und jeder für sich bezahlte, that der Soldat zuerst, als ob er in der einen und dann in der anderen Tasche suche; aber die waren ja leer; es war nichts darin, als ein kleines Röllchen Kautabak. Hatten die feinen Herren vorhin schon gekichert, so thaten sie es jetzt erst recht, und einer von ihnen ließ sogar die Bemerkung fallen, der fremde Herr habe wohl das Malheur gehabt, sein Geld daheim zu vergessen, aber nicht seinen Appetit. Und als der Soldat, der kein Geld in den Taschen fand, jetzt nach seinem alten Tornister griff und in demselben zu wühlen begann, da brachen sie in ein schallendes Gelächter aus, während der Wirth ein bedenkliches Gesicht schnitt. Aber als dann der Soldat ein paar Dukaten hervorzog und sie auf den Tisch warf und sagte, er wolle kein Geld wieder heraus haben, nahm das Gelächter bald ein Ende, und der Wirth setzte sein freundlichstes Gesicht auf, machte einen Kratzfuß und dankte vielmals und frug, ob der Herr ihm nicht die Ehre erweisen wolle, eine Flasche Wein mit ihm zu trinken. Dazu sagte der Soldat auch nicht Nein; und als sie ihre Flasche geleert hatten, bat er den Wirth, ihm ein Zimmer anzuweisen, wo er die Nacht über schlafen könne.
Der Wirth brachte viele Entschuldigungen vor: all seine Zimmer seien besetzt, bis auf eins; aber dort könne kein Mensch sich aufhalten. Alle, welche versucht hätten, dort zu schlafen, seien in der ersten Nacht plötzlich gestorben; so sei es mit einem Gaste zur Zeit seines Vor-Vorgängers ergangen, und mit einem Gaste zur Zeit seines Vorgängers und mit einem zu seiner eigenen Zeit, so daß das Zimmer jetzt ganz abgeschlossen sei. »Das ist gerade ein gutes Quartier für mich,« sagte der Soldat, »laß es nur bis heute Abend in Stand setzen, und decke dann dort einen Tisch mit einem guten Abendessen, und stelle vier Lichter und vier Flaschen guten Wein nebst vier Spiel Karten hinein, und gieb mir dann den Schlüssel zum Zimmer.« Der Wirth sagte: wenn der Herr es befehle, so werde er auch gehorchen, und alles solle bis zur Schlafenszeit in Ordnung sein.
Am Abend ging dann der Soldat in sein Schlafzimmer; dort schüttete er erst alles Gold- und Silbergeld aus seinem Tornister, und dann zündete er alle die Lichter an und stellte sie auf den Tisch, wo ein treffliches Mahl und die vier Flaschen Wein standen, und dort lagen auch die vier Spiel Karten. Und dann setzte er sich hin und wartete der Dinge, die da kommen würden. Es dauerte auch nicht lange, da hörte er ein Gepolter im Ofen, und es kam ein schwarzer Klumpen aus demselben auf die Diele gerollt, und der wickelte sich auf und wurde zu einem langen schwarzen Teufel mit Horn und Schwanz, mit Krallen und grimmigen Hauzähnen. Er war nicht hübsch anzusehen, aber der Soldat machte sich nichts daraus, er sagte sehr höflich: »Sei so gut, mein lieber Freund, nimm Platz und laß es dir schmecken!«
Kaum hatte er das gesagt, so erfolgte wieder ein Gepolter, und dann noch eins, und jedesmal kam ein eben solcher schwarzer Klumpen aus dem Ofen gerollt, der sich zu einem großen, langen Teufel aufwickelte, und der eine sah noch greulicher aus, als der andere. Der Soldat nahm sie alle drei gleich freundlich in Empfang und bat sie, Platz und vorlieb zu nehmen. Sie setzten sich auch zu Tische und aßen und tranken, und als sie reinen Tisch gemacht hatten, nahmen sie die Karten und begannen zu spielen, jeder mit seinem besonderen Spiel. Aber zugleich begannen sie dem Soldaten näher und näher auf den Leib zu rücken und fingen an, ihn zu zwicken. »Jetzt ist es wohl an der Zeit, daß ich mich eurer entledige,« dachte der Soldat, »ehe ihr mir allzu aufdringlich werdet.« Und dann wünschte er sie alle drei in seinen Tornister, der auf der Diele lag. Schwapp! sagte es, und da waren sie drin, und so viel sie kribbelten und krabbelten, sie mußten dort bleiben. »So, jetzt kann man doch mit euch reden,« sagte der Soldat; »jetzt müßt ihr schon bleiben, wo ihr seid, bis ich euch herauslasse, und jetzt sollt ihr mir gleich sagen, weshalb ihr dies Zimmer heimsucht.« Sie antworteten, sie kämen hieher, weil unter dem Ofen ein Kessel voll Geld stünde. »Weiter nichts?« sagte der Soldat. »Mag der bis auf weiteres stehn bleiben! Und jetzt gute Nacht, schlaft wohl!« sagte er; und damit zog er sich aus und ging zu Bette und schlief süß bis in den hellen Morgen.
Am Morgen früh kam der Wirth zu dem Zimmer hinauf und guckte durch das Schlüsselloch. Er sah den Soldaten im Bett liegen; aber ob er todt oder lebendig sei, wußte er nicht; das Wahrscheinlichste war ja, daß es ihm nicht besser als den andern ergangen wäre, die in dem Zimmer geschlafen hatten; und er begann daher zu klopfen und zu rufen. Da erwachte der Soldat, und das Erste, was er that war, den Wirth zum Henker gehn zu heißen; er habe für das Zimmer bezahlt, und er wolle seine ungestörte Nacht- und Morgenruhe haben. Das war freilich keine feine Rede; aber der Wirth war doch sehr froh, zu hören, daß der Bursch noch am Leben sei, und daß der Spuk ihm nichts geschadet habe. Er war äußerst erpicht, zu erfahren, wie es abgelaufen wäre, aber er mußte sich gedulden, bis der Soldat spät am Vormittag endlich ausgeschlafen hatte und sich anzog. Er erhielt jedoch keine andere Antwort auf seine Fragen, als daß der Soldat eine vortreffliche Nacht verbracht habe und ein gutes Frühstück begehre. Als er das erhalten hatte, frug der Soldat den Wirth, ob es starke Bursche in der Stadt gebe. Der Wirth meinte: Ja. »So verschaffe mir ein Paar der allerstärksten!« sagte der Soldat. »Wenn ich so dreist sein darf,« sagte der Wirth, »so möchte ich mir die Freiheit nehmen, zu fragen, wozu die Bursche gebraucht werden sollen.« Der Soldat antwortete, er wolle seinen Tornister zu einem Schmiede hintragen lassen, damit derselbe ordentlich ausgeklopft würde; es habe sich so viel Landstraßenstaub darin gesammelt. Dazu bedürfe er zwei der allerstärksten Bursche, die in der Stadt aufzutreiben wären, denn der Tornister sei kein Ding, womit man laufen könne.
»Ein Tornister zum Schmiede, um ausgeklopft zu werden! Zwei starke Bursche, um einen Tornister zu tragen!« dachte der Wirth; »stellt sich der Rausch nach dem, was er gestern Abend getrunken hat, erst heute ein? Solch einen Fall hab‘ ich noch nie erlebt. Aber sollen es Possen sein, so mögen es Possen sein!« Und er versprach, sogleich die allerstärksten Bursche in der ganzen Stadt herbeizuschaffen, um den Tornister zum Schmiede zu tragen. Das that er auch und kam bald darauf mit ein Paar stämmigen Lümmeln zurück. Der Soldat frug, ob sie den Tornister zum Schmiede hintragen wollten, er wolle ihnen ein Viertelthalerstück dafür geben. Die Bursche waren damit ganz zufrieden, sie meinten, leichter könnten sie niemals einen Viertelthaler auf ehrliche Weise verdienen; aber sie fanden bald, daß das Geld sauer verdient sei, denn der Tornister war so schwer, daß sie bei jedem Schritt in die Kniee sanken. Endlich gelang’s ihnen doch, ihn nach der Schmiede zu schleppen. Der Wirth ging mit, und er sprach zuerst mit dem Meister und sagte, es sei da ein Herr, der seinen Tornister ausgeklopft haben wolle. Er flüsterte inzwischen dem Schmiede in’s Ohr, der Mann habe gestern Abend scharf gezecht, aber heute scheine der Rausch erst auszubrechen. Es sei ein guter Kunde, dem man in seinen närrischen Einfällen nachgeben müsse. Die Schmiede pflegen lustige Leute zu sein, und das war dieser Schmiedemeister auch; er nickte also mit einem schlauen Lächeln und kratzte sich hinter dem Ohr und dachte: »Das giebt einen Spaß für meine Gesellen; solche Arbeit haben sie noch nie gehabt.« Jetzt nahm der Soldat das Wort und frug den Schmied, was er dafür verlange, ihm den Tornister gehörig auszuklopfen. Der Schmied antwortete, ein Paar Mark würden wohl nicht zu viel sein. Der Soldat sagte, er gebe mit Vergnügen einen ganzen Reichsthaler; aber dann müsse die Arbeit auch gründlich gemacht werden. »Ein Wort, ein Mann!« sagte der Schmied; »es soll kein Staubfäserchen im Tornister zurückbleiben; ob aber sonst etwas übrig bleibt, dafür kann ich nicht einstehen.« Darum solle er sich nicht scheeren, sagte der Soldat. Die zwei starken Bursche wälzten also den Tornister auf den Amboß hinauf, und der Schmied beauftragte drei Gesellen mit großen Vorschlaghämmern, den Staub davon abzuklopfen. Solche Possen waren ihnen allerdings noch nie zugemuthet worden: sie krämpten die die Aermel auf und spuckten in die Fäuste, und dann holten sie aus und hämmerten drauf los. Aber bei dem ersten Schlag, den sie thaten, ließen sie vor Schreck die Hämmer fallen, denn es erscholl ein Geheul und Gewinsel in der Schmiede, dessen Gleichen keiner je gehört hatte.
Der Soldat ersuchte sie, nur ihre Arbeit zu verrichten, und so mußten sie wieder ans Werk gehen. Schlag auf Schlag fiel auf den Tornister, die Gesellen legten nicht die Finger dazwischen, und der Schweiß rann in Strömen von ihren schwarzen Gesichtern herab. Sie dachten zwar, der Tornister müßte bald zerrissen und zersplissen sein; aber er blieb anzusehen, wie er anfangs gewesen war. »Ja, schlagt nur tüchtig zu!« sagte der Soldat; »es hat sich seit vielen Jahren Staub auf dem Tornister gesammelt, so daß er eines gehörigen Ausklopfens bedarf.« Die drei lustigen Gesellen wurden des Spiels doch allgemach müde und mußten die Hämmer sinken lassen, sie konnten nicht mehr. Dann rief der Meister drei neue Gesellen herbei, die begannen, wo ihre Kameraden aufgehört hatten. Das Leder müsse wohl verhext sein, meinten sie, aber es waren Eisenbänder auf dem Tornister, und mit Eisen wußten sie Bescheid, das müsse sich schon fügen, wenn sie es in Behandlung nähmen. So hämmerten sie denn aus Leibeskräften drauf los, aber Eisen und Leder waren gleich zäh, so daß der Tornister, als ihnen die Hämmer zuletzt aus den Händen fielen, nicht anders anzusehen war, als da sie begonnen hatten.
Jetzt meinte der Soldat auch, es könne genug sein, er bezahlte dem Schmiede vier Thaler und ließ seine zwei starken Bursche den Tornister an einen Bach tragen, der dicht neben der Stadt floß. Dort machte er den Tornister auf, und derselbe war bis zum Rande voll von etwas, das wie ein schwarzes Pulver aussah; das waren die armen Teufelsleiber, die so zu Mehl zermalmt worden waren. Er schüttete dasselbe in den Bach und ging dann mit dem Wirthe heim. Dem erzählte jetzt der Soldat, er wisse, wo in seinem Gasthause ein Kessel voll Geld stünde. Wenn der Wirth Halbpart mit ihm machen wolle, so solle er erfahren, wo derselbe zu finden sei. Dazu war der Wirth gerne bereit, sie ließen also den Ofen niederreißen, und unter demselben stand richtig ein großer Braukessel voller Goldstücke. Der Wirth war so froh darüber, daß er dem Soldaten ein schönes Stück seines Landes draußen vor der Stadt schenkte. Dort baute der Soldat sich ein Haus und wohnte darin und hatte es sehr gut. Gottes Gnade und Freundschaft war ihm ja sicher, und alles, was er sich wünschte, konnte er haben.
Und das alles erhielt ein dänischer Soldat für drei Schillinge.

[Dänemark: Svend Grundtvig: Dänische Volksmärchen]

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