3
(1)
Es war einmal ein fauler Mann und eine faule Frau, und die hatten einen Sohn, der ein solcher Faulpelz war, daß er auch nicht die allerkleinste Arbeit verrichten mochte.
Dem Vater und der Mutter war es so wie so recht, ob er nun zu etwas nütze war oder nicht; wenn er nur gut gedieh, denn beide Eltern hielten ganz unbändig viel auf ihren Sohn.
Und er gedieh auch recht gut, er wurde groß und stark und dick und fett, und war allezeit lustig und guter Dinge; aber niemals mochte er etwas Nützliches anfangen.
Als er erwachsen war, besprachen sich seine Eltern, auf was er sich jetzt verlegen und was er werden sollte. Etwas mußte es wohl sein, damit er doch sein tägliches Brod hatte, denn zu Hause ging es nur sehr knapp her. Aber es wäre Sünde und Schande gewesen, von ihm zu verlangen, daß er irgend etwas arbeiten sollte. Dazu hatte er ja nie Lust gehabt, – und nur die Lust fördert das Werk. So wurde denn schließlich bestimmt, daß er hinausziehen und betteln solle. Das war der Lebensweg, der, wie es ihnen schien, am besten paßte für den lieben Jungen.
Er bekam denn eine Tasche über den Rücken, einen Stock in die Hand und so trabte er gemächlich fort. Er ließ sich gute Weile, denn er hatte ja keine Eile, und mit Hast mochte er auch nichts thun, – denn mit Hast wird’s zur Last. Als er eine kurze Strecke gegangen war, wurde er hungrig, drum setzte er sich ins Gras nieder und verzehrte, was er von zu Hause mitbekommen; und nachdem er gespeist hatte, wurde er schläfrig und drum legte er sich unter einen Baum, um zu schlafen. Als er wieder erwachte, neigte sich der Tag schon dem Abend zu, und er meinte wohl noch eine kleine Strecke gehen zu können, ehe er irgendwo hineinging, um sich ein Nachtquartier zu erbetteln.
Wie er so den Weg entlang schlenderte, begegnete ihm ein altes Weib. »Guten Abend!« sagte sie, »wo willst du denn hin?« – »Ich will ausziehen und betteln gehn,« antwortete er, »und das soll jetzt mein Lebensweg sein, denn zur Arbeit tauge ich nichts. Vor allem muß ich jetzt schauen, daß ich an einen guten Ort komme, wo man für ein gutes Wort ein Nachtlager bekommen kann.«
»Ja, so einen Ort kann ich dir schon weisen,« sagte das Weib. »Gehe nur in das erste Anwesen linker Hand, zu dem du hinkommst, hinein. Dort wird man dich schon übernachten lassen, wenn du nur genau thust, was ich dir sage. Bevor du zur Thüre hineingehst, hebe einen kleinen Stein auf, der davor liegt, und stecke ihn zu dir. Und wenn du hineinkommst, sage Dank zu allem, was man zu dir sagt, und was es auch sein möge. Und wenn alle andern schlafen, dann lege den kleinen Stein auf den Herd unter die Asche, wo das Feuer gemacht wird.«
»Schönsten Dank!« sagte der Bursche und schlenderte langsam weiter, bis er zu dem ersten Anwesen linker Hand kam. Er hob den kleinen Stein, der vor der Thüre lag, auf und ging dann hinein. Er traf drinnen eine Frau, welcher er einen guten Abend wünschte und bat, da über Nacht bleiben zu dürfen. »Nein!« sagte die Frau, »das geht nicht an.« – »Schönsten Dank!« erwiderte er. »Ich sage ja, daß es nicht angehen kann,« wiederholte die Frau, »wir können keine fremden Leute beherbergen.« – »Schönsten Dank!« sagte er abermals und setzte sich auf eine Bank nieder. Da ließ ihn die Frau sitzen, weil sie ihn doch nicht geradezu hinausjagen wollte.
Bald darauf kam der Mann nach Hause. »Wer ist denn das, der dort sitzt?« fragte er. »Ich weiß es wahrhaftiger Gott nicht,« antwortete die Frau; »entweder ist er taub, oder er ist ein Tölpel, denn ich habe ihm gesagt, daß er nicht dableiben könne; und trotzdem sagt er in einemfort Dank zu allem.« Der Mann sagte nichts dazu, sondern setzte sich an den Tisch; und die Frau ging hin und schöpfte ihm sowohl Suppe als Zuspeise aus dem Topf und stellte es vor ihren Mann hin und sagte zugleich, daß er nun davon essen könne, soviel ihm schmecke, und was übrig bleibe, würde sie dann aufheben. Aber an den fremden Burschen dachte sie nicht und blickte auch gar nicht hin zu ihm.
»Vergelt’s Gott, tausend Dank!« sagte der Bursche und rückte zur Schüssel hin und aß tüchtig Suppe und Zuspeise, so daß dem Manne nicht das geringste übrig blieb. Sowohl der Mann als die Frau wunderten sich sehr über diesen Kerl; aber sie sagten nichts.
Dann ging die Frau hin und machte ihrem Mann das Bett und sagte zu ihm, daß er sich jetzt niederlegen könne, wenn er wolle. »Schönsten Dank!« sagte der Gast, warf seine Kleider vom Leibe und sprang ins Bett. Und ehe sich die Leute noch von ihrem Staunen erholt hatten, hörten sie ihn schon süß schlafen. Da konnten sie es doch nicht mehr übers Herz bringen, ihn aufzuwecken und wieder aus dem Bett herauszujagen; und so ließen sie ihn denn liegen und machten es sich auf dem bloßen Fußboden bequem. Als dann alle in festem Schlafe ruhten, schlich sich der Bursche aus dem Bett, ging zum Feuerherd hin und verbarg den kleinen Stein in der Asche; und dann legte er sich wieder schlafen.
Die Leute da im Hause hatten auch eine Tochter, ein großes, hübsches Mädchen, das noch nicht lange erwachsen war; und dieses stand nach dem Brauch des Hauses immer zuerst auf, um das Feuer am Herde anzumachen. Und das sollte sie auch an diesem Morgen thun. Sie nahm den Feuerhaken, stierte die Asche auf und legte neues Brennholz darauf; aber sie konnte es doch nicht zum Brennen bringen; da bückte sie sich nieder um zu blasen, als sie aber den Mund spitzte, fuhr ihr heraus: »Fff … f … f … iddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau- wau.« Und sie konnte nicht mehr aufhören dieses Wort auszusprechen und brachte auch das Feuer nicht zum Brennen; da fing sie an zu weinen und Fiddiwau zu rufen!
Da erwachte ihre Mutter und fragte, was los sei? – »O, Fiddiwau!« antwortete das Mädchen, »es will nicht – Fiddiwau-wau-wau!« – »Nun, du kannst halt das Feuer nicht zum Brennen bringen,« sagte die Mutter; »aber ist denn das auch etwas, um so ein Aufhebens davon zu machen!« Und damit sprang sie vom Boden auf und zum Herd hin, stierte die Asche auseinander und wollte zu blasen anfangen: – »Fiddiwau, Fiddiwau!« sagte sie jetzt ebenfalls und konnte nicht mehr aufhören es zu sagen, und brachte das Feuer nicht zum Brennen.
Da heulte sie mit der Tochter um die Wette, bis der Mann davon aufgeweckt wurde und fragte, ob sie beide verrückt geworden seien, weil sie sich so benähmen. »O Fiddiwau, Fiddiwau!« riefen beide wie aus einem Mund und heulten gerade in die Luft hinaus. Der Mann machte sich auf die Beine und sah, daß sie das Feuer am Herd nicht zum Brennen bringen konnten, und daß es das gewesen sein mußte, womit sie beschäftigt waren. Und da sagte er: »Ja, ja, die Weibsleute haben eben keinen besseren Verstand, drum machen sie wegen gar nichts gleich ein solches Aufhebens.« Und dabei hatte er die Feuerzange genommen und störte in der Asche herum und wollte blasen: »Fiddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau-wau!« sagte er unaufhörlich wie die andern.
Da beschlossen sie sogleich, daß die Tochter zum Küster laufen solle, damit er komme und Gebete über das Feuer spreche, weil es verhext sein müsse. Das Mädchen lief so sehr es nur konnte gerade aus zum Küster hinein und brachte nur mit genauer Noth hervor, daß sie ihn vom Vater schön grüßen solle – Fiddiwau! – und von der Mutter – Fiddiwau! und daß sie ihn bitten ließen, daß er sogleich kommen und über das Feuer beten möchte – Fiddiwau-wau-wau! Der Küster glaubte, es könne mit dem Mädchen nicht recht richtig sein, aber er ging doch mit; und als er auch die andern sah und hörte, schien es ihm selbst, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugehen könne und daß etwas Böses sein Spiel treiben müsse; – und das mußte ausgetrieben werden. Er nahm den Feuerhaken, um ein Kreuz über die Asche zu schlagen, und dann spitzte er den Mund zum Beten. Aber, ob er nun beten oder blasen wollte: – es ging ihm auch nicht besser als den andern, und er konnte nichts anderes sagen als »Fiddiwau, Fiddiwau!« und dabei blieb er auch.
Da mußte das Mädchen noch einmal fort und hinüber zum Herrn Pfarrer, zu dem es ganz athemlos gelaufen kam und sagte, daß der Teufel – Fiddiwau! – zu Hause los sei – Fiddiwau! – und daß er den Küster schon überwunden – Fiddiwau! und den Vater und die Mutter – Fiddiwau! – und der Herr Pfarrer möchte doch kommen, ihnen zu helfen und den Teufel bannen – Fiddiwau-wau-wau!
Der Pfarrer zog rasch seinen Rock an, setzte die Brille auf und nahm das Buch unter den Arm und ging mit dem Mädchen hinüber. Er fand alle um den Herd versammelt, und das war der Herd des Bösen. Das Feuer wollte nicht brennen, und alle riefen wie aus einem Mund: »Fiddiwau-wau-wau!« Der Pfarrer schlug das Buch auf und nahm den Feuerhaken in die Hand und schlug damit in die Asche, und wollte zu lesen anfangen, um das Böse auszutreiben. Aber das erste Wort, das er sagte, war: »Fiddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau-wau!«
Jetzt war guter Rath theuer; und der Mann begann stotternd zu beten und versprach demjenigen, der ihm das Böse aus dem Hause schaffen könnte, augenblicklich seine einzige Tochter zu geben und nach seinem Tode auch all‘ sein Hab und Gut.
Der Gast, der dort im Bett schlief, lag eine Weile da und sah und hörte die ganze Verwirrung und dieses Fiddiwau. Aber es währte geraume Zeit, bis ihm ein Licht aufging, wie das alles zusammenhing. Als er jedoch des Mannes letzte Worte gehört hatte, sprang er aus dem Bett und sagte: »Schönsten Dank!« Dann wühlte er den kleinen Stein aus der Asche heraus und schleuderte ihn zur Thüre hinaus, und darauf nahm er das Mädchen um den Hals und küßte es. Jetzt loderte das Feuer hell empor und alle waren von der Verhexung erlöst und befreit; und darüber waren alle so froh, daß jedes einzelne den Gast küßte; und nun war es an diesen »Schönsten Dank!« zu sagen, und das thaten sie auch. Darauf wurde die Hochzeit abgehalten; und der Pfarrer traute das Paar umsonst und der Küster sang umsonst dazu. Und dann lebten sie froh und glücklich miteinander. Und so hatte es der Faulpelz doch noch zu etwas Rechtem gebracht!
Dem Vater und der Mutter war es so wie so recht, ob er nun zu etwas nütze war oder nicht; wenn er nur gut gedieh, denn beide Eltern hielten ganz unbändig viel auf ihren Sohn.
Und er gedieh auch recht gut, er wurde groß und stark und dick und fett, und war allezeit lustig und guter Dinge; aber niemals mochte er etwas Nützliches anfangen.
Als er erwachsen war, besprachen sich seine Eltern, auf was er sich jetzt verlegen und was er werden sollte. Etwas mußte es wohl sein, damit er doch sein tägliches Brod hatte, denn zu Hause ging es nur sehr knapp her. Aber es wäre Sünde und Schande gewesen, von ihm zu verlangen, daß er irgend etwas arbeiten sollte. Dazu hatte er ja nie Lust gehabt, – und nur die Lust fördert das Werk. So wurde denn schließlich bestimmt, daß er hinausziehen und betteln solle. Das war der Lebensweg, der, wie es ihnen schien, am besten paßte für den lieben Jungen.
Er bekam denn eine Tasche über den Rücken, einen Stock in die Hand und so trabte er gemächlich fort. Er ließ sich gute Weile, denn er hatte ja keine Eile, und mit Hast mochte er auch nichts thun, – denn mit Hast wird’s zur Last. Als er eine kurze Strecke gegangen war, wurde er hungrig, drum setzte er sich ins Gras nieder und verzehrte, was er von zu Hause mitbekommen; und nachdem er gespeist hatte, wurde er schläfrig und drum legte er sich unter einen Baum, um zu schlafen. Als er wieder erwachte, neigte sich der Tag schon dem Abend zu, und er meinte wohl noch eine kleine Strecke gehen zu können, ehe er irgendwo hineinging, um sich ein Nachtquartier zu erbetteln.
Wie er so den Weg entlang schlenderte, begegnete ihm ein altes Weib. »Guten Abend!« sagte sie, »wo willst du denn hin?« – »Ich will ausziehen und betteln gehn,« antwortete er, »und das soll jetzt mein Lebensweg sein, denn zur Arbeit tauge ich nichts. Vor allem muß ich jetzt schauen, daß ich an einen guten Ort komme, wo man für ein gutes Wort ein Nachtlager bekommen kann.«
»Ja, so einen Ort kann ich dir schon weisen,« sagte das Weib. »Gehe nur in das erste Anwesen linker Hand, zu dem du hinkommst, hinein. Dort wird man dich schon übernachten lassen, wenn du nur genau thust, was ich dir sage. Bevor du zur Thüre hineingehst, hebe einen kleinen Stein auf, der davor liegt, und stecke ihn zu dir. Und wenn du hineinkommst, sage Dank zu allem, was man zu dir sagt, und was es auch sein möge. Und wenn alle andern schlafen, dann lege den kleinen Stein auf den Herd unter die Asche, wo das Feuer gemacht wird.«
»Schönsten Dank!« sagte der Bursche und schlenderte langsam weiter, bis er zu dem ersten Anwesen linker Hand kam. Er hob den kleinen Stein, der vor der Thüre lag, auf und ging dann hinein. Er traf drinnen eine Frau, welcher er einen guten Abend wünschte und bat, da über Nacht bleiben zu dürfen. »Nein!« sagte die Frau, »das geht nicht an.« – »Schönsten Dank!« erwiderte er. »Ich sage ja, daß es nicht angehen kann,« wiederholte die Frau, »wir können keine fremden Leute beherbergen.« – »Schönsten Dank!« sagte er abermals und setzte sich auf eine Bank nieder. Da ließ ihn die Frau sitzen, weil sie ihn doch nicht geradezu hinausjagen wollte.
Bald darauf kam der Mann nach Hause. »Wer ist denn das, der dort sitzt?« fragte er. »Ich weiß es wahrhaftiger Gott nicht,« antwortete die Frau; »entweder ist er taub, oder er ist ein Tölpel, denn ich habe ihm gesagt, daß er nicht dableiben könne; und trotzdem sagt er in einemfort Dank zu allem.« Der Mann sagte nichts dazu, sondern setzte sich an den Tisch; und die Frau ging hin und schöpfte ihm sowohl Suppe als Zuspeise aus dem Topf und stellte es vor ihren Mann hin und sagte zugleich, daß er nun davon essen könne, soviel ihm schmecke, und was übrig bleibe, würde sie dann aufheben. Aber an den fremden Burschen dachte sie nicht und blickte auch gar nicht hin zu ihm.
»Vergelt’s Gott, tausend Dank!« sagte der Bursche und rückte zur Schüssel hin und aß tüchtig Suppe und Zuspeise, so daß dem Manne nicht das geringste übrig blieb. Sowohl der Mann als die Frau wunderten sich sehr über diesen Kerl; aber sie sagten nichts.
Dann ging die Frau hin und machte ihrem Mann das Bett und sagte zu ihm, daß er sich jetzt niederlegen könne, wenn er wolle. »Schönsten Dank!« sagte der Gast, warf seine Kleider vom Leibe und sprang ins Bett. Und ehe sich die Leute noch von ihrem Staunen erholt hatten, hörten sie ihn schon süß schlafen. Da konnten sie es doch nicht mehr übers Herz bringen, ihn aufzuwecken und wieder aus dem Bett herauszujagen; und so ließen sie ihn denn liegen und machten es sich auf dem bloßen Fußboden bequem. Als dann alle in festem Schlafe ruhten, schlich sich der Bursche aus dem Bett, ging zum Feuerherd hin und verbarg den kleinen Stein in der Asche; und dann legte er sich wieder schlafen.
Die Leute da im Hause hatten auch eine Tochter, ein großes, hübsches Mädchen, das noch nicht lange erwachsen war; und dieses stand nach dem Brauch des Hauses immer zuerst auf, um das Feuer am Herde anzumachen. Und das sollte sie auch an diesem Morgen thun. Sie nahm den Feuerhaken, stierte die Asche auf und legte neues Brennholz darauf; aber sie konnte es doch nicht zum Brennen bringen; da bückte sie sich nieder um zu blasen, als sie aber den Mund spitzte, fuhr ihr heraus: »Fff … f … f … iddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau- wau.« Und sie konnte nicht mehr aufhören dieses Wort auszusprechen und brachte auch das Feuer nicht zum Brennen; da fing sie an zu weinen und Fiddiwau zu rufen!
Da erwachte ihre Mutter und fragte, was los sei? – »O, Fiddiwau!« antwortete das Mädchen, »es will nicht – Fiddiwau-wau-wau!« – »Nun, du kannst halt das Feuer nicht zum Brennen bringen,« sagte die Mutter; »aber ist denn das auch etwas, um so ein Aufhebens davon zu machen!« Und damit sprang sie vom Boden auf und zum Herd hin, stierte die Asche auseinander und wollte zu blasen anfangen: – »Fiddiwau, Fiddiwau!« sagte sie jetzt ebenfalls und konnte nicht mehr aufhören es zu sagen, und brachte das Feuer nicht zum Brennen.
Da heulte sie mit der Tochter um die Wette, bis der Mann davon aufgeweckt wurde und fragte, ob sie beide verrückt geworden seien, weil sie sich so benähmen. »O Fiddiwau, Fiddiwau!« riefen beide wie aus einem Mund und heulten gerade in die Luft hinaus. Der Mann machte sich auf die Beine und sah, daß sie das Feuer am Herd nicht zum Brennen bringen konnten, und daß es das gewesen sein mußte, womit sie beschäftigt waren. Und da sagte er: »Ja, ja, die Weibsleute haben eben keinen besseren Verstand, drum machen sie wegen gar nichts gleich ein solches Aufhebens.« Und dabei hatte er die Feuerzange genommen und störte in der Asche herum und wollte blasen: »Fiddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau-wau!« sagte er unaufhörlich wie die andern.
Da beschlossen sie sogleich, daß die Tochter zum Küster laufen solle, damit er komme und Gebete über das Feuer spreche, weil es verhext sein müsse. Das Mädchen lief so sehr es nur konnte gerade aus zum Küster hinein und brachte nur mit genauer Noth hervor, daß sie ihn vom Vater schön grüßen solle – Fiddiwau! – und von der Mutter – Fiddiwau! und daß sie ihn bitten ließen, daß er sogleich kommen und über das Feuer beten möchte – Fiddiwau-wau-wau! Der Küster glaubte, es könne mit dem Mädchen nicht recht richtig sein, aber er ging doch mit; und als er auch die andern sah und hörte, schien es ihm selbst, daß es hier nicht mit rechten Dingen zugehen könne und daß etwas Böses sein Spiel treiben müsse; – und das mußte ausgetrieben werden. Er nahm den Feuerhaken, um ein Kreuz über die Asche zu schlagen, und dann spitzte er den Mund zum Beten. Aber, ob er nun beten oder blasen wollte: – es ging ihm auch nicht besser als den andern, und er konnte nichts anderes sagen als »Fiddiwau, Fiddiwau!« und dabei blieb er auch.
Da mußte das Mädchen noch einmal fort und hinüber zum Herrn Pfarrer, zu dem es ganz athemlos gelaufen kam und sagte, daß der Teufel – Fiddiwau! – zu Hause los sei – Fiddiwau! – und daß er den Küster schon überwunden – Fiddiwau! und den Vater und die Mutter – Fiddiwau! – und der Herr Pfarrer möchte doch kommen, ihnen zu helfen und den Teufel bannen – Fiddiwau-wau-wau!
Der Pfarrer zog rasch seinen Rock an, setzte die Brille auf und nahm das Buch unter den Arm und ging mit dem Mädchen hinüber. Er fand alle um den Herd versammelt, und das war der Herd des Bösen. Das Feuer wollte nicht brennen, und alle riefen wie aus einem Mund: »Fiddiwau-wau-wau!« Der Pfarrer schlug das Buch auf und nahm den Feuerhaken in die Hand und schlug damit in die Asche, und wollte zu lesen anfangen, um das Böse auszutreiben. Aber das erste Wort, das er sagte, war: »Fiddiwau, Fiddiwau, Fiddiwau-wau-wau!«
Jetzt war guter Rath theuer; und der Mann begann stotternd zu beten und versprach demjenigen, der ihm das Böse aus dem Hause schaffen könnte, augenblicklich seine einzige Tochter zu geben und nach seinem Tode auch all‘ sein Hab und Gut.
Der Gast, der dort im Bett schlief, lag eine Weile da und sah und hörte die ganze Verwirrung und dieses Fiddiwau. Aber es währte geraume Zeit, bis ihm ein Licht aufging, wie das alles zusammenhing. Als er jedoch des Mannes letzte Worte gehört hatte, sprang er aus dem Bett und sagte: »Schönsten Dank!« Dann wühlte er den kleinen Stein aus der Asche heraus und schleuderte ihn zur Thüre hinaus, und darauf nahm er das Mädchen um den Hals und küßte es. Jetzt loderte das Feuer hell empor und alle waren von der Verhexung erlöst und befreit; und darüber waren alle so froh, daß jedes einzelne den Gast küßte; und nun war es an diesen »Schönsten Dank!« zu sagen, und das thaten sie auch. Darauf wurde die Hochzeit abgehalten; und der Pfarrer traute das Paar umsonst und der Küster sang umsonst dazu. Und dann lebten sie froh und glücklich miteinander. Und so hatte es der Faulpelz doch noch zu etwas Rechtem gebracht!
[Dänemark: Svend Grundtvig: Dänische Volksmärchen]