Hier ist nun der Anfang, als entschieden wurde, den Menschen zu erschaffen, und was in das Fleisch des Menschen eingehen sollte, wurde gesucht.
Und die Vorväter, der Schöpfer und der Macher, die genannt wurden Tepeu und Gucumatz, sagten: „Die Zeit des Morgengrauens ist gekommen, lasst uns das Werk beenden. Lasst jene, die uns ernähren und erhalten sollen, erscheinen, die edlen Söhne, die zivilisierten Vasallen, lasst den Menschen erscheinen. Lasst die Menschlichkeit entstehen im Gesicht der Erde.“ Also sprachen sie.
Sie versammelten sich und hielten Rat in der Dunkelheit und in der Nacht. Sie redeten und suchten. Sie dachten nach und grübelten. Auf diese Art kam ihre Entscheidung klar ans Licht. Sie fanden und entdeckten, was eingehen sollte in das Fleisch des Menschen.
Es war, gerade ehe die Sonne, der Mond und die Sterne erschienen über dem Schöpfer und dem Macher. Von Paxil, von Cayalá kamen die Sprossen des gelben Mais und die Sprossen des weißen Mais.
Und dies sind die Namen jener Tiere, die die Nahrung brachten: yac (die Gebirgskatze), utiú (der Kojote), quel (ein kleiner Papagei) und bob (die Krähe). Diese vier Tiere riefen den gelben Mais und den weißen Mais und wiesen den Pflanzen den Weg. So erfanden sie die Nahrung, und dies war es, was in das Fleisch des erschaffenen Menschen einging; dies war es, woraus das Blut des Menschen gemacht wurde.
Und die Menschen waren erfüllt von Freude, weil sie ein schönes Land vorfanden, voll der Freuden, üppig gefüllt mit weißem und gelbem Mais und voll unzähliger anderer Früchte und Honig. Es gab Nahrung in Hülle und Fülle in jenen Dörfern, die Paxil und Cayalá hießen. Es gab Nahrung aller Art, kleine und große Nahrung, kleine Pflanzen und große Pflanzen.
Die Tiere wiesen dem Mais den Weg. Und dann mahlend den gelben und weißen Mais machte Xmucané neun Getränke. Davon kam Stärke. So wurden den Menschen Muskeln. Dies taten die Vorväter, Tepeu und Gucumatz wurden sie genannt. Danach begannen sie über die Schöpfung zu reden, über die Schöpfung unserer ersten Mutter und unseres ersten Vaters. Der gelbe und weiße Mais waren ihr Fleisch. Maismehl war es, aus dem sie die Arme und die Beine des Menschen machten. Nur Teig von Maismehl wurde verwendet für das Fleisch unserer ersten Väter. Vier Männer wurden erschaffen. Und dies waren ihre Namen: Balam-Quitzé, Balam-Acab, Mahucutah und Iqui-Balam.
Es ist überliefert, dass sie gemacht und geformt wurden, dass sie selbst keine Mutter und keinen Vater hatten. Man nannte sie nur Menschen. Sie wurden nicht von einem Weib geboren, noch wurden sie vom Schöpfer oder vom Macher gezeugt. Und da sie das Aussehen von Menschen hatten, waren sie Menschen. Sie redeten, sahen, hörten, gingen, griffen nach Dingen. Sie waren gut und schön. Ihre Gestalt war die Gestalt des Menschen.
Sie waren begabt mit Verstand. Sie sahen. Und sofort sahen sie weit, und es gelang ihnen zu sehen und zu wissen all das, was in der Welt war. Sie schauten, und sofort sahen sie alles rings um sich, und bei angestrengtem Sehen sahen sie über den ganzen Bogen des Himmels und über das ganze Gesicht der Erde hin. Alle Dinge, verborgen in der Ferne, sahen sie, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Groß war ihr Wissen, und ihr Sehen erreichte die Wälder, die Felsen, die Seen, die Meere, die Gebirge und die Täler. Wirklich, es waren bewunderungswürdige Menschen.
Da sprachen der Schöpfer und der Macher zu ihnen: „Wie denkt ihr über euer Sein. Seht ihr nicht? Hört ihr nicht? Ist es nicht gut, dass ihr sprechen und gehen könnt? Schaut also. Vertieft euch in die Welt, seht die Gebirge und die Täler erscheinen. Versucht, sie zu schauen.“
Dies sagten sie zu den ersten vier Männern. Und augenblicklich sahen die ersten vier Männer, was da alles ist auf der Welt. Dann dankten sie dem Schöpfer und dem Macher: „Wirklich, wir danken euch zwei- und dreimal. Wir sind erschaffen worden. Wir haben einen Mund, ein Gesicht. Wir sprechen, wir hören, wir denken, wir gehen, wir fühlen uns vollkommen, und wir wissen, was weit und was nah ist. Wir sehen, was groß und was klein ist im Himmel und auf Erden.“
Sie waren fähig, alles zu wissen, und sie betrachteten die vier Ecken, die vier Punkte des Himmelsbogens und das ganze runde Gesicht der Erde.
Aber der Schöpfer und der Macher hörten das gar nicht gern: „Es ist nicht gut, dass unserer Arbeit Ergebnis, unsere Geschöpfe, sagen, sie wüssten alles, Großes und Kleines“, so sprachen sie.
Und also hielten die Vorväter wieder Rat.
„Was sollen wir mit ihnen machen? Richten wir es so ein, dass sie nur sehen, was nahe ist. Lasst sie nur wenig sehen vom Gesicht der Erde. Es ist nicht recht, was sie sagen. Wer weiß, vielleicht sind sie doch nicht einfach Geschöpfe unserer Hervorbringung? Vielleicht sind sie auch Götter? Und wenn sie sich nicht vermehren, was wird beim Morgengrauen geschehen, wenn die Sonne aufgeht?“ Also sprachen sie.
„Lasst uns ihre Wünsche etwas einschränken. Denn so ist es nicht recht. Sie sollten wirklich nicht uns gleich und ebenbürtig sein.“ Also sprachen die Vorväter, der Schöpfer und der Macher. Also sprachen sie und veränderten das Wesen ihrer Kreaturen.
Das Herz des Himmels blies Nebel in die Augen der ersten Männer. Ihr Blick wurde getrübt wie ein Spiegel, auf den man haucht. Ihre Augen wurden abgedeckt. Sie konnten nur noch sehen, was nahe und was deutlich war.
Auf diese Art wurde die Weisheit und all das Wissen der vier ersten Männer zerstört.
Dann wurden die Frauen gemacht. Gott selbst machte sie sorgfältig. Und so im Schlaf tauchten sie plötzlich auf, wahrhaftig und schön, die Frauen des Balam-Quitzé, Balam-Acab, des Mahucutah und des Iqui-Balam. Sie waren ihre Frauen, und als sie erwachten und sie fühlten, war sofort ihr Herz mit Freude erfüllt, weil sie nun Frauen hatten…
Viele Menschen wurden gemacht, und in der Dunkelheit vermehrten sie sich. Weder die Sonne noch das Licht waren bisher gemacht, als sie sich so vermehrten.
Alle lebten zusammen. Es gab sie in großer Zahl, und sie gingen dort im Osten umher. Sie sorgten nicht für ihren Gott. Sie schauten zum Himmel, aber sie wussten nicht, warum es soweit gekommen war.
Sie waren vorhanden in großer Zahl: die schwarzen Menschen und die weißen Menschen, Menschen vieler Klassen, Menschen vieler Zungen, und es war herrlich, ihnen zuzuhören.
Es gibt Generationen auf der Welt, es gibt Völker in Ländern, deren Gesicht wir nicht sehen, die kein Heim haben. Sie wandern nur durch die kleinen und großen Wälder wie Verrückte. So spricht man verächtlich von den Menschen des Waldes. So redeten sie dort, wo sie die aufgehende Sonne sahen. Die Rede von allen war gleich. Sie beschworen nicht Holz noch Stein. Sie erinnerten sich des Wortes des Schöpfers und des Machers, des Herzens des Himmels, des Herzens der Erde.
Und dies sprachen sie, während sie an das Heraufziehen der Morgendämmerung dachten. In diesen Worten beteten sie zu Gott, liebend, gehorsam, furchtvoll. Sie blickten zum Himmel, wenn sie um Söhne und Töchter baten und sprachen: „Oh, du, Schöpfer und Macher! Schaut auf uns, hört uns an. Verlasst uns nicht, gebt uns nicht auf. Oh, Gott, der du bist im Himmel und auf Erden, Herz des Himmels, Herz der Erde, gib uns Nachkommen, solange die Sonne sich bewegt, und Licht ist. Lass den Tag anfangen. Gib uns viele gute Straßen, flache Straßen. Mögen die Völker Frieden haben, viel Frieden, und mögen sie glücklich sein. Gib uns ein gutes Leben, eine sinnvolle Existenz. Oh, ihr, Huracáb, Chipi-Caculgá, Raxa-Caculhá, Chipi-Nanauac, Raxa-Nanauac, Voc, Hunahpú, Tepeu, Gucumatz, Alom, Quaholom, Xpiyacoc, Xmucané, Großmutter der Sonne, Großmutter des Lichts, lass es tagen, lass das Licht kommen.“
Und so sprachen sie und beteten das Aufgehen der Sonne herbei, die Ankunft des Tages. Und zur selben Zeit sahen sie das Aufgehen der Sonne. Sie dachten an den Morgenstern, den Großen Stern, der vor der Sonne kommt, der das Himmelsgewölbe erleuchtet und die Oberfläche der Erde, der die Schritte der Menschen erhellt, die geschaffen worden waren und gemacht.
Quelle:
(Unbekannt-Mittelamerika-Maya)