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Das Märchen vom Aschenhans

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Ein alter Mann hatte drei Söhne. Die zwei Ältesten waren schon ausgezogen, um ihr Glück in der weiten Welt zu suchen. Nun wollte auch der Jüngste, den alle nur Aschenhans nannten, weil er als nicht besonders klug galt, auf die große Reise gehen. Nur schweren Herzens ließ ihn der Vater ziehen. Aschenhans nahm die Tasche mit der Marschverpflegung in die eine Hand, einen großen Handschuh in die andere und zog von dannen.
Als er schon ein ganzes Stück gelaufen war, setzte er sich nieder, um zu rasten. Da kamen plötzlich ein Bohrer, eine Axt, ein Hobel und lauter andere Werkzeuge an und baten ihn um etwas zu essen. Er teilte mit ihnen.

Bald darauf kam er zu einem Königsschloß.
„Wohin des Wegs?“, fragte ihn der König.
„Ich will mich irgendwo verdingen.“
„Du kannst bei mir in den Dienst treten.“
„Und was muß ich tun?“
„In meinem Garten steht ein Baum, an dem goldene Blätter wachsen. Hüte ihn eine Nacht. Wenn du das schaffst, bekommst du meine Tochter und das halbe Königreich dazu. Wenn aber nicht, hast du Dein Leben verspielt.“
„Ich will es versuchen!“
Gegen Abend führte der König den Jungen zum Baum und hob ihn auf die unteren Äste, weil er so klein war. Als es dunkel wurde, fingen die Blätter an zu wachsen und Aschenhans merkte, wie er müder und müder wurde. Doch er hielt sich tapfer und kämpfte gegen den Schlaf an.

Plötzlich hörte er ein furchtbares Getöse aus der Luft. Ihm wurde Angst und er klammerte sich ganz fest an den Baum. Da sah er einen Teufel und einen Riesen anfliegen kommen, die beide zusammen nur ein Auge hatten und gar häßliche Gestalten waren.
„Ist irgendwo ein Wächter zu sehen?“, fragte der Riese den Teufel, der das Auge hatte.
„Was kümmert uns ein Wächter!“
Der Riese kletterte auf den Baum und der Teufel reichte ihm das Auge. Doch Aschenhans griff zu und versteckte das Auge in seinem Handschuh.
„Gib mir endlich das Auge. Zum Teufel noch mal“, schimpfte der Riese.
„Du alte Blindschleiche, ich habe es dir doch schon gegeben.“
Der Riese bebte vor Wut und stürzte sich vom Baum herab auf den Teufel. Sie kämpften miteinander bis keiner mehr unter den Lebenden war.

Am nächsten Morgen fragte der König den Jungen:
„Na, hast du Wache gehalten?“
„Aber gewiß doch.“
Der König schickte seine Leute aus, damit sie gucken sollten, ob Aschenhans die Wahrheit sprach.
„Der Baum steht in voller Pracht“, bestätigten die Diener.
„Kriege ich nun Deine Tochter“, wollte Aschenhans wissen.
Der König grübelte eine Weile und meinte dann:
„Erst muß du in einer Nacht ein Schiff bauen und es vor meine Tür stellen!“
„Wie soll ich das denn schaffen? Aber gut, ich will es versuchen.“

Gegen Abend ging er mit seiner Axt in den Wald, hieb die Axt in einen Baum und sprach:
„Ihr Werkzeuge, denen ich zu essen gab, kommt her und baut mir das Schiff für den König!“
Im ganzen Wald begann rege Geschäftigkeit. Der Junge setzte sich auf einen Baumstamm und sah das Schiff wachsen. Bald war es fertig, Aschenhans stieg auf und los ging die Fahrt zum Schloß.
Unterwegs sah der Junge einen Mann, der Knochen abnagte.
„Was machst du da“, fragte er ihn.
„Mein Leben lang habe ich Knochen abgenagt und bin immer noch nicht satt geworden.“
„Steig auf, du sollst Markknochen bekommen.“

Der Mann tat wie ihm geheißen.
Wenig später trafen sie auf einen Mann, der an einem Stück Eis knabberte.
„Was machst du da“, fragte Aschenhans.
„Mein Leben lang habe ich am Eis genagt. Aber durstig bin ich immer noch.“
„Steig auf. Du sollst genügend zu trinken bekommen.“
Auch dieser Mann tat, wie ihm geheißen.
Bald darauf trafen sie auf einen Mann, der mal das linke, mal das rechte Bein hob, aber nicht von der Stelle kam.
„Was machst du da“, fragte ihn Aschenhans.
„Mein ganzes Leben habe ich versucht, einen Schritt zu machen und doch bin ich immer noch am gleichen Fleck.“
„Steig auf, so kommst du endlich vom Fleck!“
Kurz vor dem Schloß sahen sie einen Mann, der immer zielte, aber nie schoß. Aschenhans fragte ihn.
„Mein ganzes Leben habe ich gezielt, aber es ist noch nie losgegangen.“
„Steig ein. Es wird dann schon losgehen!“
So kam er mit seiner ungewöhnlichen Mannschaft am Schloß an.
Morgens fragte der König:
„Ist das Schiff fertig?“
„Freilich.“

Der König ging selbst hinaus, um sich davon zu überzeugen.
„Gibst du mir jetzt Deine Tochter“, fragte Aschenhans.
„Erst mußt du heute Nacht aus dem Nachbarkönigreich den goldenen Becher des Königs holen und ihn mir auf den Tisch stellen!“
„Wie soll ich das denn schaffen?!“
„Das ist deine Sache!“
Der Junge schickte den Weitstapfer in das Nachbarreich. Als der Morgen graute, war dieser aber immer noch nicht zurück.

Da bat Aschenhans den Schützen, dem Weitstapfer Beine zu machen. Und so ging dann alles gut. Der Becher war am Morgen da und der König hielt endlich sein Versprechen und gab dem Aschenhans seine Tochter zur Frau.

Quelle:

(Finnisches Märchen)

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