Wenn du dort sitzt, wo der Wasserfall herabstürzt, insbesondere in einer hellen Mondnacht, dann kannst du den Geist des Wasserfalls hören und sehen. Ganz unten, unter dem großen schwarzen Kessel, inmitten der tosenden Ringe aus Schaum, sitzt er und spielt die mächtigen Melodien der Natur. Zuerst ist es nur ein donnerndes Tosen, das nach und nach von dir Besitz ergreift, so dass du dich hinabstürzen willst in den von Musik widerhallenden, reißenden Strom. Hier erklingen alle Lieder, nachdem sie in der angstvollen Stille der Wälder und Berge dagelegen haben. Sämtliche Stimmen der Natur ertönen von seinen Saiten, und das Echo umkreist alle Geräusche, so dass sie wie ein einziger, mächtiger Akkord erschallen. Die Kiefern rauschen, Espen erzittern, die Bäche plätschern und die Birken beben. Auf den Berggipfeln jubiliert der auffrischende Wind, die stillen Wälder seufzen, und der ruhige tiefe Bergsee singt die sanfte, melancholische Weise einer Weidenflöte. Er beugt sich über seine Fiedel, und der Bogen tanzt in langen, widerhallenden Bewegungen hin und her. Alle müssen mit einstimmen, über den Abgrund schreiten und in den Strudel hinein! Er spielt mit geschlossenen Augen, und vollkommen in sich gekehrt steht er inmitten des Tumults. Hör doch wie er den Takt mit den Füßen klopft! Sein Spiel endet niemals. Die glänzende schwarze Klippe erhebt sich und bildet einen mächtigen Tempel, in dem die ewigen Klänge frei widerhallen können. Weit oben, im dunkelblauen Himmelsgewölbe, hängt der Silbermond, der sich in den schimmernden schlängelnden Schlieren des tiefen schwarzen Teichs dort unten widerspiegelt. Nun erleuchtet ein Stern nach dem anderen am Firmament. So als würden die Töne wilder erklingen, als wünschte sich jeder Tropfen, in die Massen zu münden und sein Funkeln zwischen ihnen zu verstreuen. Doch der mächtige, wilde Geiger sitzt dort unten mit geschlossenen Augen über sein Instrument gebeugt. Es ist seine eigene Musik, die ihn an seine feuchte Umgebung fesselt.
Quelle:
(Unbekannt-Norwegen)