Es war einmal ein armes Ehepaar, das hatte drei Söhne. Wie die beiden ältesten hießen, weiß ich nicht, aber der jüngste hieß Per. Als die Eltern gestorben waren und die Kinder sich in die Erbschaft teilen wollten, war nichts da als ein Topf, ein Kuchenblech und eine Katze. Der älteste, der das Beste haben sollte, nahm den Topf. „Wenn ich den ausleihe, bleibt noch immer etwas für mich auszuschrapen drin“, sagte er. Der zweite nahm das Kuchenblech. „Wenn ich das ausleihe, bleibt doch immer etwas für mich abzukratzen dran“, sagte er. Für den jüngsten blieb nichts anderes übrig als die Katze. „Wenn ich die ausleihe, bekomme ich nichts dafür“, sagte er, „und wenn man ihr auch ein wenig Milch gibt, so schleckt sie sie selbst.“ Er nahm aber doch die Katze, denn sie jammerte ihn, und er wollte sie nicht umkommen lassen.
Hierauf wanderten die Brüder fort in die Welt, um ihr Glück zu versuchen, und jeder zog seine Straße. Als der jüngste eine Weile gegangen war, sagte die Katze: „Es soll dir nicht leid sein, dass du mich nicht in der alten Hütte hast umkommen lassen. Ich werde in den Wald gehen und allerlei Getier fangen, das sollst du zum König auf das Schloss tragen, das du dort siehst, und sagen, du brächtest ihm ein kleines Geschenk. Wenn er dich dann fragt, von wem das ist, sollst du sagen: ‚Das ist von dem Herrn Per‘.“ „Hierauf lief die Katze in den Wald und kam bald mit einem lebendigen Rentier zurück; dem war sie auf den Kopf gesprungen, hatte sich zwischen die Hörner gesetzt und gesagt: „Wenn du nicht geradewegs zu des Königs Schloss gehst, kratze ich dir die Augen aus.“ Da wagte das Rentier auch nicht, etwas anderes zu tun, als die Katze ihm gesagt hatte. Wie Per nun zu dem Schloss kam, ging er mit seinem Tier in die Küche und sagte: „Ich komme, um dem König ein kleines Geschenk zu überbringen, wenn er es nicht verschmähen wollte.“
Als man das dem König meldete, kam er sogleich in die Küche, und wie er das große, schöne Rentier erblickte, war er darüber außerordentlich erfreut. „Mein lieber Freund“, sagte er zu Per, „wer ist es, der mir ein so schönes Geschenk sendet?“ – „Oh, das ist der Herr Per“, versetzte der Bursche. „Der Herr Per?“ fragte der König, „wo wohnte er doch gleich, dieser Herr Per?“ Denn es deuchte ihm eine Schande, dass er einen solchen Mann nicht kennen sollte. Aber der Bursche wollte es ihm nicht sagen – sein Herr habe es ihm verboten, sagte er. Darauf gab der König ihm ein gutes Trinkgeld und bat ihn, seinen Herrn von ihm zu grüßen, und er ließe sich auch vielmals bedanken.
Am nächsten Tag lief die Katze wieder in den Wald, sprang einem Hirsch auf den Kopf, setzte sich ihm zwischen die Augen und zwang ihn ebenfalls, nach des Königs Schloss zu gehen. Als Per damit in die Küche trat, sagte er wieder, er komme, um dem König ein kleines Geschenk zu überbringen, wenn er es nicht verschmähen wollte. Der König freute sich über den Hirsch noch mehr als über das Rentier und fragte, wer es denn sei, der ihm ein so schönes Geschenk sende. „Das ist der Herr Per“, sagte der Bursche. Als aber der König wissen wollte, wo der Herr Per wohne, bekam er wieder dieselbe Antwort wie am vorigen Tag, und diesmal gab er Per ein noch größeres Trinkgeld.
Am dritten Tag kam die Katze mit einem Elentier an. Als Per in die Küche auf dem Schloss kam und sagte, er brächte dem König ein kleines Geschenk, wurde es dem König sogleich gemeldet. Wie dieser nun das große, schöne Elentier erblickte, war er darüber außer sich vor Freude, und diesmal gab er Per ein noch viel größeres Trinkgeld, es waren gewiss hundert Taler.
Nun wollte der König aber durchaus wissen, wo der Herr Per wohne, und er forschte und fragte auf alle mögliche Weise; aber Per entgegnete, er dürfe es nicht sagen, denn sein Herr habe es ihm so streng verboten. „So sage denn dem Herrn Per, ich ließe ihn bitten, mich zu besuchen“, sagte der König. Ja, entgegnete der Bursche, er wollt’s wohl bestellen.
Als Per darauf zu der Katze kam, sagte er: „Na, du hast mich ja in eine schöne Patsche gebracht! Nun will der König, dass ich ihn besuchen soll, und ich habe ja nichts anderes anzuziehen als diese Lumpen da.“ – „Oh, sei deswegen nicht bekümmert!“ sagte die Katze. „In drei Tagen sollst du Pferde und Wagen und so schöne Kleider bekommen, dass das Gold heruntertröpfelt; dann kannst du den König besuchen. Aber was du auch beim König siehst – du musst immer sagen, du hättest es noch weit schöner und prächtiger zu Hause; das darfst du nicht vergessen.“ Nein, Per wollt’s nicht vergessen.
Als nun die drei Tage um waren, kam die Katze mit Wagen und Pferden und Kleidern und allem, was Per brauchte. Das alles war so prächtig, wie es noch nie jemand gesehen hatte. Nun fuhr Per zum Schloss, und die Katze lief hinter ihm her. Der König empfing den Burschen sehr freundlich, aber was er ihm auch zeigen und anbieten mochte, so sagte Per immer, ja, das sei alles recht gut, aber er hätt’s doch noch weit schöner und prächtiger zu Hause. Das wollte dem König nun gar nicht gefallen, aber Per blieb dabei. Zuletzt wurde der König so verdrießlich, dass er nicht länger an sich halten konnte. „Nun will ich mit dir reisen“, sagte er, „und sehen, ob es wahr ist, dass du alles so viel besser und schöner hast als ich. Aber gnade dir Gott, wenn du lügst! Mehr sage ich nicht.“ – „Ja, nun hast du mich schön in die Tinte gebracht!“ sagte Per zu der Katze, „nun will der König mit in mein Haus kommen, aber das ist wohl nicht gut zu finden.“ – „Mach dir darum keine Sorgen!“ sagte die Katze. „Ich werde vorauslaufen, und folge du mir dann nur immer nach.“ Darauf brachen sie auf. Die Katze voran, danach Per und dann der König mit seinem ganzen Hofstaat.
Als sie nun ein gutes Ende gefahren waren, kamen sie zu einer großen Herde Schafe, die hatten so lange Wolle, dass sie bis an die Erde hing. „Wenn du sagst, dass diese Schafherde dem Herrn Per gehört, so gebe ich dir diesen silbernen Löffel“, sagte die Katze zum Hirten – den Löffel aber hatte sie mit aus dem Königsschloß genommen. Ja, das wollte der Hirte wohl tun. Als nun der König gefahren kam, rief er: „Ei, ei! Hab ich doch nie eine so große, schöne Schafherde gesehen! Wem gehört die, kleiner Bursche?“ – „Die gehört dem Herrn Per“, sagte der Bursche.
Nach einer Weile kamen sie zu einer schönen, großen Herde scheckiger Kühe, die waren so fett, dass sie glänzten. „Wenn du sagst, dass diese Herde dem Herrn Per gehört, wenn der König dich fragt, so gebe ich dir diesen silbernen Handzuber“, sagte die Katze zu dem Mädchen, das das Vieh trieb – den Zuber aber hatte die Katze auch aus dem Schloss mitgenommen. „Ja, recht gern!“ sagte das Mädchen. Als nun der König gefahren kam, wunderte er sich sehr über die große, schöne Herde; eine so schöne Viehherde, meinte er, habe er noch nie gesehen; und als er das Mädchen fragte, wem das Vieh gehöre, sagte sie: „Oh, das gehört alles dem Herrn Per.“
Ein Stück weiter trafen sie eine große, schöne Trift Pferde an, es waren die schönsten Pferde, die man sich vorstellen konnte – alle waren sie groß und fett, und von jeder Farbe waren sechs, rote, fahle und blaue. „Wenn du sagst, dass diese Pferdetrift dem Herrn Per gehört, wenn der König dich fragt, so gebe ich dir diesen silbernen Becher“, sagte die Katze zum Hirten – den Becher hatte sie auch aus dem Schloss mitgenommen. Ja, der Bursche wollt’s wohl sagen. Als der König nun ankam, war er ganz verwundert über die große, schöne Pferdetrift; denn solche Pferde habe er noch nie gesehen, sagte er, und als er den Burschen fragte, wem alle die roten und fahlen und blauen Pferde gehörten, sagte der: „Die gehören alle dem Herrn Per.“
Als sie nun ein gutes Ende weiter gereist waren, kamen sie zu einem Schloss. Die erste Pforte war von Messing, die zweite von Silber und die dritte von Gold. Das Schloss selbst war von Silber und so blank, dass einem die Augen wehtaten, wenn man es ansah, und als sie ankamen, schien gerade die Sonne darauf. Die Katze hatte dem Burschen unbemerkt ins Ohr geflüstert, er solle sagen, das sei sein Schloss. Drinnen im Schloss aber war’s noch viel prächtiger als draußen. Alles war hier von Gold, die Stühle, die Tische und die Bänke. Als nun der König herumgegangen war und alles von unten und von oben genau betrachtet hatte, da wurde er ganz beschämt. „Ja, der Herr Per hat alles viel prächtiger als ich“, sagte er, „man kann es nicht leugnen.“ Und damit wollte er wieder fortreisen. Per bat ihn jedoch, er möchte doch bleiben und bei ihm zu Abend essen. Na, das tat denn der König auch; aber er sah die ganze Zeit sauer aus.
Während sie nun bei Tische saßen, kam der Troll, dem das Schloss gehörte, und klopfte an die Pforte. „Wer ist es, der mein Essen verzehrt und meinen Met trinkt, als wären Schweine drinnen?“ rief er. Als die Katze das hörte, lief sie sogleich hinaus, trat an die Pforte und sprach: „Wart mal! Ich will dir erzählen, wie der Bauer es mit dem Winterkorn macht.“ Und darauf erzählte sie dem Troll sehr weitläufig vom Winterkorn – wie der Bauer zuerst seinen Acker pflügt, danach düngt und dann wieder pflügt usw., bis plötzlich die Sonne aufging. „Sieh dich mal um, dann wirst du hinter dir die schöne, herrliche Jungfrau erblicken!“ sagte die Katze zum Troll. Da sah dieser sich um, erblickte die Sonne und barst mitten auseinander. „Nun gehört alles dir“, sagte darauf die Katze zu Per. , Jetzt aber sollst du mir den Kopf abschlagen, das ist der einzige Lohn, den ich für die Dienste verlange, die ich dir getan habe.“ Das aber wollte Per durchaus nicht. „Wenn du es nicht tust“, sagte die Katze, „so kratze ich dir die Augen aus.“ Da musste Per tun, was die Katze wollte, so sauer es ihm auch wurde, und er hieb ihr mit einem Streich den Kopf vom Rumpf.
Da stand plötzlich vor ihm die schönste Prinzessin, die man je gesehen hat, und Per wurde augenblicklich ganz verliebt in sie. „All diese Herrlichkeit gehörte früher mir“, sagte die Prinzessin, „aber der Troll hatte mich verzaubert, so dass ich als Katze in dem Hause deiner Eltern sein musste. Nun kannst du tun, was du willst, mich zu deiner Gemahlin nehmen oder nicht; denn nun bist du der König über das ganze Reich.“ – Per sagte nicht nein, und es wurde eine Hochzeit gehalten und ein Gastmahl, das dauerte ganze acht Tage.
Quelle:
(Unbekannt-Norwegen)