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Das Eichhorn, die Nadel und der Fausthandschuh

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Ein Eichhorn, eine Nadel und ein Fausthandschuh lebten in guter Freundschaft beieinander. Einstmals beschlich sie die Langeweile, und sie beschlossen zusammen in den Wald zu gehen. Gesagt, getan. Das Eichhorn und der Fausthandschuh gingen nebeneinander, die Nadel hüpfte hintendrein.

Sie mochten eine geraume Weile so gewandert sein ohne eine Beute erblickt zu haben, und die drei Waldläufer schauten schon ganz betrübt darein; da fand die Nadel eine Wasserpfütze. Freudig rief sie den andern zu:

„Ei, mein Eichhorn, ei!
Handschuh, Kommt herbei!
Die Nadel hat ’nen Fund getan.
Eilt und seht die Beute an!“

Die anderen liefen schnell herbei die Beute in Empfang zu nehmen; aber als sie den Fund der Nadel sahen, wunderten sie sich nicht wenig und sagten: „Ist dies deine ganze Beute?“ – „Ja, das ist sie“, antwortete die Nadel; „ist es denn nicht genug?“ – „Ach du wunderliches Ding, daß du uns wegen solcher Lumperei herbeirufst!“ schalten die anderen und gingen verdrießlich nach Hause, den Streifzug für diesmal aufgebend. Die Nadel kehrte mit ihnen heim.

Am folgenden Morgen wanderten sie wieder in den Wald hinaus, das Eichhorn und der Fausthandschuh nebeneinander, die Nadel einsam hintendrein. So mochten sie eine Zeitlang gewandert sein, da fand die Nadel einen alten Baumstumpf und rief, wie gestern, den anderen zu:

„Ei, mein Eichhorn, ei!
Handschuh! Kommt herbei!
Die Nadel hat ’nen Fund getan.
Eilt und seht die Beute an!“

Die anderen kamen herbeigelaufen, in der Hoffnung, diesmal eine gute Beute vorzufinden. Aber der Anblick des morschen Baumstumpfes versetzte sie in solche Wut, daß sie beinahe die Nadel geschlagen hätten, die aus Schalkheit ohne Grund die Gefährten herbeigerufen hatte. – Endlich versöhnten sich jedoch die drei und kehrten zusammen aus dem Walde zurück: das Eichhom und der Fausthandschuh nebeneinander, die Nadel einsam hintendrein. – Sie schliefen die Nacht durch, und als der Morgen graute, berieten sich die drei, ob sie noch einmal in den Wald gehen sollten, da sie doch nichts erbeutet hatten. Sie wurden aber bald über die Sache einig und wanderten hinaus, das Eichhom und der Fausthandschuh nebeneinander, die Nadel einsam hintendrein. Die beiden fanden auch diesmal gar nichts, aber die Nadel gelangte auf ihrer einsamen Streiferei an ein weites Moor. Dort spähte sie mit ihrem einen Auge scharf im Kreise umher und erblickte richtig einen Hirsch, der im Sumpfe graste. Kaum hatte sie ihn gewahrt, als sie auch schnell in einen Grashalm schlüpfte, und der Hirsch verschluckte sie mitsamt dem Sumpfgras. So kam die Nadel in den Magen des Hirsches und fing an ihn aus Leibeskräften zu stechen. Das konnte der arme Hirsch nicht lange ertragen; er fiel hin und kam elend ums Leben. Als die Nadel dieses merkte, drängte sie sich durch den Leib des Hirsches heraus und fing an seelenvergnügt den anderen zuzurufen:

„Ei, mein Eichhorn, ei!
Handschuh! Kommt herbei!
Die Nadel hat ’nen Fund getan.
Eilt und seht die Beute an!“

Die Gefährten hörten wohl das Rufen der Nadel, aber sie fürchteten auch jetzt eine Täuschung. Sie berieten sich miteinander und sprachen: „Wenn wir hoffen dürften, daß die Nadel wirklich etwas Gutes erbeutet hat, würden wir hingehen; aber wer weiß, ob sie nicht wieder lügt.“ Trotz aller solcher Bedenken liefen sie doch nach der Richtung hin, woher das Rufen kam, und fanden den toten Hirsch.

Jetzt war mal das Erstaunen groß! Der Fausthandschuh betrachtete die von der Nadel erlegte Beute von allen Seiten, das Eichhorn zeigte unverwandt darauf, und beide wußten sich vor Verwunderung urid Freude gar nicht zu lassen. Darauf sagte die Nadel zu ihnen: „Ich habe die Beute erlegt, nun mag das Kochen derselben euer Geschäft sein.“ Die anderen gehorchten der Aufforderung und gingen diensteifrig an die Arbeit. Das Eichhorn spaltete den alten Baumstumpf zu Brennholz, der Fausthandschuh trug Wasser aus der Pfütze herbei; so gerieten ihnen auch die früheren Funde der Nadel zu Nutz und Frommen. Bald kochte die Brühe auf dem Feuer, und das Essen ward gut und schmackhaft.

Quelle: (Finnische und estnische Märchen)

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