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Es lebte einmal eine böse, niederträchtige Stiefmutter, die eine Hexe war. Sie hatte eine Stieftochter mit Namen Kastute. Die Stiefmutter konnte das Mädchen durchaus nicht leiden. Sie sorgt kein bisschen für Kastute und hat kein Fünkchen Liebe für sie. Sie kümmert sich immer nur um ihr eigenes Kind; das verwöhnt sie, nur dem tut sie Gutes und Liebes. Doch Kastute stößt sie überall herum, Kastute möchte sie am liebsten irgendwie umbringen, damit sie ihr aus den Augen kommt. Einmal gebot ihr die Stiefmutter:
„Geh, Kastute, jäte mir auf dem Felde alle Disteln aus!
Jäte den ganzen Tag, dass mir keine Distel stehen bleibt!“
Sie packte ihr nur eine Brotrinde ein. Da ging Kastute, jätet und jätet, den ganzen Tag jätet sie. Und sie wurde müde und hungrig. Viel hatte sie schon ausgejätet. Na, es kommt der Abend. Doch die Stiefmutter machte sich daran und grub eine ganz tiefe Grube unter der Schwelle, füllte sie mit glühenden Kohlen und wartet: Wenn Kastute kommt, dann wird sie in die Grube fallen und verbrennen.
Der Abend kommt, da ruft die Stiefmutter:
„Komm her, Kastute, komm her, o Tochter,
Abendbrot ist schon gekocht dir,
Bettlein auch dir schon bereitet!“
Doch da kam das Hündlein herausgelaufen:
„Kiau-kiau, Kastutelein,
Kiau-kiau, Waisenmägdlein,
Kiau-kiau, nicht ins Haus geh!
Kiau-kiau, Hexenweib grub dir ein Loch schon,
Kiau-kiau, füllt’s mit Kohlengluten!“
Oh, wie packte sie da die Furcht, wie weint sie da und klagt:
„Meine liebe Not,
Schwere Mühe du,
Und die Füße sind müd‘
Von den Steinen, ach, so hart,
Und die Händlein geschwoll’n
Von den Disteln, spitz und bös‘!“
Sie klagte und klagte. Na, warum wohl? Sie fürchtete sich. Sie kauerte sich unter einem Strauch nieder und schlief ein. Die Stiefmutter wartet und wartet. Sie kam herausgestürzt und schlug das Hündlein tot: „Was kläffst du hier, du Scheusal!“
Na, am anderen Tag erwartet die Stiefmutter sie – doch sie kommt nicht heim. Als Kastute erwacht war, nagte sie wieder an der harten Brotrinde und jätet den ganzen Tag. Sie jätet und jätet. Sie hat schon alle Äcker leer gejätet.
Und am Abend ruft die Stiefmutter wieder (sie hatte in der Grube die glühenden Kohlen erneuert und die Glut noch heißer gemacht):
„Komm her, Kastute, komm her, o Tochter,
Abendbrot ist schon gekocht dir,
Bettlein dir auch schon bereitet!“
Doch das Hähnchen hockte auf dem Bäumlein:
„Ki-ke-ri-ki, Kastutelein,
Ki-ke-ri-ki, Waisenmägdlein,
Ki-ke-ri-ki, nicht ins Haus geh!
Ki-ke-ri-ki, Hexenweib grub dir ein Loch schon,
Ki-ke-ri-ki, füllt’s mit Kohlenglut an!“
Und Kastute hörte das. Was sollte sie nun tun? Geht sie ins Haus – fällt sie in die Grube, stößt die Stiefmutter sie hinein, und sie verbrennt. Und wieder setzt sie sich nieder und klagt:
„Meine liebe Not,
Schwere Mühe du,
Und die Füße sind müd‘
Von den Steinen, ach, so hart,
Und die Händlein geschwoll’n
Von den Disteln, spitz und bös‘!“
Sie klagte und klagte und klagte. Endlich schlief sie ein. Aber die Stiefmutter kam heraus, packte den Hahn und schlug ihm den Kopf ab: „So, ihr Scheusale! Ihr seid immer nur gegen mich!“ Na, und wieder lag Kastute die Nacht über draußen. Auch zu essen hat sie nichts mehr. Und wieder jätet sie den ganzen Tag und geht umher, schaut sich um und weint.
Am Abend die Stiefmutter: „Jetzt ist niemand mehr da, der etwas sagen kann. Na gut, ich werde sie schon herbekommen.“ Sie hatte die Kohlenglut noch heißer gemacht und ruft wieder:
„Komm her, Kastute, komm her, o Tochter,
Abendbrot ist schon gekocht dir,
Bettlein auch dir schon bereitet!“
Doch niemand mehr sagt Kastute etwas. Und Kastute dachte nach: Na, was hat’s für einen Zweck – es ist doch alles gleich! Wie lange kann ich noch hier draußen bleiben? Ich habe schon heute nichts zu essen – ich muss eben doch ins Haus gehen!
Sie geht nach Hause. Und die Stiefmutter kommt ihr entgegen: „Na, Kastute, hast du alles ausgejätet?“ – „Ja, ich habe alles ausgejätet, liebe Mutter.“ – „Na, dann verbinde dir die Augen!“ Sie reicht ihr ein Tuch, sie verbindet ihr die Augen. Doch das Kind der Stiefmutter liegt in der Hängewiege. Da erhob sich ein Wind, ein wilder Sturm. Als er anfing zu blasen, ergriff er die Kohlenglut und trug sie überallhin. Die Hängewiege fing Feuer. Wie springt da die Stiefmutter zu und packt ihr Kind – da stürzt sie als erste – plumps! – in die Grube.
Und die Stiefmutter verbrannte mit ihrem Kinde, doch Kastute blieb heil und gesund. Und vielleicht lebt sie auch jetzt noch irgendwo.
„Geh, Kastute, jäte mir auf dem Felde alle Disteln aus!
Jäte den ganzen Tag, dass mir keine Distel stehen bleibt!“
Sie packte ihr nur eine Brotrinde ein. Da ging Kastute, jätet und jätet, den ganzen Tag jätet sie. Und sie wurde müde und hungrig. Viel hatte sie schon ausgejätet. Na, es kommt der Abend. Doch die Stiefmutter machte sich daran und grub eine ganz tiefe Grube unter der Schwelle, füllte sie mit glühenden Kohlen und wartet: Wenn Kastute kommt, dann wird sie in die Grube fallen und verbrennen.
Der Abend kommt, da ruft die Stiefmutter:
„Komm her, Kastute, komm her, o Tochter,
Abendbrot ist schon gekocht dir,
Bettlein auch dir schon bereitet!“
Doch da kam das Hündlein herausgelaufen:
„Kiau-kiau, Kastutelein,
Kiau-kiau, Waisenmägdlein,
Kiau-kiau, nicht ins Haus geh!
Kiau-kiau, Hexenweib grub dir ein Loch schon,
Kiau-kiau, füllt’s mit Kohlengluten!“
Oh, wie packte sie da die Furcht, wie weint sie da und klagt:
„Meine liebe Not,
Schwere Mühe du,
Und die Füße sind müd‘
Von den Steinen, ach, so hart,
Und die Händlein geschwoll’n
Von den Disteln, spitz und bös‘!“
Sie klagte und klagte. Na, warum wohl? Sie fürchtete sich. Sie kauerte sich unter einem Strauch nieder und schlief ein. Die Stiefmutter wartet und wartet. Sie kam herausgestürzt und schlug das Hündlein tot: „Was kläffst du hier, du Scheusal!“
Na, am anderen Tag erwartet die Stiefmutter sie – doch sie kommt nicht heim. Als Kastute erwacht war, nagte sie wieder an der harten Brotrinde und jätet den ganzen Tag. Sie jätet und jätet. Sie hat schon alle Äcker leer gejätet.
Und am Abend ruft die Stiefmutter wieder (sie hatte in der Grube die glühenden Kohlen erneuert und die Glut noch heißer gemacht):
„Komm her, Kastute, komm her, o Tochter,
Abendbrot ist schon gekocht dir,
Bettlein dir auch schon bereitet!“
Doch das Hähnchen hockte auf dem Bäumlein:
„Ki-ke-ri-ki, Kastutelein,
Ki-ke-ri-ki, Waisenmägdlein,
Ki-ke-ri-ki, nicht ins Haus geh!
Ki-ke-ri-ki, Hexenweib grub dir ein Loch schon,
Ki-ke-ri-ki, füllt’s mit Kohlenglut an!“
Und Kastute hörte das. Was sollte sie nun tun? Geht sie ins Haus – fällt sie in die Grube, stößt die Stiefmutter sie hinein, und sie verbrennt. Und wieder setzt sie sich nieder und klagt:
„Meine liebe Not,
Schwere Mühe du,
Und die Füße sind müd‘
Von den Steinen, ach, so hart,
Und die Händlein geschwoll’n
Von den Disteln, spitz und bös‘!“
Sie klagte und klagte und klagte. Endlich schlief sie ein. Aber die Stiefmutter kam heraus, packte den Hahn und schlug ihm den Kopf ab: „So, ihr Scheusale! Ihr seid immer nur gegen mich!“ Na, und wieder lag Kastute die Nacht über draußen. Auch zu essen hat sie nichts mehr. Und wieder jätet sie den ganzen Tag und geht umher, schaut sich um und weint.
Am Abend die Stiefmutter: „Jetzt ist niemand mehr da, der etwas sagen kann. Na gut, ich werde sie schon herbekommen.“ Sie hatte die Kohlenglut noch heißer gemacht und ruft wieder:
„Komm her, Kastute, komm her, o Tochter,
Abendbrot ist schon gekocht dir,
Bettlein auch dir schon bereitet!“
Doch niemand mehr sagt Kastute etwas. Und Kastute dachte nach: Na, was hat’s für einen Zweck – es ist doch alles gleich! Wie lange kann ich noch hier draußen bleiben? Ich habe schon heute nichts zu essen – ich muss eben doch ins Haus gehen!
Sie geht nach Hause. Und die Stiefmutter kommt ihr entgegen: „Na, Kastute, hast du alles ausgejätet?“ – „Ja, ich habe alles ausgejätet, liebe Mutter.“ – „Na, dann verbinde dir die Augen!“ Sie reicht ihr ein Tuch, sie verbindet ihr die Augen. Doch das Kind der Stiefmutter liegt in der Hängewiege. Da erhob sich ein Wind, ein wilder Sturm. Als er anfing zu blasen, ergriff er die Kohlenglut und trug sie überallhin. Die Hängewiege fing Feuer. Wie springt da die Stiefmutter zu und packt ihr Kind – da stürzt sie als erste – plumps! – in die Grube.
Und die Stiefmutter verbrannte mit ihrem Kinde, doch Kastute blieb heil und gesund. Und vielleicht lebt sie auch jetzt noch irgendwo.
Quelle:
Märchen aus Litauen