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Vom Schaffell

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Dummheit und Stolz
wachsen bekanntlich
auf einem Holz.

Und so war es auch in unserem Märchen. Damals lebte ein Mützenmacher, der hatte Verstand für zwei. Einmal trat ein Herr in seine Werkstatt, ein ehrgeiziger Herr. Unter dem Arm hatte er ein Schaffell. Der Meister grüßte und verbeugte sich nach allen Richtungen. „Was wünscht der Herr?“ „Ich habe ein Schaffell“, sagte der Herr, „und möchte, daß du mir daraus eine Mütze machst, eine schöne Schaffellmütze!“ Dem Meister gefiel das Fell, und er sagte zu dem Herrn:
„Es lohnt sich, aus dem Fell eine Mütze zu machen, es ist wirklich ein schönes Stück Fell.
Erlaubt, daß ich Euch Maß nehme.“ Aber der Herr ging und ging nicht, er überlegte und überlegte und meinte, daß er sich das Fell noch nicht richtig angesehen habe. Aus dem Fell könne man gewiß zwei Mützen machen lassen. Dieser Schlaumeier von einem Mann wollte ihn sicher um das Fell betrügen. Und der Herr wartete keine Minute, sagte, kaum er es überdacht: „Meister, ich wollte sagen drei Mützen … drei!“ Der Mützenmacher wunderte sich zwar über den seltsamen Wunsch, aber dann sagte er sich, daß der Herr sicher zwei Kinder habe. „Nun gut“, sagte der Meister Mützenmacher, „dann drei.“ Da kratzte sich der Herr elegant hinterm Ohr und sagte: „Meister, ich habe es mir überlegt. Ich brauche nicht drei, ich brauche vier Mützen aus dem Schaffell.“ „Ihr sagtet vier?“ Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. Ungläubig schaute er den seltsamen Kunden an, als der eine Mütze nach der anderen bestellte. „Das sind aber Dinge, nein, so was ist mir noch nicht vorgekommen“, dachte sich der Mützenmacher. Doch schon hörte er den Herrn wieder sprechen: „Meister, ich sagte fünf, nicht vier. Ihr habt mich nur falsch verstanden.“ „Ihr sagtet fünf?“ „Gewiß doch, gewiß“, nickte der Herr. „Ich bin davon überzeugt, Meíster, daß man daraus sechs Mützen nähen könnte.“
„Hab ich aber ein Leben“, schimpfte der Meister im stillen, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, er sagte: „Wie Ihr wünscht, Euer Wunsch, mein Herr, ist mir Befehl. Also dann sechs Mützen aus dem Fell!“ „Nicht sechs, sieben wollte ich sagen. Meister näht sieben, und zwar gleich. Das ist für Euch eine Kleinigkeit“, lachte der Herr aufgeräumt. „Meinetwegen, ich nähe so viele, wie Ihr wollt“, sagte der Mützenmacher während er dachte: „Meiner Seel, er ist verrückt!“ „Ich schätze mich glücklich, daß wir überein gekommen sind“, sagte der Herr glückselig und lobte im stillen seine Geschäftstüchtigkeit. „Wie gesagt, Meister, wir bleiben also dabei, in einer Woche müssen die acht Mützen aus dem Schaffell fertig sein. Ich selbst komme sie abholen.“ Und schon schlug hinter dem seltsamen Kunden die Tür ins Schloß, und der Meister war ganz baff. Doch dann breitete er das Fell auf dem Tisch aus und begann daraus acht Pelzmützen zuzuschneiden. Er schnitt und maß, und schnitt, als sei dies das selbstverständlichste Ding der Welt, so einen Anfang zu haben. „Wenn er acht will, soll er acht haben“, brummte er vor sich hin. Nach einer Woche kam der Herr wieder. Und schon flog die Tür zur Werkstatt auf. „Meister, hier bin ich!“, schallte es gut gelaunt. „Sind acht Pelzmützen fertig?“ „Fertig!“, sagte der Meister Mützenmacher, und schon legte er eine Mütze nach der anderen auf den Tisch. Acht winzig kleine Mützen. Der Herr zog eine saure Miene. Er schaute auf die acht Mützen, und ihm wurde schwarz vor Augen. So eine Mütze paßte gerade ein Granatapfel, nicht aber ihm. „Was bedeutet das, Meister?“ „Gefällt Euch die Arbeit nicht, Herr?“, fragte der Mützenmacher. „Die acht Mützen wurden Eurem Antrag entsprechend angefertigt. Acht Mützen aus diesem Schaffell, so lautete er doch, Euer Auftrag.“ Der Herr bezahlte, sagte aber nichts, gar nichts. Er drehte sich auf dem Absatz um, rannte so schnell er konnte aus der Werkstatt. Vor Aufregung bekam er noch einen roten Kopf, so rot wie ein Granatapfel, von dem hier schon die Rede war, aber von den acht Mützen paßte ihm dennoch keine.
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Märchen aus Armenien

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