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Auch bei uns kennt man das Märchen vom dummen Ivanko, nur ist es nicht aus einem Buch, sondern ich hab es von meiner eigenen Großmutter gehört. Meiner Großmutter aber hat es wieder ihre Großmutter erzählt.
Es war einmal ein Vater – wer das war, weiß man nicht -, der hatte drei Söhne, zwei verständige, wie jeder von uns, und den dummen Ivanko. Einmal fuhren die beiden klugen Brüder für ein paar Tage auf den Jahrmarkt. Dem Dummen sagten sie: »Bleib du zu Haus und sei folgsam; was man dich heißen wird, das tu! Finden wir daheim alles in guter Ordnung wieder, bekommst du einen roten Rock.« Und dann fuhren sie auf den Jahrmarkt. Bald darauf sagte die junge Schwägerin zu Ivan: »Geh mal und hol Wasser!« Ivanko ging hin. Aber die Dummen, wißt ihr, haben immer Glück! Ivan schöpfte Wasser und fing ein goldenes Fischlein. Warum es gerade dem Dummen zuteil wurde, das wird niemand herauskriegen. Das Fischlein aber bat den Dümmling: »Laß mich wieder zurück, Ivanko! Ich werde dir später noch von großem Nutzen sein.« Da fragte er: »Was für einen Nutzen willst du mir denn bringen?« – »Nun, welchen willst du?« Der Dümmling dachte ein wenig nach, besann sich darauf, daß es lästig ist, in Eimern Wasser zu schleppen, und sagte: »Ich will, daß die Eimer von selbst nach Hause gingen.« Das Fischlein antwortete: »Wenn du etwas willst, so sprich jedesmal dazu: ‚Auf des Fischleins Befehl, auf mein eigen Begehr: geschehe dies und das!’« Der Dumme sprach es nach, und die Eimer gingen von selbst nach Haus. Darauf warf Ivanko das goldene Fischlein ins Wasser zurück: wahrscheinlich glaubte er’s ihm, daß es alles zu tun vermöge. »Schwimm dahin und bleib gesund«, sagte Ivan, »aber gib acht und tu alles, was ich will!« – »Sei unbesorgt!« antwortete das Fischlein schon aus dem Wasser heraus.
Am nächsten Tage schickten die Weiber den Dummkopf in den Wald Brennholz zu holen. »Aber, mach flink!« sagten sie. Gut. Ivanko zog den Schlitten hervor, hakte die Gabeldeichsel aus, schlug das Beil fest ein und rief: »Auf mein eigen Begehr, auf des Fischleins Befehl: geh, Schlitten, von selbst!« Schnell saß er auf und husch ging’s in den Wald. Dort gab er abermals seinen Befehl, und das Brennholz schlug sich von selbst in Stücke, lud sich auf, und der Schlitten fuhr von selbst nach Hause wie zuvor. Ivanko mußte aber mit dem Brennholz auf dem Rückweg durch einen Flecken fahren, wo viel Leute auf dem Markt standen. Doch ein Dummkopf findet bekanntlich überall seinen Weg. So lenkte denn Ivanko seinen Schlitten weder nach rechts, noch nach links, sondern sauste immer geradeaus! Da rannte er viele Leute um, die in der Menge standen und alle im Flecken staunten, was das für ein wunderbarer Schlitten sei, der ohne Pferd von selber ging, mit Brennholz und einem Burschen fuhr! Sie wollten ihn packen und festhalten, Ivanko aber verschwand im Nu samt dem Schlitten.
Am Tage nach dieser Begebenheit kamen Leute aus dem Flecken zu Ivanko. Sie fanden seine Hütte, gingen hinein und erkannten ihn als den Richtigen. Der Dümmling aber saß auf dem Ofen und lachte. Sie fragten ihn, ob er derjenige sei, der mit seiner Holzlast die Leute zerquetscht habe? Er antwortete jedoch: »Nein!« Da setzten sie ihm auf alle Weise zu. Ivanko aber wurde wütend und rief: »Auf mein eigen Begehr, auf des Fischleins Befehl: Feuerhaken, treib sie aus der Hütte!« Und als der Feuerhaken anfing, die Leute zu prügeln und zu hauen, da stoben sie aus der Hütte, dieser durch die Tür, jener durchs Fenster.
Die Leute aus dem Flecken kehrten heim und schrieben eine Klage gegen Ivanko an den Zaren selbst: »Dort und dort ist ein Kerl, an den kann niemand heran, denn er versteht alle Zauberkünste.« Der Zar schrieb zur Antwort: »Kauft einen Sack voll Zuckerwerk, geht damit zu ihm und bringt ihn mir her.« Sie kauften das Zuckerwerk und brachten es dem Dümmling. Der nahm es an und ließ mit sich reden. »Geh zum Zaren!« sagten sie zu ihm.
»Ohne Ofen geh ich nirgends hin!« Was sollte man mit dem Dummen anfangen? Sie schrieben wieder an den Zaren und fragten, ob Ivanko zu ihm auf dem Ofen fahren dürfe. Der Zar antwortete, daß er es ihm erlaube. Ivanko kaute an seinem Zuckerwerk, rief abermals den Befehl, den das Fischlein ihn gelehrt hatte, und fuhr mit dem Ofen zum Zaren. Hinter ihm aber folgte eine Unmenge von Leuten. Alles Volk am Wege kam herbei und staunte. »Was ist das für ein Kerl, der auf dem Ofen fährt?« – »Das ist der dumme Ivanko«, antworteten jene, die ihn von früher kannten.
Ivanko langte beim Zaren an. Der Zar trat hinaus zu ihm auf die Freitreppe. »Gut, daß du gekommen bist«, sagte er, »komm zu mir ins Zimmer.« – »Nein, allein, ohne Ofen geh ich nicht!« Der Zar schrie den Dümmling an und drohte ihm, aber der blieb bei dem Seinen: »Ohne Ofen geh ich nicht zu dir hinein! Willst du’s nicht, so bin ich fort, eh du dich auch nur umschaust!« Der Zar wußte nichts mit dem Dümmling anzufangen. Ob er wollte oder nicht, er öffnete alle Türen, und der Dummkopf fuhr mit seinem Ofen in die Zarengemächer hinein. Dort fand Ivanko gute Bewirtung, obwohl er vom Ofen nicht einmal hinunterstieg! Alles reichte man ihm hinauf, am meisten aber vom Zuckerwerk des Zaren. Wieviel er davon auffraß, das war gar nicht zu zählen! Des Zaren Tochter war auch dort bei ihnen. Ihr gefiel der Ivanko, und da sagte sie: »Verheirat mich mit ihm!« Der Zar ward aber sehr zornig auf sie: Doch sie sprang zu Ivanko hinauf auf den Ofen, und nun konnte sie niemand mehr von dort herunterholen. Es war nichts zu machen, der Zar mußte sie verheiraten. Als die beiden aber ein Paar geworden waren, verschwand Ivankos Ofen.
Da befahl der Zar, ein großes Faß zu bauen, und als es fertig war, stieß er selber Ivanko und seine Tochter hinein. Dann sprach er: »Hebt sie auf mitsamt dem Faß und werft sie ins Meer.« Sie taten es, schlugen den Boden fest und warfen das Faß ins Wasser. Drei Jahre irrten Ivanko und seine Frau im Faß auf dem Meere umher. Dann stieß es ans Ufer, und Ivanko sagte wieder die Worte, die das Fischlein ihn gelehrt hatte: »Faß, fall auseinander!« Das Faß zerbarst, und die beiden stiegen ans Ufer. Dort waren aber keine Menschen, nur schön war es dort, wie im Paradiese. Und abermals sagte Ivanko sein Sprüchlein: »Ein Palast stehe da!« Sogleich stand vor ihnen ein Palast, der war noch schöner, als der des Zaren. Nur Bediente gab es dort nicht. In diesen Gemächern lebte nun Ivanko mit seiner Frau, der Zarentochter. Die Tiere und die Vögel brachten ihnen Speise und Trank, und die Bienen machten für sie aus Honig Zuckerwerk.
Es war einmal ein Vater – wer das war, weiß man nicht -, der hatte drei Söhne, zwei verständige, wie jeder von uns, und den dummen Ivanko. Einmal fuhren die beiden klugen Brüder für ein paar Tage auf den Jahrmarkt. Dem Dummen sagten sie: »Bleib du zu Haus und sei folgsam; was man dich heißen wird, das tu! Finden wir daheim alles in guter Ordnung wieder, bekommst du einen roten Rock.« Und dann fuhren sie auf den Jahrmarkt. Bald darauf sagte die junge Schwägerin zu Ivan: »Geh mal und hol Wasser!« Ivanko ging hin. Aber die Dummen, wißt ihr, haben immer Glück! Ivan schöpfte Wasser und fing ein goldenes Fischlein. Warum es gerade dem Dummen zuteil wurde, das wird niemand herauskriegen. Das Fischlein aber bat den Dümmling: »Laß mich wieder zurück, Ivanko! Ich werde dir später noch von großem Nutzen sein.« Da fragte er: »Was für einen Nutzen willst du mir denn bringen?« – »Nun, welchen willst du?« Der Dümmling dachte ein wenig nach, besann sich darauf, daß es lästig ist, in Eimern Wasser zu schleppen, und sagte: »Ich will, daß die Eimer von selbst nach Hause gingen.« Das Fischlein antwortete: »Wenn du etwas willst, so sprich jedesmal dazu: ‚Auf des Fischleins Befehl, auf mein eigen Begehr: geschehe dies und das!’« Der Dumme sprach es nach, und die Eimer gingen von selbst nach Haus. Darauf warf Ivanko das goldene Fischlein ins Wasser zurück: wahrscheinlich glaubte er’s ihm, daß es alles zu tun vermöge. »Schwimm dahin und bleib gesund«, sagte Ivan, »aber gib acht und tu alles, was ich will!« – »Sei unbesorgt!« antwortete das Fischlein schon aus dem Wasser heraus.
Am nächsten Tage schickten die Weiber den Dummkopf in den Wald Brennholz zu holen. »Aber, mach flink!« sagten sie. Gut. Ivanko zog den Schlitten hervor, hakte die Gabeldeichsel aus, schlug das Beil fest ein und rief: »Auf mein eigen Begehr, auf des Fischleins Befehl: geh, Schlitten, von selbst!« Schnell saß er auf und husch ging’s in den Wald. Dort gab er abermals seinen Befehl, und das Brennholz schlug sich von selbst in Stücke, lud sich auf, und der Schlitten fuhr von selbst nach Hause wie zuvor. Ivanko mußte aber mit dem Brennholz auf dem Rückweg durch einen Flecken fahren, wo viel Leute auf dem Markt standen. Doch ein Dummkopf findet bekanntlich überall seinen Weg. So lenkte denn Ivanko seinen Schlitten weder nach rechts, noch nach links, sondern sauste immer geradeaus! Da rannte er viele Leute um, die in der Menge standen und alle im Flecken staunten, was das für ein wunderbarer Schlitten sei, der ohne Pferd von selber ging, mit Brennholz und einem Burschen fuhr! Sie wollten ihn packen und festhalten, Ivanko aber verschwand im Nu samt dem Schlitten.
Am Tage nach dieser Begebenheit kamen Leute aus dem Flecken zu Ivanko. Sie fanden seine Hütte, gingen hinein und erkannten ihn als den Richtigen. Der Dümmling aber saß auf dem Ofen und lachte. Sie fragten ihn, ob er derjenige sei, der mit seiner Holzlast die Leute zerquetscht habe? Er antwortete jedoch: »Nein!« Da setzten sie ihm auf alle Weise zu. Ivanko aber wurde wütend und rief: »Auf mein eigen Begehr, auf des Fischleins Befehl: Feuerhaken, treib sie aus der Hütte!« Und als der Feuerhaken anfing, die Leute zu prügeln und zu hauen, da stoben sie aus der Hütte, dieser durch die Tür, jener durchs Fenster.
Die Leute aus dem Flecken kehrten heim und schrieben eine Klage gegen Ivanko an den Zaren selbst: »Dort und dort ist ein Kerl, an den kann niemand heran, denn er versteht alle Zauberkünste.« Der Zar schrieb zur Antwort: »Kauft einen Sack voll Zuckerwerk, geht damit zu ihm und bringt ihn mir her.« Sie kauften das Zuckerwerk und brachten es dem Dümmling. Der nahm es an und ließ mit sich reden. »Geh zum Zaren!« sagten sie zu ihm.
»Ohne Ofen geh ich nirgends hin!« Was sollte man mit dem Dummen anfangen? Sie schrieben wieder an den Zaren und fragten, ob Ivanko zu ihm auf dem Ofen fahren dürfe. Der Zar antwortete, daß er es ihm erlaube. Ivanko kaute an seinem Zuckerwerk, rief abermals den Befehl, den das Fischlein ihn gelehrt hatte, und fuhr mit dem Ofen zum Zaren. Hinter ihm aber folgte eine Unmenge von Leuten. Alles Volk am Wege kam herbei und staunte. »Was ist das für ein Kerl, der auf dem Ofen fährt?« – »Das ist der dumme Ivanko«, antworteten jene, die ihn von früher kannten.
Ivanko langte beim Zaren an. Der Zar trat hinaus zu ihm auf die Freitreppe. »Gut, daß du gekommen bist«, sagte er, »komm zu mir ins Zimmer.« – »Nein, allein, ohne Ofen geh ich nicht!« Der Zar schrie den Dümmling an und drohte ihm, aber der blieb bei dem Seinen: »Ohne Ofen geh ich nicht zu dir hinein! Willst du’s nicht, so bin ich fort, eh du dich auch nur umschaust!« Der Zar wußte nichts mit dem Dümmling anzufangen. Ob er wollte oder nicht, er öffnete alle Türen, und der Dummkopf fuhr mit seinem Ofen in die Zarengemächer hinein. Dort fand Ivanko gute Bewirtung, obwohl er vom Ofen nicht einmal hinunterstieg! Alles reichte man ihm hinauf, am meisten aber vom Zuckerwerk des Zaren. Wieviel er davon auffraß, das war gar nicht zu zählen! Des Zaren Tochter war auch dort bei ihnen. Ihr gefiel der Ivanko, und da sagte sie: »Verheirat mich mit ihm!« Der Zar ward aber sehr zornig auf sie: Doch sie sprang zu Ivanko hinauf auf den Ofen, und nun konnte sie niemand mehr von dort herunterholen. Es war nichts zu machen, der Zar mußte sie verheiraten. Als die beiden aber ein Paar geworden waren, verschwand Ivankos Ofen.
Da befahl der Zar, ein großes Faß zu bauen, und als es fertig war, stieß er selber Ivanko und seine Tochter hinein. Dann sprach er: »Hebt sie auf mitsamt dem Faß und werft sie ins Meer.« Sie taten es, schlugen den Boden fest und warfen das Faß ins Wasser. Drei Jahre irrten Ivanko und seine Frau im Faß auf dem Meere umher. Dann stieß es ans Ufer, und Ivanko sagte wieder die Worte, die das Fischlein ihn gelehrt hatte: »Faß, fall auseinander!« Das Faß zerbarst, und die beiden stiegen ans Ufer. Dort waren aber keine Menschen, nur schön war es dort, wie im Paradiese. Und abermals sagte Ivanko sein Sprüchlein: »Ein Palast stehe da!« Sogleich stand vor ihnen ein Palast, der war noch schöner, als der des Zaren. Nur Bediente gab es dort nicht. In diesen Gemächern lebte nun Ivanko mit seiner Frau, der Zarentochter. Die Tiere und die Vögel brachten ihnen Speise und Trank, und die Bienen machten für sie aus Honig Zuckerwerk.
Bei ihnen war ich,
Met und Wein trank ich,
Zuckerwerk aß ich,
Mit Ivanko sprach ich.
Doch als er mich stieß, flog ich mit der Nase auf die Erde und schlug mit dem Kopf an eine Fichte – und aus ist die Geschichte.
[Ukraine: August von Löwis of Menar: Russische Volksmärchen]