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Der Ungewaschene

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Ein Soldat hatte drei Kriege mitgemacht, keinen Pfifferling dabei verdient und wurde darauf aus dem Dienst entlassen. Er wanderte fort und ging lange seines Weges; dann machte er halt und setzte sich an einem See nieder. Und wie er so dasaß, sann er vor sich hin: »Wo soll ich wohl bleiben, und womit soll ich mich durchschlagen? … Beim Teufel vielleicht mich als Arbeiter verdingen!« Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als ein Teufelchen plötzlich vor ihm stand und ihn begrüßte: »Guten Tag, Soldat!« – »Was willst du?« – »Ja, wolltest du denn nicht selbst zu uns in den Dienst treten? Wie ist’s, Soldat, verdinge dich! Wir geben dir hohen Lohn.« – »Was soll aber die Arbeit sein?« – »Die Arbeit ist leicht: nur fünfzehn Jahre lang sich weder rasieren noch die Haare schneiden lassen, sich weder schneuzen, die Nase putzen, die Nägel beschneiden noch die Kleider wechseln.« – »Schon gut«, sagte der Soldat, »die Arbeit nehm ich auf mich, aber unter der Bedingung, daß für mich alles bereit sei, was die Seele sich wünscht!« – »Das wirst du alles haben, sei ohne Sorge, an uns soll es nicht liegen!« – »Na, dann schlag ein! Bring mich sofort in die Hauptstadt und schaff einen Haufen Geld herbei; du weißt ja selbst, daß ein Soldat davon so gut wie gar nichts hat.« Das Teufelchen stürzte sich in den See, schleppte einen Haufen Geld herbei, brachte den Soldaten im Nu in eine große Stadt – und war verschwunden! »Da bin ich an einen Dummen geraten!« sagte der Soldat, »noch hab ich nicht gedient und nichts gearbeitet, aber schon Geld genommen.« Er mietete sich eine Wohnung, schor sich nicht und rasierte sich nicht, wischte sich nicht die Nase und wechselte auch die Kleidung nicht, lebte so dahin, wurde immer reicher und kam schließlich zu solchem Reichtum, daß er keinen Raum mehr hatte, wo er sein Geld aufbewahren konnte. Was sollte er mit all dem Silber und Gold beginnen? »Ich will anfangen den Armen zu helfen«, dachte er, »mögen sie für meine Seele beten.« Und der Soldat begann das Geld unter die Armen zu verteilen, gab nach rechts und gab nach links, aber das Geld nahm nicht ab bei ihm, sondern ward immer mehr. Der Ruhm des Soldaten drang in das ganze Zarenreich, zu allen Leuten.
So lebte er vierzehn Jahre, im fünfzehnten aber reichte des Zaren Kasse nicht aus. Da ließ er den Soldaten zu sich rufen. Der trat vor ihn unrasiert, ungewaschen, ungekämmt und ungeschneuzt, und die Kleidung war nicht gewechselt. »Gesundheit wünsch ich, Eure Majestät!« – »Hör mal, Soldat! Man sagt, du tust allen Menschen Gutes; leih mir doch eine Summe Geldes; es reicht mir nicht zum Sold für das Heer. Gibst du’s mir, so mach ich dich sofort zum General.« – »Nein, Eure Majestät! General will ich nicht sein; willst du mich aber beschenken, so gib mir eine deiner Töchter zur Frau und nimm dir so viel Geld, wie du brauchst.« Da bedachte sich der Zar: die Töchter taten ihm wohl leid, aber ohne Geld konnte er nicht auskommen. »Nun gut«, sagte er, »laß ein Bild von dir malen, ich werd es den Töchtern zeigen; dann werden wir sehen, welche dich nehmen wird.« Der Soldat machte kehrt und befahl, daß man ein Bild von ihm male, genau so, wie er war; und er schickte es dem Zaren.
Der Zar aber hatte drei Töchter. Er rief sie zu sich, zeigte das Bild des Soldaten der Ältesten und fragte: »Nimmst du diesen wohl als Mann? Er wird mir aus großer Not helfen.« Die Zarentochter sah, daß ein Scheusal hingemalt war: die Haare verfilzt, die Nägel nicht beschnitten und der Rotz nicht abgewischt. »Nein, ich will ihn nicht!« sagte sie, »lieber nehm ich den Teufel als Mann!« Der Teufel aber war plötzlich da, stand hinter ihr mit Feder und Papier, hörte, was sie gesagt hatte, und schrieb ihre Seele auf. Dann fragte der Vater die mittlere Tochter: »Nimmst du den Soldaten zum Mann?« – »Was? lieber bleib ich ewig Jungfer, lieber laß ich mich selbst mit dem Teufel ein, als den zu heiraten!« Der Teufel schrieb auch die zweite Seele auf. Dann fragte der Vater die jüngste Tochter; sie antwortete ihm: »Das soll wohl mein Schicksal sein! Ich will ihn zum Mann nehmen, danach aber geschehe, was Gott mir schickt!«
Der Zar aber ward froh und ließ dem Soldaten sagen, er möge sich zur Trauung fertigmachen, und schickte zu ihm zwölf große Wagen nach dem Golde. Der Soldat forderte das Teufelchen zu sich und befahl: »Hier sind zwölf große Wagen, sofort sollen sie alle mit Gold beladen sein!« Das Teufelchen lief in den See, und dann fing dort bei ihnen die Arbeit an: der eine trug einen Sack, der andere zwei; mit flinker Hand wurden die Fuhren beladen und zum Zaren in den Palast geschickt. Von dieser Zeit an ward der Zar heiter und rief den Soldaten wohl jeden Tag zu sich, setzte ihn an den gleichen Tisch, trank und aß mit ihm. Und während sie alles zur Hochzeit vorbereiteten, vergingen gerade die fünfzehn Jahre, und die Frist des Dienstes lief für den Soldaten ab. Er rief das Teufelchen zu sich und sprach: »Jetzt ist meine Dienstzeit um; mach mich wieder zu einem schmucken Burschen.« Das Teufelchen zerhackte ihn in kleine Stücke, warf ihn in einen Kessel und ließ ihn kochen; es kochte ihn ab, nahm ihn heraus und legte alles zusammen, wie sich’s gehört; Knochen zu Knochen, Gelenk zu Gelenk, Sehne zu Sehne; dann spritzte er das Wasser des Todes und des Lebens darauf, und der Soldat stand da als ein so schmucker Bursch, daß es weder im Märchen zu erzählen, noch mit der Feder zu beschreiben ist. Er heiratete die jüngste Zarentochter, und sie lebten glücklich und zufrieden und mehrten Hab und Gut.

Auf der Hochzeit war ich,
Met und Bier trank ich,
Auch Wein gab es dazu,
Den trank ich aus im Nu!

Als aber das Teufelchen zurück in den See lief, verlangte sein Großvater die Abrechnung: »Wie steht’s mit dem Soldaten?« – »Er hat seine Zeit richtig und ehrlich abgedient: hat sich keinmal rasiert, noch geschoren, noch den Rotz abgewischt, noch die Kleider gewechselt.« Da geriet der Großvater in Zorn und sprach: »In fünfzehn Jahren konntest du den Soldaten nicht einmal verführen! Unnütz hast du das Geld vergeudet! Was bist du denn eigentlich für ein Teufel?!« Und er befahl, ihn in einen Kessel mit kochendem Pech zu werfen. »Halt, Großvater!« rief das Enkelchen, »für die Seele des Soldaten hab ich mir zwei aufgeschrieben.« – »Wieso denn das?« – »Das kam so: der Soldat wollte eine Zarentochter heiraten, da sagten aber die älteste und die mittlere zum Vater, daß sie lieber den Teufel zum Manne haben wollten, als den Soldaten! Daher sind sie unser!« Der Großvater sprach das Teufelchen frei und befahl, es loszulassen: »Es versteht sein Geschäft!«

[Rußland: August von Löwis of Menar: Russische Volksmärchen]

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