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Der Kartoffelkloß

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Es waren einmal ein alter Mann und eine alte Frau. Eines Tages sagte der Mann zur Frau: Liebe Frau, guck doch mal nach, ob du noch etwas Mehl hast, um daraus einen Kloß zu backen.“
Die alten Leute waren sehr arm. Deshalb brauchte die Frau lange Zeit, um wirklich zwei Handvoll Mehl zusammenzukratzen.
Das mischte sie mit Milch an, tat Fett hinzu und formte einen Kloß. Dann briet sie ihn in Öl. Schließlich stellte sie ihn ans Fenster, damit er abkühlte.

Da lag er nun, der Kloß. Und als es ihm zu langweilig wurde, rollte er vom Fenster auf die Bank. Von der Bank auf den Fußboden. Über den Fußboden hin zur Tür und hops, über die Türschwelle den Vorraum, vom Vorraum durch die Haustür auf die Straße und immer weiter und immer weiter.

Während der Kloß so rollte, kam ein Hase angehoppelt.

Kloß, hörst du, Kloß, ich fresse dich!“
Friss mich nicht Hase, ich werde dir auch ein Lied vorsingen!“

Und der Kloß sang:

„Bin ein Kloß, ein schöner Kloß,
weich und rund und auch nicht groß.
Aus dem Haus bin ich entwischt,
und sie konnten mich nicht kriegen.
Der alte Mann bekam mich nicht,
die alte Frau bekam mich nicht,
und du, Hase, kriegst mich noch lange nicht. “

Und der Kloß rollte lustig weiter, ehe der Hase auch nur einmal mit den Löffeln gewackelt hatte.
Er rollte weiter, bis ihm ein Wolf begegnete.

„Kloß, hörst du, Kloß, ich fresse dich !“
Nein“, antwortete der Kloß, du wirst mich nicht fressen, grauer Wolf. Ich singe dir ein Liedlein vor“:

„Bin ein Kloß, ein schöner Kloß,
weich und rund und auch nicht groß.
Aus dem Haus bin ich entwischt,
und sie konnten mich nicht kriegen.
Der alte Mann bekam mich nicht,
die alte Frau bekam mich nicht,
der alte Hase bekam mich nicht,
und du, Wolf, kriegst mich erst recht nicht. “

Und ehe der Wolf auch nur einmal mit den Augen geblinzelt hatte, war der Kloß weitergerollt.

Nach einem Weilchen begegnete ihm ein Bär.
Kloß, hörst du, Kloß, ich fresse dich“, brummte der Bär.
Aber nein, Meister Petz, das wirst du nicht! Denn ich singe dir ein Liedlein vor“:

Bin ein Kloß, ein schöner Kloß,
weich und rund und auch nicht groß.
Aus dem Haus bin ich entwischt,
und sie konnten mich nicht kriegen.
Der alte Mann bekam mich nicht,
die alte Frau bekam mich nicht,
der alte Hase bekam mich nicht,
der Wolf bekam mich nicht,
und du, Bär, kriegst mich erst recht nicht“

Und wieder rollte der Kloß schnell – zu schnell für den Bären – weiter.

Plötzlich sah er einen Fuchs.
Kloß, hörst du, Kloß, wo rollst du denn hin?“ fragte der Fuchs. Ich rolle in die weite Welt hinaus. „
Kloß, ach Kloß, sing mir doch ein Liedchen vor“, bat der Fuchs.

Und der Kloß sang:

Bin ein Kloß, ein schöner Kloß,
weich und rund und auch nicht groß.
Aus dem Haus bin ich entwischt,
und sie konnten mich nicht kriegen.
Der alte Mann bekam mich nicht,
die alte Frau bekam mich nicht,
der alte Hase bekam mich nicht,
der Wolf bekam mich nicht,
der Bär bekam mich nicht,
und auch dir, Fuchs, entwische ich,
du kriegst mich nicht! “

Da sagte der Fuchs: Wie schön du singst! Leider höre ich nicht ganz gut. Setz dich doch auf meine Schnauze, lieber Kloß, und sing mir das Lied noch einmal, bloß etwas lauter.“

Der Kloß, der froh über das Lob war, sprang dem Fuchs flink auf die Schnauze und sang aus voller Kehle sein Lied.
Der Fuchs bedankte sich höflich und bat: Kloß, lieber Kloß, setz dich nun doch auch noch einmal auf meine Zunge und sing dein Lied zum allerletzten Mal.“

Der Kloß sprang dem Fuchs auf die Zunge. Der machte „haps“ und fraß ihn auf.

Quelle
(Russland)

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