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Fritz, der Tapfere, ein Kind, geboren aus Blumen

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Der König Weiß hatte keine Kinder von seiner Jugend bis ins Alter. Es geschah einmal, daß sich der König der Riesen zum Kriege rüstete, um den König Weiß aus dem Lande zu jagen. Dieser war traurig, weil er keinen Sohn hatte, damit er ihn in den Krieg schicke. Jetzt rüstete er sich auch und zog ihm entgegen. Seiner Frau sagte er beim Abschiednehmen: »Du, he, wenn du nicht ein Kind hast, bis ich zurückkehre, hau‘ ich dir den Kopf ab.« Die Frau blieb traurig zurück und kränkte sich sehr über diese Worte, wie sollte sie im Alter ein Kind haben, wenn sie in der Jugend keines gehabt. In ihrem Kummer ging sie in den Garten, immer zu den Blumen, roch an ihnen, nahm sich Rosenblätter und aß sie, dann pflückte sie diese und jene Blume, ging weiter und pflückte wieder noch eine, bis sie einen Strauß gesammelt. Sie hielt den Strauß in der Hand und bat Gott, sie in ihrem Elend nicht zu verlassen. Nur einmal bewegte sich der Strauß, und es wurde aus ihm ein kleiner Knabe, so schön, daß die Königin ihre Freude an ihm hatte, und sie taufte ihn Fritz. Und als sie ihn getauft hatte, wuchs er schnell groß und wurde sehr tapfer, und weil er aus Blumen geworden, nannten ihn die Leute: Fritz, der Tapfere, ein Kind, geboren aus Blumen. Die Königin dankte Gott und machte ihm viele Verbeugungen, weil er ihr in ihrem Alter eine so große Freude geschenkt. Sie hatte ein so leichtes Herz, wenn sie den Knaben so lieblich sah.
Jetzt lassen wir diese beiden und kehren zurück zum König. Als er dem König der Riesen begegnete, schlug er ihn aus sieben Ländern hinaus und kehrte dann mit den Soldaten, mit Trommel und Trompete nach Hause. Als er in den Wald kam, begegnete ihm der Drache, schlug mit einem weißen, seidenen Tuch über alle, daß sie Steine wurden, dann nahm er die Gestalt des Königs an, daß die Königin dachte, es wäre ihr Mann. Sie freute sich und brachte ihm Fritz, den Tapfern, das Kind, geworden aus Blumen, und er erzählte ihr, wie es ihm im Kriege ergangen, daß er den Riesen über sieben Länder gejagt. Sie glaubte ihm alles. Nach einer Zeit bekam sie wieder einen Knaben, der hieß George. Auch dieser war ein guter Knabe, aber er war nur halb Mensch, halb Drache. Als die beiden Brüder in die Schule gingen oder sonstwohin, nahm Fritz seinen Bruder nie an der Hand, er lief immer voraus. Einmal gingen sie wieder zusammen in die Schule, Fritz weit voraus. »Du Bruder, so komm doch, daß wir uns an der Hand nehmen, wie es sich für zwei Brüder gehört, warum läßt du mich immer allein?« – »Dann will ich dich an der Hand fassen, wenn du deinen Vater fragen wirst, wo er seine Kräfte hat.« Fritz, der Tapfere, ein Kind, geboren aus Blumen, war übernatürlich, er wußte gut, daß Georges Vater nicht sein Vater war, nicht der, welcher in den Krieg gegen den Riesen gezogen. »Du Bruder, ich möchte meinen Vater fragen, aber er wird es mir nicht sagen wollen.« – »Stell dich krank, dann sagt er’s dir.« George tat grade so, er jammerte über Kopfweh und über Fieber und erschreckte seinen Vater, als ob er zum Sterben sei, und als er sah, daß der Drache sich um ihn ängstigte, fing er an zu fragen, wo er seine Kräfte habe. »Wart, mein Sohn, ich sag’s dir. Ich habe meine Kräfte gut versorgt in der schwarzen Welt, dort ist ein See, im See ein Schwein, im Schwein eine Ente, in der Ente zwei Eier, in den Eiern sind meine Kräfte versorgt.« Als dies George gehört, war er gleich gesund und ging zu seinem Bruder und sagte es ihm. Darauf schlossen sie treue Bruderschaft, Fritz nahm den George an der Hand, und [sie] gingen zusammen die Kräfte des Drachen zu suchen.
Sie gingen und gingen lange Zeit, bis sie in einen Wald kamen. Nur einmal begegneten sie Gott und dem heiligen Petrus. Beide Knaben wünschten Gott einen guten Tag. »Ich danke, hör Fritz, du tapferer, Knabe aus Blumen, wie kannst du mit einem gehen, der halb Mensch, halb Drache ist? Möchtest du, dein Bruder solle auch sein wie du?« – »Wie sollt ich nicht wollen, unser Herr.« Darauf nahm Gott den Säbel und spaltete George den Schwanz bis auf den Rücken auf, und wie er ihn aufgespalten, kamen viele Tiere, Schlangen und Eidechsen heraus, mehr als in der Welt sind. Nun war George auch ein Mensch wie Fritz. Dann gab ihnen Gott sein Schwert und einen Bären zur Hilfe. Jetzt gingen sie beide nebeneinander, bis sie gegen Abend aus dem Walde herauskamen und gelangten in ein Dorf. Dort baten sie am ersten Häuschen um Nachtquartier, es wohnte da nur eine alte Frau, die ließ sie hinein und gab ihnen Paluckes, etwas anders hatte sie nicht. »Alte Großmutter, wir bitten um ein wenig Wasser.« – »Wasser kann ich euch wirklich nicht geben. Wir haben im ganzen Dorf nur einen Brunnen, in diesem lebt ein Drache mit sieben Häuptern und hütet das Wasser. Dem muß man jedes Jahr ein großes Mädchen geben. Gibt man es ihm nicht, so haben wir gar kein Wasser. In diesem Jahre verlangt er die Königstochter, man bringt sie ihm morgen, es ist eine Trauer, daß es Mär gibt, und wir können uns nicht helfen.« So erzählte die Alte, dann legten sich alle drei nieder zum Schlafen. Aber Fritz schloß kein Auge, er dachte immer, wie er den Drachen töten könnte.
Als sich der Tag entzündete, nahm er das Schwert und den Bären und ging zum Brunnen, dort saß schon die arme Königstochter. Mehr unten hielt der Kutscher mit dem Wagen. Er war ein Zigeuner, darum fürchtete er sich und hatte sie nicht bis zum Brunnen im Wagen gebracht, er wollte aber doch von weitem sehen, wie das werde. Fritz, der Tapfere, Kind aus Blumen, ging zu dem Mädchen und sagte: »Fürchte dich nicht, mit Gottes Hilfe will ich dich befreien.« Nur einmal fing das Wasser an zu kochen im Brunnen, und der Drache stieg mit einem Kopf heraus, Fritz wartete nicht, bis er ganz herauskam, er hieb ihm den einen Kopf ab, kaum war er fertig, kamen alle sechs zusammen heraus, aber mit dem Schwerte Gottes hieb er alle sechs auf einmal herunter, und der Drache fiel zusammen. Jetzt zog Fritz sein Messer aus der Tasche und schnitt die Spitzen aller Zungen ab. Die Königstochter gab ihm ihr Tüchlein mit ihrem Namen, daß er sie darin aufbewahrte. Dann ging er damit in seine Herberge. Die Königstochter setzte sich auf ihren Wagen, um nach Hause zu fahren. Aber der Kutscher kam jetzt näher, er fürchtete sich nicht mehr, schnitt die Zungen ab und steckte sie in den Busen, dann sagte er zur Königstochter: »Wenn du nicht sagst, ich hätte den Drachen getötet, bring‘ ich dich um.« Das Mädchen erschrak noch mehr vor dem Zigeuner als vor dem Drachen und kam zitternd nach Hause. Dort zog der Zigeuner die Zungen aus dem Busen und gab sie dem König und verlangte seine Tochter, weil der König sie dem versprochen, der sie befreien werde. Es war ihm nicht recht, aber er konnte sich nicht helfen, er mußte Hochzeit machen. Und in seinem Kummer hatte er nicht einmal daran gedacht, die Zungen zu besehen, ob die Spitzen fehlten.
Die Leute versammelten sich, um zur Trauung zu gehen. Die Stube war voll, da kam nur einmal ein Bär mit einem Tüchel im Munde herein zwischen die Leute. Die fürchteten sich vor dem Bären und schrien, der Zigeuner erschrak auch, als er den Bären mit dem Tuch seiner Braut sah, und rief: »Erschießt ihn, erschießt ihn.« Aber die Braut freute sich so und wurde tapfer und sagte: »O nein, nicht schießt ihn, laßt ihn hervorkommen, er tut niemandem etwas, er bringt nur ein Geschenk.« Der Bär reichte dem König das Tuch mit den Zungenspitzen. Er erkannte das Tuch, und als er sah, was drinnen war, fragte er wie und was. Dann erzählte seine Tochter alles wahrheitsgetreu, aber der Zigeuner schrie: »Sie lügt, sie lügt.« Der König schickte mit sechs Pferden um Fritz, den Tapfern, Kind geboren aus Blumen. Er kam mit George. Als der König die schönen Jünglinge sah, freute er sich und wollte gleich welchen immer von beiden zum Mann für seine Tochter. Aber Fritz sagte, er könne nicht heiraten, er habe noch allerlei zu vollbringen, sie solle seinen Bruder nehmen. Darauf hielt sie Hochzeit mit George, und Fritz ging mit dem Schwerte Gottes und dem Bären die Kräfte des Drachen zu suchen.
Er ging und ging immer, bis er in die schwarze Welt kam. Dann ging er zu dem See, wo die Sau war. Mit Gottes Schwert spaltete er sie gleich, und wie er sie gespalten, kroch die Ente heraus, er spaltete die Ente und gewann zwei Eier. Als er die herausgenommen, versorgte er sie in den Busen und ging damit zum Drachen, zum Vater Georges, zeigte ihm sie und sprach: »Du Elender, wo ist mein Vater? Wenn du mir nicht die Wahrheit sagst, zerschlage ich die Eier gleich.« Dieser erschrak und führte Fritz in den Wald zu den Steinsäulen. Er nahm einen Zweig vom Blutbaum (roter Hornstrauch) und berührte die Steine damit, gleich bekamen sie Leben. Die Soldaten fingen an zu gehen mit der Trommel und Trompete. Der König verwunderte sich und wußte nicht, daß er einen Sohn hatte. Als er hörte, wie die Sache war, freute er sich, ging nach Hause zu seiner Frau und ehrte sie, wie es sich gehört. Aber Fritz, der Tapfere, Kind aus Blumen, zerbrach die Eier, da war der Drache fertig und konnte kein Übel mehr machen.
Fritz brach wieder auf mit dem Bären in die schwarze Welt, die war verwünscht, um zu versuchen, auch den König zu erlösen. Als er ankam, war dort eine Finsternis, daß man gar nichts sah. Da fing der Bär an zu reden: »Mein lieber Herr, du sollst in das Haus gehen, dort wirst du in einer seidenen Wiege ein bis in die Haare schwarzes Mädchen sehen, du sollst nichts reden, steh oder sitz an den Tisch. Von 12-2 Uhr kommen Teufel über Teufel und werden dich mit allerlei quälen, aber du sollst dich nicht ärgern, sie tun dir nichts, wenn sie das Schwert Gottes sehen. Sieh, mein lieber Herr, ich bin der König aus der schwarzen Welt. Das schwarze Mädchen ist meine Tochter, und die Stute im Stall ist meine Frau. Wenn du drei Nächte aushalten kannst, sind wir befreit. Dann gebe ich dir meine Tochter zur Frau und das halbe Königreich, nach meinem Tode das ganze.« Es war so, wie der Bär gesagt. Um Mitternacht kamen viele Teufel und näherten sich ihm, aber es wagte keiner ihn umzubringen, als sie das Schwert Gottes sahen. Als es zwei schlug, krachte es einmal, als ob alles in die Erde falle, das Mädchen hatte eine weiße Stirne erhalten, die Stute kam ins Zimmer, und als sie das Mädchen sah, freute sie sich und kehrte wieder um in den Stall. Am andern Tag kamen noch mehr Teufel, aber Gottes Schwert war sein Glück. Als es zwei Uhr schlug, donnerte es noch lauter, das Mädchen wurde bis unter die Nase weiß, die Stute kam herein, und als sie das Mädchen sah, ging sie vergnügt in den Stall. In der dritten Nacht kamen so viele Teufel, daß sie kaum im Zimmer Platz fanden, und schrien und tanzten um Fritz herum, der aber sagte kein Wort, hielt immer nur Gottes Schwert in der Hand. Als es zwei Uhr schlug, krachte es so laut wie in der ersten und zweiten Nacht zusammen. Nur einmal war das Mädchen ganz weiß, sie schlug die Augen auf und sah ihre Mutter, die Stute war wieder die Königin geworden und der Bär der König, und die ganze Welt war weiß und die Sonne glänzte so schön, so schön und war eine Freude ohnegleichen. Dann hielten sie Hochzeit zwei Wochen lang, aber mich hatten sie nicht eingeladen, ich war aber nicht zornig geworden, ich stand auf einem Nagel und erzähl‘ euch nichts mehr.

(Burgberg)
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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