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Chelteu

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Es waren einmal drei Brüder, denen waren die Eltern gestorben und hatten ihnen nichts hinterlassen als eine verrostete Sense. »Na, jetzt, wie sollen wir diese Sense teilen?« fragte der älteste den mittleren Bruder. Der wußte es auch nicht, aber der jüngste, er hieß Chelteu, sagte: »Das ist eine leichte Arbeit; wir tragen sie zu einem Schmiedemeister und lassen drei Sicheln machen, dann gehen wir und schneiden ein Weizenfeld und bekommen dafür Geld.« Gut. Er trug die Sense zum Schmied, und der machte die drei Sicheln bald fertig. Als Chelteu sie nach Hause brachte, gab er jedem eine und sagte: »Jetzt, meine Brüder, kommt, wir gehen aufs Feld, und wo wir ein Weizenfeld finden, dort wollen wir schneiden.« Sie gingen und gingen, nur einmal kamen sie an ein großes, großes Weizenfeld, von dem man weder den Anfang noch das Ende sehen konnte. Sie stellten sich an die Arbeit und fingen an und arbeiteten bis 10 Uhr. Nur einmal kam des Teufels Großmutter: »Na, könnt ihr noch?« – »Noch ein wenig, alte Großmutter.« – »Gut, ich gehe jetzt nach Hause und bringe euch das Mittagessen, für dieses Feld gebe ich euch drei Viertel Dukaten.« Als sie fort war, sagte Chelteu: »Ihr Brüder, wenn die Teufelsgroßmutter das Essen bringt, dürfen wir die Suppe nicht essen, die ist nicht rein, wir essen nur das Brot, das ist Gottes Angesicht.« Als die Teufelsgroßmutter mit dem Mittagessen kam, sagte Chelteu: »Stell das Essen nur hin und geh nach Hause, wenn wir hungrig sind, wollen wir schon essen.« Als sie aber fort war, machte er ein Grab und begrub das Fleisch mit der Suppe, denn es war Menschenfleisch. Das Brot aßen sie.
Als sie satt waren, legten sich die beiden älteren Brüder schlafen, wie das ja der Brauch ist, aber als Chelteu sah, daß sie schliefen, nahm er sich die Peitsche und knallte in alle vier Ecken, daß die Teufel aus der ganzen Welt zusammenliefen und fragten: »Was befiehlst du, unser Herr?« – »Ihr sollt dieses Kornfeld schneiden.« Kaum hatte er ausgeredet, so war es fertig. Als die Brüder erwachten, war der Weizen geschnitten und in Haufen gelegt. Dann gingen sie um den Lohn zur Teufelsgroßmutter. Bis sie hinkamen, war es grade Abend, und die Alte brachte das Abendessen auf den Tisch. Sie aßen wieder nur trocknes Brot, und als sie die Alte deshalb fragte, sagte Chelteu, sie hätten zu Mittag so viel gegessen, daß sie nicht mehr hungrig wären. Als sie gegessen, brachte sie drei Viertel Dukaten, sagte aber, sie sollten jetzt in die Stube zu den Mädchen gehen und mit ihnen tanzen und ringen. Zu ihren drei Töchtern sagte sie, sie sollten sie ermüden, daß sie einschliefen, dann sollten sie das Licht auslöschen, um Mitternacht käme sie und haue den Burschen die Köpfe ab, um sie zu braten, bis dann gehe sie, den Backofen heizen. Gut. Die Brüder gingen zu den Schwestern, tanzten und balgten sich herum, bis sie umfielen und schliefen. Aber Chelteu fürchtete, die Alte habe etwas Schlechtes mit ihnen vor, und wachte. Als nun alle schliefen, nahm er die Tücher von den Köpfen der Mädchen und setzte ihnen die Hüte seiner Brüder auf und ihnen die Tücher. Als die Alte kam, hatte sie kein Licht und tastete nur mit der Hand auf den Köpfen, und wo sie einen Hut fühlte, da schnitt sie den Kopf ab und schnitt so allen drei Mädchen die Köpfe ab. Als sie draußen war, weckte dieser seine Brüder, jeder nahm sein Viertel Dukaten und machten sich schnell fort. Als sie draußen waren, hörten sie noch die Alte jammern: »Tulai, Chelteu, du hast mir gefressen den Kopf meiner Töchter, tulai, tulai.« – »Gefressen wirklich, auch deinen werd‘ ich noch fressen«, rief er zurück. Als sie nun heimwärts gingen, sagte er zu seinen Brüdern: »Geht jetzt nach Hause, meine Brüder, ihr habt nun zu leben.« – »Aber komm doch auch mit uns.« – »Ich komme, wenn ich komme, aber jetzt noch nicht, ich will mich erst noch ein wenig in der Welt umsehen.«
Er ging bis zum König und dingte sich als Küchenjunge zum Gefäßwaschen. Als er gedungen war, bemühte er sich, und sorgte auf seine Ehre, daß ihn alle gern hatten, darum wurden die andern Knechte zornig und wollten ihn umbringen und gingen zum König und verklagten ihn, er habe sich gelobt, er könne den Hengst von der Teufelsgroßmutter bringen. Der König freute sich und schickte um ihn und sagte, er solle gehen und ihn bringen. Darauf sagte Chelteu: »Sei so gut, verzeih, ich habe mich nicht gelobt. Aber sie haben mich gelobt, nicht damit ich lebe, aber sie haben mich gelobt, um mich zu verderben. Aber wenn Gott will, werde ich ihn doch bringen.« Er ging in der Nacht in den Stall zum Hengst der Teufelsgroßmutter und verwandelte sich mit Gottes Hilfe in eine Fliege und biß den Hengst so, daß er laut wieherte, und er stach ihn noch einmal, daß er noch ärger wieherte und zum dritten Male so müde wurde, daß er umfiel. Jetzt warf er ihm den Halfter über den Kopf, setzte sich auf, und ritt fort. Als er an das Fenster der Alten kam, rief er: »Gute Nacht, alte Großmutter, den Hengst hab ich dir genommen.« Er kam zum König und übergab ihm das Pferd. Dann ging er wieder in die Küche zum Gefäß, noch mehr geehrt als früher, auch vom König.
Aber die andern Knechte wurden noch zorniger, und am andern Tage verklagten sie ihn, er habe sich gelobt, er bringe das goldene Hemd der Teufelsgroßmutter. Als der König dies hörte, hatte er keine Ruhe und rief den Jungen und sagte: »Da du dich gelobt, du wolltest mir das goldene Hemd von der Teufelsgroßmutter bringen, geh und hol es mir.« – »Herr König, ich habe mich nicht gelobt, aber die Knechte haben mich gelobt, nicht damit ich lebe, sondern sie haben mich gelobt, um mich zu verderben. Aber wenn Gott will, so werde ich’s bringen.« Er ging in der Nacht und verwandelte sich mit Gottes Hilfe in einen Floh und biß die Teufelsgroßmutter so, daß sie keine Ruhe fand und das Hemd auszog und auf den Tisch warf. Dann nahm Chelteu das Hemd und machte sich fort. Als es die Alte bemerkte, war er schon beim König. Als er dem König das goldene Hemd übergab, lobte er ihn sehr und ehrte ihn. Aber die andern Knechte wurden so zornig, daß sie wieder gingen und ihn verklagten, er habe sich gelobt, er könne auch die Teufelsgroßmutter bringen. »Ich habe mich nicht gelobt, aber sie haben mich gelobt, nicht damit ich lebe, sondern damit ich verderbe. Aber wenn Gott will, werde ich sie doch bringen.«
Auf ein Wort: von dieser Mär ist noch viel Schönes zurück, ich will es euch erzählen. Chelteu nahm sich einen eisernen Wagen und eiserne Werkzeuge, und er machte sich einen alten Mann mit einem weißen Bart, spannte sechs Ochsen vor den Wagen und fuhr in den Wald der Teufelsgroßmutter und fing an einer Eiche mit der Axt an zu hauen. Als die Alte das Hämmern in ihrem Walde hörte, kam sie geschwind um nachzusehen, wer da arbeite und ihr das Holz stehle. Als sie kam, erhob sich ein alter Mann und sprach: »Guten Tag, alte Großmutter, ich bin gekommen, um mir diese Eiche zu nehmen und den Sarg für den Chelteu zu machen, der Arme ist gestorben.« Als die Alte dies hörte, freute sie sich so, daß sie auch gleich half. Als der Sarg fertig war, sagte der alte Mann: »Jetzt möchte ich mich hineinlegen, um zu sehen, ob keine Löcher sind, aber ich seh‘ nicht gut.« – »Laß nur mich, ich seh«, rief die Alte und legte sich geschwind hinein, aber noch geschwinder legte Chelteu den Deckel auf sie und nagelte ihn zu, daß die Alte nicht mehr heraus konnte, dann hob er sie auf den Wagen und fuhr in den Hof des Königs. Dann nahm er die Peitsche und ging fort. Er ging heim zu seinen Brüdern und lebte dann mit ihnen zusammen in Frieden und Gesundheit, und wenn sie noch sind, so werden sie auch heute noch leben.

Lina Subtirel, Agnetheln
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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