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Der Wolf und die zwei Geisslein

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Es hatte eine Ziege zwei Geißlein und sagte zu ihnen: »Meine Geißlein, sperrt zu die Türe, damit euch nicht der Onkel Wolf frißt, ich gehe in den Wald und bringe euch Blätter im Munde mit der Axt in der Hand.« Gut. Als die Ziege gegangen, sperrten die Geißlein die Türe zu, nur einmal kam der Wolf und rief an der Türe: »Meine Geißlein, sperrt auf die Türe, ich bin eure Mutter, ich bring‘ euch Blätter zwischen den Lippen mit der Axt in der Hand.« – »Leg die Pfote in das Fenster, daß wir sehen, bist du unsere Mutter.« Er tat sie hinauf, auf einmal schrien sie: »Sieh, es ist der garstige Wolf, sieh, es ist der garstige Wolf.« Der Wolf ging fort, zerrieb eine Ziegel und bestrich sich den Fuß mit rotem Ziegelstaub und kam wieder. »Meine Geißlein, macht auf die Türe, ich bring‘ euch Blätter in den Lippen mit der Axt in der Hand.« – »Zeig uns den Fuß, daß wir sehen, bist du unsere Mutter oder der garstige Wolf?« Der Wolf streckte den roten Fuß zum Fenster hinein, nur einmal riefen die Geißlein: »Sieh, es ist unsere Mutter, sieh, es ist unsere Mutter, ach unsere arme Mutter, wie sie sich den Fuß in den Dornen zerstochen, daß er ganz blutig ist, komm, daß wir schnell öffnen.« Der Wolf kam herein und verschluckte sie gleich und ging dann nach Hause in den Wald.
Als die Ziege zurückkehrte, fand sie die Türe offen und die Geißlein nirgends. Sie fürchtete so etwas und kehrte um in den Wald und begegnete dem Fuchs und fragte ihn: »Tante Fuchs, hast du meine Geißlein nicht gesehen?« – »Nein, wirklich.« Sie ging zum kleinen Wolf: »Onkel kleinerer Wolf, hast du meine Geißlein nicht gesehen?« – »Nein, wirklich.« Sie ging zum Wolf: »Onkel Wolf, hast du meine Geißlein nicht gesehen?« – »O ja, ich habe sie gesehen, ich habe sie auch eingeschluckt.« – »Also komm, Onkel Wolf, wir wollen Gevattersleute werden, komm, hilf mir den Ofen heizen, daß wir uns einige Kuchen backen.« – »Ich komme, auf das Fleisch gehört auch Brot.« Sie heizte den Ofen und rief auch den Wolf, er solle blasen. Als er sich an das Ofenloch stellte, fing er auch gleich an zu blasen, die Ziege stieß ihn in den Ofen, die Zicklein sprangen heraus und liefen geschwind aus dem Backofen. Er konnte aber nicht mehr und schrie: »Du, Gevatterin, zieh mich heraus, du, Gevatterin, zieh mich heraus!« Aber die Ziege stieß ihn noch mehr hinein, daß er verbrannte und nur die Asche übrig blieb.

Nuca Luchila, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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