Es war einmal in einem tiefen, dunklen Wald ein kleines Dorf, das von dichten Nebeln und uralten Bäumen umgeben war. In diesem Dorf lebte ein armer, aber kluger Junge namens Jakob. Er war so arm, dass er kaum genug zu essen hatte, doch sein Herz war rein und voller Mut.
Eines Tages, als Jakob im Wald Holz sammelte, hörte er ein leises Flüstern zwischen den Bäumen. Und siehe da, auf einem Ast saßen drei silberne Eulen, die in goldenen Augen funkelten. Sie sprachen zu ihm: „Jakob, wir wissen um deine Güte. Wer uns folgen will, dem werden wir ein Geheimnis des Waldes zeigen, das reichlich Glück und Weisheit bringt.“
Jakob, neugierig und mutig zugleich, folgte den Eulen tief in den Wald. Bald kamen sie zu einem alten, moosbedeckten Brunnen, dessen Wasser in allen Farben des Regenbogens schimmerte. „Trinke von diesem Wasser“, sprach die älteste Eule, „und dein Herz wird stark und weise sein. Doch hüte dich vor Gier, denn wer nur nach Gold strebt, wird verbannt.“
Jakob trank vorsichtig. Und siehe da, sein Herz wurde warm, seine Gedanken klar und er erkannte die Geheimnisse des Waldes: Wo die Tiere Nahrung fanden, wo Heilkräuter wuchsen und wie man stets aufrecht und gerecht lebte. Die silbernen Eulen gaben ihm noch einen kleinen Schlüssel aus glänzendem Silber und sagten: „Wenn du einmal in Not bist, wird dieser Schlüssel dir den Weg zu wahrer Hilfe öffnen.“
Als Jakob ins Dorf zurückkehrte, half er den Armen, heilte die Kranken und lehrte die Menschen, die Natur zu achten. Viele Jahre später, als er alt und weise geworden war, wurde er von allen als der Gute und Kluge des Dorfes verehrt. Und die silbernen Eulen? Sie kehrten immer wieder in stillen Nächten zu ihm zurück, um ihn zu begleiten und ihm Rat zu geben.
Und als Jakob gestorben war, erzählten die Dorfbewohner, dass sie in mondhellen Nächten die silbernen Eulen über den Hügeln tanzen sahen, als Zeichen, dass wahre Güte und Weisheit niemals vergehen.
© 2025 Mario Eberlein