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Der schlafende König

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Der fränkische König Guntram war eines gar guten friedliebenden Herzens. Einmal war er auf die Jagd gegangen, und seine Diener hatten sich hierhin und dahin zerstreut; bloß ein einziger, sein liebster und getreuester, blieb noch bei ihm. Da befiehl den König eine große Müdigkeit; er setzte sich unter einen Baum, neigte das Haupt in des Freundes Schoß und schloß die Augenlider zum Schlummer. Als er nun entschlafen war, schlich aus Guntrams Mund ein Tierlein hervor in Schlangenweise, lief fort bis zu einem nahen fließenden Bach, an dessen Rand stand es still und wollte gern hinüber. Das hatte des Königs Gesell, in dessen Schoß er ruhte, mit angesehen, zog sein Schwert aus der Scheide und legte es über den Bach hin. Auf dem Schwert schritt nun das Tierlein hinüber und ging hin zum Loch eines Berges, dahinein schloff es. Nach einigen Stunden kehrte es wieder zurück und lief über die nämliche Schwertbrücke wieder in den Mund des Königs. Der König erwachte und sagte zu seinem Gesellen: „Ich muß dir meinen Traum erzählen und das wunderbare Gesicht, das ich gehabt. Ich erblickte einen großen, großen Fluß, darüber war eine eiserne Brücke gebaut; auf der Brücke gelangte ich hinüber und ging in die Höhle eines hohen Berges; in der Höhle lag ein unsäglicher Schatz,
der Hort der alten Vorfahren.“ Da erzählte der Gesell alles, was er unter der Zeit des Schlafens gesehen hatte und wie der Traum mit der wirklichen Erscheinung übereinstimmte. Darauf ward an jenem Ort nachgegraben und in dem Berg eine große Menge Goldes und Silber gefunden, das vorzeiten dahin verborgen war.

Quelle: Brüder Grimm

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