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Der Bauer, der Bär und der Fuchs

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Ein armer Bauer kam aus dem Wald mit einer Fuhre Holz; siehe, da trat ihm plötzlich der Bär in den Weg und rief: »Halt, einen Ochsen her, ich will Euch mein grünes Haus verwüsten lehren!« Der Bauer war sehr erschrocken und bat demütig um Verzeihung: Er habe ja nicht gewußt, daß der Wald ihm gehöre; allein es half ihm nicht, der Bär blieb dabei. Endlich sagte der Bauer: »Lieber Herr Bär, ich gebe Euch gerne beide Ochsen, lasset mich nur dieses Holz nach Hause führen, daß meine armen Kinder sich wärmen können.«
Der Bär dachte: »Zwei Ochsen sind besser als einer« und spielte Erbarmen. »Nun, es sei Eurer Kinder wegen so, wie Ihr wünschet; morgen um diese Zeit sollt Ihr aber mit den zwei Ochsen hier sein, schwöret mir darauf!« Da schwur der Bauer einen heiligen Eid. Darauf entfernte sich der Bär, und der Bauer fuhr seines Weges. Der Fuchs aber war nicht weit im Versteck gewesen und hatte alles gesehen und gehört. Als der Bär fort war, lief er dem Bauern nach; dieser weinte und jammerte schon um seine schönen und einzigen Ochsen. Da rief ihm der Fuchs zu: »Armer Mann, ich weiß, was Euch fehlt; ich habe alles gehört, was gebt Ihr mir, wenn ich Euch beide Ochsen rette?« Wer war froher als der Bauer: »Nun, was soll ich Euch geben? Verlangt etwas, ich tue es gerne!«
»So lasset mich dreimal unter Eurem Kreuz lecken.« Das schien dem Bauern eine sonderbare Forderung, und er wollte nicht recht, aber was tut ein Bauer nicht, um seine Ochsen zu behalten? Er willigte zuletzt doch ein. Da sprach der Fuchs: »Kommet nur morgen zu der bestimmten Zeit, wie Ihr geeidet habt, in den Wald, und wenn nun der Bär erscheint, will ich Euch aus der Ferne rufen mit der Stimme des Jägers; dann müßt Ihr nur dem Bären sagen, ich sei der Jäger, das übrige wird sich von selbst geben!« Da fuhr der Bauer getröstet nach Hause, und am andern Tag war er zur bestimmten Zeit und am bestimmten Ort mit seinem Wagen in dem Wald. Nicht lange, so kam auch der Bär und freute sich, daß der Bauer so ehrlich sei und Wort gehalten; er war aber nur eben an den Wagen gelangt, so rief eine Stimme aus der Ferne: »Bruder, hast du nichts Wildes gesehen?«
»Wer ist das?« fragte der Bär ganz leise und beängstigt und duckte sich gleich neben dem Wagen auf die Erde. »Der Jäger«, sprach der Bauer. »Der Jäger?« rief der Bär stutzig, und der Atem blieb ihm stehen. »Sage, du habest nichts gesehen.«
»Ich habe nichts gesehen«, schrie der Bauer. Der Fuchs rief wieder: »Was liegt denn so Schwarzes neben deinem Wagen?« Der Bär, leise: »Sage, ein gebrannter Klotz.« Der Bauer, laut: »Ein gebrannter Klotz.« Der Fuchs: »Kannst du ihn allein aufladen? Ich will dir helfen!« Der Bär, leise: »Sage ja, ja; ich will mich selbst hinaufziehen, daß es dir leicht wird.« Der Bauer, laut: »Ja, ja!« Der Fuchs: »Daß ich sehe, kannst du ihn auch allein festbinden? Sonst will ich dir beistehen!« Der Bär, leise: »Sage ja; ich will stillhalten.« Der Bauer, laut: »Ja.« Der Fuchs: »Nun schlage einmal, wie es recht ist, die Axt hinein, daß ich sehe, kannst du?« Der Bär: »So schlage einmal zum Schein.« Der Bauer erhob seine Axt und schlug aber einen ehrlichen Schlag und machte den Bären auf einmal tot. Nun kam der Fuchs herbeigelaufen und verlangte seinen Lohn. Der Bauer hatte nicht wenig Angst; was sollte er aber tun, er mußte sich anschicken. Wie nun der Fuchs sich bückte, entging dem Bauern aus Angst einer. »Was war das? Was ist das?« rief der Fuchs bestürzt. »Ach, ein Windhund«, sprach der Bauer, »ist mir entlaufen.«
»Ein Windhund?« fragte der Fuchs, und es standen ihm die Haare zu Berge. »Hast du deren noch mehr?«
»Noch zwei oder drei!« sprach der Bauer. »Halte an, halte an (zoper, zoper) ein wenig, daß sie nicht auch frei werden!« bat der Fuchs. Damit husch! hast du nicht gesehen! war er verschwunden. Als er sich in Sicherheit glaubte, sprach er bei sich: »Es ist wahr, du verstehst auch deine Künste, allein der Bauer ist des Teufels!«

[Josef Haltrich: Deutsche Volksmärchen aus dem Sachsenlande in Siebenbürgen]

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