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Der Apfel mit dem goldenen Stiel

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Am Rande eines dunklen Waldes lebte einst ein armer Holzfäller mit seiner Frau. Sie waren glücklich und zufrieden und keiner von ihnen konnte sich jemals vorstellen, dass es einmal anders werden könnte!
Eines Tages jedoch wurde die Frau krank. Ihr Mann schleppte sie von einem Arzt zum anderen, doch alles war vergebens. Tagelang rannte er ziellos und verzweifelt durch den Wald und abends fand er vor Kummer keinen Schlaf. Er bat Gott, den Mond und die Sterne um Hilfe, doch seine Frau wurde immer schwächer.
Eines Nachts, als die Sorgen wieder einmal wie hungrige Wölfe über ihn herfielen und er nicht einschlafen konnte, bemerkte er, dass etwas an seiner Bettdecke zupfte.
„Ich glaube, ich kann dir helfen, deine Frau gesund zu machen“, wisperte ein Stimmchen. Der Holzfäller richtete sich erschrocken in seinem Bett auf und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
„Komm näher und erzähle“, flüsterte er der Stimme zu, „und vor allem zeig dich.“
Da spürte er, wie etwas auf seine Bettdecke hüpfte. Es war ein winziger Wichtel. Der Mann wagte sich nicht zu bewegen, denn er wollte unbedingt hören, was das kleine Männlein zu berichten hatte. In der Sorge um seine Frau hätte er auch dem Teufel zugehört, wäre er ihm erschienen oder säße auf seiner Bettdecke.
„Hör zu!“, sagte der Wichtel und ließ sich auf dem Bauch des Holzfällers nieder. „Du musst über sieben Berge steigen und sieben Täler durchwandern. Das kannst du leicht in drei Tagen schaffen. In einem dieser Täler wirst du einen Baum finden. Er sieht wie jeder andere Baum aus, hat aber lila Blätter und trägt schneeweiße Äpfel. Diese sehen alle gleich aus, ähneln einander wie ein Ei dem anderen. Nur Einer von ihnen trägt einen besonderen Kern in sich. Er ist so groß wie ein Fingernagel. Wenn du ihn findest, lege ihn deiner Frau auf die Stirn. Ist es der Richtige, wird er täglich kleiner und kleiner werden, so als schmelze ein Stück Eis dahin. Deiner Frau aber wird es täglich besser gehen, bis sie wieder ganz gesund ist. Es wird nicht leicht sein, den richtigen Apfel zu finden! Pflückst du aber den falschen, kann es verheerende Folgen haben …!“
Ehe der Holzfäller richtig begriff, was er da gehört hatte, schwups, war das Männchen verschwunden. Lange noch lag er wach und dachte darüber nach.
Aber da er wusste, dass seiner Frau nicht mehr viel Zeit blieb, griff er nach dem letzten Strohhalm und machte sich in aller Herrgottsfrühe, nachdem er seine Frau gut versorgt hatte, auf den Weg. Er lief und lief und machte keine Pause. Am dritten Tage hatte er die sieben Berge und Täler hinter sich gelassen, doch einen Baum, wie der Wichtel ihn beschrieben hatte, konnte er nicht finden. Verzweifelt setzte er sich auf einen Stein und begann jämmerlich zu schluchzen.
„Ich gebe auf!“, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Plötzlich sah er zu seinen Füßen einen grünen, haarigen Wurm sitzen, der ihn neugierig beäugte.
„Warum bist du so traurig?“, hörte er den Wurm fragen. „Hast du dich verlaufen?“
„Verlaufen nicht“, antwortete der Holzfäller, „ich bin nur sehr traurig, weil meine Frau krank ist und ihr niemand helfen kann. Ein kleiner Wichtel hat mir von einem wundersamen Baum erzählt, an dem lila Blätter und schneeweiße Äpfel hängen sollen. Einer dieser Äpfel soll einen besonderen Kern haben, der meiner Frau helfen kann. Doch ich kann diesen Baum nicht finden.“
„Du bist ein Glückspilz“, sagte der Wurm. „Zufällig kenne ich diesen Baum. Unter seiner Rinde wohne ich. Komm mit, es ist gar nicht weit von hier. „
Der Holzfäller machte große Augen, als er den Baum vor sich sah. Gleichzeitig packte ihn die Verzweiflung. Wie sollte er aus diesen vielen schneeweißen Äpfeln, wo einer dem anderen glich, den richtigen finden? Er kletterte auf den Baum und begann zu suchen..
„Halt!“, rief ihm der Wurm zu. „Nicht so schnell! Zuerst muss ich dir etwas über diese Äpfel erzählen. Ich habe schon einige von ihnen probiert. Nach dem ersten Apfel sang ich den ganzen Tag wie ein Vögelchen. Verrückt, nicht? Nachdem ich erneut einen probiert hatte, konnte ich plötzlich fliegen. Bei dem dritten Apfel fiel ich in einen tiefen Schlaf. So hat das keinen Sinn. Wir müssen uns die Äpfel, jeden einzelnen von ihnen, in Ruhe anschauen.“
Sie kletterten von Ast zu Ast und begannen zu suchen. Plötzlich fiel dem Holzfäller ein Apfel auf den Kopf. Er konnte ihn auffangen und stellte fest, dass der Apfel einen goldenen Stiel hatte. „Das muss er sein!“, schoss es dem Mann durch den Kopf und er stieg vom Baum.
Der Wurm bohrte sich sofort durch den Apfel, um sein Innenleben zu erkunden. Es dauerte auch nicht lange, da streckte der Wurm seinen Kopf aus dem Apfel und strahlte, wie nur ein Wurm strahlen kann. In seinem Mund trug er einen fingernagelkleinen Kristall. „Es ist der richtige! Ich sagte ja schon, du bist heute ein Glückspilz!“
Der Holzfäller bedankte sich bei dem Wurm und hatte es plötzlich sehr eilig nach Hause zu kommen.
„Komm mich mal wieder besuchen“, rief ihm der Wurm nach und kroch hinter die Baumrinde.

Die sieben Berge und sieben Täler lagen schnell hinter dem Holzfäller und schon stand er vor seiner Hütte. Seine Frau lag im Bett und erwartete ihn schon. Er legte ihr den Kristall auf die Stirn. Sofort begann der Stein kleiner zu werden.
Am dritten Tag war das Wunder geschehen. Der Stein war fort. Die Frau saß auf einem Stuhl und lachte ihrem Mann fröhlich zu.

 
Anna-Lena

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