5
(1)
Eine Ratte und ein Schmetterling bauten sich einmal ein Boot; sie verzierten es mit schönen Schnitzereien und hingen Kauri-Muscheln daran. Dann stiegen sie ein, und als sie im Meer über tiefes Wasser fuhren, ließ die Ratte einen Wind streichen. »Wenn du das noch einmal tust,« sagte der Schmetterling, »machst du unser Boot entzwei.« Nun ließ der Schmetterling einen Wind streichen. »Was schiltst du mich denn aus?« sagte die Ratte, »du wirst noch ein Loch in unser Boot machen!«
»Das macht mir nichts aus,« sagte der Schmetterling, »ich kann fliegen.« – »Und ich muß schwimmen,« antwortete die Ratte.
So ging es weiter; bald ließ der eine, bald der andere einen Wind streichen; schließlich machte die Ratte es so kräftig, daß der Schiffsboden entzweibarst, und das Boot sich mit Wasser füllte und sank.
Die Ratte schwamm, und der Schmetterling flog vornweg. »Verlaß mich nicht,« rief die Ratte hinter ihm her, »komm zurück, wir wollen zusammenhalten.«
Doch der Schmetterling kam erst wieder, als er müde ward; da setzte er sich auf den Kopf seines Freundes. »Geh‘ ‚runter! wir sinken sonst,« sagte die Ratte. »Du hast ja das Boot entzwei gemacht,« sagte der Schmetterling, »ich bleibe auf deinem Kopfe, und du mußt an Land schwimmen.« Und so schwamm die Ratte, während der Schmetterling auf ihrem Kopf sitzen blieb.
Schließlich kamen sie in seichtes Wasser und wateten ans Land; die Ratte war so müde, daß sie nicht einmal das Wasser vom Fell abschüttelte, sondern sich zum Schlafen hinlegte, während ihr Freund, der Schmetterling, auf Nahrungssuche ging. Der Schmetterling flog in einen Bananengarten und sog den Saft ein, der aus den reifen Bananen herausfließt; endlich begab sich auch die Ratte in ein Zuckerrohrfeld, kletterte auf einen saftigen Stengel und fing an zu knabbern. Sie knabberte und nagte, bis plötzlich der Stengel abbrach, über die Ratte hinwegfiel und sie einklemmte. »Ki, ki, ki!« schrie sie da; und als der Schmetterling seinem Freunde helfen wollte, da war er schon tot. Er hüllte ihn in eine Matte und rief seine Gefährten herbei.
Viele Schmetterlinge stellten sich ein; und sie trugen die Ratte in das schon vorbereitete Grab. Eine Weihe sah den Zug und sagte: »Freunde, was für einen Braten habt ihr denn da?« Doch sie sagten es ihm nicht. Der Adler fragte: »Kerle, was für Fleisch habt ihr da eingewickelt?« Doch sie sagten es ihm nicht. Auch die anderen Aasvögel erkundigten sich bei den Schmetterlingen; doch die trugen die Ratte fort und bestatteten sie so, daß niemand zu ihr gelangen konnte.
»Das macht mir nichts aus,« sagte der Schmetterling, »ich kann fliegen.« – »Und ich muß schwimmen,« antwortete die Ratte.
So ging es weiter; bald ließ der eine, bald der andere einen Wind streichen; schließlich machte die Ratte es so kräftig, daß der Schiffsboden entzweibarst, und das Boot sich mit Wasser füllte und sank.
Die Ratte schwamm, und der Schmetterling flog vornweg. »Verlaß mich nicht,« rief die Ratte hinter ihm her, »komm zurück, wir wollen zusammenhalten.«
Doch der Schmetterling kam erst wieder, als er müde ward; da setzte er sich auf den Kopf seines Freundes. »Geh‘ ‚runter! wir sinken sonst,« sagte die Ratte. »Du hast ja das Boot entzwei gemacht,« sagte der Schmetterling, »ich bleibe auf deinem Kopfe, und du mußt an Land schwimmen.« Und so schwamm die Ratte, während der Schmetterling auf ihrem Kopf sitzen blieb.
Schließlich kamen sie in seichtes Wasser und wateten ans Land; die Ratte war so müde, daß sie nicht einmal das Wasser vom Fell abschüttelte, sondern sich zum Schlafen hinlegte, während ihr Freund, der Schmetterling, auf Nahrungssuche ging. Der Schmetterling flog in einen Bananengarten und sog den Saft ein, der aus den reifen Bananen herausfließt; endlich begab sich auch die Ratte in ein Zuckerrohrfeld, kletterte auf einen saftigen Stengel und fing an zu knabbern. Sie knabberte und nagte, bis plötzlich der Stengel abbrach, über die Ratte hinwegfiel und sie einklemmte. »Ki, ki, ki!« schrie sie da; und als der Schmetterling seinem Freunde helfen wollte, da war er schon tot. Er hüllte ihn in eine Matte und rief seine Gefährten herbei.
Viele Schmetterlinge stellten sich ein; und sie trugen die Ratte in das schon vorbereitete Grab. Eine Weihe sah den Zug und sagte: »Freunde, was für einen Braten habt ihr denn da?« Doch sie sagten es ihm nicht. Der Adler fragte: »Kerle, was für Fleisch habt ihr da eingewickelt?« Doch sie sagten es ihm nicht. Auch die anderen Aasvögel erkundigten sich bei den Schmetterlingen; doch die trugen die Ratte fort und bestatteten sie so, daß niemand zu ihr gelangen konnte.
[Malinesien: Märchen der Welt ]