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Bauer und Bäuerin

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Es war einmal eine Bäuerin, die war sehr reich, aber auch sehr dumm, so dumm wie die Nacht. Einmal hatte man nun ein Schweinchen abgeschlachtet und der Bauer, der mit seinem Weibe viel Kreuz und Leiden hatte, sollte gerade auf das Feld gehen. Die Bäuerin fragte ihn da, was sie mit dem toten Schweine machen sollte. Der Bauer antwortete, sie solle mit einem Stücke den Kappes spicken und das übrige solle sie für den Fürpaß aufbehalten. Der Bauer ging unwillig darüber, daß eine Hauswirtin sich nicht einmal bei einem geschlachteten Schweine zu helfen wisse, auf das Feld und machte dort noch ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Die Bäuerin nahm sich die Worte ihres Mannes zu Herzen, nahm das halbe Schwein, trug es auf den Kappesacker hinaus, zerhackte es zu kleinen Streiflein und spickte mit diesen alle Krautköpfe, die mit den Speckschnittchen geziert gar sonderlich aussahen. Als sie mit dieser Arbeit fertig war, ging sie nach Hause und dachte immer an den Fürpaß und wo er etwa stecken möchte. Sie weilte schon lange in der getäfelten Stube und konnte sich nicht genug darüber wundern, daß der Fürpaß so lange nicht komme, um sein Teil zu holen, als ein armes, altes Männchen mit einem Bettelranzen kam und um ein Almosen bat.
»Bist du etwa der Fürpaß?« fragte hastig die Bäuerin.
»Warum denn?« fragte wieder das durch die Frage überraschte alte Männchen.
»Ja weißt wohl, mein Mann hat mir aufgetragen, dem Fürpaß das halbe Schwein, das wir heute morgens geschlachtet haben, zu behalten, und da warte ich schon lange auf den Fürpaß und er will nie kommen und der Bauer ist heute schon zuvor herb.«
»Ja, ja,« erwiderte der Bettler, »freilich bin ich der Fürpaß und das ist brav, daß ich nicht zu früh komme.«
Die Bäuerin war des froh, eilte in die Küche, holte das halbe Schwein und lud es dem Bettler auf den Rücken.
»Hast wohl schwer zu tragen,« dachte sie und bemitleidete das belastete Männlein. Dem schien es aber zu gefallen und er machte sich auf die Füße und lief davon, daß der Boden unter ihm dampfte.
Es dauerte nicht lange und der Bauer kam nach Hause. Er fragte die Bäuerin, ob sie das Schwein besorgt hätte. »O ja, der Kappes ist schon gespickt, geh nur auf das Feld hinaus schauen und der Fürpaß ist auch da gewesen.«
Der Bauer wollte seinen Ohren nicht trauen und ging auf das Feld hinaus. Dort fand er die grünen Kappesköpfe samt und sonders mit Speck geschmückt. Da wurde er gar zornig, lief nach Hause und wollte sein dummes Weib, das die Sachen so zugrunde gerichtet hatte, fortjagen.
Allein mit einem dummen Weibe wird man nicht so bald fertig; sie bat um Verzeihung, weinte und versprach so lange Besserung, bis der Bauer ihr nachgab, und so war alles wieder gut.
Nach einigen Tagen hatte der Bauer seine Hosen zerrissen und da sagte er zur Bäuerin, sie möchte ihm doch die Hosen flicken, aber ordentlich und recht. – Der Bauer ging indessen seiner Arbeit nach. Die dumme Bäuerin aber stund vor den zerrissenen Hosen wie der Ochs am Berge und wußte nicht, wie sie das Ding anstellen sollte. Endlich fiel ihr ein Rat ein. Sie ging in die Schlafkammer, holte dort aus der Truhe die Festtagshosen, zerschnitt dieselben und flickte damit die Werktagshosen. – Als der Bauer nach einigen Tagen die Festtagshosen anziehen wollte, fand er sie nicht, und als er fragte, hörte er vom Geschehenen.
Da war wieder das Feuer im Hause und Bauer und Bäuerin sahen sich so lieb an wie Hund und Katze.
Nach und nach kam aber wieder alles ins Geleise und Bauer und Bäuerin sprachen wieder miteinander, ohne nebenaus zu sehen. Da meinte einmal der Bauer, daß sein Bett nicht viel tauge. Andere Leute hätten so nette und reinliche Betten, daß es eine Lust wäre, nur das seine wäre wie ein dumpfes Nest. Er bat die Bäuerin, sie möchte doch einmal das Bett reinigen und auslüften.
Der Bauer ging nun in die Stadt, die Bäuerin nahm aber die Betten, trug sie auf das Dach, zerschnitt sie dort und schüttete die Federn auf ein Leintuch. Es stund aber nicht lange an, da kam der Wind daher, blies recht lustig in die luftigen Federn, so daß diese Flügel bekamen und dahin und dorthin flogen, und die Nachbarn meinten, es schneie bei heiterm Himmel. Als nun der Bauer müde und matt abends nach Hause kam und sich ins Bett legen wollte, fand er die leere Bettstätte und kein Federchen darin. Die Bäuerin erzählte nun, wie es zugegangen sei, und da wurde der Bauer so zornig und wild, daß er die Bäuerin umbringen wollte. Sie bat aber und bat so lange, bis er ihr das Leben schenkte, aber bei ihr bleiben wollte er um keinen Preis mehr. Er packte sich nun ein Bündel zusammen und wollte so weit gehen, bis er jemand finden würde, der noch dümmer als sein Weib wäre. Würde er keinen Dümmern finden, wollte er wieder nach Hause kehren und sein Weib ohne Schonung umbringen. – Er ging nun weiter und weiter über Berg und Tal und kam endlich in eine große, große Stadt. Wie er nun so durch die schönen, weiten Gassen wanderte und, den Mund weit offen, die prächtigen Häuser anschaute, rief eine Frau aus einem Fenster herab: »Hansl! was schaust du denn so in die Höhe?« – »Was schau‘ ich?« antwortete er, »vom Himmel bin ich herabgefallen und jetzt muß ich das Loch suchen, damit ich wieder hinaufkomme.« – Die Frau war voll Freude über diese Antwort und fragte gleich, wie es ihrem seligen Herrn im Himmel droben gehe.
»Schon gut,« erwiderte Hansl, »aber kein Geld und kein Gewand hat er und da leidet er halt Kälte und Langweile.«
»Ach, wenn nur das ist,« rief die Frau, »so will ich ihm schon helfen. Gewand und Geld will ich dir mitgeben, soviel du willst.« – Der Bauer mußte nun in das Haus hinaufgehen und dann gab sie ihm so viel Geld und Gewand, daß er es fast nicht ertragen konnte, und Hansl war froh und ging geschwind weiter.
Als Hansl weg war und die Frau sich über das Wohlsein ihres ersten Herrn im Himmel droben freute, kam ihr zweiter Herr und diesem erzählte sie, daß es ihrem Herrn gut gehe und daß sie ihm, da sich gerade gute Gelegenheit geboten habe, Geld und Gewand geschickt habe. – Als ihr Herr das hörte, ward er zornig wie ein Göckelhahn, schmähte seine Frau aus, ließ sich das Pferd satteln und ritt spornstreichs dem Hansl nach. Sobald aber dieser gewahr wurde, daß ein Reiter nachgesprengt komme, legte er sein Bündel ab, versteckte es im Gesträuche und legte sich wie schläfrig in das Gras. Der Herr kam indessen herangeritten und fragte den Hansl, »ob er nicht einen Mann mit einem Bündel gesehen habe?« – »Jawohl,« erwiderte er, »gerade ging einer mit einem Bündel vorbei; man kann ihn leicht einholen, wenn man ihm schnell nachgeht, aber,« setzte er klug hinzu, »wenn der Mann das Getrabe des Pferdes hört, versteckt er sich vielleicht.«
Dem Herrn ging dieser Gedanke ein, er stieg vom Pferde, ließ dasselbe beim Hansl zurück und eilte zu Fuß weiter. Kaum war der Herr weg, dachte sich Hansl: »Nun habe ich auch noch ein Pferd«, schwang sich flink auf dasselbe hinauf und sprengte damit fort. Er war eine Weile geritten, da kam er zu einem einsamen Hause, neben dem eine Scheune stund. Er stieg nun ab, denn es war Abend und er suchte ein Nachtlager und ging in das Haus hinein; da fand er zwei greisgraue Jungfrauen und die bemühten sich mit zwei Heugabeln frische Nüsse auf die Bühne zu schöpfen. – Wie Hansl dieses sah, fing er laut an zu lachen, denn er sah, daß noch dümmere Leute als sein dummes Weib auf Gottes Erdboden lebten, bestieg wieder sein Pferd und ritt und ritt, bis er wieder zu seinem Weibe nach Hause kam. Diese hatte aber eine Freude, als ihr Mann wiederkam, und versprach ihm recht gescheit zu tun. Beide lebten nun mitsammen glücklich und froh und der Bauer freute sich immer, so oft er daran dachte, daß es noch dümmere Leute als sein Weib auf der Erde gebe.

(Etschland)
[Österreich: Ignaz und Josef Zingerle: Kinder- und Hausmärchen aus Tirol]

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