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Als Jesus Christus noch auf Erden ging, da wurde er einstmals, wie er mit St. Peter umherwanderte, sehr müde und hungrig. In der weiten Einöde sahen sie kein Gehöft, wo sie hätten einkehren können. Einmal, wie St. Peter sich umschaute, sagte er zu Jesus Christus:
»Herr! dort sehe ich eine Hütte; wir wollen da einkehren. Wir werden dort schon eine Menschenseele finden.«
Dann gingen und gingen sie; auf einmal langten sie bei der Hütte an. Aber nur ein armer Schafhirt wohnte dort; er hütete die Schafe seines Herrn. Sie grüssten ihn; der nahm sie sehr freundlich auf, hiess sie niedersitzen und kam ins Gespräch mit ihnen. Aber unser Herr war schon sehr hungrig und sprach zum Hirten:
»Armer Mann, gieb uns doch etwas zu essen, denn wir sind sehr hungrig.«
Der arme Schafhirt sann nach, womit er seine Gäste wohl bewirten könnte; er hatte gar nichts zu eigen, nur ein Stück trockenes Brot und ein kleines Lamm. Sein Herr hatte zwar Schafe genug, doch er wagte nicht, eins davon zu schlachten. Er fürchtete, dass er darob zürnen würde, denn er wusste wohl: dem Hund gehört, was eines anderen ist, und sei es auch meines alten Herrn Vaters. Er sann also nach und sann:
»Herr Gott! Ob ich wohl dies mein einziges Lamm schlachten soll? oder soll ich’s nicht schlachten? Wenn ich’s schlachte, ist’s nicht mehr; wenn ich’s nicht schlachte, komme ich auch nicht viel weiter damit … Ach was! Ich schlachte es!«
Damit zog er sein weissenburger Messer mit dem glänzenden Schaft aus seinem Stiefel, ergriff das kleine Lamm, schlachtete es und kochte es zu Paprikasch.
Als das Paprika-Fleisch gekocht war, setzten sich Jesus und der heilige Peter an den Eisentopf, assen und liessen sich’s schmecken. Der arme Schafhirt lauerte nur, wartete nur, dass sie etwas drin liessen; denn er war doch auch hungrig. Aber sie liessen wirklich auch nicht einmal einen Kosthappen übrig, ein Bissen ist nicht viel, aber nicht einmal so viel; sie assen den ganzen Eisentopf voll Fleisch auf. Als sie dann gespeist hatten, sagte Jesus zum heiligen Peter:
»Nun, Peter, sammle die Knochen bis aufs letzte Stückchen!«
Peter gehorchte dem Wort und sammelte sie; Jesus aber steckte sie in den Ärmel seines Kittels. Abends, als der Hirt schlief, ging er zur Hürde und streute die Knochen zwischen die Schafe; siehe! da wurde aus jedem Stück ein Schaf, und eins wie das andere hatte des Schäfers Zeichen auf dem Hinterteil.
Als das geschehen war, verliessen Jesus und der heilige Peter die Hütte und zogen ohne ein Wort von dannen.
Anderntags, in der Frühe, als der Schafhirt aufgestanden war, sah er die Schafe in der Hürde. Da sah er, dass viele fremde Schafe unter den anderen waren, vielleicht dreimal so viel wie seines Herrn, und das war das Seltsamste, dass jedes sein Zeichen auf dem Hinterteil trug. Er konnte nicht verstehen, wie das möglich war, hatte er doch nicht einmal eine Klaue von einem Schaf; gestern Abend hatte er ja gerade das letzte für seine Gäste geschlachtet.
Er suchte die Gäste; aber er fand nichts mehr von ihnen. Nun merkte er, dass kein anderer als Gott allein ihm diese Schafe gegeben haben konnte. Er gelobte auch, dass er, so lange er auch nur einen kleinen Kreuzer habe, immer den Notleidenden helfen wolle, soviel er nur kann.
»Herr! dort sehe ich eine Hütte; wir wollen da einkehren. Wir werden dort schon eine Menschenseele finden.«
Dann gingen und gingen sie; auf einmal langten sie bei der Hütte an. Aber nur ein armer Schafhirt wohnte dort; er hütete die Schafe seines Herrn. Sie grüssten ihn; der nahm sie sehr freundlich auf, hiess sie niedersitzen und kam ins Gespräch mit ihnen. Aber unser Herr war schon sehr hungrig und sprach zum Hirten:
»Armer Mann, gieb uns doch etwas zu essen, denn wir sind sehr hungrig.«
Der arme Schafhirt sann nach, womit er seine Gäste wohl bewirten könnte; er hatte gar nichts zu eigen, nur ein Stück trockenes Brot und ein kleines Lamm. Sein Herr hatte zwar Schafe genug, doch er wagte nicht, eins davon zu schlachten. Er fürchtete, dass er darob zürnen würde, denn er wusste wohl: dem Hund gehört, was eines anderen ist, und sei es auch meines alten Herrn Vaters. Er sann also nach und sann:
»Herr Gott! Ob ich wohl dies mein einziges Lamm schlachten soll? oder soll ich’s nicht schlachten? Wenn ich’s schlachte, ist’s nicht mehr; wenn ich’s nicht schlachte, komme ich auch nicht viel weiter damit … Ach was! Ich schlachte es!«
Damit zog er sein weissenburger Messer mit dem glänzenden Schaft aus seinem Stiefel, ergriff das kleine Lamm, schlachtete es und kochte es zu Paprikasch.
Als das Paprika-Fleisch gekocht war, setzten sich Jesus und der heilige Peter an den Eisentopf, assen und liessen sich’s schmecken. Der arme Schafhirt lauerte nur, wartete nur, dass sie etwas drin liessen; denn er war doch auch hungrig. Aber sie liessen wirklich auch nicht einmal einen Kosthappen übrig, ein Bissen ist nicht viel, aber nicht einmal so viel; sie assen den ganzen Eisentopf voll Fleisch auf. Als sie dann gespeist hatten, sagte Jesus zum heiligen Peter:
»Nun, Peter, sammle die Knochen bis aufs letzte Stückchen!«
Peter gehorchte dem Wort und sammelte sie; Jesus aber steckte sie in den Ärmel seines Kittels. Abends, als der Hirt schlief, ging er zur Hürde und streute die Knochen zwischen die Schafe; siehe! da wurde aus jedem Stück ein Schaf, und eins wie das andere hatte des Schäfers Zeichen auf dem Hinterteil.
Als das geschehen war, verliessen Jesus und der heilige Peter die Hütte und zogen ohne ein Wort von dannen.
Anderntags, in der Frühe, als der Schafhirt aufgestanden war, sah er die Schafe in der Hürde. Da sah er, dass viele fremde Schafe unter den anderen waren, vielleicht dreimal so viel wie seines Herrn, und das war das Seltsamste, dass jedes sein Zeichen auf dem Hinterteil trug. Er konnte nicht verstehen, wie das möglich war, hatte er doch nicht einmal eine Klaue von einem Schaf; gestern Abend hatte er ja gerade das letzte für seine Gäste geschlachtet.
Er suchte die Gäste; aber er fand nichts mehr von ihnen. Nun merkte er, dass kein anderer als Gott allein ihm diese Schafe gegeben haben konnte. Er gelobte auch, dass er, so lange er auch nur einen kleinen Kreuzer habe, immer den Notleidenden helfen wolle, soviel er nur kann.
[Ungarn: Elisabet Sklarek: Ungarische Volksmärchen]