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Märchenbasar

Chungul und Mongol

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Es war einmal eine große schöne grüne Wiese. Auf dieser Wiese gab es eine Ziege, die mit ihren sieben Kindern glücklich lebte. Die Namen der Kinder waren: Chungul, Mongol, das dritte hieß Angor – und so weiter.

Eines Tages wollte die Mutter hinaus auf die Wiese gehen und frisches Gras für die Kinder holen. Bevor sie gegangen ist, sagte die Mutter noch zu ihren Kindern, dass sie artig zu Hause bleiben und niemandem die Tür öffnen sollten. Die Ziege ging dann schließlich, und die Kinder warteten zu Hause auf ihre Mutter.
Es gab aber draußen einen schwarzen, hässlichen und gefährlichen Wolf, der immer darauf aus war, ein hilfloses Tier zu fressen. Dieser Wolf kam zufällig an dem Ziegenhaus vorbei,
als die Mutter das Haus verlassen wollte, und dachte diese Gelegenheit nutzen zu können, um die Kinder, die alleine im Haus waren, zu fressen. Der böse Wolf ging also zum Haus hin und klopfte an die Eingangstür. Die Kinder fragten ihn: „Wer ist da?“ Der Wolf sagte: „Ich bin’s, eure Mutter – macht die Tür auf!“

Chungul, der größte Junge unter den Ziegen, erkannte jedoch, dass dies nicht ihre Mutter war, da die Stimme sehr rauh klang. Chungul sagte darauf: „Wenn du behauptest, dass du meine Mutter seiest, so zeige mir doch deine Pfoten!“ Der Wolf zeigte seine schwarzen Pfoten durch den Türspalt, und die Kinder riefen: „Du bist nicht unsere Mutter. Unsere Mutter hat weiße Pfoten!“

Der Wolf dachte, dass dies kein Problem sei, da er zu Hause noch einen Sack Mehl hatte. Er ging also nach Hause und tauchte seine Pfoten in das Mehl ein. Seine schwarzen Pfoten wurden jetzt weiß.

Im Ziegenhaus sagte Chungul zu seinen Geschwistern, sie sollten jetzt keine Angst mehr haben, da gleich bestimmt ihre Mutter mit Gras kommen werde. Mongol fragte aber: „Wenn der Wolf noch einmal kommt, was sollen wir dann machen?“ Angor antwortete darauf: „Wenn der Wolf noch einmal kommt, so soll er uns seine Pfoten zeigen, damit wir erkennen, wer es wirklich ist!“ Während dieses Gesprächs klopfte es wieder an der Tür. Chungul fragte: „Wer ist da?“ Der schwarze Wolf antwortete: „Ich bin’s, eure Mutter!“ Die Kinder sagten: „Wenn du unsere Mutter bist, dann zeige uns deine Pfoten!“ Der Wolf zeigte darauf seine weißen Pfoten, die er zuvor im Mehl gefärbt hatte, durch den Türspalt. Als die Kinder die weißen Pfoten sahen, fielen sie darauf herein und dachten, es sei ihre Mutter. Und als sie die Tür aufmachten, stürmte der böse, hungrige Wolf herein und verschlang drei von den Zicklein. Aber er wusste genau, dass es sieben waren, und suchte nach den übrigen, da sie sich vor lauter Angst versteckt hatten. Das vierte erwischte er im Kamin, das fünfte im Kleiderkörbchen und das sechste unter dem Tisch. So hatte er sechs gefunden und sie verschlungen, das siebte und größte jedoch nicht. Chungul hatte sich im Gehäuse der Wanduhr versteckt, und der Wolf konnte ihn nicht finden. Da aber der Bauch des Wolfes jetzt gefüllt war und er müde war, verließ es das Haus und ruhte sich unter einem Baum in der Nähe des Flusses aus.

Als die Mutter der Ziegen nach Hause kam, sah sie von weitem, dass die Haustüre offen war, und war sich schon sicher, dass irgend etwas geschehen war. Sie rannte schnell zu ihrem Haus und sah, dass die Kinder nicht da waren und dass ihr ganzes Haus verwüstet war. Sie wusste sofort, dass der schwarze Wolf gekommen war und ihre armen Kinder aufgefressen hatte. Sie fing an zu weinen und rief nach ihren Kindern: „Mongol, wo bist du, Angor, wo bist du, Chungul, wo bist du, wo seid ihr Kinder?“ Chungul, der sich im Gehäuse der Wanduhr versteckt hatte, rief leise: „Hier bin ich!“ Die Mutter holte ihren verängstigten, schweißgebadeten Chungul aus seinem kleinen Versteck heraus. Sie fragte, was geschehen war, und Chungul erzählte ihr langsam die ganze Geschichte mit dem Wolf.

Die Mutter war traurig wegen ihrer Kinder, aber auch sehr wütend auf den Wolf. Sie sagte: „Wir müssen etwas tun und den Wolf suchen, weil er meine Kinder gefressen hat.“ Darauf ging sie mit Chungul hinaus, und sie suchten nach dem bösen schwarzen Wolf. Schließlich fanden sie ihn unter einem Baum auf der Wiese in der Nähe des Flusses. Als die Mutter erkannte, dass der Wolf tief am Schlafen war, sagte sie zu Chungul: „Geh bitte schnell nach Hause und besorge mir eine große Schere, einen langen Faden und eine Nadel.“ Chungul holte Schere, Faden und Nadel und versteckte sich hinter dem Baum. Die Mutter setzte sich neben den Wolf und sah, wie tief und fest er am Schlafen war. Langsam schnitt sie mit der Schere seinen Bauch auf, und da sah sie, dass ihre Kinder noch am Leben waren. Nacheinander sprangen sie zu ihrer Mutter und weinten. Sie nahm ihre Kinder alle in die Arme und tröstete sie: „Bitte weint nicht. Ich bin ja bei euch, alles wird wieder gut.“ Sie zählte ihre Kinder, und alle sieben waren da. Da sagte sie zu ihnen: „Holt so schnell wie ihr könnt viele Steine!“ Als sie die geholt hatten, legte die Mutter die Steine einen nach dem anderen in den Bauch des Wolfes hinein. Anschließend nähte sie mit Nadel und Faden den Bauch zu und sagte zu ihren Kindern: „Jetzt haben wir dem Wolf seine Strafe gegeben. Lasst uns abwarten, was geschieht!“ Dann versteckten sie sich alle hinter dem Baum und beobachteten den Wolf.

Nach einiger Zeit wachte der Wolf aus seinem tiefen Schlaf auf und hatte Durst. Nur langsam konnte er zum Fluss gehen, da sein Bauch so schwer war. Als er am Flussufer stand und sich vornüber bücken wollte, um zu trinken, fiel er ins Wasser hinein. Und weil sein Bauch voller Steine war, konnte er nicht schwimmen und ist ertrunken.

Die Ziegenmutter sagte: „Dies war die Strafe Gottes!“ Und sie gingen gemeinsam nach Hause.

(Afghanistan)

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