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Danila Prepeleac

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Es waren einmal in einem Dorf zwei Brüder, die waren beide verheiratet. Der ältere war tüchtig, vorsorglich und wohlhabend, denn wenn er etwas anfing, so gab Gott seinen Segen dazu; aber Kinder hatte er keine. Der jüngere dagegen war arm. Oftmals entfloh er dem Glück, und das Glück entfloh ihm, denn er war faul, unüberlegt im Denken und ungeschickt im Handeln und hatte überdies auch eine Menge Kinder. Die Frau dieses Armen war arbeitsam und gutherzig, die des Reichen aber giftig und sehr geizig. Wie ein altes Sprichwort sagt: zu jedem Ochsen gehört auch eine Plage.
Der jüngere Bruder, so sündhaft arm er sonst war, hatte doch ein Paar Ochsen, die sich sehen lassen konnten: sie waren jung und hochbeinig, hatten taubengraues Haar, spitzige Hörner und beide weiße Schwanzspitzen und Blässen auf der Stirn; starkknochig waren sie und feist, gerade wie man sie für das Joch am Wagen braucht, wenn man zur Arbeit hinausfahren will. Aber Pflug, Egge, Karren, Schlitten, Wagen, Deichsel, Ortscheit, Sense, Sensenkorb, Heugabel, Rechen und all das andere Arbeitsgerät, das der Bauer nötig hat, gab es im Hause dieses unbesonnenen Mannes nicht. Und wenn er dergleichen Dinge brauchte, belästigte er immer andere, insonderheit seinen Bruder, der all dies hatte. Die Frau des Reichen bereitete ihrem Manne oft sauere Tage, um ihn seinem Bruder endlich abspenstig zu machen. Oft sagte sie: „Bruder hin, Bruder her, Brot und Geld verdient man schwer.“ – „lass gut sein, Weib, Blut ist dicker als Wasser. Wenn ich ihm nicht helfe, wer sollte ihm dann helfen!“ Da konnte die Frau freilich nichts mehr sagen und musste ihren Ärger hinunterschlucken.
Das wäre ja nun so hingegangen, wenn der Wagen nicht immer auswärts gewesen wäre. Es vergingen keine zwei, drei Tage und schon erschien Danila, ihr Schwager, wieder an der Tür, um den Wagen zu entleihen; bald wollte er Holz aus dem Walde fahren, bald Mehl aus der Mühle, bald Heu von der Wiese und bald dies und bald jenes. „Höre, Bruder“, sagte eines Tages der Ältere zu ihm, „ich bin unserer Bruderschaft überdrüssig! Du hast Ochsen, warum schaffst du dir keinen Wagen an? Meinen hast du schon ganz zuschanden gefahren. Holterdiepolter hin, dann holterdiepolter her – so geht der Wagen in Stücke. Und dann kennst du übrigens auch das Wort: Pfaffe, gib die Sporen fort und treib‘ dein Ross mit den Fersen.“ – „Nun, Bruder“, sagte der andere und kratzte sich am Kopf, „was soll ich denn tun?“
„Was du tun sollst? Das will ich dir sagen: deine Ochsen sind groß und schön; nimm sie und treib‘ sie auf den Jahrmarkt, verkauf‘ sie und kaufe dir andere, kleinere und billigere, von dem Gelde aber, das dir bleibt, kauf dir einen Wagen, und eh‘ du dich’s versiehst, bist du dein eigener Herr.“ – „Wohlan, du hast mir nicht schlecht geraten! So will ich’s machen.“
Gesagt, getan. Er geht nach Hause, bindet die Ochsen an ein Seil und macht sich mit ihnen auf den Weg zum Markt.
Aber, wie gesagt, unser Freund war einer von den Menschen, denen die Hunde das Brot aus dem Sack fressen, und alles, was er unternahm, fing er verkehrt an. Der Flecken war ziemlich weit, und der Jahrmarkt ging schon zu Ende. Aber wer konnte Danila Prepeleac, den Zaunpfahl, abhalten? Dies war nämlich sein Spottname, denn solche Schmuckstücke, von eigener Hand behauen, hatte er neben seinem Hause stehen. Er stülpt die Mütze auf den Kopf und kümmert sich um nichts weiter: Nicht um Nastasa, und noch weniger um Nichita.
Als er mit seinem Duman und Talaschman so geht, immer voran dem Jahrmarkt zu, kommt ihm, gerade als er einen sich lang hinziehenden und sanft ansteigenden Berg hinan schreitet, vom Markt her ein anderer Mann mit einem neuen Wagen entgegen, den er eben gekauft hatte und den er nun eigenhändig zog, bergab mit Hemmung und bergan mit Anstrengung. „Bleib stehen, Freund“, sagte der mit den Ochsen, die immer am Seil zerrten, wenn sie zarten und saftigen Knöterich am Wegesrand sahen, „bleib ein wenig stehen mit dem Wagen, denn ich habe dir etwas zu sagen.“ – „Ich würde schon stehen bleiben, aber er will nicht recht stehen. Was hast du mir denn zu sagen?“ – „Dein Wagen fährt, scheint mir, allein.“ – „Ganz recht… fast allein, siehst du’s denn nicht?“ – „Freund, weißt du was?“ – „Ja, wenn du mir’s sagst.“ – „Komm, lass uns einen Tausch machen: Gib mir den Wagen und nimm dir die Ochsen. Ich will diese Sorge nicht mehr auf dem Halse haben: ob sie Heu haben, ob sie einen Stall haben, ob die Wölfe sie nicht fressen, ob sie dies, ob sie jenes. Und einen Wagen zu ziehen, werde ich auch noch stark genug sein, zumal wenn er allein fährt.“ – „Spaßest du, Mann, oder ist das dein Ernst?“ – „Nein, ich spaße nicht“, sagte Danila. – „Nun denn, ich sehe, dass du ein großer Schlaukopf bist“, sagte der mit dem Wagen, „und da du mich gerade guter Laune findest: wohlan, gebe Gott seinen Segen dazu l Der Wagen sei dein und die Ochsen mein!“ Dann gibt er ihm den Wagen, nimmt sich die Ochsen, wendet sich über den Abhang dem Walde zu und ist auch schon verschwunden.
Danila aber überlegt in Gedanken: „Still, die Sache ist richtig, den habe ich tüchtig über den Löffel barbiert; wenn er sich’s nur nicht anders überlegt; aber ein Zigeuner, der noch einmal umkehrt, war er ja anscheinend nicht.“
Dann nimmt auch er sich den Wagen und macht sich talwärts auf den Weg zurück nach Hause: „Oho, närrischer Wagen oho! Warte nur, wenn ich dich mit Säcken von der Mühle oder mit Heu von der Wiese tüchtig belade, dann magst du so fahren!“ Und fast, fast hätte ihn der Wagen überrannt.
Aber nach einer Zeit hörte der Talweg auf, und es begann wieder anzusteigen. Als er ihn bergan stoßen wollte, stoße, wer stoßen kann! Rums hierhin, schrums dahin, bums dorthin, der Wagen rollte rückwärts. „Also, einen Wagen wollte ich haben, da habe ich ihn nun!“ Dann drückt er den Wagen mit schwerer Mühe auf die Seite, hält ihn still, setzt sich auf die Deichsel und versinkt in Gedanken. „Hm, dies hat mir noch gefehlt! Wenn ich Danila Prepeleac bin, so habe ich die Ochsen vertan, wenn ich aber nicht er bin, so habe ich einen Wagen gefunden.“
Ist es nur Prepeleac oder ist er’s nicht… siehe, da kam eilig ein Mann vorüber mit einer Ziege, die er auf dem Markt verkaufen wollte. „Freund“, sagte Danila, „willst du mir nicht deine Ziege geben, ich gebe dir diesen Wagen dafür?“ – „Nun…wohl… aber sie ist keine von den unnützen, sie ist eine gute Milchziege.“ – „Was mehr öder minder, gut oder ungut, nimm dir den Wagen und gib sie mir.“ Jener macht keine weiteren Umstände: er gibt die Ziege und nimmt den Wagen. Dann wartet er bis andere Wagen vorbeikommen, bindet ihn hinten an und fährt zu seiner Arbeit nach Hause und lässt Danila mit offenen Mund stehen. „Gut“, sagte Prepeleac, „das eine weiß ich, dass ich den mit der Ziege gut hineingelegt habe.“
Dann nimmt er die Ziege und wandert wieder dem Markte zu. Aber Ziege bleibt Ziege: sie zerrte ihn nach allen Seiten, bis er ihrer schließlich überdrüssig wurde. „Käme ich nur schneller zum Markt“, sagte Prepeleac, „dass ich dieses Mistvieh los würde.“ Und wie er weiter ging, siehe da, begegnete ihm ein Mann, der auf dem Arm eine Gans vom Markte brachte. „Glück auf, guter Freund“, sagte Danila.
„Helf‘ Gott!“ – „Wollen wir nicht einen Tausch machen, ich gebe dir diese Ziege, und du gibst mir die Gans?“ – „Fehlgeschossen, es ist keine Gans, sondern ein Gänserich; ich habe ihn zur Zucht gekauft.“ – „Gib ihn mir, gib ihn mir, denn ich gebe dir ja auch eine gute Zucht!“ – „Wenn du mir noch etwas draufgeben würdest, vielleicht, dass ich ihn dir dann gäbe; wenn nicht, dann ist es ein Glück für die Gänse zu Haus, denn er wird unter ihnen ein Gefummel machen, das sich sehen lassen kann!“
So geht es hin und her, der eine setzt etwas zu, der andere lässt etwas nach, und Prepeleac bringt seine Ziege an den Mann. Dann packt er den Gänserich und geht weiter dem Markte zu. Als er auf dem Markt anlangt, fängt der Gänserich, der sich nach Gänsen sehnt, aus vollem Halse zu schreien: Gi-ga-ga-ga! „Ach, den Teufel bin ich los, aber nun bin ich an den Belzebub geraten: Dieser schreit mir noch die Ohren taub. Warte nur, ich werde dich auch gleich versorgen, du Krakeeler!“ Und als er an einem Händler vorbeikommt, der Beutel feilbietet, gibt er den Gänserich für einen von denen auf dem Tische, mit langen Schnüren, der um den Hals zu tragen ist. Er nimmt den Beutel, dreht ihn, wendet ihn und sagt dann: „Hin ist hin! Von einem Paar Ochsen, bei deren Anblick einem das Herz im Leibe lachte, ist mir nichts übrig geblieben als ein leerer Beutel. Oh, oh, oh, oh! Es ist doch nicht das erste Mal, dass ich unterwegs bin. Diesmal aber scheint mir der Teufel den Verstand genommen zu haben.“
Er bleibt noch ein Weilchen und hält auf dem Markte Maulaffen feil, und dann macht er sich heimwärts auf die Sohlen. Und als er im Dorfe ankommt, geht er geradeswegs zu seinem Bruder, um ihm eine Freude zu machen. „Sei gegrüßt, Brüderchen!“ – „Willkommen, Bruder Danila! Du bist aber lange auf dem Markt geblieben!“ – „Nun ja, Brüderchen, mit Eile gegangen, mit Weile gekommen.“ – „Und was für Neuigkeiten bringst du vom Markte?“ – „Nun, nicht gerade Erfreuliches! Meine armen Öchslein sind fort, als hätten die Wölfe sie gefressen.“ – „Hat ein Raubtier sie gerissen, oder hat sie dir jemand gestohlen?“ – „Nein, Brüderchen, ich habe sie selber aus freien Stücken hingegeben.“
Dann erzählte er alles von Anfang an, wo er gewesen war, und was er erlebt hatte; schließlich sagte er: „Und nun wozu noch viele Worte! Statt einem Paar Ochsen habe ich nur noch einen Beutel und auch der stinkt vor Leere, lieber Bruder!“ – „Da muss ich dir doch ins Gesicht sagen, dass du ein großer Tölpel bist!“ – „Lass gut sein, Brüderchen, bisher mag es wohl so gewesen sein, aber jetzt bin ich durch Schaden klug geworden. Freilich, was nützt es nun noch!
Hast du Suppe,
Fehlt der Löffel;
Hast du Käse,
Fehlt der Scheffel!
Sieh, ich gebe dir diesen Beutel, denn mir ist er doch zu nichts nütze, aber ich bitte dich bei allen Göttern, dass du mir wenigstens einmal noch deinen Wagen und die Ochsen borgst, dass ich für mein Weib und die Kinder ein wenig Holz aus dem Walde bringe, denn sie haben kein Fünkchen Feuer mehr auf dem Herd, die Armen! Und dann… Was Gott auch schicken mag, ich glaube, ich werde dir nicht mehr zur Last fallen.“ – „Ja, ja, gerade du“, sagte sein Bruder, nachdem er geendet hatte. „Man sieht, dass Gott in die Welt gesetzt hat, was ihm gerade in die Hände kam. Schau, ich gebe dir den Wagen noch einmal, das ist aber das allerletzte Mal.“
Mehr wollte Danila nicht. Er nimmt also den Wagen und die Ochsen seines Bruders und fährt hinaus. Wie er im Wald ankommt, sticht ihm gleich ein stattlicher Baum in die Augen, und er fährt den Wagen an ihn heran. Und, ohne die Ochsen auszuspannen, fängt er an, den Baum zu fällen, dass er mit einem Schlage auf den Wagen falle. Wieder ein echter Streich des Danila Prepeleac!
Er hackt und hackt, da, krach, fällt der Baum auf den Wagen und zerschmettert ihn, und auf die Ochsen und erschlägt sie. „Na, da habe ich meinem Bruder einen schönen Schaden angerichtet! Oh, oh, was ist nun zu tun? Was geschehen ist, ist geschehen: Danila hat sich etwas eingebrockt, Danila muss es nun auslöffeln! Ich will gehen und sehen, ob ich meinen Bruder nicht drankriegen kann, dass er mir auch seine Stute borge. Dann gehe ich durch mit ihr, in die weite Welt, mögen Weib und Kinder dem Schutz des Allmächtigen empfohlen sein!“
Mit diesen Worten macht er sich auf den Weg, und als er so durch den Wald geht, verläuft er sich.
Nach vieler Mühe und nach langem Umherirren kommt er statt an die Straße, an einen Weiher. Da sieht er einige Blässhühner auf dem Wasser und wirft, schwirr, die Axt nach ihnen und denkt, er könne vielleicht eines treffen und es seinem Bruder als Geschenk mitnehmen. Aber die Blässhühner waren weder blind noch tot; sie flogen auf, die Axt versank, und Prepeleac stand da und biss sich auf die Lippen. „Alles ist mir heute schief gegangen! Ein verwünschter Tag! Man sieht, dass mich das Pech verfolgt!“
Dann zuckt er die Achseln und geht weiter. Er geht und geht, bis er mit schwerer Mühe den Weg findet. Dann sputet er sich, und flink, flink, kommt er ins Dorf und zu seinem Bruder und flickt sogleich eine Lüge zusammen, die wie die Faust aufs Auge passt. „Bruder, sei so gut, gibt mir auch deine Stute, dass ich die Ochsen von dem Pferde hertreiben lassen kann. Im Wald hat es schrecklich geregnet, und es ist so schlüpfrig und ein solches Glatteis geworden, dass man sich gar nicht auf den Beinen halten kann.“ – „Du“, sagte sein Bruder, „du hättest Mönch werden sollen, aber für das Leben in der Welt, wo du die Leute verärgerst und Frau und Kinder plagst, taugst du nicht. Fort aus meinen Augen, geh ins Land, wo der Pfeffer wächst, dass ich nichts mehr von dir höre!“
Aber die Stute! Danila weiß schon, wohin er sie führen wird: demselben Geschick zu wie die Ochsen und den Wagen. Dann geht er zur Tür hinaus, holt sich die Stute und ein Beil und verschwindet!
Als sein Bruder sich bedenkt, ist die Stute längst auf und davon, und Prepeleac gerade beim Weiher im Wald, um die Axt zu suchen. Hier schoss Danila der Gedanke durch den Kopf, dass er zum Mönche tauge, wie sein Bruder gesagt hatte. „Ich will auf dieser Waldwiese ein Kloster bauen, dass die Kunde davon in die Welt hinaus dringt“, sagte er. Und sogleich geht er an die Arbeit. Zuerst macht er ein Kreuz und steckt es in die Erde, um den Platz zu bezeichnen. Dann geht er in den Wald und beginnt, die nötigen Bäume auszusuchen – diesen als Grundbalken, diesen als Stützpfosten, den als Deckenbalken, jenen als Läutebrett. Und als er so vor sich hin murmelt, da steht er auf einmal einem Teufel gegenüber, der aus dem Weiher hervorgekommen ist. „Was willst du da machen, du Mensch?“ – „Siehst du’s denn nicht?“ – „Halt ein, du fang keine Torheiten an. Der Weiher, der Platz und der Wald hier gehören uns.“ – „Am Ende willst du sagen, dass auch die Enten auf dem. Wasser euch gehören, und auch meine Axt auf dem Grunde des Weihers? Ich werde euch lehren, die Dinge dieser Welt in Besitz zu nehmen, ihr Gehörnten!“
Da ihm der Teufel nichts anhaben kann, springt er, schwupps, in den See und gibt Skaraótzki, dem obersten Teufel, Nachricht von dem Manne Gottes mit dem teuflischen Eigensinn. Was können die Teufel da tun? Sie beraten miteinander und Skaraótzki hält es für gut, einen von ihnen mit einer Büffelhaut voll Goldstücken hinaufzuschicken, dass er sie dem Einsiedler Danila gebe, um ihn so von dort fortzukriegen.
„Nimm das Geld“, sagt der abgesandte Teufel, „und pack dich von hier, sonst wehe dir!“ Prepeleac sieht aufs Kreuz, sieht auf den Teufel und aufs Geld, zuckt die Achseln und dann sagt er: „Ihr habt Glück, ihr Unreinen, dass mir das Geld lieber ist als die Klausnerei, denn sonst würde ich euch schon helfen!“ Der Teufel antwortet: „Lass dich nicht ein mit den Herren der Hölle, du Mensch, sondern nimm lieber das schöne Geld und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!“ Dann überlässt er ihm das Geld und kehrt in den Weiher zurück, wo er Skaraótzki sehr betrübt findet über den Verlust eines so großen Schatzes, mit dem er eine Menge Seelen hätte gewinnen können.
Unterdessen überlegte Prepeleac, wie er das Geld am besten nach Hause schaffen könnte. „Gut“, sagte er, „das ist auch keine Kleinigkeit. Klöster muss man bauen, wenn man will, dass die Teufel einen beachten, dass sie einem Geld bringen und mühelos zu Füßen legen und dass man ein steinreicher Mann wird.“
Als er sich noch darum sorgte, wie er das Geld nach Hause bringen sollte, da stand schon ein anderer Teufel aus dem Weiher vor ihm und sagte: „Du, Mensch, mein Herr hat sich’s überlegt, er will, wir sollen zuerst unsere Kräfte messen, dann erst sollst du das Geld haben.“ – „Nun heißt es: sich zusammennehmen“, dachte Prepeleac im Stillen und seufzte. Aber ein Sprichwort sagt: immer ist der Reiche klug und der Junge schön. Auch Danila war nun etwas klüger geworden. „Die Kräfte? Wohlan, aber wie und auf welche Weise?“ – „Schau, so: vor allem anderen, wer von uns beiden deine Stute auf den Rücken nehmen und mit ihr dreimal um den Weiher laufen kann, ohne sie nieder zu tun und zu verschnaufen, dem soll das Geld gehören.“ Und wie er es sagt, wirft sich der Teufel die Stute auf den Buckel, und in einem Augenblick umkreist er den Weiher dreimal.
Als Prepeleac die gewaltige Kraft des Teufels sah, wurde ihm nicht sehr wohl zumute, aber er nahm sich zusammen und sagte: „Du Knirps, ich hielt dich für stärker als du bist. Nicht wahr, du hast die Stute auf den Bücken genommen? Ich werde sie aber nur zwischen die Beine nehmen.“ Und sogleich schwang er sich auf die Stute und umkreiste den Weiher dreimal ohne zu verschnaufen.
Darüber wunderte sich der Teufel sehr, weil er aber nichts sagen konnte, dachte er sich etwas anderes aus. „Jetzt machen wir aber einen Wettlauf“, sagte er. „Oh, du Knirps, glaubst du denn, du könntest mit mir um die Wette laufen?“ „Mit wem denn sonst?“ – „Komm her, ich will dir zeigen, mit wem.“ Dann geht er zusammen mit dem Teufel zu einem Schlehdorngebüsch, unter dem er einen Hasen schlafen sieht. Den zeigt er ihm. „Siehst du dort jemanden, niedergeduckt und klein?“ – „Ja.“ – „Das ist mein jüngster Sohn. Pass‘ auf, und wenn ich ihn aus dem Schlafe wecke, renn ihm nach.“ Und plötzlich schreit er: „U, ta, na, na!“ Da springt der Hase auf, und der Teufel ihm nach. So rennen sie eine Weile, aber nach einiger Zeit verliert der Teufel die Spur des Hasen.
Bisher lachten alle über Prepeleac, aber nun ist es an ihm, sogar über den Teufel zu lachen.
Während Danila sich vor Lachen über die Dummheit des Teufels den Bauch hielt, kam dieser auch schon keuchend zurück. „Du hast aber einen behänden Jungen, das muss ich schon sagen. Fast, fast hatte ich ihn eingeholt, da verlor ich seine Spur, und, heidi, fort war er!“ – „Er ähnelt seinem Vater, der Spitzbube“, sagte Danila, „Hast du nun noch Lust, dich mit mir zu messen?“ – „Nein, ich hänge meine Lust an den Nagel! Lass uns lieber miteinander ringen!“ – „Ringen? Du bist wohl lebensüberdrüssig! Bisher habe ich immer erzählen hören, die Teufel seien nicht dumm; aber wie ich jetzt sehe, bist du so dumm, dass man eine Wand mit dir einrennen könnte. Höre. Ich habe einen Ohm, der ist 999 Jahre und 52 Wochen alt; wenn du den niederringen kannst, dann versuch es auch mit mir; aber ich glaube, er wird dich unterkriegen.“
Und indem er dies sagt, winkt er dem Teufel, ihm zu folgen.
Im tiefen Walde unter Felsen lag eine Bärenhöhle, die Prepeleac einmal entdeckt hatte, als er als Einsiedler, der er nun war, wilde Wurzeln und Himbeeren suchte. Als sie in die Nähe kamen, sagte Danila: „Hier ist die Behausung meines Ohms. Geh hinein, du wirst ihn in der Asche schlafen finden, mit der Nase an den Feuerbränden. Sprechen kann er freilich nicht, denn die Zähne sind ihm schon vor mehr als tausend Jahren ausgefallen.“ Wenn der Teufel nichts zu tun hat, ihr wisst, was er da tut… Er geht also hinein und fängt an, mit seinem Ringelschwänzchen den Ohm an der Nase zu kitzeln. Das war Meister Petz zu viel, mehr brauchte er nicht! Auf einmal springt er zornig aus seinem Schlupfwinkel, umfasst den Teufel und drückt ihn mit solcher Gewalt an sich, dass der arme Teufel nahe daran war, seine Seele auszuhauchen, und die Augen quollen ihm aus dem Kopfe, so dick wie Zwiebeln. „So, nun hast du gefunden, was du nicht gesucht hast“, sagte Danila, der von weitem diesem Ringen zusah und sich vor Lachen schüttelte. Aber ich weiß nicht, was der Teufel machte und was er nicht machte, genug, mit schwerer Mühe entwischte er aus den Pranken des Meister Petz.
Als Danila sieht, dass der Teufel entkommen und gesund und munter ist, tut er, als wolle er ihn herausziehen. „Lass nur sein, du Mensch, versuch‘ nicht, dich besser zu machen! Wenn du wusstest, dass du solch einen Grobian zum Großvater hast, weshalb hast du mich getrieben, mit ihm zu kämpfen?“ – „Wieso, hat es dir nicht gefallen? Los, ringe jetzt mit mir!“ – „Mit dir, jawohl, mit dir werde ich mich messen, aber im Juchzen; und wer lauter juchzen kann, der soll das Geld haben.“
Gut, dachte Danila. Warte nur, ich werde dich schon bejuchzen. „Nun, Teufel, juchze du zuerst, dass ich höre wie du juchzt.“
Da spreizt der Teufel die Beine, das eine gegen Sonnenuntergang, das andere gegen Sonnenaufgang, hält sich mit den Händen an den Himmelslichtem fest, sperrt den Mund auf, weit wie ein Scheunentor. Und wie er einmal juchzt, erzittert die Erde, die Täler hallen wider, die Meere wallen auf, und die Fische darin erschrecken. Die Teufel kommen in hellen Haufen hervor. Um ein Weniges wäre das Himmelsgewölbe eingestürzt. Danila aber saß rittlings auf dem Geldbalg und sagte kaltblütig: „Was, nur so laut kannst zu juchzen? Ich habe dich fast gar nicht gehört! Juchze noch einmal!“ Der Teufel juchzt noch furchtbarer. „Noch immer habe ich dich nicht gehört. Noch einmal!“
Der Teufel juchzt auch zum dritten Mal, so laut, dass man glaubt, es sei etwas in ihm zerrissen. „Jetzt habe ich dich überhaupt nicht gehört! Nicht wahr, nun bin ich an der Reihe?“ – „Nun ja!“ – „Du, Teufel, wenn ich anfange zu juchzen, wirst du taub oder es spritzt dir das Gehirn aus dem Schädel. Hast du verstanden? Aber ich will nur dein Gutes, wenn du meinen Rat befolgst.“ – „Wie denn?“ – „Lass dir von mir die Augen und die Ohren verbinden, wenn du noch am Leben bleiben willst.“ – „Verbinde sie mir, wie du weißt und kannst, nur Lass mich nicht sterben!“
So verbindet ihm denn Danila die Augen und Ohren fest mit einem hänfenen Tuch wie beim „Blinde-Kuh-Spiel“, dann nimmt er einen dicken Eichenknüppel in die Hand, denn obwohl er ein Klausner war, traute er einem Knüppel mehr als dem heiligen Kreuz, und krach, traf ein Schlag die rechte Schläfe des Teufels. „Auweh, halt ein! Hör auf zu juchzen!“ – „O nein! Wart nur, Teufel hast du denn nicht auch dreimal gejuchzt?“ Bums, auch links einen. – „Ach weh, es ist genug!“ – „Noch ist’s nicht genug!“ Und er versetzt ihm auch im Namen des Vaters einen Hieb! „Au weh!“ brüllt der Teufel schauerlich. Mit verbundenen Augen, so wie er war, schrecklich aufheulend und sich windend wie eine Schlange, wirft er sich in den See und berichtet Skaraótzki, was geschehen ist, und dass sich mit diesem Zauberer nicht spaßen lasse.
Danila aber seufzte schwer neben seinem. Geldsack und zerbrach sieh den Kopf darüber, was nun zu tun sei. Da erschien plötzlich der dritte Teufel vor ihm, in der Hand einen großmächtigen Streitkolben, den er auf den Boden schmettert, und sagt: „Du, Mensch, zeige jetzt, was du kannst! Wer diesen Streitkolben am höchsten wirft, dem soll das Geld gehören.“ – „Was nun, Danila“, dachte er bei sich; „jetzt hast du verspielt!“
Aber ein Sprichwort sagt: Not bricht Eisen. „Los, Teufel, wirf du zuerst!“
Da packt der Teufel den Streitkolben am Stiel, und wie er ihn schleudert, fliegt er so hoch, dass man ihn nicht mehr sieht. Und als er erst nach drei Tagen und drei Nächten mit solcher Wucht niederfällt, dass er klaftertief in die Erde schlägt, erzittern die Grundfesten der Welt. „Wirf jetzt auch du einmal“, sagt er hochmütig. „Mach dir keine Sorgen, ich werde schon werfen, aber hole ihn erst wieder ans Tageslicht.“ Der Teufel ist’s zufrieden und holt ihn heraus. „Mach schneller, schneller, denn ich habe zum Warten keine Zeit.“ – „Gedulde dich nur ein wenig, du Tatar, es hängen dir doch keine Kinder am Rocksaum.“ Der Teufel geduldet sich, denn was könnte er auch sagen. Es dauerte nicht lange, da ging der Tag zur Rüste. Der Himmel war klar und der funkelnde Abendstern lächelte den andern Sternen zu, und der Mond erhob sein Antlitz hinter den Bergen, wiegte sich in der Himmelsluft und erleuchtete die Erde. „Willst du denn nicht endlich werfen, du, Mensch?“ – „Doch, ich will jetzt werfen, aber das eine sage ich dir gleich, den Kolben siehst du nicht mehr, da kannst du dir den Mund wischen!“ – „Warum denn?“ – „Nun, darum: siehst du die Flecken dort im Mond?“ – „Ich sehe sie.“ – „Dort sind meine Brüder von der anderen Welt. Und, bei Gott, die haben großen Mangel an Eisen zum Pferdebeschlagen! Schau genau hin, und du wirst sehen, wie sie mir winken, dass ich ihnen diesen Streitkolben zuwerfe.“
Und schon hatte er ihn in der Hand. „Halt ein, du Unverstand, diesen Streitkolben hat unser Urahn uns als Erbstück hinterlassen, und wir dürfen ihn nicht um die Welt hergeben.“ Und mit einem Male reißt er ihm den Streitkolben aus der Hand und stürzt mit ihm in den Weiher und sagt Skaraótzki, was mit dem Streitkolben beinahe geschehen wäre. Da befahl Skaraótzki, besorgt und furchtbar wütend, die ganze Teufelschaft zu sich, stampfte mit dem Fuß und schrie: „Jetzt, augenblicklich, soll sich einer von euch melden, hingehen und diesen verdammten und fürchterlichen Feind verderben.“ Sofort tritt auch einer zitternd vor ihn hin. „Zu Befehl, Euer Gemeinheit! Ich gehe, euern frevelhaften Befehl zu erfüllen.“ – „Geh, und wenn du ihn unterkriegen kannst, sei gewiss, dass ich dich erhebe.“
Da stiebt der Teufel wutschnaubend davon und steht im nächsten Augenblick vor dem Einsiedler Danila. „Du, Mensch“, sägte der Teufel, „mit deiner Durchtriebenheit hast du die ganze Teufelssippschaft durcheinander gebracht, aber jetzt werde ich dich in alle Schrecknisse des Todes stürzen. Komm, wir wollen fluchen, und wer von uns beiden es meisterlicher versteht, der soll das Geld haben.“ Und da tut der Teufel auch schon den Mund auf und beginnt zu murmeln und zu beschwören, ich weiß nicht wie und was, dass dem Danila ein Auge aus dem Kopf springt. Der arme Prepeleac! Man sieht, es war ihm doch bestimmt, für die Sünden wegen der Stute seines Bruders, der Ziege, des versprochenen Gänserichs und der im Wald erschlagenen Ochsen zu büßen. Anscheinend hatte den Armen der Fluch der verwitweten Gänse ereilt!
Herrgott, was hat doch ein wirklicher Einsiedler alles auszustellen, wenn er den weltlichen Lüsten entsagt und nur an gute Werke denkt! Prepeleac, der Einsiedler, hatte sich nun mit dem Teufel ganz überworfen. Und was wäre übrigens empfindlicher als das Auge! Danila zerfloss vor Weh, wie sehr es ihn aber auch schmerzte, er ließ den Mut nicht sinken und sagte: „Versuch mich nicht mit dergleichen zu schrecken, unflätiger Geist, der du bist! Ich werde dafür sorgen, dass du es noch bereust und mich dein ganzes Leben lang im Sinn behältst.“ – „Gemach, gemach, schwatz‘ nicht so viel herum, sondern fluche jetzt auch du, dass ich sehe, ob du Meister darin bist!“ – „Du musst aber den Balg mit dem Geld auf den Rücken nehmen und mit mir nach Hause kommen, denn die väterlichen Flüche habe ich nicht bei mir. Hast du verstanden?“
Gesagt, getan, Danila steigt auf den Balg, der Teufel schwingt ihn sich auf den Rücken und fliegt schnell wie ein Gedanke geradeswegs zum Hause Danila Prepeleacs.
Als seine Kinder und seine Frau einen Büffel durch die Luft fliegen sahen, stoben sie erschreckt auseinander. Danila aber begann sie beim Namen zu rufen, und sie blieben stehen, als sie seine Stimme erkannten. „Meine Lieben, ihr Jungen! Los, kommt herbei und bringt die väterlichen Flüche mit: die Hechel und den Hanfkamm.“ Da strömen alle seine Jungen von überall herbei, mit den väterlichen Flüchen in der Hand. Das war nun Wasser auf Danilas Mühle. „Packt zu, Kinder, ergreift diesen Herrn und fangt an, ihn aus Leibeskräften zu verwünschen, dass er seine Freude dran hat.“
Da – man soll die Kinder nur loslassen, dann läuft auch der Teufel vor ihnen davon! Alle fielen sie über ihn her und peinigten um ganz nach Danilas Wunsch. Da fing der Teufel an, aus vollem Halse zu brüllen und machte sich nur mit schwerer Mühe aus ihren Händen los. Und ließ, zerkratzt und verprügelt, wie er war, Geld und alles liegen und verschwand auf Nimmerwiedersehen hinter ihrem Rücken. Danila Prepeleac aber war auf niemanden mehr neidisch und von aller Not befreit. Er aß und trank und lebte lustig und in Freuden bis in sein hohes Alter und sah seine Kinder und Kindeskinder an seinem Tische sitzen.

Quelle: (Rumänien)

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