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Die Maus lag behaglich im Gebüsch und blinzelte schläfrig mit den Äuglein. Da fiel ein dürres Blatt raschelnd auf sie herab. Erschrocken sprang sie auf und lief, was sie laufen konnte. Dabei begegnete ihr der Fuchs. »Wohin so eilig?« fragte er. Sie entgegnete: »Vom Himmel schoß es, wie mit einer Kanone, und kaum gelang es mir, mich zu retten; auch dich kann es treffen!« – Schleunigst kehrte der Fuchs um und lief mit der Maus. Nun kam der Wolf in die Quere und hielt sie an. »Es schießt mit Kanonen vom Himmel«, riefen sie atemlos, und bestürzt lief der Wolf mit ihnen. Jetzt stießen sie auf den Bären. »Warum rennt ihr denn so, wie der Zigeuner vor dem Kadi?« fragte er die Eiligen. Wie er jedoch den Sachverhalt erfahren hatte, machte auch er Kehrt und trottete ihnen nach. Endlich ging allen vieren der Atem aus, und sie verkrochen sich in einer Höhle und lauschten. Nachdem aber alles ruhig blieb, wagten sie sich langsam wieder hervor und beratschlagten. Sie kamen überein, beisammen zu bleiben, um sich besser verteidigen zu können. Sie wirtschafteten recht gut miteinander, was zur Sommerszeit allerdings nicht schwer ist, und waren vergnügt, wie der Hund auf der Hochzeit. Damit sie aber auch im Winter nicht Mangel litten, sammelten sie auf Vorschlag des klugen Bären Honig ein und füllten damit drei große Fässer.
Dem Fuchs stach der Duft des Honigs immerfort in die Nase, was ihn derart belästigte, daß er auf Abhilfe sann. Endlich fiel ihm etwas ein. Er schlüpfte in ein Loch und rief verdrießlichen Tones: »Ojojojoj!! Wer ruft mich dort?!« – Dann kam er hervor, ging eine Strecke weit weg, hielt sich die Pfote lauschend an das Ohr und kehrte dann zurück. »Was gibts denn?« fragte der Wolf. »Pah«, meinte der Fuchs übellaunig, »dort drüben im Ort ist eine Frau ins Kindbett gekommen, und da laden sie mich ein.« – »Warum willst du denn nicht hingehen und den Wochenbesuch abstatten, Füchslein?« meinte der Bär. Der Fuchs schien noch eine Weile zu überlegen, und dann ging er endlich. Aber nicht ins Dorf, sondern ganz heimlich zu den Honigfässern, und es dauerte gar nicht lange, so war eines davon leer.
Der Honigduft ließ ihm aber noch immer keine Ruhe, und so machte er es wie das erstemal und ließ sich zu einen Wochenbesuch laden. Den Gefährten fiel es nicht auf, daß der Fuchs so viele Beziehungen hatte, denn er galt von jeher überall als wohlgelitten wegen seiner feinen Art, etwas, das man dem Bären und dem Wolf ebensowenig nachrühmen konnte, wie einem Frosche ein schönes Gefieder.
Das ging also mit den Einladungen so fort, bis der Fuchs mit dem Honig fertig war. Mittlerweile war der Winter gekommen, den Wolf hungerte es, und so ging der Bär, als ältester, um nach den Honigfässern zu sehen. Wie weit er aber auch die Augen aufriß, die Fässer blieben leer. »Wer hat das getan?!« brummte er. »Sicherlich der nichtsnutzige Mäusling«, heulte wütend der Wolf. Flink schlüpfte die Maus unter einen Stein. »Der Fuchs hats getan, ich habe ihn gesehen«, wollte sie sagen, aber sie konnte es nicht, denn der Stein kam ins Rollen und erdrückte sie. Indessen kletterte das Füchslein schnell hinauf auf eine Buche, und nun begannen Wolf und Bär sich vor den leeren Fässern zu zausen. Der zornige Wolf vergriff sich an dem ehrlichen Bären und biß und zwickte ihn, bis dieser die Geduld verlor und er dem Wolf Eins versetzte, daß er umfiel und nicht mehr aufstand. Das gefiel dem Fuchs, der von der Buche herab zusah, außerordentlich, so daß er ein Kichern nicht unterdrücken konnte. Der Bär jedoch, welcher erst jetzt den Fuchs auf dem Baume bemerkte, nahm das sehr übel und begann erbost den Baum auszuscharren, um den Fuchs zu bekommen.
Dem Fuchs stach der Duft des Honigs immerfort in die Nase, was ihn derart belästigte, daß er auf Abhilfe sann. Endlich fiel ihm etwas ein. Er schlüpfte in ein Loch und rief verdrießlichen Tones: »Ojojojoj!! Wer ruft mich dort?!« – Dann kam er hervor, ging eine Strecke weit weg, hielt sich die Pfote lauschend an das Ohr und kehrte dann zurück. »Was gibts denn?« fragte der Wolf. »Pah«, meinte der Fuchs übellaunig, »dort drüben im Ort ist eine Frau ins Kindbett gekommen, und da laden sie mich ein.« – »Warum willst du denn nicht hingehen und den Wochenbesuch abstatten, Füchslein?« meinte der Bär. Der Fuchs schien noch eine Weile zu überlegen, und dann ging er endlich. Aber nicht ins Dorf, sondern ganz heimlich zu den Honigfässern, und es dauerte gar nicht lange, so war eines davon leer.
Der Honigduft ließ ihm aber noch immer keine Ruhe, und so machte er es wie das erstemal und ließ sich zu einen Wochenbesuch laden. Den Gefährten fiel es nicht auf, daß der Fuchs so viele Beziehungen hatte, denn er galt von jeher überall als wohlgelitten wegen seiner feinen Art, etwas, das man dem Bären und dem Wolf ebensowenig nachrühmen konnte, wie einem Frosche ein schönes Gefieder.
Das ging also mit den Einladungen so fort, bis der Fuchs mit dem Honig fertig war. Mittlerweile war der Winter gekommen, den Wolf hungerte es, und so ging der Bär, als ältester, um nach den Honigfässern zu sehen. Wie weit er aber auch die Augen aufriß, die Fässer blieben leer. »Wer hat das getan?!« brummte er. »Sicherlich der nichtsnutzige Mäusling«, heulte wütend der Wolf. Flink schlüpfte die Maus unter einen Stein. »Der Fuchs hats getan, ich habe ihn gesehen«, wollte sie sagen, aber sie konnte es nicht, denn der Stein kam ins Rollen und erdrückte sie. Indessen kletterte das Füchslein schnell hinauf auf eine Buche, und nun begannen Wolf und Bär sich vor den leeren Fässern zu zausen. Der zornige Wolf vergriff sich an dem ehrlichen Bären und biß und zwickte ihn, bis dieser die Geduld verlor und er dem Wolf Eins versetzte, daß er umfiel und nicht mehr aufstand. Das gefiel dem Fuchs, der von der Buche herab zusah, außerordentlich, so daß er ein Kichern nicht unterdrücken konnte. Der Bär jedoch, welcher erst jetzt den Fuchs auf dem Baume bemerkte, nahm das sehr übel und begann erbost den Baum auszuscharren, um den Fuchs zu bekommen.
Dieser schwang sich aber auf den nächsten Baum und schaute sehr ruhig zu, wie der Bär grub und wühlte. Endlich war die Buche entwurzelt, sie schwankte und wankte und stürzte dann krachend nieder und erschlug den Bären. So blieb denn der schlaue Fuchs trotz allem im Recht.
Quelle:
(Bosnien: Milena Preindlsberger-Mrazovic: Bosnische Volksmärchen)