Suche

Märchenbasar

Das Geheimnis der alten Zigeunerin

1
(1)

Einst trafen sich alle Anwohner eines Dorfes zu einem großen Fest. Nur ein Gast war nicht geladen, die alte Zigeunerin, die am Rande des Waldes lebte und den Menschen nicht wirklich geheuer war.
Da begab es sich, dass am zweiten Tag der Feierlichkeiten, eine schöne Unbekannte dazu kam.
Alle Leute waren erstaunt und rätselten, wer sie wohl wäre. Doch ein Jüngling nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprach sie an: „Wer seit ihr schöne Frau?“ Die Frau sah ihn freundlich an und antwortete: „Ich bin nie die, die ich zu sein scheine“. Der junge Mann war sehr erstaunt über diese ungewöhnliche Antwort und nochmals sprach er sie an: „Ihr sprecht in Rätseln.“ „Glaube mir Mann, wenn ich dir sage, es wird sich ergeben!“
Damit musste er sich zufrieden geben und die Schöne wurde freundlich und wohlwollend aufgenommen.
Alle Männer die noch frei waren umgarnten sie, denn ihre Schönheit war wie ein Schatz… und ein jeder wollte sie besitzen.
Nur einer, ganz am Rande des Platzes sah sie immer wieder verschüchtert an. Er hatte sich nicht nur in ihr Äußeres verliebt sondern in ihre Seele. Aber er wagte es nicht zu ihr zu- gehen.

Als es spät wurde und immer mehr Männer sich um sie drängten sprach sie: „Ich freue mich, dass es hier so viele Brautwerber gibt, also warum sollte ich mir da nicht einen Mann auswählen? Nur gibt es da etwas, dass muss ich einen Jeden, der um meine Hand anhält, abverlangen.“

Da taten sich alle auf, die um sie werben wollten, es waren gar dreizehn an der Zahl, um genau zu hören was ihre Bedingung sein solle. „Hört, ein jeder von euch soll eine Nacht mit mir in einem Zimmer verbringen. Aber nur wer es schafft diese Nacht ohne ein Wort zu sprechen, durchzustehen, der wird mein Gemahl. Aber wer auch nur einen Laut von sich gibt, der wird auch zu Lebzeiten keinen Ton mehr von sich geben!“

Die jungen Männer waren, wie all die anderen Gäste sehr erstaunt, über diese Art von Prüfung, doch dagegen hatten sie natürlich nichts. Was sollte schon passieren, mit einer so hübschen Frau in einer Kammer.

So richtete man also ein Zimmer her, und der erste Jüngling ging alsbald hinein. Es waren dort zwei Nachtlager hergerichtet und in dem einen lag schlafend die schöne Frau.
Auch er legte sich also auf das Lager. Doch als es dunkel wurde, drängte es ihn zu der Schönen. So schlich er hinüber und legte sich zu ihr. Er sah sieh an und nur der Mondschein bedeckte ihren Körper… Sie sah noch bezaubernder aus als alles, was er je gesehen hatte und er sprach: „ Ihr seit so wunder…“, weiter kam er nicht mehr. Seine Stimme war versiegt, so sehr er sich bemühte keinen Ton brachte er hinaus. Erschrocken und kopflos rannte er in die Nacht.

Am nächsten Abend, kam auch der Zweite. Er ging auch direkt zu seinem eigenen Lager. Doch nachdem er gelauscht hatte, ob sich in der Dunkelheit noch etwas regte, machte er sich, wie sein Vorgänger auf, um sich zur schönen Frau zu legen.
Er betrachtete ihren so wunderbaren, makellosen Körper und konnte gar nicht anders als ihr zu sagen, wie schön sie doch sei. Und genau wie der erste Brautwerber hatte er seine Worte nicht mal ausgesprochen, da hatte er keine Stimme mehr. Auch er rannte völlig verzweifelt aus der Kammer.

So gingen auch die zehn Nächsten herein, jeden Abend fest entschlossen diese Frau zu bekommen, aber alle liefen sie noch in der gleichen Nacht wort- und kopflos wieder hinaus.
Nun blieb nur noch einer übrig. Er war es, der die schöne Frau nur aus der Weite betrachtet hatte, dem sie aber bis in die Seele vorgedrungen war. Man nannte ihn den Dummling.

Er sah sie alle, wie sie dort herausgestürzt kamen, voller Verzweifelung. Doch ihre Bestürztheit und ihr Scheitern, war sein Hoffen auf die Liebe zu der Frau.
Doch gleichzeitig geriet er auch immer mehr in Angst. „Was wenn es mir genauso geht?“, fragte er sich.

Als es nun Abend wurde trat er in die Kammer und ohne sich groß umzublicken, legte er sich auf das freie Nachtlager.
Vor lauter Angst, die er in den letzten Tagen durchlitten hatte, schlief er sofort ein.

Doch in dieser Nacht passierte etwas, dass war anders als sonst.
Nicht der Dummling machte sich des Nachts auf den Weg, nein er schlief ja, nun schmiegte sich die schöne Unbekannte an ihn.
Er drehte sich noch völlig schlaftrunken herum, doch was er da sah verschlug ihm die Sprache, so dass er kein Wort mehr von sich geben konnte und rühren mochte er sich erst recht nicht.
Erst das Morgengrauen ließ ihn in närrische Träume fallen.
Als es nun Zeit wurde aufzustehen, zog sich die Frau ihre Kleider über und verkündete in der Tür: „ Hört ihr Leute, ich haben einen gefunden, der die Probe bestanden hat. Wenn er mich will, so werde ich seine Braut.“
Auch der Dummling trat heraus und alle raunten, wie es sein konnte, dass gerade er es geschafft habe, was den anderen verwehrt bliebe.
„ Hört ihr Leute, diese schöne Frau, soll meine Braut werden, in drei Tagen soll Hochzeit sein.“
Die beiden gingen also, um Pläne und Hochzeitsvorbereitungen zu treffen. Wie sie da so bei einander standen sagte der Dummling: „Denk nur, ich habe vor lauter Angst vor der Nacht mit dir, geträumt die Furcht einflößende, alte Zigeunerin hätte neben mir gelegen.“
„Mein lieber Mann, du hast neben der Zigeunerin geschlafen, denn ich war genau diese, bis du mich von einem fürchterlichen Fluch erlöst hast.
Als ich vor einigen Jahren an einem Waldrand spazieren ging, sah ich eine alte Zigeunerin, die war so hässlich und Furcht einflössend, dass ich einfach angefangen habe zu lachen. Ich lachte so laut, dass sie sich wütend umdrehte und sprach: „Verflucht seiest du, die über mich lacht. Sollst wissen wie es ist, in einem solchen Körper zu leben! Nur um die Tage der Vollmondnächte darfst du, du selber sein! Doch wer sich nur in deinen Körper verliebt, der möge für immer schweigen. Gibt es aber jemanden, der dich für dein wahres Wesen liebt, der soll dich besitzen und der Fluch sei aufgehoben!
Du siehst mein Lieber, die Tage der Vollmondnächte waren vorbei, und du sahst mein wahres Wesen, zu dem ich verzaubert wurde. Trotzdem sagtest du nichts. Ganz im Gegenteil. Du sagtest, du wollest mich zur Braut. So bin ich nun erlöst. Ich danke dir und liebe dich dafür von ganzem Herzen.“

Drei Tage später wurde Hochzeit gehalten und denkt nur: Hier und da sprach man darüber, dass man die alte Zigeunerin nicht mehr gesehen habe.
Der Dummling und die Schöne aber, lebten glücklich und zufrieden. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.

Quelle: nicht angegeben

Wie hat dir das Märchen gefallen?

Zeige anderen dieses Märchen.

Gefällt dir das Projekt Märchenbasar?

Dann hinterlasse doch bitte einen Eintrag in meinem Gästebuch.
Du kannst das Projekt auch mit einer kleinen Spende unterstützen.

Vielen Dank und weiterhin viel Spaß

Skip to content