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(2)
Eine alte Frau und ein alter Mann lebten einst auf ihrem kärglichen Stückchen Land in ihrem ärmlichen Häuschen. Sie verdingten sich bei einem reichen Bauern als Landarbeiter und brachten sich so schlecht und recht durch. Eines Abends, als sie von der Arbeit nach Hause gingen, fanden sie am Wegrand ein Kästchen. Als sie es öffneten, waren Gold- und Silbertaler und kostbare Silberstücke darin.
„Ein Schatz“, seufzte der Mann. „Wie schade, dass er nicht uns gehört und wir ihn zurückgeben müssen.“
„Wieso zurückgeben?“, fragte die Frau. „Haben wir das Kästchen nicht gefunden? Es soll uns gehören mit allem, was darin ist, wir können es gebrauchen.“ „Das wird nicht gehen“, erwiderte der Mann. „Die Herren, die es verloren haben werden nachforschen und nach ihrem Vermögen suchen.“
„Und wenn schon“, sprach die Frau. „Sollen sie nur kommen. Wir sagen einfach, wir hätten nichts gefunden.“
„Aber Frau“, sagte da der Mann ganz unglücklich. „Willst du etwa lügen? Wenn einer kommt und nach dem Kästchen fragt, so werde ich die Wahrheit sagen.“
Die Frau widersprach ihm nicht, aber sie dachte bei sich: ‚Was soll ich den Schatz herausgeben? Die ihn verloren haben, werden reich sein und genug haben, wir aber können es brauchen.‘
Und sie beschloss, das Kästchen zu behalten, egal was ihr Mann dazu meinte. Schlau, wie sie war, machte sie sofort einen Plan.
Am nächsten Morgen weckte sie ihren Mann in aller Frühe.
„Steh auf!“, forderte sie. „Du sollst in die Schule gehen.“
„In die Schule gehen?“, wunderte sich ihr Mann. „Aber ich bin doch kein Kind mehr. Leute in meinem Alter können nicht in die Schule.“
„Und ob!“, sagte die Frau. „Du musst unbedingt lesen, schreiben und rechnen lernen! Stell dir vor, die Leute die das Kästchen verloren haben kommen nicht, um es zurückzuforden, dann sind wir über Nacht reich. Und du kannst nicht einmal rechnen und schreiben! Was nützt einem der Reichtum, wenn man das nicht kann? Meinst du, unser Bauer hätte es ohne Rechnen und Schreiben soweit gebracht? Ich will, dass du in die Schule gehst!“
Der Mann mochte sich winden und sträuben, sie gab nicht nach. Am Ende nahm er den Brotbeutel, in den sie sein Frühstück gesteckt hatte und machte sich murrend auf den Weg zur Schule.
Am Nachmittag, als er nach Hause kam, wartete seine Frau schon auf ihn. Sie hatte Eierkuchen gebacken, die waren sein Leibgericht. Als sie ihn von weitem den Weg heraufkommen sah, lief sie mit den Eierkuchen auf den Dachboden und warf die Kuchen aus dem Fenster. Der Mann, dem es in der Schule schlecht ergangen war, meinte es wäre Gottes Lohn für seine Mühe und sprang hin und her, um die Eierkuchen zu fangen.
„Frau!“, schrie er begeistert und stopfte sich die Kuchen in den Beutel. „Frau! Es regnet Eierkuchen! Sieh doch nur! Es regnet Eierkuchen!“ Die Frau sah zum Bodenfenster heraus und rief: „Tatsächlich! Es regnet Eierkuchen! So iss nur, wenn du Hunger hast!“
Der Mann trug die Eierkuchen ins Haus und aß sie alle auf. Müde legte er sich zu Bett. Kaum war er eingeschlafen, schlich seine Frau an das Bett und legte ihm ein Hühnerei unter die Decke. Des Morgens, als er erwachte, fühlte er sogleich, dass da etwas war, was nicht dorthin gehörte, griff neben sich und fand das Ei.
„Das wird mir niemand glauben!, murmelte er verwundert. „Aber ich habe tatsächlich ein Ei gelegt.“
„Was redest du da?“, fragte seine Frau.
„Ach“, sagte er verlegen. „Ich glaube, ich habe ein Ei gelegt.“
„Na, solange du nicht zu gackern beginnst, soll mir es gleich sein“, sagte sie und schlug ihm das Ei in die Pfanne.
Wenige Tage später kamen zwei vornehme Herren und fragten, ob sie nicht ein Kästchen mit Gold und Silber gefunden hätten, das ihnen abhanden gekommen sei.
„Nein, Ihr Herren, wir haben nichts gefunden“, erwiderte die Frau.
„Doch!“, rief der Mann. „Doch, Frau, du weißt es ganz genau: Wir haben ein Kästchen gefunden!“
„Hören Sie nicht auf meinen Mann“, sagte sie. „Er weiß nicht, was er daherredet. Aber er ist nicht bös` und hat das Herz am rechten Fleck, darum will ich nicht klagen.“
„Was redest du da!“, rief der Mann empört. „Natürlich haben wir ein Kästchen gefunden. Ich erinnere mich genau. Es war an dem Tag, bevor ich das erstemal zur Schule gegangen bin. Am nächsten Abend hat es Eierkuchen geregnet und in der Nacht darauf habe ich ein Ei gelegt.“
„Sie arme Frau“, sprachen die beiden Herren. „Es ist sehr schwer, einen Mann zu haben, der nicht richtig im Kopf ist.“
Sie schenkten der Frau ein Goldstück zum Trost und kamen nie wieder.
„Ein Schatz“, seufzte der Mann. „Wie schade, dass er nicht uns gehört und wir ihn zurückgeben müssen.“
„Wieso zurückgeben?“, fragte die Frau. „Haben wir das Kästchen nicht gefunden? Es soll uns gehören mit allem, was darin ist, wir können es gebrauchen.“ „Das wird nicht gehen“, erwiderte der Mann. „Die Herren, die es verloren haben werden nachforschen und nach ihrem Vermögen suchen.“
„Und wenn schon“, sprach die Frau. „Sollen sie nur kommen. Wir sagen einfach, wir hätten nichts gefunden.“
„Aber Frau“, sagte da der Mann ganz unglücklich. „Willst du etwa lügen? Wenn einer kommt und nach dem Kästchen fragt, so werde ich die Wahrheit sagen.“
Die Frau widersprach ihm nicht, aber sie dachte bei sich: ‚Was soll ich den Schatz herausgeben? Die ihn verloren haben, werden reich sein und genug haben, wir aber können es brauchen.‘
Und sie beschloss, das Kästchen zu behalten, egal was ihr Mann dazu meinte. Schlau, wie sie war, machte sie sofort einen Plan.
Am nächsten Morgen weckte sie ihren Mann in aller Frühe.
„Steh auf!“, forderte sie. „Du sollst in die Schule gehen.“
„In die Schule gehen?“, wunderte sich ihr Mann. „Aber ich bin doch kein Kind mehr. Leute in meinem Alter können nicht in die Schule.“
„Und ob!“, sagte die Frau. „Du musst unbedingt lesen, schreiben und rechnen lernen! Stell dir vor, die Leute die das Kästchen verloren haben kommen nicht, um es zurückzuforden, dann sind wir über Nacht reich. Und du kannst nicht einmal rechnen und schreiben! Was nützt einem der Reichtum, wenn man das nicht kann? Meinst du, unser Bauer hätte es ohne Rechnen und Schreiben soweit gebracht? Ich will, dass du in die Schule gehst!“
Der Mann mochte sich winden und sträuben, sie gab nicht nach. Am Ende nahm er den Brotbeutel, in den sie sein Frühstück gesteckt hatte und machte sich murrend auf den Weg zur Schule.
Am Nachmittag, als er nach Hause kam, wartete seine Frau schon auf ihn. Sie hatte Eierkuchen gebacken, die waren sein Leibgericht. Als sie ihn von weitem den Weg heraufkommen sah, lief sie mit den Eierkuchen auf den Dachboden und warf die Kuchen aus dem Fenster. Der Mann, dem es in der Schule schlecht ergangen war, meinte es wäre Gottes Lohn für seine Mühe und sprang hin und her, um die Eierkuchen zu fangen.
„Frau!“, schrie er begeistert und stopfte sich die Kuchen in den Beutel. „Frau! Es regnet Eierkuchen! Sieh doch nur! Es regnet Eierkuchen!“ Die Frau sah zum Bodenfenster heraus und rief: „Tatsächlich! Es regnet Eierkuchen! So iss nur, wenn du Hunger hast!“
Der Mann trug die Eierkuchen ins Haus und aß sie alle auf. Müde legte er sich zu Bett. Kaum war er eingeschlafen, schlich seine Frau an das Bett und legte ihm ein Hühnerei unter die Decke. Des Morgens, als er erwachte, fühlte er sogleich, dass da etwas war, was nicht dorthin gehörte, griff neben sich und fand das Ei.
„Das wird mir niemand glauben!, murmelte er verwundert. „Aber ich habe tatsächlich ein Ei gelegt.“
„Was redest du da?“, fragte seine Frau.
„Ach“, sagte er verlegen. „Ich glaube, ich habe ein Ei gelegt.“
„Na, solange du nicht zu gackern beginnst, soll mir es gleich sein“, sagte sie und schlug ihm das Ei in die Pfanne.
Wenige Tage später kamen zwei vornehme Herren und fragten, ob sie nicht ein Kästchen mit Gold und Silber gefunden hätten, das ihnen abhanden gekommen sei.
„Nein, Ihr Herren, wir haben nichts gefunden“, erwiderte die Frau.
„Doch!“, rief der Mann. „Doch, Frau, du weißt es ganz genau: Wir haben ein Kästchen gefunden!“
„Hören Sie nicht auf meinen Mann“, sagte sie. „Er weiß nicht, was er daherredet. Aber er ist nicht bös` und hat das Herz am rechten Fleck, darum will ich nicht klagen.“
„Was redest du da!“, rief der Mann empört. „Natürlich haben wir ein Kästchen gefunden. Ich erinnere mich genau. Es war an dem Tag, bevor ich das erstemal zur Schule gegangen bin. Am nächsten Abend hat es Eierkuchen geregnet und in der Nacht darauf habe ich ein Ei gelegt.“
„Sie arme Frau“, sprachen die beiden Herren. „Es ist sehr schwer, einen Mann zu haben, der nicht richtig im Kopf ist.“
Sie schenkten der Frau ein Goldstück zum Trost und kamen nie wieder.
Märchen aus Frankreich- Verfasser unbekannt