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Wo war’s, wo war’s nicht, da war einmal auf der Welt ein Mann. Dieser Mann hatte drei Söhne, zwei waren klug, der eine halbnärrisch, der tat nichts anderes als stets auf dem Misthaufen herumlungern. Der Mann hatte auf seinem Hof einen Strohhaufen, der jede Nacht, die der liebe Gott werden liess, durcheinander gewühlt wurde. Sie konnten auf keine Weise herausbekommen, wer das täte. Einstmals sagte der Mann zu seinem ältesten Sohn:
»Geh, mein Sohn, schlafe heute Nacht auf dem Haufen; pass auf, wer ihn auseinander wühlt.«
Nun gut, so geschah’s. Seine liebe Mutter buk ihm Kuchen, nähte ihm auch einen Ranzen, in den sie den Kuchen tat. Er stieg auf den Haufen; doch wahrlich, er verstand das Aufpassen nicht; denn als er am andern Morgen in der Frühe erwachte, da war der Haufen so zerrauft wie stets.
Da sprach der mittelste: »Na, jetzt werde ich aufpassen, wer das macht, mein lieber Vater.«
Auch ihm nähte die Mutter einen Ranzen, buk auch ihm Kuchen; aber traun, der verstand sich auch nicht aufs Aufpassen, denn das Stroh war am andern Morgen in der Frühe ebenso zerrauft wie vordem.
Jetzt sprach der jüngste, dieser halbnärrische:
»Ich sehe schon, das muss ich auch noch machen. Ohne mich können die nichts zu Stande bringen.«
Als seine beiden Brüder das hörten, ärgerten sie sich. Sie sagten: »Du Narr, wenn wir beide nicht aufpassen konnten, wirst du’s, du Narr, noch weniger können.«
»Darum sorgt euch nicht; das ist meine Sache.«
Auch ihm nähte die liebe Mutter einen Ranzen, buk ihm auch Kuchen.
Als es Abend wurde, stieg er auf den Strohhaufen. Doch er schlief nicht ein wie seine Brüder. So gegen zehn Uhr kam eine kleine Maus aus dem Stroh heraus, die sprach zu ihm:
»O mein lieber Bruder, ich bin so hungrig, gib mir einen kleinen Happen zu essen.«
Sie dauerte ihn, er gab ihr einen Kuchen.
»Nun, weil du mir das gegeben hast, will ich dir verkünden, wie du den Strohhaufen hüten kannst. Drei Pferdeherden pflegen hierher zu kommen, eine kupferne, eine silberne und eine goldene Herde. Sie kommen nach einander. Auf das schönste schwinge dich! Sie werden sich alle bäumen; doch kümmere dich nicht darum; nur halte dich gut fest, damit sie dich nicht abwerfen.«
»Na, das kannst du mir nur überlassen«, sagte der halb närrische Bursche.
Als die kleine Maus fortgegangen war, da kam nicht lange darauf die Herde Kupferpferde mit grossem Getöse. Er wartete nur, dass das schönste Kupferpferd in seine Nähe kam, dann schwang er sich gleich hinauf. Das schlug zwar tüchtig aus, doch er hielt sich gut an seiner Mähne fest. Als es dann sah, dass es ihn nicht abwerfen konnte, ergab es sich. Als das die andern sahen, stürmten sie mit grossem Lärm weiter. Da sprach das Pferd:
»Sobald du meiner bedarfst und du bläst auf dieser Kupferpfeife, die ich dir gebe, so werde ich immer da sein, dir zu helfen; lass mich nur frei! So oft du meiner bedarfst, blase nur, und ziehe dieses Kupfergewand an.«
Nun gut, er liess es frei. So gegen zwölf Uhr kam die Silberpferdeherde. Auch hier schwang er sich auf das schönste. Das bäumte sich auch tüchtig, doch es konnte ihn nicht abwerfen. Es ergab sich, und die andern liefen von dannen. Das silberne Pferd gab ihm eine silberne Pfeife und ein silbernes Gewand, dass er im Fall der Not nur diese Pfeife blase und dies Gewand anlege.
Er liess auch dieses frei. Gegen zwei Uhr kam das Goldgestüt. Nur zu! Drauflos! Plötzlich sass er auf dem schönsten. Das ergab sich auch, die andern stürmten davon. Das goldene Pferd gab ihm ein goldenes Gewand und eine goldene Pfeife; wenn er die bliese, dann würde es stets zu seinem Beistand da sein.
In der Frühe, als die Brüder erwachten, sahen sie, dass der Strohhaufen nirgends zerrauft war. Sie waren voller Neid auf ihren Bruder, doch sie konnten ihm nichts anhaben.
Kurz darauf wurde auf dem Markte der Stadt nach des Königs Befehl ein grosser Tannenstamm aufgepflanzt, auf dessen Spitze ein Schilfhalm, auf des Schilfhalms Spitze eine Gerte, auf der Spitze der Gerte eine Nadel, auf der Spitze der Nadel ein goldener Apfel. Dann liess der König ausrufen, dass er demjenigen seine Tochter zur Gemahlin gebe, der diesen goldenen Apfel mit einem Pferdesprung herunternehme. Als dies die beiden ältesten Brüder hörten, wählten sie die schönsten von ihres Vaters Pferden aus, um ihr Glück zu versuchen. Doch traun, sie kamen dem goldenen Apfel nicht einmal nahe! Der halbnärrische Bursche ging auch hin, das erstemal in dem Kupfergewand. Er blies die Kupferpfeife, siehe, da erschien das Pferd. Er sass auf, doch drei Klafter fehlten noch bis zum Apfel. Aber er sagte niemandem, wer er sei. Als seine Brüder heimkamen, da lungerte er schon auf dem Misthaufen herum. Anderntags kleidete er sich in das Silbergewand. Er blies die silberne Pfeife, da erschien das silberne Pferd; er sass auf, dann sprang er geradewegs nach dem goldenen Apfel. Jetzt fehlte nur noch ein halber Klafter, dass er den goldenen Apfel gegriffen hätte. Als seine Brüder heim kamen, denn die gingen jeden Tag hin, da lungerte er schon lange auf dem Misthaufen herum. Am dritten Tage zog er das Goldgewand an und ritt auf dem goldenen Pferde von dannen. Nun, mit dem sprang er jetzt glücklich über den Tannenstamm, erwischte auch den goldenen Apfel. Danach eilte er heim. Den Goldapfel steckte er unter seine Mütze. Als dann seine Brüder heimkamen, lungerte er schon längst wieder auf dem Misthaufen herum.
Das war so weit ganz gut; doch der König liess nach dem goldenen Apfel suchen. Alle Stadttore wurden geschlossen, damit niemand hinausgehen könne. Nun langten die Diener auch bei seinem Hause an, um dort alles nachzusehen. Die beiden älteren Brüder hatten sie schon durchsucht, aber natürlich fanden sie bei ihnen ebenso wenig etwas wie anderswo. Da sprach der eine Diener, als er den halbnärrischen Burschen auf dem Misthaufen erblickte: »Den müssen wir auch noch ansehen; wer weiss, was darinnen stecken mag!«
Die beiden Brüder sprachen:
»Da gebt euch keine Mühe mit, bei dem ist nichts; der ist ja doch immer auf dem Misthaufen.«
Aber sie riefen ihn doch.
Ohne Gruss kommt der Halbnärrische heran. »Donnerwetter, du Lümmel, weisst nicht, was sich gehört?« spricht der eine; damit riss er ihm die Mütze vom Kopf. Mehr bedurfte es nicht. Mit schrecklich grossem Lärm führten sie ihn zum König. Da war eine Glaskutsche, vor die spannten sie das kupferne, das silberne und das goldene Pferd, denn die hatte er herbeigerufen, damit sie bezeugten, dass er wirklich den Apfel heruntergenommen habe. In die Kutsche setzte er sich mit der wunderschönen Königstochter, dann fuhren sie durch die ganze Stadt. Nach ein paar Tagen hielten sie grosse Hochzeit; sie leben jetzt noch, wenn sie noch nicht gestorben sind.
»Geh, mein Sohn, schlafe heute Nacht auf dem Haufen; pass auf, wer ihn auseinander wühlt.«
Nun gut, so geschah’s. Seine liebe Mutter buk ihm Kuchen, nähte ihm auch einen Ranzen, in den sie den Kuchen tat. Er stieg auf den Haufen; doch wahrlich, er verstand das Aufpassen nicht; denn als er am andern Morgen in der Frühe erwachte, da war der Haufen so zerrauft wie stets.
Da sprach der mittelste: »Na, jetzt werde ich aufpassen, wer das macht, mein lieber Vater.«
Auch ihm nähte die Mutter einen Ranzen, buk auch ihm Kuchen; aber traun, der verstand sich auch nicht aufs Aufpassen, denn das Stroh war am andern Morgen in der Frühe ebenso zerrauft wie vordem.
Jetzt sprach der jüngste, dieser halbnärrische:
»Ich sehe schon, das muss ich auch noch machen. Ohne mich können die nichts zu Stande bringen.«
Als seine beiden Brüder das hörten, ärgerten sie sich. Sie sagten: »Du Narr, wenn wir beide nicht aufpassen konnten, wirst du’s, du Narr, noch weniger können.«
»Darum sorgt euch nicht; das ist meine Sache.«
Auch ihm nähte die liebe Mutter einen Ranzen, buk ihm auch Kuchen.
Als es Abend wurde, stieg er auf den Strohhaufen. Doch er schlief nicht ein wie seine Brüder. So gegen zehn Uhr kam eine kleine Maus aus dem Stroh heraus, die sprach zu ihm:
»O mein lieber Bruder, ich bin so hungrig, gib mir einen kleinen Happen zu essen.«
Sie dauerte ihn, er gab ihr einen Kuchen.
»Nun, weil du mir das gegeben hast, will ich dir verkünden, wie du den Strohhaufen hüten kannst. Drei Pferdeherden pflegen hierher zu kommen, eine kupferne, eine silberne und eine goldene Herde. Sie kommen nach einander. Auf das schönste schwinge dich! Sie werden sich alle bäumen; doch kümmere dich nicht darum; nur halte dich gut fest, damit sie dich nicht abwerfen.«
»Na, das kannst du mir nur überlassen«, sagte der halb närrische Bursche.
Als die kleine Maus fortgegangen war, da kam nicht lange darauf die Herde Kupferpferde mit grossem Getöse. Er wartete nur, dass das schönste Kupferpferd in seine Nähe kam, dann schwang er sich gleich hinauf. Das schlug zwar tüchtig aus, doch er hielt sich gut an seiner Mähne fest. Als es dann sah, dass es ihn nicht abwerfen konnte, ergab es sich. Als das die andern sahen, stürmten sie mit grossem Lärm weiter. Da sprach das Pferd:
»Sobald du meiner bedarfst und du bläst auf dieser Kupferpfeife, die ich dir gebe, so werde ich immer da sein, dir zu helfen; lass mich nur frei! So oft du meiner bedarfst, blase nur, und ziehe dieses Kupfergewand an.«
Nun gut, er liess es frei. So gegen zwölf Uhr kam die Silberpferdeherde. Auch hier schwang er sich auf das schönste. Das bäumte sich auch tüchtig, doch es konnte ihn nicht abwerfen. Es ergab sich, und die andern liefen von dannen. Das silberne Pferd gab ihm eine silberne Pfeife und ein silbernes Gewand, dass er im Fall der Not nur diese Pfeife blase und dies Gewand anlege.
Er liess auch dieses frei. Gegen zwei Uhr kam das Goldgestüt. Nur zu! Drauflos! Plötzlich sass er auf dem schönsten. Das ergab sich auch, die andern stürmten davon. Das goldene Pferd gab ihm ein goldenes Gewand und eine goldene Pfeife; wenn er die bliese, dann würde es stets zu seinem Beistand da sein.
In der Frühe, als die Brüder erwachten, sahen sie, dass der Strohhaufen nirgends zerrauft war. Sie waren voller Neid auf ihren Bruder, doch sie konnten ihm nichts anhaben.
Kurz darauf wurde auf dem Markte der Stadt nach des Königs Befehl ein grosser Tannenstamm aufgepflanzt, auf dessen Spitze ein Schilfhalm, auf des Schilfhalms Spitze eine Gerte, auf der Spitze der Gerte eine Nadel, auf der Spitze der Nadel ein goldener Apfel. Dann liess der König ausrufen, dass er demjenigen seine Tochter zur Gemahlin gebe, der diesen goldenen Apfel mit einem Pferdesprung herunternehme. Als dies die beiden ältesten Brüder hörten, wählten sie die schönsten von ihres Vaters Pferden aus, um ihr Glück zu versuchen. Doch traun, sie kamen dem goldenen Apfel nicht einmal nahe! Der halbnärrische Bursche ging auch hin, das erstemal in dem Kupfergewand. Er blies die Kupferpfeife, siehe, da erschien das Pferd. Er sass auf, doch drei Klafter fehlten noch bis zum Apfel. Aber er sagte niemandem, wer er sei. Als seine Brüder heimkamen, da lungerte er schon auf dem Misthaufen herum. Anderntags kleidete er sich in das Silbergewand. Er blies die silberne Pfeife, da erschien das silberne Pferd; er sass auf, dann sprang er geradewegs nach dem goldenen Apfel. Jetzt fehlte nur noch ein halber Klafter, dass er den goldenen Apfel gegriffen hätte. Als seine Brüder heim kamen, denn die gingen jeden Tag hin, da lungerte er schon lange auf dem Misthaufen herum. Am dritten Tage zog er das Goldgewand an und ritt auf dem goldenen Pferde von dannen. Nun, mit dem sprang er jetzt glücklich über den Tannenstamm, erwischte auch den goldenen Apfel. Danach eilte er heim. Den Goldapfel steckte er unter seine Mütze. Als dann seine Brüder heimkamen, lungerte er schon längst wieder auf dem Misthaufen herum.
Das war so weit ganz gut; doch der König liess nach dem goldenen Apfel suchen. Alle Stadttore wurden geschlossen, damit niemand hinausgehen könne. Nun langten die Diener auch bei seinem Hause an, um dort alles nachzusehen. Die beiden älteren Brüder hatten sie schon durchsucht, aber natürlich fanden sie bei ihnen ebenso wenig etwas wie anderswo. Da sprach der eine Diener, als er den halbnärrischen Burschen auf dem Misthaufen erblickte: »Den müssen wir auch noch ansehen; wer weiss, was darinnen stecken mag!«
Die beiden Brüder sprachen:
»Da gebt euch keine Mühe mit, bei dem ist nichts; der ist ja doch immer auf dem Misthaufen.«
Aber sie riefen ihn doch.
Ohne Gruss kommt der Halbnärrische heran. »Donnerwetter, du Lümmel, weisst nicht, was sich gehört?« spricht der eine; damit riss er ihm die Mütze vom Kopf. Mehr bedurfte es nicht. Mit schrecklich grossem Lärm führten sie ihn zum König. Da war eine Glaskutsche, vor die spannten sie das kupferne, das silberne und das goldene Pferd, denn die hatte er herbeigerufen, damit sie bezeugten, dass er wirklich den Apfel heruntergenommen habe. In die Kutsche setzte er sich mit der wunderschönen Königstochter, dann fuhren sie durch die ganze Stadt. Nach ein paar Tagen hielten sie grosse Hochzeit; sie leben jetzt noch, wenn sie noch nicht gestorben sind.
[Ungarn: Elisabet Róna-Sklarek: Ungarische Volksmärchen]