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Märchenbasar

Das Salz im Brot

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Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter. Eines Tages rief er die älteste zu sich und fragte, wie liebe sie ihn. Hierauf antwortete sie ihm: »Vater, ich habe dich so lieb wie Zucker.« Der König freute sich über solche süße Worte und rief auch die zweite Tochter, um sie zu fragen, wie stark ihre Liebe zu ihm sei. »Vater«, antwortete auch diese, »ich liebe dich wie Dultschatza.« Auch diese Antwort gefiel ihm gar wohl, und er rief auch seine jüngste und frug sie: »Wie gern hast du mich?« – »Vater, ich habe dich so gerne wie das Salz im Brot.« Darüber wurde der König so zornig, daß er seine dritte Tochter fortjagte.
Diese ging und ging durch Wald und Feld, bis sie in ein anderes Reich gelangte, zu einem König, dessen Sohn schwermütig war. Der konnte niemanden um sich vertragen außer seiner Mutter. Zu dieser trat das Mädchen in Dienst. Der Kranke duldete nun auch diese um sich, sie pflegte ihn so gut, und als ein Jahr um war, so war er wieder gesund und hatte seine Pflegerin so liebgewonnen, daß er sie zur Frau begehrte. Da sie ihn auch gern hatte, willigte sie ein, und bald sollte Hochzeit sein, zu welcher die Braut auch ihre Bekannten und ihren Vater einlud. Dieser wußte aber nicht, daß die Braut seine Tochter sei. Nun befahl sie, neben seinen Teller ungesalzenes Brot zu legen. Als die Gäste bei Tische saßen, schmeckte allen das Brot, nur dem alten König nicht, der konnte es nicht essen, weil kein Salz darin war. Er sah aber, wie es allen gut schmeckte, und fragte seinen Nachbarn, ob er auch Brot ohne Salz habe. Der hatte aber nicht solches. Jetzt fragte er, wie käme es, daß nur er solch ungenießbares Brot bekommen. Da erhob sich die Braut und sagte: »Vater, kennst du mich denn nicht? Ich bin ja deine jüngste Tochter, die du fortgeschickt, weil sie dich wie das Salz im Brot liebt. Heute aber erkennst du selbst, wie viel wichtiger doch Salz ist als alles andere.« Als dies der Vater hörte, begann er zu weinen und bat sein Kind um Verzeihung.
Der alte König übersiedelte nun zu seiner jüngsten und lebte noch viele Jahre froh bei ihr. Wer weiß, ob er schon gestorben.

[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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