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Das Schloß am Beyer

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Das verwünschte und versunkene Schloß am Beyer hat einer von Oberalba gesehen, der um Mitternacht da vorüber mußte. Eine Schar wild aussehender Jäger mit langen Bärten und Spinnwebgesichtern saß davor und zechte an einer beleuchteten Tafel. Die bildschöne Tochter des Kuhhirten von Oberalba war einer Kuh gefolgt, die sich schon wiederholt heimlich von der Herde entfernt hatte. Da kommt sie durch das offne Tor des Schlosses und ist kaum in den Hof getreten, als ihr ein stattlicher Junker entgegentritt, sie bei ihrem Namen nennt und mit gar einschmeichelnden Worten fragt, ob sie ihn nicht zu ihrem Eheherrn nehmen und in dem prächtigen Schlosse da wohnen wolle. Das Mädchen betrachtete den schönen Junker und schlug ein. Hocherfreut führte er sie in das Schloß und zeigte ihr all die prachtvollen Gemächer und die kostbaren gold- und silberdurchwirkten Kleider, so daß ihr Herz vor Lust und Freude pochte.

Als der Junker dies gewahrte, wiederholte er seine Frage, knüpfte aber diesmal die Bedingung daran, sie müsse fest geloben, ihm eine Reihe von Jahren, es komme was da wolle, durchaus nicht zu zürnen. Das Hirtenmädchen ging auch darauf mit Freuden ein. Sie wurde nun in die kostbaren Gewänder gekleidet und lebte als Edelfrau herrlich und in Freuden. Auch gebar sie dem Junker nacheinander zwei bildschöne Knaben. Sie liebte ihren Eheherrn so sehr, daß sie ihm nicht zürnte, als er ihr die Kinder bald nach der Geburt wegnehmen ließ. Doch als sie den dritten Knaben zur Welt gebracht hatte und ihr auch dieser genommen wurde, da empörte sich aus Liebe zu ihren Kindern ihr Herz, so daß die ihr Gelöbnis vergaß und ihrem Gemahl auf seine Frage, ob sie ihm zürne, ein heftiges Ja zur Antwort gab. Kaum war es über ihre Lippen, als den Junker eine große Traurigkeit befiel. Ihr beiderseitiges Glück, sagte er, sei nun auf immer dahin. Vor vielen, vielen Jahren wäre das Schloß mit allen Bewohnern verwünscht und verflucht worden. Sie allein, wenn sie ihrem Gelübde treu geblieben wäre, hätte den Bann brechen und ihre drei Kinder zurückerhalten können. Nun aber sei alles verloren. Die Hirtentochter verfiel hierauf in einen tiefen Schlaf, und als sie erwachte, befand sie sich in ihren alten Kleidern einsam im Walde.

Sage aus Thüringen

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