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Hans hatte sich beim Müller verdungen um drei Ohrfeigen, welche er dem Müller geben dürfte. Der Müller wäre ihn aber bald gern wieder los gewesen, hieß ihn in den Brunnen steigen und die Knechte, ihm einen Mühlstein nachwerfen. Aber der Mühlstein fiel dem Hans auf die Schultern, so dass sein Kopf durch das Loch schaute und Hans rief, als er aus dem Brunnen kam: „Seht meinen schönen Halskragen!“ und tanzte mit dem Mühlstein herum. Noch anderes versuchte der Müller, ihn in die andre Welt zu befördern, aber es nützte ihm nichts, er musste die drei Ohrfeigen aushalten. Die erste gab Hans ihm mit zwei Fingern, davon lag er acht Tage krank, von der zweiten wäre er fast tot geblieben. Die dritte schenkte der gutherzige Hans ihm und zog weiter zu einem Schäfer, bei welchem er sich als Hirte verdingte.
Als er nun am folgenden Morgen das erste Mal austreiben wollte, sagte der Schäfer: „Hans, du kannst überall hintreiben, nur nicht auf die Riesenweide!“ „Es ist schon gut“, sagte Hans und trieb gerade dahin. Er war kaum da, als schon ein Riese vom Berge her heranpolterte und rief: „Was hast du auf meiner Weide zu tun?“ „Das geht dich nichts an“, sprach Hans und schlug ihn mit drei Fingern hinters Ohr, da fiel der Riese hin, so lang wie er gewachsen war. Abends erzählte Hans dem Schäfer die Geschichte, aber der schüttelte den Kopf und sprach: „Solch Ding tut wohl einmal gut, aber das zweite Mal nicht. Treibe die Schafe morgen einen andern Weg.“ „Es ist schon gut“ sprach Hans.
Am folgenden Morgen fuhr Hans mit der Herde abermals der Riesenweide zu. Sogleich erschien ein Riese vom Berge her, der rief: „Was hast du auf meiner Weide zu tun?“ „Das geht dich nichts an“, sprach Hans und schlug ihn mit vier Fingern an die Ohren, so dass sie ihm sein Lebtag nicht mehr weh taten. Wer nun wüsste, was da jenseits der Berge für ein Land liegt, dachte Hans; wenn das nicht etwas ganz besonderes wäre, würden die Riesen nicht hier Wache stehen. Er ging zum Schäfer und sprach: „Nimm deine Herde zurück, ich bin des Schäferns müde und gehe in das Riesenland.“ Der Schäfer versuchte wohl, ihm abzuraten, aber Hans hörte nicht auf ihn und zog weg gegen die Berge hin.
Das war ein hoher, hoher Berg, den er da erklettern musste und hinter dem Berge lag ein tiefes, tiefes Tal, darin stand ein herrliches Schloss. Das gefiel dem Hans nicht schlecht. „Da muss es besser Leben sein als in des Müllers Haus und in des Schäfers Hütte“ sprach er und stieg den Berg hinab und ging in das Schloss hinein. Hei das war eine Pracht und Herrlichkeit, ein Zimmer schöner wie das andre und im letzten hingen lauter Riesenröcke. Dann ging Hans auch in den Stall, da standen drei Pferde und was für Pferde! Schöner gibt’s keine in des Kaisers Marstall. Das erste war ein Schimmel, das andre ein Rappe, das dritte ein Brauner, und er ging und strich sie und klopfte sie, einen nach dem andern. Da hörte er plötzlich rufen: „Hans, Hans.“ Er guckte sich um, aber da war kein Mensch zu sehn. „Hans, Hans“, rief es abermals und da merkte er, dass die Stimme aus der Ecke kam, wo der Schimmel stand und als er hinging, war das der Schimmel selber, der rief zum dritten Mal: „Hans, Hans.“ „Was hättest du gern?“ fragte Hans. Der Schimmel antwortete: „Sattle mich, Hans, und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein.“ „Mich festhalten?“ fragte Hans, „dafür lass du mich sorgen.“ Er sattelte den Schimmel und ritt hinaus, da hinkte der Schimmel und schnappte, dass es zum Erbarmen war. Hinterm Schloss grade vor dem gläsernen Berg lag ein Dorf, als Hans hindurch ritt, liefen ihm die Kinder nach und die Alten lachten ihn aus und riefen: „Was will der auf seinem schnapperigen krummen Gaul“, aber Hans ließ sich nicht irre machen und dachte, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Als er jenseits des Dorfes an den gläsernen Berg kam, da schüttelte sich der Schimmel dreimal. Augenblicklich hörte sein Hinken auf und Hans war ganz überschmuckt; er hatte eine goldne Rüstung an, einen goldnen Helm auf dem Haupte und an seiner Seite hing ein mächtiges Schlachtschwert. „Ach was bin ich für ein schöner Bursche geworden, so gefalle ich mir!“ rief Hans, der sich in dem gläsernen Berge abgespiegelt sah. Da sprach der Schimmel: „Jetzt halte dich fest im Sattel, Hans, und lass dich durch nichts irre machen, hau aber droben brav zu.“ „Schimmelchen, du kennst den Hans noch nicht“, sprach Hans, „sonst wüsstest du, dass der zuschlagen kann.“ Da erhob sich der Schimmel und sprengte in mächtigen Sätzen den gläsernen Berg hinan, dass die Funken und die Splitter davon stoben. Droben lief er mit Hans auf einen großen Platz, wo allerlei Waffenspiel gehalten wurde und waren da wohl tausend Ritter versammelt. Da kamen ihrer viele, um mit Hans einen Straus zu bestehen, aber er teilte solche Hiebe aus, dass es seinen Gegnern bald Angst wurde und sie sich gefangen gaben. Als der König ihn aber bewillkommen wollte, wandte er plötzlich seinen Schimmel und weg war er. Als er drunten ankam war es Nacht, so dass Hans in seiner goldnen Rüstung in das Schloss zurückreiten konnte, ohne dass ihn jemand bemerkte.
Am andern Morgen ging er in den Stall, um nach den Pferden zu sehen, da rief es wiederum: „Hans, Hans.“ „Was hättest du gern, mein Schimmelchen?“ fragte Hans, aber der Schimmel sprach: „Ich habe dir nicht gerufen, sondern der Braune.“ Hans ging zum Braunen und fragte: „Was hättest du gern mein Bräunchen?“ „Sattle mich, Hans und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein“, antwortete der Braune. „Festhalten sagst du? frage das Schimmelchen, ob Hans sich festhalten lässt“, sagte Hans, nahm Sattel und Zaum, machte den Braunen zurecht und sprang drauf. Als er hinausritt hinkte das Bräunchen, dass es ein Jammer war und das ganze Dorf den Hans auslachte, aber der saß wie ein Kaiser so ernst auf seinem lahmen Gaul und lachte sie erst recht aus, denn er dachte: „Wüsstet ihr, was ich weiß!“ jenseits des Dorfes am gläsernen Berge schüttelte sich das Bräunchen dreimal, da kannte der Hans sein Bräunchen und sich selber nicht mehr, so sehr glänzte er in seiner Rüstung von rotem Gold und seinem Helm mit prächtigen Federn drauf. „Nun halte dich fest im Sattel Hans und haue droben brav zu“, sprach der Braune und Hans erwiderte: „Es ist schon gut, ich weiß das alles schon; nur vorwärts.“ Da setzte der Braune seine Hufe ein und sprengte den gläsernen Berg hinan, dass es nicht anders schien, als er flöge hinauf; Hans saß aber im Sattel, wie der beste Reitersmann, so fest und so stolz. Droben lief der Braune wieder auf den Platz, wo das Turnier auch diesmal stattfand. Als Hans hereinritt, wandten sich des Königs und aller Zuschauer Augen auf ihn, denn ein so schöner Ritter war noch nie gesehen worden. Jetzt zog Hans sein Schwert und schwang es und rief: „Ihr Herrn, ihr Herren, wer will, ich habe große Fechtlust, als heran, als heran!“ Da sprengten sie einer nach dem andern auf Hans los und fochten mit ihm, aber keiner konnte gegen ihn ankommen; wem er mit seinem Schwert zu nahe kam, der hatte soviel, dass er nicht mehr begehrte. Plötzlich wurden die Trompeten geblasen zum Zeichen, dass das Turnier zu Ende sei. Da stand der König auf um Hans zu begrüßen, aber der wandte seinen Braunen und fort war er. Drunten ritt er unbemerkt wieder in das Riesenschloss und schlief prächtig auf die Strapaze.
Am folgenden Morgen als er im Stall nach den Pferden sah, rief es abermals: „Hans, Hans.“ „Was willst du, mein Bräunchen?“ fragte Hans, aber der Braune sprach: „Ich habe dir nicht gerufen, sondern der Rappe.“ Hans ging zum Rappen und fragte: „Was hättest du gern, mein Räppchen?“ „Sattle mich Hans und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein.“ „Mit dem Festhalten hat’s keine Not“ sprach Hans, sattelte und zäumte den Rappen und ritt fort. Draus fing der Rappe wieder an zu hinken, ach das war nicht anzusehen und das ganze Dorf lachte und höhnte den armen Hans aus, der aber ein ganz vergnügtes Gesicht dazu machte. Am gläsernen Berg schüttelte sich der Rappe dreimal und da funkelte der ganze Hans von Gold und Edelsteinen, dass es nicht zu sagen ist, und des Rappen Sattel und Zaum war so kostbar, dass er seines Gleichen nicht hatte. „Nun halte dich fest im Sattel Hans und haue droben brav zu“, sprach der Rappe, und Hans: „Lass mich nur gehen, ich kenne das Ding schon.“ Wie der Wind sprengte der Rappe jetzt den Berg hinan und grade auf den Turnierplatz zu. Diesmal räumte der Hans aber unter den Rittern auf! Er schlug auf sie los, dass die Stücke von den Helmen und Panzern fuhren und Schwerter und Schilde zerbrachen. Da fingen plötzlich die Trompeten an zu blasen und Hans wandte seinen Rappen, um nach Hause zu sprengen. Aber der König hatte Befehl gegeben das Tor des Platzes zu schließen und wollte den Hans fangen, tot oder lebendig, stand auch selber mit bloßem Schwert an dem Tor. Als der Hans dahin kam und sich eingeschlossen sah, lenkte er seinen Rappen ein wenig zurück und setzte über das Tor hinweg, da schlug der König mit dem Schwerte nach ihm, um ihn wenigstens zu zeichnen. Hans hatte aber eine so harte Haut, dass die Spitze des Schwertes darin stecken blieb und abbrach. „Jetzt wollen wir ihn schon kriegen“ sprach der König.
Am folgenden Tage schickte der König von dem gläsernen Berge nach allen Seiten Boten aus, welche verkündigen mussten: „Der Ritter in dessen Bein des Königs Schwertspitze steckt, soll die Prinzessin zur Gemahlin bekommen.“ Da brach mancher Ritter ein Stück von seinem Schwert ab, bohrte es in sein Bein und ließ sich zum König tragen, aber sie fuhren alle mit Schande ab, denn keine der Spitzen passte an des Königs Schwert. Hans hatte Anfangs seine Wunde nicht geachtet, denn die Schwertspitze galt ihm so viel, als unser einem ein Splitter Holz. Nach und nach aber eiterte die Wunde und wurde so schlimm, dass er nicht mehr gehen konnte und einen Arzt holen lassen musste. Als dieser die Wunde sah und die Schwertspitze herauszog, sprach er: „Warum meldet ihr euch nicht an des Königs Hof, da ihr doch des Königs Tochter zur Gemahlin bekommen könnt? Denn das ist des Königs Schwertspitze, seine Krone steht darauf.“ „Ei sage du es ihm, wenn du Lust hast und dir einen Botenlohn verdienen willst“ sprach Hans. Da verband der Arzt die Wunde schnell und eilte zum König. Dieser setzte sich in einen stolzen Wagen und fahr sogleich zu Hans. Als er in das Zimmer des Schlosses kam, wo Hans zu Bette lag, erkannte er ihn sogleich und rief: „Du tapferster von allen Rittern, warum hast du dich mir nicht eher zu erkennen gegeben? Wie freue ich mich, dass ich dich finde!“ „Es ist ja immer noch früh genug“, sprach Hans. „Wann soll denn die Hochzeit sein?“ „Wenn du erst wieder gesund bist“, antwortete der König. „Dann lasst nur schnell Anstalt dazu machen“, sprach Hans und sprang aus seinem Bett auf; „der Mückenstich an meinem Bein hat nichts zu bedeuten.“ So wurde die Hochzeit mit großer Feierlichkeit begangen und Hans war ein königlicher Prinz.
Nach einem Jahre gebar die Prinzessin ihm einen Sohn, und kaum war der auf der Welt, so warf der Schimmel im Stall ein Füllen. „Das hat also sein sollen und muss seine Bedeutung haben“ sprach Hans. „dass mir das Füllchen nur gut gepflegt werde!“ Er hatte aber nicht lange Freude an dem Knaben und dem Füllchen, denn als Beide ein Jahr alt waren, brach ein Krieg aus und Prinz Hans zog ins Feld und blieb sieben Jahre aus, denn so lange währte der Krieg. Der Knabe wuchs aber mit dem Füllchen auf, und als er drei Jahre alt war, ritt er schon auf ihm, und Beide hatten einander so lieb, dass sie stets beisammen waren, vom Morgen bis zum Abend.
Hans hatte in seiner Stadt einen Hofjuden wohnen, der mauschelte der Prinzessin so viel vor, dass sie dem Hans ihre Treue brach und mit dem Juden hielt; es war überhaupt nicht manch gutes Haar an ihr. Das dauerte also über sechs Jahre lang, da kamen Boten, welche meldeten, dass Prinz Hans bald zurückkehre, da er all seine Feinde geschlagen habe. Da sprach der Jud: „Au waih geschrieen, wenn der Prinz heim kommt und der kleine Bub ihm sagt, dass wir zu einander gehalten haben. Du musst den Buben töten, wenn er nicht plaudern soll.“ Sprach das ruchlose Weib: „Das will ich schon wenn ich nur wüsste, wie ich das anfangen soll.“ Der Jud gab ihr Gift und sprach: „Mische ihm das in seinen Kaffee, dann plaudert er nicht mehr.“
Als der Knabe Nachmittags aus der Schule kam, rief ihn die Königin und sprach: „Da mein liebstes Söhnchen, trink deinen Kaffee.“ „Stell ihn auf mein Tischlein, liebe Mutter“, erwiderte das Kind. „Ich laufe einmal schnell in den Stall, um nach meinem Füllchen zu schauen.“ Als der Knabe in den Stall kam lag das Füllchen da und war sehr traurig. „Füllchen, ach liebes Füllchen, was fehlt dir?“ fragte der Knabe und das Füllchen sprach: „Ach mein liebster Sohn, ach mein liebster Sohn, trink deinen Kaffee nicht, sondern gib nur ein wenig der Katze und du wirst sehn, was drin ist.“ Da sprang das Kind zurück und gab der Katze ein wenig von dem Kaffee und kaum hatte sie es getrunken, da flog sie wider die Decke und zerplatzte: so stark war das Gift.
Der Jud wusste gar nicht, was er dazu denken sollte, dass das Kind nicht sterben wollte, kam zu der Königin und sprach: „Au waih geschrieen, der Bub muss sterben, wenn er uns nicht verraten soll. Hier hast du Stoff zu einem Kittelchen, den trage zu den neun und neunzig Schneidern, und lass ihn schnell zurecht machen, dann muss er zu Grunde gehen.“ Die Königin tat, wie der Jud gesagt und gegen Mittag war das Kittelchen fertig. Als nun das Kind aus der Schule kam, rief sie es zu sich und sprach: „Sieh einmal, mein liebstes Söhnchen, was habe ich dir für ein schönes Kittelchen machen lassen!“ „Lege es auf mein Tischlein, liebste Mutter“, antwortete das Kind; „ich laufe einmal schnell in den Stall, um nach meinem Füllchen zu schauen.“ Als der Knabe in den Stall kam, lag das Füllchen da und ließ den Kopf hängen. „Füllchen, ach liebes Füllchen, was fehlt dir?“ fragte der Knabe. „Ach mein liebster Sohn, ach mein liebster Sohn“, sprach das Füllchen; „ziehe das Kittelchen von deiner Mutter nicht an. Droben in meiner Krippe liegt ein Stoff, der sieht eben so aus, trag ihn zu den neun und neunzig Schneidern und lass dir ein Kittelchen daraus machen und das ziehe an. In das andere sollst du den Haushund wickeln und du wirst sehen, was drin ist.“ Der Knabe tat also und als der Haushund in dem Kittelchen steckte, drehte er sich hundertmal im Kreis herum und war tot. Dann ging das Kind wieder zu den neun und neunzig Schneidern, holte sein anderes Kittelchen und zog es an, das stand ihm gar zu schön.
Am folgenden Tage kam Prinz Hans von seinem Feldzug zurück. Als er eben am Tor anlangte, lief der schlechte Hofjud zu der Prinzessin und sprach: „Au waih geschrieen, der Prinz kommt und der Bub plaudert. Leg dich schnell ins Bett, stell dich todkrank und tue was ich dir sage, dann geht Alles gut.“ Dann gab er ihr einen bösen falschen Rat und lief weg.
„Wo ist meine herzallerliebste Frau?“ fragte Hans, als er in das Schloss kam und er war ganz untröstlich, als er hörte, sie sei plötzlich todkrank geworden. Er eilte zu ihr und da tat sie gerade, als liege sie in den letzten Zügen. „Ach ist denn nichts, was dir helfen kann?“ rief Hans. Da sprach sie: „Alle Ärzte sind hier gewesen und keiner konnte nur einen Rat geben, außer einem, der hat aber sofort weiter reisen müssen, weil er so gar viel zu tun hat. Aber was der mir gesagt hat, kann ich nicht tun, ja nicht einmal sagen, ach es ist allzu erschrecklich.“ „Sage es nur“, sprach Hans, „mir ist nichts zu teuer, wenn ich meine herzliebe Frau vom Tode retten kann.“ „Wenn ich es denn sagen muss“, sprach sie und seufzte heuchlerisch dazu, „nun gut, dann will ich es sagen. Das einzige Mittel mich zu retten, ist dass du unseres lieben Söhnchens Zunge in Milch kochen lässt.“ Da war Hans noch viel unglücklicher. Er ging hinaus, da sprang ihm der Knabe mit dem Füllchen entgegen und Hans dachte bei sich: „Das Füllen ist mit dem Kinde zu ein und derselben Stunde geboren, wir wollen dem Tier die Zunge ausschneiden lassen.“ Während nun ein Feldscherer geholt wurde, sprach das Füllen zu dem Knaben: „Mein lieber Sohn, ach mein lieber Sohn, gleich kommen sie und wollen mir die Zunge ausschneiden. Bitte aber deinen Vater, er möge dich vorher dreimal herumreiten lassen und halte dich fest im Sattel.“ Gleich darauf kam der Feldscherer mit Messern und Scheren und Hans sprach: „Hole dein Füllen, lieber Sohn, wir müssen ihm die Zunge ausschneiden und sie deiner Mutter als Arznei geben, sonst stirbt sie.“ Der Knabe sagte: „Lieber Vater, lass mich vorher noch dreimal herumreiten, ehe mein armes Füllchen stirbt.“ Hans war damit zufrieden, der Knabe schwang sich auf das Füllen und ritt herum. Beim dritten Mal aber erhob es sich plötzlich von der Erde und stob durch die Luft fort, immer höher und immer weiter, bis es ganz verschwand. Da hatte Hans das Nachsehen, das Weib wurde aber ohne die Zunge gesund.
Also flog der Knabe über drei Königreiche weg, erst in dem vierten ließ das Pferdchen sich nieder. Da sprach es: „Nun geh‘ ins Schloss und nimm Dienst an. Was du siehst, das kannst du machen und noch dreimal schöner, als jeder andre. Wenn du aber in Not kommen solltest, oder dir etwas wünschest, dann rassle nur mit diesem Kettchen und ich bin bei dir.“ Es gab ihm noch die Kette, nahm Abschied von ihm und flog durch die Luft davon.
Der Knabe ging in das Schloss und suchte Dienst. Er wurde als Pferdeputzer im Hofstall angenommen und Alles ging ihm so flink von der Hand und gelang ihm so gut, dass der Stallmeister mit keinem Knechte so zufrieden war, als mit ihm. So lebte er wohl sechs Jahre in dem Stalle. Eines Samstags ging er nach getaner Arbeit in den Hofgarten, wo der Gärtner eben Sträuße für die Königstochter band. Der Knabe sprach: „Lasset mich versuchen, auch einen Strauß zu binden.“ „Du magst gut die Pferde putzen können, aber du musst die Hände von den Blumen lassen“, sprach der Gärtner. „Es kommt auf einen Versuch an“, meinte der Knabe, pflückte sich ein paar Blumen und etwas Grün dazu und machte einen Strauß, dass dem Gärtner alle fünf Sinne still standen. „Du darfst nicht im Pferdestall bleiben“, sprach der Gärtner, meldete Alles dem Könige und erwirkte, dass der Knabe sofort zum Gärtnerburschen ernannt wurde. Da sah man bald dem Garten an, dass eine andere Hand darin waltete; die Blumen blühten schöner und reicher, neue Blumen aller Art wuchsen aus dem Boden heraus und die Bäume trugen Frucht, dass die Äste fast brachen. Jeden Samstag wenn seine Arbeit getan war und Niemand mehr in den Garten kam, rasselte der Knabe, der unterdessen zum Jüngling wurde, mit seinem Kettchen, dann stand sein Pferdchen bei ihm. Er schwang sich auf, das Pferdchen schüttelte sich und sogleich strahlte und funkelte er von Gold und Silber. So ritt er in dem Garten umher und das war all seine Freude. Nun schauten aber die Zimmer der Prinzessin mit ihren Fenstern in den Garten und sie sah jeden Samstag den schönen Reiter, sagte aber nichts davon, denn sie meinte, es könne nur ein Engel sein, der da erschiene und von Erscheinungen soll man nicht reden, sonst verschwinden sie und man sieht sie nicht mehr. Eines Tages aber sah sie, wie der Gärtnerbursche in den Garten trat, sein Kettchen hervorzog und damit rasselte, wie das Pferdchen kam, er sich aufschwang und augenblicklich in Gold und Silber strahlend in dem Garten herumritt. Da entbrannte sie in Liebe zu ihm und diese war so heftig, dass sie krank wurde. Sie schlich nur noch wie ein Schatten umher. Als der Jüngling das hörte, brachte er ihr jeden Tag zwei Sträuße, ihr Gemüt zu erfreuen und zu erheitern. Dann bot sie ihm jedes Mal die Hand zum Danke und schaute ihn so freundlich dabei an, sprach auch so schön mit ihm, dass er seines Herzens nicht lange Meister blieb. Auf so viel Glück hat die liebe Sonne niemals hernieder geschaut, als das war, wie der Jüngling ihr sein Herz eröffnete und sie ihm ihr Herz aufschloss und sie Beide eins im andern einen so großen Liebesschatz fanden. Wer aber rechte Liebe hat, der hat auch einen rechten Mut. Am folgenden Morgen ging die Prinzessin zu ihrem Vater und bat ihn, er möge sie dem Gärtnerburschen anvermählen; wenn sie auch mit ihm arbeiten und sich plagen müsste, das tue Alles nichts, anders könne sie nie glücklich werden. Der König erzürnte sehr, als er solches hörte und sprach: „Besinne dich drei Tage, bleibst du auf deinem Sinne, dann gewähre ich dir zur Strafe deine Bitte und gebe euch als Wohnung das Hinkelhaus.“ „Ich wohne lieber mit dem Gärtnerburschen in dem Hinkelhaus, als ohne ihn in dem schönsten Schloss der Welt“, sprach die Prinzessin, und nachdem die Hochzeit im Stillen gehalten worden war, zog sie mit ihrem Gemahl in das Hinkelhaus. Da arbeitete sie nun wie eine gewöhnliche Bürgersfrau von Morgens früh bis Abends spät und hatte viel zu tun, da sie auf Reinlichkeit hielt, was die Hinkel nicht tun. Das hätte sie nun gerne Alles getan, wenn sie nicht von den Hofherren und Hofdamen immer verspottet worden wäre; ach das schnitt ihr durchs Herz. Sie klagte es oft ihrem Manne, wenn er aus dem Garten von der Arbeit kam, dann sprach er aber stets: „Warte nur, liebste Frau, du wirst noch lachen, wenn diese alle weinen müssen.“
Plötzlich brach ein Krieg aus und des Königs Land kam in große Not. Da musste Alles zur Verteidigung ins Feld rücken und auch der Gärtnerbursche sollte mit ausziehen. Um sich aber lustig über ihn zu machen, gab ihm der König ein hinkendes Pferd, ein hölzernes Schwert und eine Flinte ohne Hahn; so ritt er aus und der ganze Hof verhöhnte ihn, so dass seine Frau meinte, vor Ärger und Scham in die Erde sinken zu müssen. Er tat, als höre und sehe er nicht. Vor dem Tore blieb er hinter dem Heer zurück und ritt dann abseits in einen Wald. Da rasselte er mit seinem Kettchen und sogleich stand sein Pferdchen vor ihm. Er band den lahmen Gaul an einen Baum und schwang sich auf sein liebes Pferd, das schüttelte sich, da glänzte er von Gold und Silber und an seiner Seite hing ein Schwert, vor dem Alles floh und sank, wenn er es schwang. So ritt er dem Heere nach, da kam dies ihm schon entgegen und war bereits auf der Flucht und der Feind hinter ihm drein. „Mir nach!“ rief er den Soldaten zu. Als diese ihn sahen, wie er so mutig auf die Feinde hineinsprengte und sie zusammenschlug, wie der Schmied das alte Eisen, da gewannen sie wieder Mut, wandten sich um und schlugen auch drauf los. Jetzt war das Fliehen am Feinde, der König siegte und machte so viel Beute, dass alle Pferde der Hauptstadt geholt wurden, um sie heimzufahren. Der König eilte selber dem Gärtnerburschen, den er jedoch nicht erkannte, entgegen, um ihm zu danken, und als er sah, dass derselbe am Bein verwundet war und das Blut herunter lief, verband er selber ihm die Wunde mit seinem Tuche, worein die Königskrone gestickt war. Kaum war das geschehen, so sprengte der Gärtnerbursch fort und in den Wald, wo sein lahmer Gaul hielt. Da steckte er sich wieder in seinen alten Aufzug und ritt heim, während alle Soldaten und der König mit ihn verspotteten.
Seine Frau sah sogleich, dass er etwas am Beine hatte und wollte ihn besser verbinden, da fand sie des Königs Tuch. Zugleich hörte sie, wie draußen ausgerufen wurde, der König lasse den General zu sich entbieten, der ihm die Schlacht gewonnen und den er selber mit seinem Tuche verbunden habe. „Bring ihm das Tuch und sage, dass sein General im Hinkelhaus liege“, sprach er und die Prinzessin eilte entzückt zu ihrem Vater. Unterdessen ging er in den Garten und rasselte mit seinem Kettchen. Da stand sein Pferdchen da, er schwang sich drauf, es schüttelte sich und er leuchtete in seiner prachtvollen Rüstung. „Wenn du deine Frau im Schlosshofe siehst, nimm sie zu dir“, sprach das Pferdchen. Da ritt er in den Schlosshof, wo der König mit seinem ganzen Hofstaat schon stand und ihn suchte. Jetzt konnte der König kommen, um ihm schöne Worte zu sagen, er hörte nicht darauf, sondern warf ihm mit harten Reden vor, dass er seine eigne Tochter so schlecht behandelt habe und erzählte zuletzt, wie er nicht ein gewöhnlicher Gärtnerbursch, sondern ein geborner Prinz sei. Dann ritt er zu der Prinzessin, seiner Frau, hob sie zu sich aufs Pferd und fort ging’s durch die Luft dahin. Da hatte der König das Nachsehen.
Auf einer freien Waldwiese ließ das Pferdchen sich nieder, die lag hart an einem Berge. „Jetzt steiget ab“ sprach es, „und du nimm dein Schwert, schwenke es gegen den Berg und schlage mir den Kopf herunter.“ Der Prinz war gewohnt, dem Pferdchen in Allem zu folgen und wie leid es ihm tat, so folgte er doch auch diesmal. Als aber das Blut auf den Boden floss, da sprang der Berg unter schrecklichem Krachen von einander und vor ihnen lag ein großes Königsschloss, der Wald wurde zum prächtigen Garten und das Gebirge hinter dem Schloss zu einer schönen Stadt. Aus dem Schlosse kamen Diener und Hofherren und aus der Stadt die Bürger und grüßten sie als König und Königin. Da war all ihr Leid zu Ende und das Glück trat an seine Stelle und verließ sie und ihre Kinder auch nie wieder.
Als er nun am folgenden Morgen das erste Mal austreiben wollte, sagte der Schäfer: „Hans, du kannst überall hintreiben, nur nicht auf die Riesenweide!“ „Es ist schon gut“, sagte Hans und trieb gerade dahin. Er war kaum da, als schon ein Riese vom Berge her heranpolterte und rief: „Was hast du auf meiner Weide zu tun?“ „Das geht dich nichts an“, sprach Hans und schlug ihn mit drei Fingern hinters Ohr, da fiel der Riese hin, so lang wie er gewachsen war. Abends erzählte Hans dem Schäfer die Geschichte, aber der schüttelte den Kopf und sprach: „Solch Ding tut wohl einmal gut, aber das zweite Mal nicht. Treibe die Schafe morgen einen andern Weg.“ „Es ist schon gut“ sprach Hans.
Am folgenden Morgen fuhr Hans mit der Herde abermals der Riesenweide zu. Sogleich erschien ein Riese vom Berge her, der rief: „Was hast du auf meiner Weide zu tun?“ „Das geht dich nichts an“, sprach Hans und schlug ihn mit vier Fingern an die Ohren, so dass sie ihm sein Lebtag nicht mehr weh taten. Wer nun wüsste, was da jenseits der Berge für ein Land liegt, dachte Hans; wenn das nicht etwas ganz besonderes wäre, würden die Riesen nicht hier Wache stehen. Er ging zum Schäfer und sprach: „Nimm deine Herde zurück, ich bin des Schäferns müde und gehe in das Riesenland.“ Der Schäfer versuchte wohl, ihm abzuraten, aber Hans hörte nicht auf ihn und zog weg gegen die Berge hin.
Das war ein hoher, hoher Berg, den er da erklettern musste und hinter dem Berge lag ein tiefes, tiefes Tal, darin stand ein herrliches Schloss. Das gefiel dem Hans nicht schlecht. „Da muss es besser Leben sein als in des Müllers Haus und in des Schäfers Hütte“ sprach er und stieg den Berg hinab und ging in das Schloss hinein. Hei das war eine Pracht und Herrlichkeit, ein Zimmer schöner wie das andre und im letzten hingen lauter Riesenröcke. Dann ging Hans auch in den Stall, da standen drei Pferde und was für Pferde! Schöner gibt’s keine in des Kaisers Marstall. Das erste war ein Schimmel, das andre ein Rappe, das dritte ein Brauner, und er ging und strich sie und klopfte sie, einen nach dem andern. Da hörte er plötzlich rufen: „Hans, Hans.“ Er guckte sich um, aber da war kein Mensch zu sehn. „Hans, Hans“, rief es abermals und da merkte er, dass die Stimme aus der Ecke kam, wo der Schimmel stand und als er hinging, war das der Schimmel selber, der rief zum dritten Mal: „Hans, Hans.“ „Was hättest du gern?“ fragte Hans. Der Schimmel antwortete: „Sattle mich, Hans, und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein.“ „Mich festhalten?“ fragte Hans, „dafür lass du mich sorgen.“ Er sattelte den Schimmel und ritt hinaus, da hinkte der Schimmel und schnappte, dass es zum Erbarmen war. Hinterm Schloss grade vor dem gläsernen Berg lag ein Dorf, als Hans hindurch ritt, liefen ihm die Kinder nach und die Alten lachten ihn aus und riefen: „Was will der auf seinem schnapperigen krummen Gaul“, aber Hans ließ sich nicht irre machen und dachte, wer zuletzt lacht, lacht am besten. Als er jenseits des Dorfes an den gläsernen Berg kam, da schüttelte sich der Schimmel dreimal. Augenblicklich hörte sein Hinken auf und Hans war ganz überschmuckt; er hatte eine goldne Rüstung an, einen goldnen Helm auf dem Haupte und an seiner Seite hing ein mächtiges Schlachtschwert. „Ach was bin ich für ein schöner Bursche geworden, so gefalle ich mir!“ rief Hans, der sich in dem gläsernen Berge abgespiegelt sah. Da sprach der Schimmel: „Jetzt halte dich fest im Sattel, Hans, und lass dich durch nichts irre machen, hau aber droben brav zu.“ „Schimmelchen, du kennst den Hans noch nicht“, sprach Hans, „sonst wüsstest du, dass der zuschlagen kann.“ Da erhob sich der Schimmel und sprengte in mächtigen Sätzen den gläsernen Berg hinan, dass die Funken und die Splitter davon stoben. Droben lief er mit Hans auf einen großen Platz, wo allerlei Waffenspiel gehalten wurde und waren da wohl tausend Ritter versammelt. Da kamen ihrer viele, um mit Hans einen Straus zu bestehen, aber er teilte solche Hiebe aus, dass es seinen Gegnern bald Angst wurde und sie sich gefangen gaben. Als der König ihn aber bewillkommen wollte, wandte er plötzlich seinen Schimmel und weg war er. Als er drunten ankam war es Nacht, so dass Hans in seiner goldnen Rüstung in das Schloss zurückreiten konnte, ohne dass ihn jemand bemerkte.
Am andern Morgen ging er in den Stall, um nach den Pferden zu sehen, da rief es wiederum: „Hans, Hans.“ „Was hättest du gern, mein Schimmelchen?“ fragte Hans, aber der Schimmel sprach: „Ich habe dir nicht gerufen, sondern der Braune.“ Hans ging zum Braunen und fragte: „Was hättest du gern mein Bräunchen?“ „Sattle mich, Hans und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein“, antwortete der Braune. „Festhalten sagst du? frage das Schimmelchen, ob Hans sich festhalten lässt“, sagte Hans, nahm Sattel und Zaum, machte den Braunen zurecht und sprang drauf. Als er hinausritt hinkte das Bräunchen, dass es ein Jammer war und das ganze Dorf den Hans auslachte, aber der saß wie ein Kaiser so ernst auf seinem lahmen Gaul und lachte sie erst recht aus, denn er dachte: „Wüsstet ihr, was ich weiß!“ jenseits des Dorfes am gläsernen Berge schüttelte sich das Bräunchen dreimal, da kannte der Hans sein Bräunchen und sich selber nicht mehr, so sehr glänzte er in seiner Rüstung von rotem Gold und seinem Helm mit prächtigen Federn drauf. „Nun halte dich fest im Sattel Hans und haue droben brav zu“, sprach der Braune und Hans erwiderte: „Es ist schon gut, ich weiß das alles schon; nur vorwärts.“ Da setzte der Braune seine Hufe ein und sprengte den gläsernen Berg hinan, dass es nicht anders schien, als er flöge hinauf; Hans saß aber im Sattel, wie der beste Reitersmann, so fest und so stolz. Droben lief der Braune wieder auf den Platz, wo das Turnier auch diesmal stattfand. Als Hans hereinritt, wandten sich des Königs und aller Zuschauer Augen auf ihn, denn ein so schöner Ritter war noch nie gesehen worden. Jetzt zog Hans sein Schwert und schwang es und rief: „Ihr Herrn, ihr Herren, wer will, ich habe große Fechtlust, als heran, als heran!“ Da sprengten sie einer nach dem andern auf Hans los und fochten mit ihm, aber keiner konnte gegen ihn ankommen; wem er mit seinem Schwert zu nahe kam, der hatte soviel, dass er nicht mehr begehrte. Plötzlich wurden die Trompeten geblasen zum Zeichen, dass das Turnier zu Ende sei. Da stand der König auf um Hans zu begrüßen, aber der wandte seinen Braunen und fort war er. Drunten ritt er unbemerkt wieder in das Riesenschloss und schlief prächtig auf die Strapaze.
Am folgenden Morgen als er im Stall nach den Pferden sah, rief es abermals: „Hans, Hans.“ „Was willst du, mein Bräunchen?“ fragte Hans, aber der Braune sprach: „Ich habe dir nicht gerufen, sondern der Rappe.“ Hans ging zum Rappen und fragte: „Was hättest du gern, mein Räppchen?“ „Sattle mich Hans und reite auf den gläsernen Berg, aber lass dich droben nicht festhalten, es wird dein Glück sein.“ „Mit dem Festhalten hat’s keine Not“ sprach Hans, sattelte und zäumte den Rappen und ritt fort. Draus fing der Rappe wieder an zu hinken, ach das war nicht anzusehen und das ganze Dorf lachte und höhnte den armen Hans aus, der aber ein ganz vergnügtes Gesicht dazu machte. Am gläsernen Berg schüttelte sich der Rappe dreimal und da funkelte der ganze Hans von Gold und Edelsteinen, dass es nicht zu sagen ist, und des Rappen Sattel und Zaum war so kostbar, dass er seines Gleichen nicht hatte. „Nun halte dich fest im Sattel Hans und haue droben brav zu“, sprach der Rappe, und Hans: „Lass mich nur gehen, ich kenne das Ding schon.“ Wie der Wind sprengte der Rappe jetzt den Berg hinan und grade auf den Turnierplatz zu. Diesmal räumte der Hans aber unter den Rittern auf! Er schlug auf sie los, dass die Stücke von den Helmen und Panzern fuhren und Schwerter und Schilde zerbrachen. Da fingen plötzlich die Trompeten an zu blasen und Hans wandte seinen Rappen, um nach Hause zu sprengen. Aber der König hatte Befehl gegeben das Tor des Platzes zu schließen und wollte den Hans fangen, tot oder lebendig, stand auch selber mit bloßem Schwert an dem Tor. Als der Hans dahin kam und sich eingeschlossen sah, lenkte er seinen Rappen ein wenig zurück und setzte über das Tor hinweg, da schlug der König mit dem Schwerte nach ihm, um ihn wenigstens zu zeichnen. Hans hatte aber eine so harte Haut, dass die Spitze des Schwertes darin stecken blieb und abbrach. „Jetzt wollen wir ihn schon kriegen“ sprach der König.
Am folgenden Tage schickte der König von dem gläsernen Berge nach allen Seiten Boten aus, welche verkündigen mussten: „Der Ritter in dessen Bein des Königs Schwertspitze steckt, soll die Prinzessin zur Gemahlin bekommen.“ Da brach mancher Ritter ein Stück von seinem Schwert ab, bohrte es in sein Bein und ließ sich zum König tragen, aber sie fuhren alle mit Schande ab, denn keine der Spitzen passte an des Königs Schwert. Hans hatte Anfangs seine Wunde nicht geachtet, denn die Schwertspitze galt ihm so viel, als unser einem ein Splitter Holz. Nach und nach aber eiterte die Wunde und wurde so schlimm, dass er nicht mehr gehen konnte und einen Arzt holen lassen musste. Als dieser die Wunde sah und die Schwertspitze herauszog, sprach er: „Warum meldet ihr euch nicht an des Königs Hof, da ihr doch des Königs Tochter zur Gemahlin bekommen könnt? Denn das ist des Königs Schwertspitze, seine Krone steht darauf.“ „Ei sage du es ihm, wenn du Lust hast und dir einen Botenlohn verdienen willst“ sprach Hans. Da verband der Arzt die Wunde schnell und eilte zum König. Dieser setzte sich in einen stolzen Wagen und fahr sogleich zu Hans. Als er in das Zimmer des Schlosses kam, wo Hans zu Bette lag, erkannte er ihn sogleich und rief: „Du tapferster von allen Rittern, warum hast du dich mir nicht eher zu erkennen gegeben? Wie freue ich mich, dass ich dich finde!“ „Es ist ja immer noch früh genug“, sprach Hans. „Wann soll denn die Hochzeit sein?“ „Wenn du erst wieder gesund bist“, antwortete der König. „Dann lasst nur schnell Anstalt dazu machen“, sprach Hans und sprang aus seinem Bett auf; „der Mückenstich an meinem Bein hat nichts zu bedeuten.“ So wurde die Hochzeit mit großer Feierlichkeit begangen und Hans war ein königlicher Prinz.
Nach einem Jahre gebar die Prinzessin ihm einen Sohn, und kaum war der auf der Welt, so warf der Schimmel im Stall ein Füllen. „Das hat also sein sollen und muss seine Bedeutung haben“ sprach Hans. „dass mir das Füllchen nur gut gepflegt werde!“ Er hatte aber nicht lange Freude an dem Knaben und dem Füllchen, denn als Beide ein Jahr alt waren, brach ein Krieg aus und Prinz Hans zog ins Feld und blieb sieben Jahre aus, denn so lange währte der Krieg. Der Knabe wuchs aber mit dem Füllchen auf, und als er drei Jahre alt war, ritt er schon auf ihm, und Beide hatten einander so lieb, dass sie stets beisammen waren, vom Morgen bis zum Abend.
Hans hatte in seiner Stadt einen Hofjuden wohnen, der mauschelte der Prinzessin so viel vor, dass sie dem Hans ihre Treue brach und mit dem Juden hielt; es war überhaupt nicht manch gutes Haar an ihr. Das dauerte also über sechs Jahre lang, da kamen Boten, welche meldeten, dass Prinz Hans bald zurückkehre, da er all seine Feinde geschlagen habe. Da sprach der Jud: „Au waih geschrieen, wenn der Prinz heim kommt und der kleine Bub ihm sagt, dass wir zu einander gehalten haben. Du musst den Buben töten, wenn er nicht plaudern soll.“ Sprach das ruchlose Weib: „Das will ich schon wenn ich nur wüsste, wie ich das anfangen soll.“ Der Jud gab ihr Gift und sprach: „Mische ihm das in seinen Kaffee, dann plaudert er nicht mehr.“
Als der Knabe Nachmittags aus der Schule kam, rief ihn die Königin und sprach: „Da mein liebstes Söhnchen, trink deinen Kaffee.“ „Stell ihn auf mein Tischlein, liebe Mutter“, erwiderte das Kind. „Ich laufe einmal schnell in den Stall, um nach meinem Füllchen zu schauen.“ Als der Knabe in den Stall kam lag das Füllchen da und war sehr traurig. „Füllchen, ach liebes Füllchen, was fehlt dir?“ fragte der Knabe und das Füllchen sprach: „Ach mein liebster Sohn, ach mein liebster Sohn, trink deinen Kaffee nicht, sondern gib nur ein wenig der Katze und du wirst sehn, was drin ist.“ Da sprang das Kind zurück und gab der Katze ein wenig von dem Kaffee und kaum hatte sie es getrunken, da flog sie wider die Decke und zerplatzte: so stark war das Gift.
Der Jud wusste gar nicht, was er dazu denken sollte, dass das Kind nicht sterben wollte, kam zu der Königin und sprach: „Au waih geschrieen, der Bub muss sterben, wenn er uns nicht verraten soll. Hier hast du Stoff zu einem Kittelchen, den trage zu den neun und neunzig Schneidern, und lass ihn schnell zurecht machen, dann muss er zu Grunde gehen.“ Die Königin tat, wie der Jud gesagt und gegen Mittag war das Kittelchen fertig. Als nun das Kind aus der Schule kam, rief sie es zu sich und sprach: „Sieh einmal, mein liebstes Söhnchen, was habe ich dir für ein schönes Kittelchen machen lassen!“ „Lege es auf mein Tischlein, liebste Mutter“, antwortete das Kind; „ich laufe einmal schnell in den Stall, um nach meinem Füllchen zu schauen.“ Als der Knabe in den Stall kam, lag das Füllchen da und ließ den Kopf hängen. „Füllchen, ach liebes Füllchen, was fehlt dir?“ fragte der Knabe. „Ach mein liebster Sohn, ach mein liebster Sohn“, sprach das Füllchen; „ziehe das Kittelchen von deiner Mutter nicht an. Droben in meiner Krippe liegt ein Stoff, der sieht eben so aus, trag ihn zu den neun und neunzig Schneidern und lass dir ein Kittelchen daraus machen und das ziehe an. In das andere sollst du den Haushund wickeln und du wirst sehen, was drin ist.“ Der Knabe tat also und als der Haushund in dem Kittelchen steckte, drehte er sich hundertmal im Kreis herum und war tot. Dann ging das Kind wieder zu den neun und neunzig Schneidern, holte sein anderes Kittelchen und zog es an, das stand ihm gar zu schön.
Am folgenden Tage kam Prinz Hans von seinem Feldzug zurück. Als er eben am Tor anlangte, lief der schlechte Hofjud zu der Prinzessin und sprach: „Au waih geschrieen, der Prinz kommt und der Bub plaudert. Leg dich schnell ins Bett, stell dich todkrank und tue was ich dir sage, dann geht Alles gut.“ Dann gab er ihr einen bösen falschen Rat und lief weg.
„Wo ist meine herzallerliebste Frau?“ fragte Hans, als er in das Schloss kam und er war ganz untröstlich, als er hörte, sie sei plötzlich todkrank geworden. Er eilte zu ihr und da tat sie gerade, als liege sie in den letzten Zügen. „Ach ist denn nichts, was dir helfen kann?“ rief Hans. Da sprach sie: „Alle Ärzte sind hier gewesen und keiner konnte nur einen Rat geben, außer einem, der hat aber sofort weiter reisen müssen, weil er so gar viel zu tun hat. Aber was der mir gesagt hat, kann ich nicht tun, ja nicht einmal sagen, ach es ist allzu erschrecklich.“ „Sage es nur“, sprach Hans, „mir ist nichts zu teuer, wenn ich meine herzliebe Frau vom Tode retten kann.“ „Wenn ich es denn sagen muss“, sprach sie und seufzte heuchlerisch dazu, „nun gut, dann will ich es sagen. Das einzige Mittel mich zu retten, ist dass du unseres lieben Söhnchens Zunge in Milch kochen lässt.“ Da war Hans noch viel unglücklicher. Er ging hinaus, da sprang ihm der Knabe mit dem Füllchen entgegen und Hans dachte bei sich: „Das Füllen ist mit dem Kinde zu ein und derselben Stunde geboren, wir wollen dem Tier die Zunge ausschneiden lassen.“ Während nun ein Feldscherer geholt wurde, sprach das Füllen zu dem Knaben: „Mein lieber Sohn, ach mein lieber Sohn, gleich kommen sie und wollen mir die Zunge ausschneiden. Bitte aber deinen Vater, er möge dich vorher dreimal herumreiten lassen und halte dich fest im Sattel.“ Gleich darauf kam der Feldscherer mit Messern und Scheren und Hans sprach: „Hole dein Füllen, lieber Sohn, wir müssen ihm die Zunge ausschneiden und sie deiner Mutter als Arznei geben, sonst stirbt sie.“ Der Knabe sagte: „Lieber Vater, lass mich vorher noch dreimal herumreiten, ehe mein armes Füllchen stirbt.“ Hans war damit zufrieden, der Knabe schwang sich auf das Füllen und ritt herum. Beim dritten Mal aber erhob es sich plötzlich von der Erde und stob durch die Luft fort, immer höher und immer weiter, bis es ganz verschwand. Da hatte Hans das Nachsehen, das Weib wurde aber ohne die Zunge gesund.
Also flog der Knabe über drei Königreiche weg, erst in dem vierten ließ das Pferdchen sich nieder. Da sprach es: „Nun geh‘ ins Schloss und nimm Dienst an. Was du siehst, das kannst du machen und noch dreimal schöner, als jeder andre. Wenn du aber in Not kommen solltest, oder dir etwas wünschest, dann rassle nur mit diesem Kettchen und ich bin bei dir.“ Es gab ihm noch die Kette, nahm Abschied von ihm und flog durch die Luft davon.
Der Knabe ging in das Schloss und suchte Dienst. Er wurde als Pferdeputzer im Hofstall angenommen und Alles ging ihm so flink von der Hand und gelang ihm so gut, dass der Stallmeister mit keinem Knechte so zufrieden war, als mit ihm. So lebte er wohl sechs Jahre in dem Stalle. Eines Samstags ging er nach getaner Arbeit in den Hofgarten, wo der Gärtner eben Sträuße für die Königstochter band. Der Knabe sprach: „Lasset mich versuchen, auch einen Strauß zu binden.“ „Du magst gut die Pferde putzen können, aber du musst die Hände von den Blumen lassen“, sprach der Gärtner. „Es kommt auf einen Versuch an“, meinte der Knabe, pflückte sich ein paar Blumen und etwas Grün dazu und machte einen Strauß, dass dem Gärtner alle fünf Sinne still standen. „Du darfst nicht im Pferdestall bleiben“, sprach der Gärtner, meldete Alles dem Könige und erwirkte, dass der Knabe sofort zum Gärtnerburschen ernannt wurde. Da sah man bald dem Garten an, dass eine andere Hand darin waltete; die Blumen blühten schöner und reicher, neue Blumen aller Art wuchsen aus dem Boden heraus und die Bäume trugen Frucht, dass die Äste fast brachen. Jeden Samstag wenn seine Arbeit getan war und Niemand mehr in den Garten kam, rasselte der Knabe, der unterdessen zum Jüngling wurde, mit seinem Kettchen, dann stand sein Pferdchen bei ihm. Er schwang sich auf, das Pferdchen schüttelte sich und sogleich strahlte und funkelte er von Gold und Silber. So ritt er in dem Garten umher und das war all seine Freude. Nun schauten aber die Zimmer der Prinzessin mit ihren Fenstern in den Garten und sie sah jeden Samstag den schönen Reiter, sagte aber nichts davon, denn sie meinte, es könne nur ein Engel sein, der da erschiene und von Erscheinungen soll man nicht reden, sonst verschwinden sie und man sieht sie nicht mehr. Eines Tages aber sah sie, wie der Gärtnerbursche in den Garten trat, sein Kettchen hervorzog und damit rasselte, wie das Pferdchen kam, er sich aufschwang und augenblicklich in Gold und Silber strahlend in dem Garten herumritt. Da entbrannte sie in Liebe zu ihm und diese war so heftig, dass sie krank wurde. Sie schlich nur noch wie ein Schatten umher. Als der Jüngling das hörte, brachte er ihr jeden Tag zwei Sträuße, ihr Gemüt zu erfreuen und zu erheitern. Dann bot sie ihm jedes Mal die Hand zum Danke und schaute ihn so freundlich dabei an, sprach auch so schön mit ihm, dass er seines Herzens nicht lange Meister blieb. Auf so viel Glück hat die liebe Sonne niemals hernieder geschaut, als das war, wie der Jüngling ihr sein Herz eröffnete und sie ihm ihr Herz aufschloss und sie Beide eins im andern einen so großen Liebesschatz fanden. Wer aber rechte Liebe hat, der hat auch einen rechten Mut. Am folgenden Morgen ging die Prinzessin zu ihrem Vater und bat ihn, er möge sie dem Gärtnerburschen anvermählen; wenn sie auch mit ihm arbeiten und sich plagen müsste, das tue Alles nichts, anders könne sie nie glücklich werden. Der König erzürnte sehr, als er solches hörte und sprach: „Besinne dich drei Tage, bleibst du auf deinem Sinne, dann gewähre ich dir zur Strafe deine Bitte und gebe euch als Wohnung das Hinkelhaus.“ „Ich wohne lieber mit dem Gärtnerburschen in dem Hinkelhaus, als ohne ihn in dem schönsten Schloss der Welt“, sprach die Prinzessin, und nachdem die Hochzeit im Stillen gehalten worden war, zog sie mit ihrem Gemahl in das Hinkelhaus. Da arbeitete sie nun wie eine gewöhnliche Bürgersfrau von Morgens früh bis Abends spät und hatte viel zu tun, da sie auf Reinlichkeit hielt, was die Hinkel nicht tun. Das hätte sie nun gerne Alles getan, wenn sie nicht von den Hofherren und Hofdamen immer verspottet worden wäre; ach das schnitt ihr durchs Herz. Sie klagte es oft ihrem Manne, wenn er aus dem Garten von der Arbeit kam, dann sprach er aber stets: „Warte nur, liebste Frau, du wirst noch lachen, wenn diese alle weinen müssen.“
Plötzlich brach ein Krieg aus und des Königs Land kam in große Not. Da musste Alles zur Verteidigung ins Feld rücken und auch der Gärtnerbursche sollte mit ausziehen. Um sich aber lustig über ihn zu machen, gab ihm der König ein hinkendes Pferd, ein hölzernes Schwert und eine Flinte ohne Hahn; so ritt er aus und der ganze Hof verhöhnte ihn, so dass seine Frau meinte, vor Ärger und Scham in die Erde sinken zu müssen. Er tat, als höre und sehe er nicht. Vor dem Tore blieb er hinter dem Heer zurück und ritt dann abseits in einen Wald. Da rasselte er mit seinem Kettchen und sogleich stand sein Pferdchen vor ihm. Er band den lahmen Gaul an einen Baum und schwang sich auf sein liebes Pferd, das schüttelte sich, da glänzte er von Gold und Silber und an seiner Seite hing ein Schwert, vor dem Alles floh und sank, wenn er es schwang. So ritt er dem Heere nach, da kam dies ihm schon entgegen und war bereits auf der Flucht und der Feind hinter ihm drein. „Mir nach!“ rief er den Soldaten zu. Als diese ihn sahen, wie er so mutig auf die Feinde hineinsprengte und sie zusammenschlug, wie der Schmied das alte Eisen, da gewannen sie wieder Mut, wandten sich um und schlugen auch drauf los. Jetzt war das Fliehen am Feinde, der König siegte und machte so viel Beute, dass alle Pferde der Hauptstadt geholt wurden, um sie heimzufahren. Der König eilte selber dem Gärtnerburschen, den er jedoch nicht erkannte, entgegen, um ihm zu danken, und als er sah, dass derselbe am Bein verwundet war und das Blut herunter lief, verband er selber ihm die Wunde mit seinem Tuche, worein die Königskrone gestickt war. Kaum war das geschehen, so sprengte der Gärtnerbursch fort und in den Wald, wo sein lahmer Gaul hielt. Da steckte er sich wieder in seinen alten Aufzug und ritt heim, während alle Soldaten und der König mit ihn verspotteten.
Seine Frau sah sogleich, dass er etwas am Beine hatte und wollte ihn besser verbinden, da fand sie des Königs Tuch. Zugleich hörte sie, wie draußen ausgerufen wurde, der König lasse den General zu sich entbieten, der ihm die Schlacht gewonnen und den er selber mit seinem Tuche verbunden habe. „Bring ihm das Tuch und sage, dass sein General im Hinkelhaus liege“, sprach er und die Prinzessin eilte entzückt zu ihrem Vater. Unterdessen ging er in den Garten und rasselte mit seinem Kettchen. Da stand sein Pferdchen da, er schwang sich drauf, es schüttelte sich und er leuchtete in seiner prachtvollen Rüstung. „Wenn du deine Frau im Schlosshofe siehst, nimm sie zu dir“, sprach das Pferdchen. Da ritt er in den Schlosshof, wo der König mit seinem ganzen Hofstaat schon stand und ihn suchte. Jetzt konnte der König kommen, um ihm schöne Worte zu sagen, er hörte nicht darauf, sondern warf ihm mit harten Reden vor, dass er seine eigne Tochter so schlecht behandelt habe und erzählte zuletzt, wie er nicht ein gewöhnlicher Gärtnerbursch, sondern ein geborner Prinz sei. Dann ritt er zu der Prinzessin, seiner Frau, hob sie zu sich aufs Pferd und fort ging’s durch die Luft dahin. Da hatte der König das Nachsehen.
Auf einer freien Waldwiese ließ das Pferdchen sich nieder, die lag hart an einem Berge. „Jetzt steiget ab“ sprach es, „und du nimm dein Schwert, schwenke es gegen den Berg und schlage mir den Kopf herunter.“ Der Prinz war gewohnt, dem Pferdchen in Allem zu folgen und wie leid es ihm tat, so folgte er doch auch diesmal. Als aber das Blut auf den Boden floss, da sprang der Berg unter schrecklichem Krachen von einander und vor ihnen lag ein großes Königsschloss, der Wald wurde zum prächtigen Garten und das Gebirge hinter dem Schloss zu einer schönen Stadt. Aus dem Schlosse kamen Diener und Hofherren und aus der Stadt die Bürger und grüßten sie als König und Königin. Da war all ihr Leid zu Ende und das Glück trat an seine Stelle und verließ sie und ihre Kinder auch nie wieder.
Quelle: Johann Wilhelm Wolf