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Es lebten einmal ein Greis und eine Greisin. Sie hatten zwei Kinder – Jonukas und Elenyte. Einmal buken sie den Kindern ein Weizenbrötlein. Sie schoben das Brötlein in den Ofen, doch es begann, langsam aus der Backofentür auf den Vorofen herauszurutschen. Als die Kinder das sahen, riefen sie laut: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon auf dem Vorofen!“ – „Soll es noch backen, soll es noch backen“, antwortete die Alte.
Da stieg das Brötlein schon vom Vorofen auf den Boden herunter. Die Kinder schreien wieder: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon unten auf dem Boden!“ – „Soll es noch backen, soll es noch backen“, antwortete die Alte.
Da stieg das Brötlein schon auf die Schwelle. Die Kinder begannen wieder lauf zu rufen: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon auf der Schwelle!“ – „Soll es sich abkühlen, soll es sich abkühlen“, antwortete die Alte.
Da stieg das Brötlein schon auf die Treppenstufen. Die Kinder fingen wieder an zu schreien: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon auf der Treppe!“ – „Oi, hinterher, hinterher!“ antwortete das alte Weiblein, ergriff einen Besenstiel, der Alte nahm einen Ofenhaken, und sie jagten hinter dem Brötlein her. Sie laufen und laufen hinterher, doch sie können es nicht einholen. Und das Brötlein rennt aus Leibeskräften, es schaut sich nicht einmal um!
Wie es so rennt, trifft es die Heumahd. Die Heumahd sagt: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab, ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur!“
Und das Brötlein begann zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Der Besenstiel, er jagte mich – er fing mich nicht,
Jetzt willst du mich jagen, Heumahd –
Du fängst mich nicht!“
Und das Brötlein lief Hals über Kopf los, und die Heumahd schaut, schaut und weiß nicht, wo es hingelaufen ist. Da sieht sie – es kommen der Greis und die Greisin angelaufen, das Mädchen und der Junge. Sie fragt: „Wohin lauft ihr?“ – „Den Brotlaib wollen wir fangen! Hast du ihn vielleicht gesehen?“ – „Ja, ich hab‘ ihn gesehen, ich wollt‘ ihn fangen, doch er entwischte mir!“ – „Dann auf und alle hinterher!“ – „Schön“, antwortete sie und jagte mit ihnen hinterher.
Doch das Brötlein lief. Und da traf es die Roggenmahd. Die Roggenmahd fragt: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab! Ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur! Dann werde ich nichts abschneiden.“
Und es hub an zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Der Besenstiel, erjagte mich – er fing mich nicht,
Der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Auch die Heumahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Wenn du mich jagst. Roggenmahd – du fängst mich nicht!“
Und das Brötlein – hopp! – und lief los. Und die Roggenmahd hinterher! Aber wo denkst du hin! Das Brötlein ist klein – sogleich ist es entwischt und hat sich versteckt. Da kommen der Greis und die Greisin, das Mädchen und der Junge angelaufen. Und sie fragt: „Wohin lauft ihr?“ – „Den Brotlaib wollen wir fangen! Hast du ihn vielleicht gesehen?“ – „Gesehen habe ich ihn schon, aber er ist mir entwischt.“ – „Na, dann hinterher!“ Und sie alle hinterdrein.
Doch das Brötlein traf den Wolf. Der Wolf fragt es: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab! Ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur!“
Und es hub an zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Der Besenstiel, erjagte mich – er fing mich nicht,
Auch die Heumahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Die Roggenmahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Willst du mich jagen. Wölflein – du fängst mich nicht!“
Und es lief Hals über Kopf davon. Doch der Wolf hinterher! Aber was glaubst du wohl! Das Brötlein ist klein, doch der Wolf groß wie ein Teufelsaas, er kommt schlecht voran. Das Brötlein immer nur husch-husch!, doch der Wolf buch-buch-buch-buch und blieb zurück. Da sieht der Wolf: Es kommt der Alte angelaufen, die Alte, das Mädchen und der Junge. „Wohin lauft ihr?“ fragt der Wolf. „Sieh, uns ist ein Weizenbrot entwischt, darum laufen wir hinterher, doch wir können und können es nicht fangen. Hast du es vielleicht gesehen?“ – „Gesehen habe ich es schon, es ist bei mir vorbeigelaufen, doch ich konnte es nicht halten, es entwischte mir.“ – „Dann wirst du uns vielleicht fangen helfen?“ – „Schön, ich will euch helfen“, antwortete der Wolf. Und alle – auf und hinterher.
Doch das Weizenbrötlein war schon weit und begegnete nun dem Füchslein. Und das Füchslein fragt: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Sag’s mir schnell, denn ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab! Ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur, doch du bleibst trotz allem nicht am Leben!“ Und das Weizenbrötlein hub an zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Schon der Besenstiel, erjagte mich – er fing mich nicht,
Auch die Heumahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Die Roggenmahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Auch das Wölflein jagte mich – es fing mich nicht,
Willst du mich jagen. Füchslein – du fängst mich nicht!“
Und dann lief es los, Hals über Kopf, und das Füchslein hinterher. Das Brötlein – hops! – über den Graben, aber auch das Füchslein – hops! – über den Graben; das Brötlein – husch! – in den Wald, aber auch das Füchslein – husch! – in den Wald; das Brötlein – husch! – aus dem Wald, doch auch das Füchslein – husch! – aus dem Wald.
Schließlich – das Brötlein lief und lief – da stürzte es hin. Und das Füchslein fing an zu fressen. Als nun die beiden Alten das Brötlein nicht einholen konnten, kehrten sie unverrichteter Dinge nach Hause zurück. Doch das Füchslein ist inzwischen in aller Ruhe mit seinem Weizenbrötlein beschäftigt. Es beißt die Rinde in zwei Teile und frisst die weiche Brotkrume heraus. Danach machte es sein Geschäft in die eine Hälfte, deckte die andere darüber und beschloss, irgendjemanden zu betrügen. Für das schlaue Füchslein ist das Betrügen eine Kleinigkeit. Es erinnerte sich, dass am Waldrande zwei Hirtenjungen hüten. Es lief also zu ihnen hin und sagte: „Kommt, wir wollen tauschen! Ich gebe euch diesen Laib Weizenbrot, und ihr gebt mir dafür einen kleinen Schafbock!“ – „Gut“, antworteten die Hirtenjungen und tauschten ohne viel Umstände.
Das Füchslein brachte seinen kleinen Schafbock in den Sumpfwald, briet ihn sich und war froh, dass es die Hirtenjungen so schlau betrogen hatte. Aber auch die Hirtenjungen freuen sich, dass sie einen so schönen Laib Weizenbrot haben. Sie breiten sich sogleich ein schönes Tüchlein hin und schneiden das Brötlein an. Als sie aber den Laib Brot angeschnitten haben – pfui!, da fließt es heraus und auf ihr schönes Tuch und beschmutzte es gründlich. So ist nun auch – pfui! – unser Märchen zu Ende.
Da stieg das Brötlein schon vom Vorofen auf den Boden herunter. Die Kinder schreien wieder: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon unten auf dem Boden!“ – „Soll es noch backen, soll es noch backen“, antwortete die Alte.
Da stieg das Brötlein schon auf die Schwelle. Die Kinder begannen wieder lauf zu rufen: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon auf der Schwelle!“ – „Soll es sich abkühlen, soll es sich abkühlen“, antwortete die Alte.
Da stieg das Brötlein schon auf die Treppenstufen. Die Kinder fingen wieder an zu schreien: „Alte, liebe Alte, das Brötlein ist schon auf der Treppe!“ – „Oi, hinterher, hinterher!“ antwortete das alte Weiblein, ergriff einen Besenstiel, der Alte nahm einen Ofenhaken, und sie jagten hinter dem Brötlein her. Sie laufen und laufen hinterher, doch sie können es nicht einholen. Und das Brötlein rennt aus Leibeskräften, es schaut sich nicht einmal um!
Wie es so rennt, trifft es die Heumahd. Die Heumahd sagt: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab, ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur!“
Und das Brötlein begann zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Der Besenstiel, er jagte mich – er fing mich nicht,
Jetzt willst du mich jagen, Heumahd –
Du fängst mich nicht!“
Und das Brötlein lief Hals über Kopf los, und die Heumahd schaut, schaut und weiß nicht, wo es hingelaufen ist. Da sieht sie – es kommen der Greis und die Greisin angelaufen, das Mädchen und der Junge. Sie fragt: „Wohin lauft ihr?“ – „Den Brotlaib wollen wir fangen! Hast du ihn vielleicht gesehen?“ – „Ja, ich hab‘ ihn gesehen, ich wollt‘ ihn fangen, doch er entwischte mir!“ – „Dann auf und alle hinterher!“ – „Schön“, antwortete sie und jagte mit ihnen hinterher.
Doch das Brötlein lief. Und da traf es die Roggenmahd. Die Roggenmahd fragt: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab! Ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur! Dann werde ich nichts abschneiden.“
Und es hub an zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Der Besenstiel, erjagte mich – er fing mich nicht,
Der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Auch die Heumahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Wenn du mich jagst. Roggenmahd – du fängst mich nicht!“
Und das Brötlein – hopp! – und lief los. Und die Roggenmahd hinterher! Aber wo denkst du hin! Das Brötlein ist klein – sogleich ist es entwischt und hat sich versteckt. Da kommen der Greis und die Greisin, das Mädchen und der Junge angelaufen. Und sie fragt: „Wohin lauft ihr?“ – „Den Brotlaib wollen wir fangen! Hast du ihn vielleicht gesehen?“ – „Gesehen habe ich ihn schon, aber er ist mir entwischt.“ – „Na, dann hinterher!“ Und sie alle hinterdrein.
Doch das Brötlein traf den Wolf. Der Wolf fragt es: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab! Ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur!“
Und es hub an zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Der Besenstiel, erjagte mich – er fing mich nicht,
Auch die Heumahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Die Roggenmahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Willst du mich jagen. Wölflein – du fängst mich nicht!“
Und es lief Hals über Kopf davon. Doch der Wolf hinterher! Aber was glaubst du wohl! Das Brötlein ist klein, doch der Wolf groß wie ein Teufelsaas, er kommt schlecht voran. Das Brötlein immer nur husch-husch!, doch der Wolf buch-buch-buch-buch und blieb zurück. Da sieht der Wolf: Es kommt der Alte angelaufen, die Alte, das Mädchen und der Junge. „Wohin lauft ihr?“ fragt der Wolf. „Sieh, uns ist ein Weizenbrot entwischt, darum laufen wir hinterher, doch wir können und können es nicht fangen. Hast du es vielleicht gesehen?“ – „Gesehen habe ich es schon, es ist bei mir vorbeigelaufen, doch ich konnte es nicht halten, es entwischte mir.“ – „Dann wirst du uns vielleicht fangen helfen?“ – „Schön, ich will euch helfen“, antwortete der Wolf. Und alle – auf und hinterher.
Doch das Weizenbrötlein war schon weit und begegnete nun dem Füchslein. Und das Füchslein fragt: „Weizenbrot, Weizenbrot, wohin läufst du? Sag’s mir schnell, denn ich will mir ein Stück von dir abschneiden!“ – „O weh, schneide nichts von mir ab! Ich will dir ein schönes Liedchen vorsingen!“ – „Na, dann singe nur, doch du bleibst trotz allem nicht am Leben!“ Und das Weizenbrötlein hub an zu singen:
„Schon der Opa jagte mich – er fing mich nicht,
Schon die Oma jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon das Mädchen jagte mich – sie fing mich nicht,
Schon der Junge jagte mich – er fing mich nicht,
Schon der Ofenhaken jagte mich – er fing mich nicht,
Schon der Besenstiel, erjagte mich – er fing mich nicht,
Auch die Heumahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Die Roggenmahd jagte mich – sie fing mich nicht,
Auch das Wölflein jagte mich – es fing mich nicht,
Willst du mich jagen. Füchslein – du fängst mich nicht!“
Und dann lief es los, Hals über Kopf, und das Füchslein hinterher. Das Brötlein – hops! – über den Graben, aber auch das Füchslein – hops! – über den Graben; das Brötlein – husch! – in den Wald, aber auch das Füchslein – husch! – in den Wald; das Brötlein – husch! – aus dem Wald, doch auch das Füchslein – husch! – aus dem Wald.
Schließlich – das Brötlein lief und lief – da stürzte es hin. Und das Füchslein fing an zu fressen. Als nun die beiden Alten das Brötlein nicht einholen konnten, kehrten sie unverrichteter Dinge nach Hause zurück. Doch das Füchslein ist inzwischen in aller Ruhe mit seinem Weizenbrötlein beschäftigt. Es beißt die Rinde in zwei Teile und frisst die weiche Brotkrume heraus. Danach machte es sein Geschäft in die eine Hälfte, deckte die andere darüber und beschloss, irgendjemanden zu betrügen. Für das schlaue Füchslein ist das Betrügen eine Kleinigkeit. Es erinnerte sich, dass am Waldrande zwei Hirtenjungen hüten. Es lief also zu ihnen hin und sagte: „Kommt, wir wollen tauschen! Ich gebe euch diesen Laib Weizenbrot, und ihr gebt mir dafür einen kleinen Schafbock!“ – „Gut“, antworteten die Hirtenjungen und tauschten ohne viel Umstände.
Das Füchslein brachte seinen kleinen Schafbock in den Sumpfwald, briet ihn sich und war froh, dass es die Hirtenjungen so schlau betrogen hatte. Aber auch die Hirtenjungen freuen sich, dass sie einen so schönen Laib Weizenbrot haben. Sie breiten sich sogleich ein schönes Tüchlein hin und schneiden das Brötlein an. Als sie aber den Laib Brot angeschnitten haben – pfui!, da fließt es heraus und auf ihr schönes Tuch und beschmutzte es gründlich. So ist nun auch – pfui! – unser Märchen zu Ende.
(Litauen)